• Keine Ergebnisse gefunden

Der Traum vom Meer

Im Dokument Das Missverständnis - Albert Camus (Seite 25-29)

5. Rollenanalyse Martha

5.2. Der Traum vom Meer

Martha: „Viel lieber träume ich von jenem anderen Land, wo der Sommer alles unter sich begräbt, wo die Winterregen die Städte überschwemmen und die Dinge endlich sind, was sie sind. (2.Akt/ 1.Szene)


Martha: „Stimmt es, dass der Sand einem dort an der Küste die Füße verbrennt?“


Mutter: „Man hat mir gesagt, dass die Sonne alles verzehrt.“ 


Martha: „Ja, sogar die Seelen, das habe ich in einem Buch gelesen: Sie erschafft wunderbare Körper, aber innerlich sind sie hohl.“ 


Mutter: „Träumst du deswegen vom Meer?“ 


Martha: „Ja, ich habe genug davon, meine Seele mit mir herumzuschleppen, ich will schnell das Land finden, wo die Sonne alle Fragen tötet.“ (1.Akt/ 1.Szene)


In Marthas Traum von einem besseren Leben gibt es für mich fünf zentrale Themen: das Meer, die Sonne, die Freiheit und die Ruhe, die Heimat.


Martha spricht immer wieder davon, endlich frei leben zu wollen. Ich denke, dass die Freiheit, die sie sucht, aus vielen Teilen besteht. Zum einen engen die Mauern des Gasthauses, die Ebene und Größe des Dorfes und die Kälte der Menschen, sie ein.

Martha: „Hier besteht unser ganzer Frühling aus einer Rose mit zwei Knospen im Klostergarten. Das genügt, um die Menschen meines Landes zu rühren. Doch ihr Herz ähnelt dieser kargen Rose. Ein kräftiger Hauch, und schon würden sie welken; sie haben den Frühlings, den sie verdienen.“ „Meine Geduld für Europa ist erschöpft, wo der Herbst aussieht wie der Frühlings und der Frühling nach Elend riecht.“ (2.Akt/1. Szene) 


Zum anderen wünscht sich Martha meiner Meinung nach auch Freiheit ihres Geistes und ihrer Seele. Die Arbeit in dem Gasthaus ist sowohl beschwerlich, als auch monoton. Unter den Umständen traue ich mich sogar, einen Schritt weiter zu gehen und den Alltag

Marthas mit Akkordarbeit zu vergleichen, bei der man nach Jahren auch abstumpft und wie in Watte gepackt lebt. Martha hat keine Freude, keinen Spaß, keine Herausforderung, aber vor allem auch keine liebevollen sozialen Beziehungen um sich. Die Mutter, als

Marthas einzige Bezugsperson, ist eher enttäuschend, da sie selbst in einer Depression gefangen ist, die sie müde macht und alle Gefühle mit Gleichgültigkeit ersetzt. Martha ist allerdings in dem System, das ihre Eltern ihr vorgaben gefangen und hat keinerlei

Perspektive auf eine schönere Zukunft. Sogar der Bruder, ihre einzige Hoffnung, hat sie verlassen. In diesem Sinne denke ich, dass die Freiheit, die Martha vor allem sucht, die Grenzenlosigkeit des Lebens und der Möglichkeiten betrifft. Nah verwandt mit diesem Motiv, ist die „Ruhe“ zu erwähnen. Ich halte Martha für eine kluge und nachdenkliche Person, die ständig von Fragen über die Sinnhaftigkeit der Welt und spezieller ihres

Lebens geplagt wird. Man könnte auch sagen, dass sie statt der Ruhe ihres Geistes, auch einen inneren Frieden sucht. Martha: „Das Menschliche ist an mir nicht das Beste.“ (2.Akt/

1.Szene) Auf jeden Fall erhofft sich Martha durch die Sonne am Meer eine Reinigung ihrer Seele. Sie möchte, dass die Sonne ihr Innerstes, das Schlechte an ihr, die Wut auf die Menschheit, die Einsamkeit und ihre Verbrechen verzehrt, um dann die Möglichkeit zu haben, die hohle Hülle ihres Seins neu aufzufüllen mit Schönen Gedanken und Taten, eine Art Neubeginn, oder Wiedergeburt. Martha: „Ich werde zum zweiten Mal geboren, ich komme bald in das Land, in dem ich glücklich sein werden.“ (3.Akt/ 1.Szene) Martha sagt auch, dass Sie will, dass die Sonne alle Fragen tötet. Sie wünscht sich, den Zustand zu erreichen, nicht mehr zweifeln und fragen zu müssen, sondern unbeschwert und

unbegrenzt leben zu können.

