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Weder während des Klinikaufenthaltes noch zu Hause zeigte einer der an der Studie teilnehmenden Hunde klinische Anzeichen von Krampfaktivität in den ersten zehn Tagen nach der initialen Verabreichung von Marbofloxacin mit Carprofen oder Cimicoxib. In den aufgezeichneten EEGs konnten verschiedene Muster, wie Spikes, Sharp waves oder Spike-slow-wave-Komplexe festgestellt werden. Zwar können dies Zeichen einer paroxysmalen Aktivität sein oder auch in den interiktalen Phasen im EEG auftreten (HOLLIDAY u. WILLIAMS 1998), aber in der vorliegenden Studie traten Spikes und Sharp waves in vergleichbarer Häufigkeit vor und nach der Marbofloxacin-Injektion auf. Zusätzlich zeigte keiner der Hunde im gesamten Untersuchungszeitraum klinische Anzeichen von Krampfaktivität, so dass keine prokonvulsive Aktivität des Marbofloxacins in dieser Studie festgestellt werden konnte.

In der Literatur existieren nur sehr wenige Informationen über unerwünschte ZNS Wirkungen von Marbofloxacin. BARONI et al. (2011) untersuchten die Kombination von Marbofloxacin mit entweder Ketoprofen oder Flunixinmeglumin bei Büffelkälbern.

Sie konnten keine neurologischen Nebenwirkungen feststellen, jedoch wurden keine EEGs abgeleitet und untersucht.

In humanmedizinischen Studien und Fallberichten wurde das Auftreten der Muster bei verschiedenen Fluorchinolonen dokumentiert. Beispielsweise zeigte eine Patientin, die aufgrund einer Cystitis mit Levofloxacin behandelt wurde Bewusstseinsstörungen und frequent auftretende, generalisierte Spikes und Waves (MAZZEI et al. 2012). Ein weiterer Patient erlitt nach Applikation von Enoxacin zwei generalisierte tonisch-klonische Anfälle (SIMPSON u. BRODIE 1985). Im EEG konnten wiederkehrende Slow waves festgestellt werden. Bei diesem Patienten war im Alter von 14 Monaten ein einmaliger Krampfanfall aufgetreten. In dem Fall eines Patienten, der mit Ofloxacin behandelt wurde, trat ebenfalls ein tonisch-klonischer Anfall auf. Einen Tag nach Absetzen des Antibiotikums zeigte ein EEG keine Krampfaktivität, aber eine fokale Vergrößerung der Amplitude mit Verlangsamung des Rhythmus (TRAEGER et al. 1995). Bei einer weiteren Patientin, die nach Ofloxaxin-Therapie mit einem Atemstillstand aufgefunden wurde, zeigte das EEG

periodische paroxysmale Entladungen (TRAEGER et al. 1995). In keinem dieser klinischen Fälle konnte jedoch der direkte Einfluss des Fluorchinolons auf das EEG nachgewiesen werden.

