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III. Material und Methoden

2. Diskussion der Ergebnisse

Bei jungen Rennpferden besteht insbesondere zur Zeit des Trainingsbeginns ein erhöhtes Risiko für orthopädische Probleme, hervorgerufen durch Überlastungen des noch nicht adaptierten und zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig entwickelten Bewegungsapparates. Wie aus der Literatur hervorgeht, kommt es häufig zu Beginn eines Renntrainings zu einem vermehrten Auftreten von Lahmheiten und Stressfrakturen (NIELSEN et al. 1998). Häufig werden diese Lahmheiten durch traumatische Verletzungen hervorgerufen (HINEY et al. 2000).

In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass es zu Beginn des Trainings zunächst zu einer Abnahme der Knochendichte und erst im Anschluss daran zu einer Zunahme der Knochendichte kommt (NIELSEN et al. 1997, PORR et al. 1997, NIELSEN et al. 1998, THOMSON et al. 2000). Die Abnahme der Knochendichte ging dabei mit einer Häufung der Lahmheiten einher (NIELSEN et al. 1997). Parallel zu dieser Entwicklung konnte auch ein Abfall des Osteocalcins im Verlauf eines mehrwöchigen, standardisierten Laufbandtrainings beobachtet werden (WEDEMEYER 2000).

Diese Studien wurden alle an Rennpferden vorgenommen, die zum Teil schon mit 18 Monaten ein sehr intensives Training absolvieren. Daher interessierte es, inwieweit ein praxisübliches Training bei jungen Warmblutpferden (Alter 5 Jahre), Veränderungen am Skelettsystem auslöst, da diese in der Regel erst später ins Training genommen werden.

2.1. Reaktionen auf die langfristige Belastung

Die Osteocalcinkonzentration wies in dieser Trainingsstudie einen unterschiedlichen Verlauf auf. Bei beiden Gruppen fielen die OC-Werte zwischen der vierten und fünften Trainingswoche ab, anschließend kam es in der sechsten Woche wiederum zu einem deutlichen Anstieg, so dass das Ausgangsniveau wieder erreicht wurde. Ein Abfall der

OC-Werte wurde bereits in verschiedenen anderen Studien im Zusammenhang mit dem Trainingsbeginn beobachtet. In einer Untersuchung von FLETCHER et al. (2000) zeigte sich ein Abfall der Osteocalcinkonzentration im Plasma innerhalb der ersten 90 Trainingstage bei einer Gruppe zweijähriger Vollblutrennpferde nach Trainingsbeginn. Es blieb jedoch offen, ob das moderate Training oder die altersbedingte Skelettreifung den Konzentrationsabfall ausgelöst haben. HINEY et al. (2000) konnten im Vergleich zwischen auf dem Laufband trainierten Pferden und im Auslauf gehaltenen Pferden einen stärkeren Osteocalcinabfall bei den trainierten Tieren feststellen. Als jedoch alle Pferden anschließend ein Renntraining aufnahmen, gab es nur noch geringe Verschiebungen. Inwieweit der Abfall des OC in der eigenen Untersuchung eine belastungsbedingte Reaktion ist, kann nicht sicher beurteilt werden. Die Anreitphase wird als sehr moderate Belastung eingestuft, darüber hinaus kommt es bei der Verschärfung des Trainings von der Anreitphase zum Techniktraining zu einem erneuten Anstieg des Osteocalcins.

Auffällig ist dass zu diesem Zeitpunkt (Anstieg des Osteocalcins) auch die PTH-Konzentration im Blut ansteigt. Da PTH aktivierend auf die Osteoblasten wirkt, welche Osteocalcin synthetisieren, kann in diesem Fall auch eine gesteigerte PTH-Sekretion zu dem Anstieg des Knochenmarkers geführt haben.

Zum Ende des Trainings fielen die Osteocalcinkonzentrationen im Zeitraum von der zehnten bis zur vierzehnten Woche wieder auf geringere Werte. Diese Entwicklung deckt sich grundsätzlich ebenfalls mit den Untersuchungen von HINEY et al. (2000) und FLETCHER et al. (2000). Es ist hier zu beachten, dass sich die Trainingsanforderungen der beiden Pferdegruppen in diesem Abschnitt unterscheiden, aber keine signifikanten Differenzen im Kurvenverlauf beider Gruppen darstellbar sind. Lediglich in der letzten Trainingswoche ist eine tendenzielle Erhöhung der OC-Werte in der Berggruppe zu erkennen (n.s.), was für einen belastungsbedingten Reiz sprechen würde.