Das Meer unterstreicht in diesem Sinne die Symbolik der Erneuerung. Wasser ist

unentbehrlich für das physische Überleben, aber es symbolisiert auch das geistige Leben, eine Fruchtbarkeit des Geistes sozusagen. Es steht für Reinigung und für eine

Naturgewalt, auf die der Mensch keine Macht und keinen Einfluss hat. Man könnte fast sagen Wasser enthält etwas zutiefst mythisches und religiöses. Immerhin gibt es schon seit dem Zeitalter des Menschen heilige Quellen und Flüsse, zu denen Kranke pilgerten, um sich durch die heilende Kraft des Wassers zu erneuern und ihre Beschwerden zu lindern. 


In Marthas Fall drückt die Sehnsucht nach dem Meer ihre Sehnsucht nach einem neuen Leben, nach Glück aus. Im Meer, oder überhaupt in Wasser zu baden, ist ein Vorgang den der Mensch, wenn auch nur unterbewusst, noch von seiner Zeit als Embryo im Mutterleib kennt. Er hat keine Verpflichtungen, keinen Druck, keine negativen Ängste oder Gefühle.

Er „schwimmt“ einfach in dem Fruchtwasser und wird dabei von dem Leib seiner Mutter geschützt. Als erwachsener Mensch in einem Meer zu treiben, bedeutet dahingehend eine Form des Loslassens, sowohl geistig, als auch körperlich und dabei auch das

Bewusstsein, von der Macht der Natur gehalten zu werden. 


Die Heimat oder besser noch das Suchen einer Heimat, ist für mich das letzte zentrale Motiv in der Trauminterpretation. Martha: „Hier gehöre ich nicht her.“ (1.Akt/ 1.Szene) Martha fühlt sich nicht zu Hause in dem Gasthaus, wo alles kalt und fremd ist. Martha: „Sie haben dieses Haus nach und nach kalt werden lassen.“ (1.Akt/ 6.Szene) 


Ich denke, dass Heimat sehr stark verbunden ist mit der Liebe zu Menschen und dem Gefühl nach Geborgenheit. Martha hat außer ihrer Mutter keinerlei soziale Kontakte, auch keine Freunde, bei denen sie sich zu Hause fühlen könnte. Die Beziehung zu ihrer Mutter beinhaltet nichts liebevolles, nichts „Warmes“, so dass es für mich sehr logisch ist, wenn Martha ihre Heimat in ihrem Traum von Licht, Wärme, Meer und Glück sucht. Die Suche nach Heimat ist meiner Meinung nach ein zentrales philosophisches Thema der

Menschheit. Doch ob man nun Heimat in einem spezifischen geographischen Ort, in Menschen, die man liebt, oder aber in sich selbst findet, bleibt letztendlich die

Entscheidung eines jeden Einzelnen.

5.3. Mord

„Unsere haben am wenigsten zu leiden, das Leben ist grausamer als wir.“


5.3.1. Serienmord

Mord ist natürlich ein zentrales Thema dieses Werks, und insbesondere meiner Figur Martha. Zu Beginn finde ich es wichtig eine Begriffserklärung, beziehungsweise Eingrenzung zu geben. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Mördern, wie zum Beispiel Massenmörder, Sexualmörder, Raubmörder, Beziehungsmörder usw., die alle verschieden definiert werden. Nach eingehender Recherche würde ich Martha und ihre Mutter zu Serienmördern zählen. Die Definition des Begriffs Serienmörder, ist leicht zusammenzufassen: Ein Serienmörder ist jener, welcher mindestens 3 Menschen unabhängig von Ort und/ oder Zeitpunkt tötet. 