In einer Studie an Ratten wurde die Neurotoxizität von 50, 100 oder 200 mg/kg KGW intravenös verabreichtem Norfloxacin getestet (ZHANG et al. 2003). Dazu wurde ein EEG an sich frei bewegenden Ratten abgeleitet und sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgewertet. Hier zeigten die Tiere unter allen drei Dosierungen epileptische Entladungen mit verschiedenen Latenzperioden und tonisch-klonischen Krampfanfällen. Eine weitere Studie an Ratten untersuchte den Effekt von 150 mg/kg KGW intravenös verabreichtem Norfloxacin auf das EEG (CHENEL et al. 2004). Hier konnten die Autoren zunächst 20 Minuten nach der Norfloxacin-Injektion vereinzelt Spikes feststellen. Im Verlauf stieg jedoch die Frequenz und Amplitude der Spikes stark an, wobei der maximale Effekt zwischen 70 und 190 Minuten nach der Injektion des Antibiotikums auftrat.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Chinolone in Kombination mit NSAIDs die Reizschwelle für epileptische Anfälle senken, sehr wahrscheinlich durch Antagonismus am GABAA-Rezeptor (TSUJI et al. 1988; TSUTOMI et al. 1994; HORI et al. 2003). In einem Review über Fluorchinolone wird der Einfluss der Substituenten an Position 7 des Chinolonrings auf die GABA-Bindungsaktivität im Gehirn und somit auch ihre Bedeutung als Auslöser einiger unerwünschter ZNS-Symptome dargestellt (RUBINSTEIN 2001). AKAHANE et al. (1989) verglichen die dosisabhängigen epileptogenen Potentiale verschiedener Chinolone allein und in Kombination mit dem Fenbufen-Metaboliten Biphenylessigsäure in Mäusen. Sie fanden heraus, dass abhängig von dem Substituenten an Position 7 des Chinolons die prokonvulsive Eigenschaft bei der kombinierten Gabe stärker oder schwächer ausgeprägt ist. Bei den von ihnen untersuchten Chinolonen, die ein mit einer Methylgruppe substituiertes Piperazin an Position 7 besaßen, konnten bis zu einer Dosierung von 100 mg/kg KGW keine Konvulsionen induziert werden. Marbofloxacin wurde in diese Untersuchung zwar nicht eingeschlossen, da es zu diesem Zeitpunkt noch nicht entwickelt war, besitzt aber ebenfalls eine solche Struktur.

Zusammenfassend stellten MEHLHORN und BROWN (2007) in einem Review die

Hypothese auf, dass Fluorchinolone mit entweder einer unsubstituierten Piperazin- oder Pyrrolidingruppe an Position 7 mit einem erhöhten Risiko für Krampfanfälle verbunden sind.

Das Risiko für das Auftreten von Konvulsionen nach der Verabreichung von Fluorchinolonen ist insgesamt gering und tritt meist bei Patienten mit einer Vorgeschichte von epileptischen Episoden auf (CHRIST 1990). Allerdings wird es durch die Kombination mit verschiedenen NSAIDs durch ihre synergistische Wirkung am GABAA-Rezeptor deutlich erhöht (KITA et al. 1999). KIM et al. (2009) untersuchten in ihrer ex vivo Studie an Plasmamembranen aus Mäusegehirnen die Kombination von zwölf Fluorchinolonen mit fünf NSAIDs und konnten eine Rangliste der inhibitorischen Wirkungen der Antibiotika auf den GABAA-Rezeptor festlegen, sowie das klinische Risiko für Konvulsionen der jeweiligen Kombinationen schätzen.

Außerdem stellten sie fest, dass Diphenylessigsäure die inhibitorischen Wirkungen der Fluorchinolone verstärkte, während Zaltoprofen, Loxoprofen, Lornoxicam und Diclofenac hier keinen Effekt zeigten. In einer weiteren Studie konnten keine Unterschiede im EEG zwischen einzeln verabreichtem Ciprofloxacin bzw. Fenbufen und der Kombination der beiden Medikamente beim Menschen festgestellt werden (KAMALI et al. 1998). Diese Studien machen deutlich, dass es auch zwischen verschiedenen Fluorchinolonen, genauso wie zwischen verschiedenen Vertretern von NSAIDs und Kombinationen aus diesen Stoffklassen Unterschiede in der prokonvulsiven Wirkung gibt. In der vorliegenden Studie konnten jedoch keine Unterschiede in der Häufigkeit von Spikes und Sharp waves zwischen mit Carprofen oder Cimicoxib behandelten Tieren festgestellt werden.

Da Fluorchinolone die Reizschwelle für Konvulsionen herabsetzen können, sollte ein Einsatz bei Patienten mit einer Epilepsievorgeschichte vermieden werden (MEHLHORN u. BROWN 2007). In der vorliegenden Studie wurden nur Patienten ohne neurologische Vorgeschichte eingeschlossen, um das Risiko für diese Patienten zu untersuchen. Aus den erhobenen Daten lässt sich kein Rückschluss auf den Einsatz bei Hunden mit neurologischer Vorerkrankung ziehen und es soll keine Empfehlung für diese Kombinationen, insbesondere bei Epileptikern, gegeben werden.