Im Unterschied zu den Anstiegen der OC-Konzentrationen während des Techniktrainings, fällt das PICP in dieser Phase in beiden Gruppen deutlich ab. Ein derart konträrer Kurvenverlauf lässt im Rahmen dieser Trainingsstudie keinen eindeutigen Schluss auf knochenformative Prozesse zu.

Die Osteocalcinwerte kennzeichnen in diesem Abschnitt eine erhöhte Osteoblastenaktivität, die aber scheinbar nicht mit einer erhöhten Kollagensynthese einhergehen. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass PTH, welches zu Beginn des Techniktrainings ansteigt, auf den Knochen sowohl anabole als auch katabole Wirkung besitzt. Die Stimulation

CHAMBERS 1986), bedeuten also nicht zwangsläufig eine Erhöhung der formativen Prozesse, vielmehr wird über indirekte Mediatoren die Osteoklastentätigkeit erhöht (MARTIN 1998).

In den letzten drei Wochen des Trainings kommt es allerdings auch beim PICP wieder zu einem deutlichen Anstieg (ohne Unterschiede zwischen den Gruppen), so dass als Reaktion auf das Training unmittelbar bzw. langfristige erhöhte knochenformative Prozesse denkbar sind. Dies wird auch durch die Befunde einer erhöhten Knochendichte im Verlauf verschiedener Trainingsbelastungen von anderen Autoren bestätigt (DAVIES et al. 1999, RIGGS u. BOYDE 1999).

Auch die Entwicklung des ICTP im Plasma über den gesamten Trainingszeitraum zeigt deutliche Konzentrationsschwankungen. Es fällt besonders auf, dass es im letzten Trainingsabschnitt signifikante Gruppenunterschiede gibt. Die Pferde, die das Bergtraining absolvierten, wiesen niedrigere ICTP-Werte im Vergleich zu der Dressurgruppe auf. Das dreimal wöchentlich durchgeführte Dressurtraining scheint somit einen größeren Effekt auf den Knochen zu haben als das dreimal wöchentlich durchgeführte Bergtraining im Schritt bei 5-17% Steigung (Bergauf und –ab).

Betrachtet man hierzu die Herzfrequenzen die während des Bergtrainings gemessen wurden (88 – 132 Schläge/min) sind diese Anforderungen als moderat einzustufen. Eine Dokumentation der Herzfrequenz während des Dressurtrainings wurde nicht vorgenommen, so dass ein direkter Vergleich mit dem Bergtraining in dieser Studie nicht möglich ist. In einer Trainingsstudie von SCHÖNESSEIFFEN (2000) werden Herzfrequenzen von 154 ± 18 /min während der Dressurarbeit angegeben. Dieser Unterschied liegt sicher darin begründet, dass hier die Pferde vorwiegend im Trab und Galopp gearbeitet wurden. Es ist aber auch ein Hinweiß darauf das ein Dressurtraining durchaus eine höhere Belastung für den Bewegungsapparat darstellen kann als das langsame Bergtraining (vorwiegend im Schritt). Es ist an dieser Stelle durchaus möglich, dass ein Training in schnelleren Gangarten einen stärkeren Reiz auf das Skele tt ausübt als die Bewegung im Schritt mit Steigung. Im Unterschied dazu fanden RIGGS und BOYDE (1999) bei einer Gruppe trainierter Pferde einen deutlichen Zuwachs an Knochengewebe im Vergleich zu einer im Schritt bewegten Gruppe, bei denen eher Spuren von Resorptionsvorgängen präsent waren.

Bei der Betrachtung der langzeitlichen Entwicklung des ICTP-Gehaltes im Plasma fällt außerdem auf, dass der Kurvenverlauf sehr ähnlich dem des PTHs verläuft. Diese Tatsache bestätigt die Vermutung von ZAMHÖFER (2002), dass ein Zusammenhang zwischen ansteigenden PTH-Werten und den ICTP-Werten besteht, die während eines

Laufbandtrainings unter Zugbelastung ebenfalls gemeinsame Konzentrationserhöhungen dieser beiden Werte im Plasma feststellte. PTH verursacht eine durch Osteoblasten vermittelte indirekte Aktivierung der Osteoklasten und damit eine gesteigerte Knochenresorption (HABENER et al. 1984, FITZPATRICK u. BILEZIKIAN 1999). Im Rahmen des Knochenabbaus kommt es zur Kollagendegeneration, wobei ICTP freigesetzt wird und in den Kreislauf gelangt (WITHOLD 1996, KENT 1997).