Im Stück wird zwar nicht gesagt, wie viele Menschen die zwei Frauen bereits tatsächlich ausgelöscht haben, jedoch geben diese durch ihre Aussagen Hinweise darauf.

Martha zur Mutter: „Dabei wissen sie doch, die Gelegenheiten sind selten!“ Mutter: „Die Gelegenheiten waren selten, aber sie haben sich auf viele Jahre verteilt.“ 


Mutter: „Aber die Gewohnheit beginnt beim zweiten Verbrechen. Beim ersten beginnt nichts, da hört etwas auf.“


Diesen Zitaten ist einerseits zu entnehmen, dass die Beiden mindestens zwei Menschen getötet haben, und anderseits, dass sich ihr Morden über einige/ viele Jahre erstreckt.

Weiters benutzen beide das Pronomen „ unsere“, wenn sie über die Opfer sprechen. Dem Stück ist auch zu entnehmen, dass die Familie begonnen hat zu morden, als der Vater noch gelebt hat. Martha: „Seien Sie optimistisch!“ 


Mutter: „Das hat dein Vater auch immer gesagt, Martha, ich erkenne es wieder. Aber ich möchte sicher sein, dass wir heute zu, letzten Mal gezwungen sind, optimistisch zu sein.

Eigenartig! Er sagte es, um die Angst vor der Polizei zu vertreiben, du benutzt das Wort nur, um die kleine Sehnsucht nach Anständigkeit zu zerstreuen, die ich eben hatte.“ (1.Akt/

8.Szene)

Die Mutter spricht immer wieder davon, nur aus Gewohnheit etwas gesagt, oder getan zu haben. Damit Gewohnheit sich in einem Leben so stark etabliert, muss der Zustand über eine lange Zeit hinweg bestehen. Ich gehe also davon aus, dass die Eltern einige Zeit nach Jans Verlassen, begonnen haben sich Geld durch Morde anzueignen. Später half Martha im „Familiengeschäft“ und als ihr Vater starb, führten es die zwei Frauen alleine weiter. Ich gehe also von ungefähr zwanzig Opfern aus, weshalb man Martha und ihre Mutter durchaus als Serienmörder bezeichnen kann. 


5.3.2. Wie wird man zum Mörder?

Bei der Antwort dieser schwierigen Frage scheiden sich die Geister. Einige Theorien besagen, dass Menschen, die morden, tatsächlich biologisch abnormal sind. Der Hirnforscher Wolf Singer ist zum Beispiel der Meinung, dass die Spiegelneuronen von Mördern nicht richtig arbeiten. Spiegelneuronen sind ein System im Gehirn, das für die Bildung von Empathie unerlässlich ist. Demzufolge würden aus Menschen ohne intakte Spiegelneuronen Psychopathen bzw. auch Mörder werden. Allerdings stößt diese Theorie bei einigen Forschern auf Widerstand. 


Eine andere Hypothese ist, dass die Lust des Tötens im Menschen tiefevolutionär verankert ist und durch extreme Zustände dessen zum Vorschein kommen kann. Damit wäre der Exfreund gemeint, der seine Geliebte aus Rache tötet, oder der junge

Bankangestellte, der es satt hat, arm zu sein und sich das Vermögen seiner Opfer anreichert, usw. Es gibt unzählige Motive, die den Menschen einmalig dazu bringen können zu töten. Ist das eigentliche Ziel danach noch nicht erreicht, oder merkt der Täter, dass er die Lust zur Tat immer wieder verspürt, schlägt er erneut zu. 


Das würde bedeuten, dass aus jedem Menschen, egal welcher Familiengeschichte, Biologie, Herkunft, Heimat usw. ein Mörder werden kann, wenn die für ihn richtigen Ziele, Wünsche, Sehnsüchte, es erfordern. 