Studien zur Untersuchung der Auswirkungen von Flurochinolonen bzw.

Fluorchinolon-NSAID-Kombinationen auf EEG-Ableitungen wurden in der Humanmedizin bereits beschrieben. KAMALI et al. (1998) untersuchten die Auswirkungen der Kombination von Fenbufen und Ciprofloxacin auf das ZNS gegenüber der alleinigen Applikation des Fluorchinolons bzw. NSAIDs durch Ableitung von EEGs bei gesunden Humanprobanden. Zusätzlich beurteilten sie subjektive Parameter, wie Konzentration, Wachheitsgrad, Anspannung und Erregbarkeit, mittels VAS. Weder in den EEG-Ableitungen noch im VAS konnten signifikante Unterschiede zwischen der kombinierten Anwendung und der Einzelapplikation der beiden Komponenten festgestellt werden.

In der Veterinärmedizin haben BERENDT et al. (1999) den diagnostischen Nutzen des Einsatzes von EEG-Ableitungen bei Hunden mit Epilepsie untersucht, indem sie humanmedizinische Kriterien auf die EEG-Abweichungen bei Hunden anwendeten.

Sie fanden heraus, dass die EEG-Veränderungen mit den klinischen Erscheinungsformen korrespondierten und das EEG geeignet ist, die Diagnose der Epilepsie beim Hund zu bestätigen. Zudem fanden sie deutliche Übereinstimmungen zwischen humanen und caninen EEG-Befunden bei Epileptikern. Da sich somit die Elektroenzephalographie als geeignetes Instrument erwiesen hat, um prokonvulsive Wirkungen von Arzneimittelkombinationen zu diagnostizieren, wurde das EEG in das Studienprotokoll der hier vorliegenden Studie aufgenommen.

Ein großes Problem beim Anfertigen von EEG-Aufzeichnungen in der Veterinärmedizin liegt darin, dass die Tiere in den meisten Fällen anästhesiert oder stark sediert werden müssen. Zur Vermeidung von Bewegungsartefakten müssen die Patienten sehr ruhig liegen, andernfalls sind EEGs sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht auswertbar. Daraus folgt allerdings das Problem der dosisabhängigen aktivierenden bzw. dämpfenden oder sogar antikonvulsiven Eigenschaften der Anästhetika (WANG et al. 1997; BERGAMASCO et al. 2003;

AMBRISKO et al. 2011). Um diesen Einfluss möglichst gering zu halten, wurde einerseits der Einsatz von antikonvulsiven Sedativa oder Anästhetika wie Benzodiazepinen vermieden. Benzodiazepine verursachen einen Anstieg in der Beta- und einen Abfall in der Alpha-Aktivität der Frequenzbänder (SALETU et al.

1981). Auch auf den Einsatz von Inhalationsanästhetika wurde vor und während der EEG-Aufzeichnungen verzichtet. Sie besitzen eine dämpfende Wirkung auf das EEG, wobei Unterschiede zwischen den verschiedenen Inhalationsanästhetika bestehen. Isofluran bewirkt eine besonders starke Dämpfung, während beispielsweise Halothan eine weniger starke Wirkung zeigt (PRABHAKAR et al.

2009). Die aktuell für die Tiermedizin zugelassenen Inhalationsanästhetika Isofluran und Sevofluran können bereits in klinisch relevanten Dosierungen Burst-Suppression-Muster auslösen (SCHELLER et al. 1990) und bis hin zu Isoelektrizität führen (EGER 1994). Isofluran kann außerdem einen Abfall in den Delta- und einen Anstieg in den Theta-Frequenzbändern verursachen (KULKA et al. 2012).