PTH fiel wie bereits erwähnt durch einen Anstieg zu Beginn des Techniktrainings auf, wobei es keine Unterschiede zwischen den Pferdegruppen gab. Im Zusammenhang mit den Veränderungen des Parathormons muss das Gesamtkalzium sowie das ionisierte Kalzium betrachtet werden, da dieses als ein wichtiges regulatives Hormon der Kalziumhomöostase fungiert (KRONENBERG 1993, ROSEN u. BILEZIKIAN 2001).

Es fällt auf, dass zum Zeitpunkt des PTH-Anstiegs, auch ein Anstieg der Gesamtkalziumkonzentration erfolgt ist. Diese Entwicklung widerspricht jedoch den Beobachtungen, dass ein Abfall des Gesamtkalziums mit einem Anstieg der PTH-Konzentration verbunden ist (ROUSSEL et al. 1987, ESTEPA et al. 1998). Unter Erhaltungsbedinungen scheint aber der Zusammenhang zwischen PTH und Kalzium weniger eng zu korrelieren als unter Belastungsbedingungen (VERVUERT et al. 2002) oder EDTA-Infusionen (AGUILERA-TEJERO et al. 1998).

Die Betrachtung des Parathormons und des ionisierten Kalziums gibt zu erkennen, dass die Veränderungen gegenläufig sind. Nach der Anreitphase wird diese Tendenz besonders deutlich und die Konzentration des ionisierten Kalziums verläuft entgegengesetzt der PTH-Konzentration.

Der Hauptstimulus für eine PTH-Sekretion ist eine geringe Kalziumkonzentration im Blut (ROSEN u. BILEZIKIAN 2001). Da die Konzentrationsschwankungen dieser beiden Parameter zeitlich genau zusammenfallen, kann der beobachtete Konzentrationsanstieg des PTH als Reaktion auf den Abfall des ionisierten Kalziums gewertet werden. Andere Autoren beschrieben eine deutliche negative Korrelation zwischen den Konzentrationen des ionisierten Kalziums und des PTHs (BREIDENBACH et al. 1998, ESTEPA et al. 1998, AGUILERA-TEJERO et al. 1998).

Bei der Betrachtung der Einzeltiere über den gesamten Trainingszeitraum fällt allerdings eine große Schwankungsbreite der PTH-Werte auf.

TORIBIO et al. (2002) stellten bei Untersuchungen von an Kolik erkrankten Pferden verschiedene Ausgangswerte fest und teilten darauf hin Pferde allgemein in drei Gruppen ein:

PTH-Werten beschreibt ebenfalls WINKELSETT (2003) bei Warmblutfohlen im Verlauf der ersten sechs Lebensmonate. Zusätzlich scheint es bei Pferden eine endogene pulsatile Ausschüttung von PTH mit zahlreichen über den Tag verteilten Peaks zu geben V. SCHEIDT (2004), was ebenfalls zu unterschiedlichen PTH-Werten im Plasma bei der Probenentnahme beigetragen haben könnte.

Allerdings scheint auch der Fütterungszeitpunkt einen Einfluss auf die PTH-Werte zu besitzen (SCHULZE et al. 2001). Da die Pferde in unterschiedlichen zeitlichen Abständen zur Morgenfütterung beprobt wurden (1-3 h), sind unterschiedliche Ausgangskonzentrationen des PTH in diesem Zusammenhang möglich.

Aufgrund der Feldbedingungen ist darüber hinaus auch eine Variation in der Fütterung möglich (z.B. Unterschiede in der Kalziumzufuhr). Es ist denkbar, dass die protokollierten Futtermengen nicht konstant gefüttert worden sind, was sowohl die PTH-Konzentration als auch den Verlauf des Gesamtkalziums beeinflusst haben könnte.