Andere Theoretiker meinen jedoch, dass einerseits aggressives Verhalten bis hin zur Psychopathie vererbbar ist, und andererseits das Umfeld und die Entwicklung des Kindes eine enorme Rolle spielen. So muss zum Beispiel ein Kind, mit psychopatischen

Veranlagungen, diese nicht ausleben, wenn es in einer liebevollen, fürsorglichen

Umgebung aufwächst. Anders könnte ein biologisch normales Kind, später ein Verbrechen begehen, wenn das Umfeld dieses fördert. 


Die These von dem Neurologen Professor Jonathan H. Pincus besagt, dass es drei Faktoren gibt, die die Entstehung eines Mörders fördern: Kindesmissbrauch,

neurologische Störungen und psychische Krankheiten. Um seine These zu stützen,

analysierte Pincus 150 Täterprofile. 94 dieser wurden sexuell, oder körperlich missbraucht.

Hinzukam Vernachlässigung, Gewalt und Ablehnung.

5.3.3. Martha als Mörderin

Nun versuche ich den Bogen wieder zu Martha aufzugreifen. Für mich ist Martha weder biologisch abnormal, noch empathielos. Im Gegenteil, zeigt sie zum Beispiel sehr viel Mitgefühl und Verständnis gegenüber ihrer Mutter. Martha: „Ich kann Ihre Arbeiten hier im

widersprüchlich betrachten kann. Martha möchte nicht, dass ihre Opfer leiden müssen.

Auch will sie den Tod dieser nicht mit eigener Hand ausführen und ihn auch nicht sehen müssen.

Martha mordet zum einen, weil sie es so gelernt hat. Der Vater und die Mutter lehrten ihr in diesem Sinne, dass Mord ihre einzige Lösung der Gewinnvermehrung sei. Sie wuchs mit diesen Verbrechen auf und so ist es nur selbstverständlich, dass die zwei Frauen nach dem Tod des Vaters, diese Methode weiterführen. 


Auf der anderen Seite tötet Martha, für ein höheres Ziel, nämlich, um sich ihren großen Traum am Meer zu leben, verwirklichen zu können. Dazu ein Zitat, das für mich ihren Grund der Morde, ihr Ziel und damit ihre innersten Wünsche und Sehnsüchte am besten zum Ausdruck bringt: Martha: „Ach, Mutter! Wenn wir viel Geld zusammenhaben und aus dieser trübseligen Gegend wegkommen, wenn wir dieses Gasthaus und diese verregnete Stadt hinter uns lassen, dieses Schattenland vergessen können- an dem Tag. Wenn wir endlich am Meer sind, von dem ich so träume, an dem Tag werden Sie mich lächeln sehen! Aber man braucht viel Geld, wenn man frei am Meer leben will. Darum müssen wir uns um den Mann kümmern, der jetzt kommt. Wenn er reich genug ist, vielleicht fängt meine Freiheit dann mit ihm an.“(1.Akt/ 1.Szene)

Dabei befindet sie sich in keinem Rausch, sondern weiß klar und realistisch, was sie tut und vor allem, dass ihre Verbrechen keineswegs in Ordnung sind. Martha: „Verglichen mit unseren Verrücktheiten sind die harmlos, das wissen Sie.“ Ich mag keine Anspielungen.

Ein Verbrechen ist ein Verbrechen, man muss wissen, was man will.“(1.Akt / 1. Szene) Doch sie ist so unglücklich, dass sie bereit ist, alles zu tun, um ihre Freiheit zu erlangen.

Martha: „Das Menschliche sind meine Wünsche, und für deren Erfüllung könnte ich alles vernichten, was mir in die Quere kommt.“ (2.Akt/ 1.Szene) 