Das routinemäßig eingesetzte Neuroleptikum Acepromazin wurde in dieser Studie in die Prämedikation eingeschlossen, da es im Gegensatz zu den Benzodiazepinen keine antikonvulsive Wirkung hat, sondern eventuell sogar durch ein Senken der Krampfschwelle das Auftreten von Konvulsionen begünstigen kann. Für Chlorpromazin, ein strukturell dem Acepromazin sehr ähnliches Phenothiazin, konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass es die Reizschwelle für Krampfanfälle bei Epileptikern herabsetzt. STEWART (1957) nutzte 50 mg/kg KGW Chlorpromazin um paroxysmale Muster im EEG bei Epileptikern zu aktivieren und KRIEGLSTEIN et al. (1979) konnten in ihrer Studie einen deutlichen Anstieg an paroxysmaler Aktivität in Form von Spikes und Sharp waves bei der Injektion von Chlorpromazin an isolierten Rattenhirnen im Vergleich zur Kontrollgruppe feststellen.

Für Acepromazin liegen methodisch vergleichbare Studien nicht vor, jedoch wurde bei an Epilepsie erkrankten Hunden das Auftreten von paroxysmalen Mustern im EEG nach Sedation mit 0,1 mg/kg KGW Acepromazin intravenös beobachtet, im Gegensatz zu neurologisch unauffälligen Hunden, die keine Muster zeigten (HOLLIDAY u. WILLIAMS 1998). In klinischen Studien konnte für Acepromazin jedoch kein Nachweis von prokonvulsiver Aktivität bei Hunden mit Epilepsie gefunden werden. Zwei retrospektive Studien an Hunden, die eine Vorgeschichte von Krampfanfällen hatten, wurden durchgeführt. In die Studie von TOBIAS et al.

(2006) wurden 47 Hunde eingeschlossen, wovon 36 Acepromazin zur diagnostischen, prä- oder postanästhetischen Sedation oder zur Reduktion von

Aufregung oder Ängstlichkeit erhielten. Keiner dieser Hunde zeigte Anzeichen von Krampfanfällen innerhalb von 16 Stunden nach der Verabreichung. Die restlichen 11 Hunde erhielten Acepromazin um die Krampfaktivität zu unterbrechen, bzw. ihre Häufigkeit zu reduzieren. Bei acht Hunden aus dieser Gruppe wurde die Krampfaktivität für 1,5 bis 8 Stunden bzw. den kompletten Zeitraum unterbrochen.

Bei einem Hund konnte die Frequenz der durch Aufregung verursachten Krämpfe reduziert werden. Die zweite Studie (MCCONNELL et al. 2007) schloss 31 Hunde mit Epilepsievorgeschichte oder akutem Krampfgeschehen ein, wovon 27 Hunde keine Anfälle mehr innerhalb des Beobachtungszeitraums (Mittelwert 16,4 Stunden, Range 0,25 – 66 Stunden) zeigten. 25 Hunde waren mit Antiepilepsiemedikamenten vorbehandelt. Vier Hunde zeigten Krampfanfälle innerhalb von 0,3 bis 10 Stunden nach der Acepromazin-Applikation. Beide Studien weisen darauf hin, dass die prokonvulsiven Eigenschaften von Chlorpromazin nicht ohne weiteres auf Acepromazin übertragen werden können.

Statt eines Inhalationsanästhetikums wurde das Neurosteroidanästhetikum Alfaxalon neben der Einleitung auch zur Narkoseunterhaltung während der EEG-Aufzeichnungen eingesetzt. Injektionsanästhetika zeigen allgemein eine weniger stark ausgeprägte dämpfende Wirkung als Inhalationsanästhetika (SLOAN 1998).

BRAUER et al. (2011) verwendeten Propofol als Anästhetikum zur Untersuchung zweier Aktivierungstechniken im EEG bei gesunden Hunden. Hierbei konnten zu keinem Zeitpunkt paroxysmale Muster beobachtet werden, auch nicht nach Hyperventilation oder Photostimulation.