Es fällt auf, dass das Gesamtkalzium am Ende des Trainings deutlich für beide Gruppen abfällt, eine geringere Kalziumzufuhr (z. B. Fehlen des angegebenen Mineralfutters) könnte möglicherweise solche Veränderungen des Blutkalziums bedingen.

2.2. Reaktionen auf die kurzfristige Belastung

Erwähnenswert sind zunächst die Veränderungen in der Kalzium- Homöostase. Im Verlauf der Stufentests fällt die Konzentration des ionisierten Kalziums im Vollblut deutlich ab. Auch in der Literatur wird ein Abfall des ionisierten Kalziums nach einer Sprintbelastung (REYNOLDS et al. 1993, WEDEMEYER 2000) und nach einer Springprüfung (AGUILERA-TEJERO et al. 1998) beschrieben. Für den Abfall des ionisierten Kalziums während der Belastung kann es verschiedene Gründe geben, wobei die Mechanismen noch nicht genau geklärt sind. Diskutiert werden die Aufnahme des ionisierten Kalziums von der Muskulatur in die Muskelzelle, erhöhte Bindung (Komplexbildung) an Albumine und Anionen wie Laktat, extra- und intrazelluläre Verschiebungen und Verluste über den Schweiß. Aufgrund der Tatsache, dass die Kalziumspeicher der Muskelzellen während anstrengender Belastungen geleert werden, könnte eine Verschiebung des ionisierten Kalziums aus dem Blut in die Muskelzelle stattgefunden haben (GEISER et al. 1995). Gegen eine solche Verschiebung spricht allerdings die Beobachtung, dass das Gesamtkalzium im Plasma keine kurzfristigen Veränderungen während der Stufentestbelastungen aufweist (siehe Tab. 40). Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass die Abnahme der

Kalzium-Konzentration durch Verluste über den Schweiß entstanden ist, da der Kalziumanteil im Schweiß mit 0,12 g/l im Vergleich zu anderen Elektrolyten sehr niedrig ist (MEYER und COENEN 2002). Außerdem zeigten die Pferde in dieser Studie unter anderem aufgrund der niedrigen Außentemperaturen im Vergleich zu anderen Laufbandversuchen eine eher geringe Schweißbildung. Zudem kommt es mit der Erhöhung der Schweißverluste zu einer Abnahme der Kalzium-Konzentration im Schweiß (McCONAGHY 1994).

Eine Komplexbildung des ionisierten Kalziums mit verschiedenen organischen und anorganischen Anionen ist denkbar, da sich vor allem Laktat, Phosphat, Bikarbonat und Citrat während der Belastung im Blut anreichern (KOHN u. BROOKS 1990, GEISER et al. 1995, AGUILERA-TEJERO et al. 1998). Für diese Vermutung spricht auch der Befund, dass mit einem trainingsbedingten geringen Laktatanstieg während definierter Stufentestbelastungen, auch der Abfall des ionisierten Kalziums deutlich moderater ausfällt (VERVUERT et al.

2002).

Tab. 40: Verschiebungen des Gesamtkalziums (mmol/l) und des ionisierten Kalziums (mmol/l) sowie Angaben in % des Gesamtkalziums, während der Stufentestbelastungen

ST 1 ST 2 ST 3 ST 4 ST = Stufentest, Ca = Gesamtkalzium, Ca++ = ionisiertes Kalzium, Start = Beginn der Belastung, Ende = Ende der Belastung

Die Gesamtkalziumkonzentration blieb während der Stufentests unverändert. Während einer Dauerbelastung auf dem Laufband kam es bei WEDEMEYER (2002) zum Belastungsende, ähnlich wie bei GEISER et al. (1995) nach einer Vielseitigkeitsprüfung, zu einem Anstieg der Gesamtkalziumkonzentration. Im Gegensatz dazu fiel in den Studien von ROSE et al. (1983) und CRAIG et al. (1985) das Gesamtkalzium bei Pferden nach einem Ausdauerritt bzw. nach einem Polospiel ab.

Das der Gesamtkalziumspiegel in der vorliegenden Studie unbeeinflusst blieb, könnte sowohl an der geringen Zeitspanne der Belastungen (Stufentest ≥ 20 Minuten) als auch an der vergleichsweise moderaten Belastung liegen.