5.3.4. Die Methode

Martha und ihre Mutter töten nur reiche Männer, die allein unterwegs sind. Martha:“ Wenn er reich ist, umso besser. Aber er muss auch allein sein.“ (Akt 1/ Szene 1) Das wirft für mich natürlich die Frage auf, warum unter den Opfern keine Frauen dabei sind. Vielleicht ist die Antwort banal, und es reisen einfach zu dieser Zeit keine reichen alleinstehenden Frauen. Vielleicht suchen sich Martha und ihr Mutter, aber auch ihre Opfer aus einem bestimmten Grund aus. In diesem Fall denke ich, dass Männer für Martha das Verlassen symbolisieren. Ihr Bruder Jan ist fortgegangen, ihr Vater ist gestorben, beide Männer haben sie auf schmerzliche Weise verlassen. Vielleicht ist Martha unbewusst wütend auf die Männer, die sie verlassen haben und die Männer, die in das Gasthaus kommen und vertraulich mit ihr tun, obwohl sie sie gar nicht kennen. Zusätzlich sind diese finanziell vermögend, was sicher auch ein Grund ihrer Wut ist. Martha lebt schon immer in Armut und dann muss sie sich ansehen, wie immer wieder reiche Männer in ihrem Gasthaus absteigen, die eventuell sogar mit ihrem Vermögen prahlen, während sie nichts hat, sondern nur vom Meer träumt. Das sind allerdings meine ganz persönlichen

Spekulationen. 


Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die Art, wie Martha Menschen tötet. 


Der Tathergang wird von Ihnen sehr klar beschrieben: 


Martha: „Sie wissen doch, wir töten ihn nicht einmal wirklich. Er trinkt seinen Tee, dann schläft er ein und während wir ihn zum Fluss bringen, lebt er ja noch. Es wird lange dauern, bis man ihn findet, an ein Wehr gepresst, gemeinsam mit anderen- die sind

offenen Auges ins Wasser gegangen, er hat viel mehr Glück gehabt als sie. Unsere haben am wenigsten zu leiden, das Leben ist grausamer als wir. (1.Akt/ 1.Szene)

Aus diesem Zitat ist auch zu entnehmen, dass Martha noch eine Möglichkeit gefunden hat, mit ihren Verbrechen umzugehen. Nämlich indem sie sich einredet, den Menschen etwas Gutes getan zu haben, wobei sie nicht leiden mussten. 


Wie also schon dem Zitat zu entnehmen ist, geben Martha und ihre Mutter den Männern einen Tee, welcher mit Schlafmitteln versetzt ist. Die Männer trinken diesen selbstständig, was auch schon zeigt, dass Martha so wenig wie möglich selbst in den Prozess eingreifen möchte. Sobald die Herren schlafen, tragen die Mutter und Martha sie zu Fluss, wo sie auf die Flut warten. Dann werfen sie die schlafenden Körper ins Wasser, welche vermutlich einige Zeit herumtreiben werden, bis sie ertrinken und die Leichen ihre Reise antreten.

Mutter: „Manchmal bin ich wirklich froh, bei dem Gedanken, dass unsere nie zu leiden haben. Es ist ja fast kein Verbrechen, eher ein Eingriff, wir stupsen ein unbekanntes Leben ein kleines bisschen an.“ (1.Akt/ 1.Szene) Dieses Zitat trifft für mich sehr genau die Art der Mordmethode. Die beiden Frauen „stupsen“ nur ein „Leben“ etwas an, sie zwingen die Männer nicht den Tee zu trinken, sie ertränken, oder erwürgen sie nicht mit ihren eigenen Händen. Sie sehen auch nicht genau, wie ihre Opfer sterben. Das macht für mich nur wieder deutlich, dass Martha eigentlich keine Mörderin ist. Sie will Menschen nicht sterben sehen, sie ist weder grausam, noch unmenschlich. Sie weiß sich nur nicht anders zu helfen. 


Zur Methode der Verbrechen ist noch zu sagen, dass ihre mich sehr stark an Marthas Traum vom Meer erinnert. In ihrem Traum wünscht sie sich eine Erneuerung und Freiheit durch das Meer. Die Opfer erlangen diese Erneuerung auf eine absurde Art und Weise, der Fluss trägt sie in ein neues Leben, in einen Neubeginn. Sie können aufhören für sich verantwortlich zu sein, beschwerliche Entscheidungen zu treffen, zu leiden. Martha hat ihr Schicksal beschlossen und bringt sie zum Fluss, an den Ursprung des Lebens zurück, wo sie in die Ewigkeit des Glücks übergehen können. Der Fluss symbolisiert für mich also in diesem Aspekt den Styx, die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und Hades, dem Reich der Toten.

Im Dokument Das Missverständnis - Albert Camus (Seite 25-29)