Alfaxalon zeigte in einer Studie an Hunden ebenfalls die anästhesietypischen Frequenzaktivitätsverschiebungen von Beta nach Delta und gelegentlich Burst–

Suppression-Muster (AMBRISKO et al. 2011). Allerdings wurde in dieser Studie eine Alfaxalon Infusion mit 0,5 mg/kg KGW über fünf Minuten unter Halothan-Narkose durchgeführt und ein EEG über den Zeitraum 30 Minuten vor Beginn der Alfaxalon Infusion bis 60 Minuten nach Ende abgeleitet. In dieser Studie konnte folglich nicht der alleinige Einfluss des Alfaxalons auf das EEG untersucht werden, sondern nur die Kombination mit Halothan. Da Halothan jedoch als Inhalationsanästhetikum ebenfalls eine Dämpfung der EEG-Aktivität hervorruft (JOHNSON u. TAYLOR 1998),

ist die durch das Alfaxalon hervorgerufene Dämpfung nicht eindeutig beurteilbar. In einer humanmedizinischen Studie, bei der Patienten unter Althesin-Narkose operiert wurden, konnte ein dosisabhängiger Dämpfungseffekt von Althesin auf die EEG-Aktivität festgestellt werden. Mit ansteigender Plasmakonzentration und Narkosetiefe kam es zu einer Verlangsamung der dominanten Rhythmen bis hin zu Burst-Suppression-Muster (SAADY u. HICKS 1980).

Inwiefern Opioide das EEG beeinflussen ist umstritten. KEARSE et al. (1993) verabreichten 100 µg/kg KGW Fentanyl bzw. 10 µg/kg KGW Sufentanil aufgeteilt auf vier Dosen mit jeweils drei Minuten Abstand an humanmedizinische Patienten. Diese waren zuvor mit Scopolamin und Morphin prämediziert und mit Vecuronium muskelrelaxiert worden. Ein EEG wurde abgeleitet und die epileptiformen Aktivitäten zehn Sekunden nach jeder Opioid-Dosis zusammengezählt. In den Ausgangsaufzeichnungen vor den Opioid-Gaben konnten keine Spikes festgestellt werden, während nach den Fentanyl- bzw. Sufentanil-Injektionen zwischen vier und maximal 106 Spikes innerhalb der drei-Minuten-Intervalle auftraten. Auch TOMMASINO et al. (1984) konnten bei Ratten durch hohe Fentanyl-Dosen (200 oder 400 µg/kg KGW i. v.) paroxysmale Aktivität im EEG auslösen. Im Gegensatz dazu beschrieben BERMAN und ADLER (1984) einen antikonvulsiven Effekt von mehreren Opioiden bei Ratten, darunter Morphin und Methadon genauso wie ADLER et al. (1976) für Morphin bei Ratten.

Zusammenfassend hatte die Anästhesie sicherlich einen Einfluss auf die EEG-Aufzeichnungen in dieser Studie und eine Senkung der EEG-Aktivität durch die eingesetzten Anästhetika bzw. eine aktivierende Wirkung durch das Acepromazin oder möglicherweise auch das Levomethadon kann nicht ausgeschlossen werden.

Die durchschnittliche Grundaktivität der Patienten zeigte hohe Werte im Delta- und Theta-Frequenzbereich. Dies deutet darauf hin, dass sich die Hunde in einem bewusstlosen Zustand befunden haben, was auch mit den äußerlich erkennbaren Zeichen, wie Verlust des Lidreflexes übereinstimmt.

Ein Hund aus Gruppe CIM (Patient Nummer 17) zeigte dauerhaft hohe Herzfrequenzen während der EEG-Aufzeichnung. Dieser Hund erhielt 3,9 mg/kg KGW Alfaxalon bis der Lidreflex nicht mehr auslösbar war. Die empfohlene

durchschnittliche Dosis zur Einleitung von prämedizierten Hunden liegt bei 2 mg/kg KGW (SUAREZ et al. 2012), der Anästhetikumbedarf ist jedoch individuell unterschiedlich und wird durch verschiedene Faktoren, wie Alter, Körpertemperatur oder Gesundheitszustand beeinflusst. Dieser Patient zeigte eine hohe Aktivität im Alpha- und Beta-Frequenzband-Bereich. Deswegen muss trotz der hohen Alfaxalon-Dosis und klinischen Anzeichen einer ausreichenden Anästhesietiefe, wie Abwesenheit des Lidreflexes, davon ausgegangen werden, dass dieser Hund nicht in einem vergleichbar tiefen Anästhesiestadium war, wie die restlichen Studienteilnehmer, die vorwiegend Delta- und Theta-Frequenzband-Aktivität zeigten.