Während der Stufentests stieg die PTH-Konzentration in beiden Gruppen um ein Vielfaches zwischen dem Beginn und dem Ende der Belastung an. Der Hauptstimulus für eine PTH-Sekretion ist eine niedrige Kalziumkonzentration (ROSEN u. BILEZIKIAN 2001). Daher kann der während der Stufentests beobachtete Anstieg des PTHs als direkte Reaktion auf den Abfall des ionisierten Kalziums bewertet werden. Auch AGUILERA-TEJERO et al. (1998), WEDEMEYER (2000) und ZAMHÖFER (2002) beobachteten nach unterschiedlichen Belastungsarten (Springen, Sprinten oder Zugbelastung) einen PTH-Anstieg parallel zu einem Abfall des ionisierten Kalziums.

Die Belastung während der Stufentests wirkte sich als kurzfristige Reaktion steigernd auf die Konzentration des anorganischen Phosphats aus. Jedoch nur im vierten Stufentest war dieser Effekt auch statistisch abzusichern. Der Grund dafür könnte hier wiederum in der recht moderaten Belastung im Rahmen der Tests zu suchen sein.

ROSE et al. (1980) ermittelten im Rahmen einer Vielseitigkeitsprüfung Konzentrationsanstiege des anorganischen Phosphats im Zusammenhang mit der Belastung.

Auch in der Studie von WEDEMEYER (2000) stiegen die Phosphatwerte nach schnellen intensiven Belastungen deutlich an. Im Zusammenhang mit den erhöhten PTH-Werten zum Ende der Stufentests könnte es zu einer Mobilisierung von Phosphat aus dem Knochen gekommen sein. Während der Belastung besteht ein erhöhter Bedarf an Kalzium, der teilweise mittels Mobilisation aus dem Knochen gedeckt wird. Bei der Freisetzung von Kalzium aus dem Knochen wird parallel auch Phosphat in die Zirkulation abgegeben und es kommt zu einem Anstieg im Blut. Gegen diese Überlegung spricht allerdings die Tatsache, dass das Gesamtkalzium im Blut unverändert blieb. Außerdem gelangt anorganisches Phosphat aus der arbeitenden und energieverbrauchenden Muskulatur zusätzlich ins Blut. In der vorliegenden Studie scheint dies von Bedeutung für den Anstieg des anorganischen Phosphats zu sein.

Die kurzfristigen Belastungen hatten keine eindeutigen Auswirkungen auf den Osteocalcinspiegel im Plasma. Die Konzentrationen stiegen hierbei zum Teil mit der Belastung an, fielen aber zum Teil auch ab. Während kurzzeitiger, schneller Belastungen beobachtete WEDEMEYER (2000) ebenfalls eine Erhöhung der Osteocalcinkonzentration zum Belastungsende. Es ist zu bedenken, dass dieser Anstieg nach so kurzer Zeit keinen erhöhten Knochenaufbau im eigentlichen Sinne widerspiegeln kann, sondern dieser Anstieg wahrscheinlich als belastungsinduziertes Syntheseprodukt durch PTH aktivierte Osteoblasten zu beurteilen ist. Aufgrund der PTH-Anstiege in der eigenen Untersuchung wäre eine solche Aktivierung der Osteoblasten denkbar. ZAMHÖFER (2002) konnte hingegen weder bei

kurzfristigen noch bei langfristigen Belastungsversuchen, trotz deutlicher PTH-Anstiege, keine belastungsbedingten Verschiebungen in den Osteocalcinwerten feststellen.

Im Verlauf der Stufentests kam es zu einem deutlichen Anstieg der ICTP-Konzentration im Plasma. Die ICTP-Gehalte veränderten sich ebenfalls parallel zu den PTH-Werten im Zuge von Sprintbelastungen im Rahmen der Studie von WEDEMEYER (2000). Auch hier kann ein Zusammenhang mit den angestiegenen PTH-Konzentrationen nicht ausgeschlossen werden.

Weiterhin muss auch die mechanische Belastung des Skelettsystems als Stimulus für eine Kollagendegeneration in Betracht gezogen werden. Auf den Knochen wirken unter Belastungsbedingungen Druck-, Zug- und möglicherweise Biegungskräfte ein (HUSKAMP et al. 1996).

Die kurzfristigen Belastungen während der Stufentests bewirkten darüber hinaus in jeder Gruppe bei allen Tests einen Anstieg der PICP-Werte. Hierbei ist jedoch zu bemerken dass die Schwankungsbreite der Konzentrationen zwischen den einzelnen Pferden sehr hoch war, womit die Bewertung der Ergebnisse eingeschränkt wird. Ähnlich wie beim Osteocalcin, aber auch beim ICTP, reflektiert die Erhöhung der PICP-Werte vermutlich keine knochenformative bzw. -resorptive Prozesse, da die Belastungsdauer mit 20 Minuten als relativ kurz einzustufen ist. In diesem Zusammenhang ist ein sog. "Wash-out Effekt" eines bereits synthetisierten Pools denkbar (VERVUERT et al. 2002). Insgesamt bedürfen die kurzfristigen Veränderungen der Knochenmarker weiterer Untersuchungen, um eine abschließende Beurteilung vornehmen zu können.

3. Schlussbetrachtung

In der vorliegenden Studie konnten bei fünfjährigen Warmblütern ähnliche trainingsbedingte Veränderungen der Knochenmarker beobachtet werden wie bei zwei- bis dreijährigen Vollblütern (NIELSEN et al. 1997). Aufgrund der moderaten Trainingsintensität kann allerdings abschließend nicht beurteilt werden, inwieweit resorptive bzw. formative Prozesse am Knochen zu einer verringerten bzw. erhöhten Knochenstabilität geführt haben.

Begleitende bildgebene Verfahren (z.B. optische Knochendichte) sind in Folgestudien notwendig, um einen präzisen Einblick in den dynamischen Knochenstoffwechsel zu erhalten.

Auffallend ist allerdings, dass das Dressurtraining im Vergleich zu dem durchgeführten Bergtraining, Hinweise auf vermehrt resorptive Veränderungen am Knochen hervorruft. Diese Beobachtung verdeutlicht, dass Training einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Knochen

Andreas Lange: Veränderungen von Knochenmarkern und intaktem Parathormon (PTH) im Blut im Verlaufe eines Trainings bei Warmblutpferden

VI. Zusammenfassung

Im Rahmen dieser Studie sollte unter Feldbedingungen überprüft werden, inwieweit sich ein praxisübliches Training (Kombination aus Dressur-, Springen-, Gelände- und Ausdauertraining) unter dem Re iter auf die Reaktionen von Knochenmarkern als Indikatoren des Knochenstoffwechsels und des intakten Parathormons (PTH) bei Warmblutpferden auswirkt. Neben den langfristigen Veränderungen im Zusammenhang mit den langsam gesteigerten Trainingsanforderungen interessierten im Rahmen dieser Studie auch die kurzfristigen Veränderungen des Knochenstoffwechsels.

Zehn fünfjährige Warmblutwallache (KM 540 ± 40 kg) absolvierten ein aus drei Abschnitten (Anreitphase, Techniktraining und Ausdauertraining) bestehendes fünfmonatiges Training unter dem Reiter unter Feldbedingungen. Während der Ausdauertrainingsphase (3.

Trainingsphase) wurden die Pferde in zwei Gruppen eingeteilt, eine Kontrollgruppe (Gruppe A, 5 Pferde), die ein Dressurtraining an drei Tagen in der Woche absolvierte und eine Berggruppe (Gruppe B, 5 Pferde), die an diesen Wochentagen ein Konditionstraining am Berg durchführte.

Im regelmäßigen Abständen wurde die Leistungsfähigkeit der Pferde auf einem Hochgeschwindigkeitslaufband mittels standardisierter Stufenbelastungstests überprüft.

Folgende Parameter im Blut wurden während der Stufentests zu definierten Zeitpunkten (Beginn und Ende der Belastung) und in wöchentlichen Abständen über den gesamten Trainingszeitraum unter Feldbedingungenanalysiert: Gesamtkalzium, ionisiertes Kalzium, anorganisches Phosphat, pH, intaktes PTH, Osteocalcin, Carboxyterminales Propeptid des Typ I Kollagen (PICP) und Carboxyterminales Telopeptid des Typ I Kollagen (ICTP).

Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

Langfristige Reaktio nen im Verlauf des Feldtrainings

1. Der Verlauf des Gesamtkalziums ist für beide Pferdegruppen im gesamten Trainingszeitraum ähnlich. Zu Beginn des Techniktrainings (7. Trainingswoche)

stiegen die Werte von 3,0 ± 0,2 mmol/l auf 3,4 ± 0,2 mmol/l für Gruppe A (Zeit p<0,05) sowie von 3,0 ± 0,2 mmol/l auf 3,2 ± 0,1 mmol/l für Gruppe B (Zeit p<0,05) und fallen dann in der letzten Trainingsphase (Ausdauertraining 16.-19.