MOORER et al. (2013) beobachteten in ihrer Studie einen leichten Anstieg in der Herzfrequenz während einer Infusion von 10 mg/kg KGW Enrofloxacin über 30 Minuten bei Hunden in Isofluran-Narkose. Dagegen konnten CHANOIT et al. (2005) nach intravenöser Bolusinjektion von 2 mg/kg KGW Marbofloxacin keine signifikanten Veränderungen der kardiovaskulären Parameter beim Hund feststellen.

Eine weitere mögliche Erklärung für den direkt nach der Marbofloxacin-Injektion aufgetretenen Herzfrequenzanstieg in Kombination mit dem Muskelzittern kann eine individuelle anaphylaktische Reaktion dieses Hundes auf das Antibiotikum sein. Dies kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, jedoch waren keine signifikanten Blutdruckschwankungen zwischen dem MAP-Wert vor der Marbofloxacin-Injektion im Vergleich zu während oder nach der Marbofloxacin-Injektion oder andere klinische Anzeichen, die auf eine Anaphylaxie hindeuten, erkennbar. Darüber hinaus hat der Hund das Antibiotikum noch über sieben Tage erhalten ohne ähnliche Nebenwirkungen zu zeigen, weswegen eine anaphylaktische Reaktion unwahrscheinlich ist.

Eine weitere Ursache des Herzfrequenzanstiegs könnte eine Schmerzreaktion auf die Injektion sein. In einer Studie von PILLET et al. (2013) traten leichte Schmerzreaktionen bei 7% der in den Versuch eingeschlossenen Kühe auf die intravenöse Injektion von Marbofloxacin auf. In einer Studie von MODAI (1989) traten bei nur drei von 94 Patienten, die mit Ciprofloxacin intravenös behandelt wurden, Nebenwirkungen in Form von Schmerzen an der Injektionsstelle auf. Die geringe Inzidenz der berichteten Schmerzreaktionen nach intravenöser Verabreichung sowie

die erhaltene Analgesie in Form eines Opioids, lässt dies als Grund für den Herzfrequenzanstieg bei diesem Patienten ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen.

Vier Hunde mussten aus der EEG-Auswertung ausgeschlossen werden, da sie trotz Anästhesie und klinisch guter Muskelrelaxation einen hohen Muskeltonus und dadurch bedingt EMG-Artefakte aufwiesen. Um Muskelartefakte zu vermeiden, können periphere Muskelrelaxantien, wie beispielsweise Rocuronium zur EEG-Überwachung eingesetzt werden (BRAUER et al. 2011). Es wurde sich jedoch bewusst gegen den Einsatz von Muskelrelaxantien in dieser Studie entschieden, um das Maskieren von klinisch sichtbaren Konvulsionen zu vermeiden. Außerdem war die Intention, einen klinischen Versuch mit einem üblicherweise angewendeten Anästhesieprotokoll durchzuführen. Periphere Muskelrelaxantien werden beim Hund nicht routinemäßig angewendet, da künstliche Beatmung und durchgängige neuromuskuläre Überwachung, v. a. in der Aufwachphase, nötig sind.

Das zweite Ziel der vorliegenden Studie war der Vergleich der postoperativen Analgesie von Hunden, die präoperativ Cimicoxib per os bzw. Carprofen intravenös erhalten haben. Um die Objektivierung der Ergebnisse zu verbessern, wurde zum einen der short-form Glasgow Composite Measure Pain Scale (CMPS-SF) verwendet. Der CMPS-SF wird als geeignetes Hilfsmittel beschrieben, um die Effektivität eines neuen Medikaments in einem postoperativen Rahmen zu beurteilen, da der Score zu jedem Tier und Zeitpunkt einzeln bewertet werden kann (SHARKEY 2013). Der Vorteil des CMPS-SFs liegt in der Beurteilung der Patienten in verschiedenen Situationen, z. B. in Ruhe, in der Bewegung und bei vorsichtiger Manipulation des Operationsgebietes. Im Gegensatz zur alleinigen Bewertung von Vitalparametern wie Herzfrequenz, Atemfrequenz und peripherem mittleren arteriellen Blutdruck kann eine genauere Bewertung des Hundes erfolgen, bei der auch individuelle Eigenschaften des Tieres mitberücksichtigt werden können.