Trainingswoche) wieder von 3,1 ± 0,2 mmol/l auf 2,4 ± 0,1 mmol/l für Gruppe A (Zeit p<0,05) sowie von 3,0 ± 0,2 mmol/l auf 2,3 ± 0,1 mmol/l für Gruppe B ab (Zeit p<0,05).

2. Über den gesamten Zeitraum des Trainingsprogramms verlief die Konzentration des ionisierten Kalziums für beide Gruppen parallel. Am Ende der Anreitphase (6.

Trainingswoche) kam es zu einem Abfall des ionisierten Kalziums von 1,61 ± 0,03 mmol/l auf 1,52 ± 0,03 mmol/l (Gruppe A, Zeit p<0,05) und von 1,60 ± 0,07 mmol/l auf 1,51 ± 0,05 mmol/l (Gruppe B, Zeit p<0,05), zum anderen gab es einen Anstieg mit Beginn des Ausdauertrainings von 1,4 ± 0,06 mmol/l auf 1,53 ± 0,06 mmol/l (Gruppe A, Zeit p<0,05) und von 1,39 ± 0,03 mmol/l auf 1,48 ± 0,07 mmol/l (Gruppe B, Zeit p<0,05).

3. Die Entwicklung des anorganischen Phosphats wies ebenfalls für beide Gruppen einen weitgehend parallelen Verlauf auf. Es kam am Übergang von der Anreitphase zum Techniktraining (6. Trainingswoche) zu einem deutlichen Anstieg der mittleren Konzentration des anorganischen Phosphats von 0,8 mmol/l auf 1,1 mmol/l (Zeit p<0,05). Im Verlaufe des Ausdauertrainings (16.-19. Trainingswoche) fiel in beiden Gruppen das anorganische Phosphat wieder von 1,1 ± 0,1 mmol/l auf 0,9 ± 0,1 mmol/l ab (Zeit p<0,05).

4. Die PTH-Konzentration stieg zu Beginn des Techniktrainings (9. Trainingswoche) von 16,4 ± 7,8 pg/ml auf 26,3 ± 29,1 pg/ml an (Ze it p<0,05), wogegen das Ausdauertraining (16.-19. Trainingswoche) einen Abfall des PTHs aufwies (Zeit p<0,05). Unterschiede zwischen den beiden Gruppen konnten nicht mit p<0,05 abgesichert werden.

5. Die Osteocalcinkonzentration fiel in der vorletzten Woche (5. Trainingswoche) der Anreitphase in Gruppe A von 22,5 ± 2,6 ng/ml auf 17,5 ± 5,7 ng/ml (Zeit p<0,05) und in Gruppe B von 21,0 ± 4,8 ng/ml auf 16,0 ± 3,2 ng/ml (Zeit p<0,05). Zu Beginn des Techniktrainings konnte ein erneuter Anstieg auf das Ausgangsniveau beobachtet werden.

6. Die PICP-Konzentration im Plasma fiel zu Beginn des Techniktrainings (10.-12.

Trainingswoche) von 499 ± 159 µg/l auf 321 ± 70 µg/l (Gruppe A, Zeit p<0,05) und

von 530 ± 161 µg/l auf 379 ± 169 µg/l (Gruppe B, Zeit p<0,05). Danach stiegen die Werte im Mittel für beide Gruppen zu Beginn des Ausdauertrainings (16.

Trainingswoche) wieder auf 445 ± 117 µg/l an (Zeit p<0,05). Signifikante Unterschiede mit p<0,05 zwischen den Gruppen traten im Versuchszeitraum nicht auf.

7. Nach anfänglichem Konzentrationsabfall des ICTP von 8,4 ±2,3 µg/l auf 6,7 ± 0,8 µg/l (Verlauf Anreitphase) stiegen die Werte wieder mit Beginn des Techniktrainings

7. Nach anfänglichem Konzentrationsabfall des ICTP von 8,4 ±2,3 µg/l auf 6,7 ± 0,8 µg/l (Verlauf Anreitphase) stiegen die Werte wieder mit Beginn des Techniktrainings