Gleichzeitig wird auch ein Grenzwert für den Einsatz von Rescue Analgesie angegeben (REID et al. 2007), so dass bei korrekter Durchführung eine angemessene analgetische Versorgung gewährleistet werden kann.

Als weiteres Mittel um die Schmerzhaftigkeit der Patienten über den gesamten Versuchszeitraum beurteilen zu können, wurde ein unvalidierter, nicht geblindeter Besitzerfragebogen erstellt. Dieser ist in deutscher Sprache ohne Fachbegriffe gehalten, so dass ihn auch medizinische Laien einfach anwenden können. Des Weiteren ist in den Fragebogen eine einfache visuelle Analogskala (VAS) integriert, in der die Besitzer ihre subjektive Einschätzung des Befindens ihres Hundes festhalten konnten. Dieser Pain Scale konnte aus praktischen Gründen nicht für den Besitzer geblindet durchgeführt werden. Jedoch wurde er durch die Besitzer ausgefüllt, die keine Fachkenntnis über die chemische Struktur und Wirkungsweise, bzw. evtl. zu erwartende Vor- und Nachteile der beiden Schmerzmittel hatten.

Weder im CMPS-SF noch im Besitzerfragebogen zeigten sich postoperativ signifikante Unterschiede zwischen den beiden NSAID-Gruppen. Unseren Ergebnissen entsprechend zeigte auch eine Multicenter Studie an 237 Hunden in der postoperativen Analgesie keine Unterlegenheit der präoperativen peroralen Anwendung von Cimicoxib gegenüber der subkutanen Verabreichung von Carprofen (GRANDEMANGE et al. 2012, 2013).

Jedoch konnten CLARK et al. (2003) zeigen, dass eine ggr. höhere maximale Plasmakonzentration und eine ggr. höhere Bioverfügbarkeit nach einmaliger oraler gegenüber einmaliger subkutaner Applikation von Carprofen besteht. In einer Studie von LASCELLES et al. (1998) wurden die Unterschiede in der Analgesie bei präoperativer und postoperativer Verabreichung von Carprofen verglichen. Alle Hunde unterliefen einer Ovariohysterektomie und die Schmerzbeurteilung erfolgte mittels dynamic and interactive visual analogue scale (DIVAS). Es stellte sich heraus, dass die analgetische Wirkung in der frühen postoperativen Phase bei präoperativer Gabe besser war, obwohl die maximale Plasmakonzentration und die area under the curve signifikant höher in der Gruppe des postoperativ verabreichten Carprofens war.

Somit scheint kein Zusammenhang zwischen der Plasmakonzentration von Carprofen und seiner analgetischen Wirkung zu bestehen. Eine weitere Studie bei Pferden konnte dies ebenfalls in Bezug auf andere NSAIDs zeigen (OWENS et al.

1995). Zusammenfassend kann diskutiert werden, ob eine langsamere Anflutung von Carprofen bei subkutaner Verabreichung eine klinische Bedeutung erlangt, da der

Zusammenhang zwischen Plasmakonzentration und Grad der analgetischen Wirkung fraglich ist. Dennoch erfolgte in der vorliegenden Studie die Verabreichung von Carprofen intravenös, um eine Fehlinterpretation der Schmerzbeurteilungsdaten durch eine möglicherweise noch nicht vollständig erreichte Wirksamkeit zu vermeiden.

Darüber hinaus wurden einige Bedenken gegenüber der Studie von

Darüber hinaus wurden einige Bedenken gegenüber der Studie von