Klonierungsstrategien
4.3.4. Darstellung einer avianen Antikörper‑Bibliothek mit Hilfe der Gateway™ Technologie
ERGEBNISSE
Abb. 31: Sequenz‑Analyse der variablen Regionen der pASG‑IBA102‑P005scFv‑p3 Klone. (A) der schweren Kette, (B) der leichten Kette. Die erhaltenen Sequenzen der Klone 1 ‑ 5 wurden einem Alignment unterzogen und die CDR sind umrahmt.
Nachdem festgestellt wurde, dass alle sequenzierten Kolonien unterschiedliche aviane scFv trugen, wurden die Kolonien von den Platten geschabt und konnten so als Ausgangsbibliothek für eine Selektion eingesetzt werden.
4.3.4. Darstellung einer avianen Antikörper‑Bibliothek mit Hilfe der
Restriktion und Ligation sollte in einem weiteren System die Möglichkeit der Klonierung einer scFv Bibliothek durch homologe Rekombination evaluiert werden. Hierfür wurde die Gateway™ Technologie, die auf dem Rekombinationssystem des lambda Bakteriophagens aus E. coli basiert, verwendet. Für den Lebenszyklus eines lambda Bakteriophagen gibt es zwei Möglichkeiten, einmal den lytischen Zyklus, der zur Zerstörung der Wirtszelle führt und den lysogenen Zyklus, bei dem die orts‑spezifische Integration des Phagen‑Genoms in das Genom der Wirtszelle stattfindet. Durch die Replikation der Wirtszelle wird beim lysogenen Zyklus ebenfalls die DNA des Phagens vermehrt, zur Freisetzung entfernt der Phage anschließend seine genetischen Informationen aus dem Genom der Wirtszelle was zur lyse der Zelle führt. Dieser Mechanismus der orts‑spezifischen Integration von genetischem Material kann auch für die Klonierung genutzt werden, wobei spezifische Sequenzen (attachment sites) von 25 bp an das zu klonierende Gen angefügt werden. Diese flankierenden Bereiche entsprechen den sites im Bakteriophagen und werden bei den folgenden Reaktionen spezifisch gebunden, geschnitten und wieder kovalent verknüpft. Um die beiden Zyklen des Bakteriophagen nutzen zu können werden spezifische Enzyme verwendet. Durch Einsatz der ‑Integrase (Int) aus dem E. coli integration host factor (IHF) wird der lysogene Zyklus nachgeahmt. Dies ist Bestandteil des BP Clonase Enzym Mixes. Der entstandene Entry‑Vektor wird in einer weiteren Reaktion mit einem so genannten LR Clonase Enzym Mix, der eine ‑Int, IHF und ‑Excisionase (Xis) beinhaltet, versetzt. Die Vektoren, die für die beiden Reaktionen verwendet werden, beinhalten das ccdB‑Gen. Dieses Gen gilt als „Selbstmord‑Gen“, da es mit der E. coli Gyrase interagiert, diese inhibiert123 und somit zur Lyse der Zelle führt. Ein grundlegender Mechanismus der Gateway™
Technologie basiert auf dem toxischen ccdB‑Gen und seinem Antidot, dem ccdA‑Gen.
Der Destinationsvektor pHEN2‑Dest‑ccdB‑CAT3.1 beinhaltet neben dem bereits erwähnten ccdB‑Gen ebenfalls eine Chloramphenicol‑Acetyl‑Transferase (CAT) Kassette um die Insertion der scFv‑Fragmente zu ermöglichen (Abb. 32). Dieser Vektor lag im Arbeitskreis bereits vor124.
ERGEBNISSE
Abb. 32: Schematische Darstellung der homologen Rekombination der avianen wespengift‑spezifischen Antikörper‑Bibliothek mit Hilfe der Gateway™ Technologie. Nachdem die flanierenden Bereiche (attachment sites, att) mittels einer PCR angefügt wurden, wurde das Produkt mittels BP Reaktion in den Entry‑Vektor überführt. Anschließend wird der scFv mittels LR Reaktion in den Expressionsvektor kloniert.
Die unterschiedlichen attachment sites der einzelnen Reaktionen sind in verschiedenen Farben dargestellt und flankieren die Bereiche des ccdB‑Gens bzw. der scFv‑Fragmente. Die Abkürzungen B, P, L und R basieren auf dem Rekombinationssystem des Lambda Bakteriophagens aus E. coli.
4.3.4.1. Amplifikation und Anfügen der attB sites des P005scFv
Zur Amplifikation und Anfügen der attB Sites der P005scFv wurden von der Fusionsreaktion pENTRY‑IBA20‑P005scFv 0.2 μl entnommen, da diese den vollständigen scFv beinhaltet, und mit den Oligonukleotiden Ch vH attB1 for und Ch vL attB2 back, welche die benötigten Sequenzen für attB sites trugen amplifiziert und gereinigt. Die Konzentration des Amplifikates wurde sowohl mittels eines NanoDrop ND‑1000 Gerätes als auch densitometrisch auf einem 1%igen Agarosegel mittels Quantity one® (Bio‑Rad laboratories GmbH, München) bestimmt. Die avianen scFv standen somit für die BP Reaktion zur Verfügung.
4.3.4.2. BP Reaktion zur Generierung des Entry‑Vektors
Nun sollte das scFv Fragment in den Donorvektor pDONR™201 mittels homologer Rekombination eingebracht werden. Hierfür wurde die Konzentration des Amplifikates bestimmt, welche bei 11 ng/μl lag. Anschließend wurde, wie im Methodenteil
beschrieben, die BP Reaktion durchgeführt. Es wurden TOP10 Zellen mit der Reaktion transformiert, auf TYE‑Kan‑Platten ausgestrichen und über Nacht bei 37 °C inkubiert.
Am nächsten Tag wurden die Klone ausgezählt, die Größe der Subbibliothek betrug 2.7 x 106 Transformanden. Zehn Kolonien wurden mittels PCR und den Oligonukleotiden chicken vh for und chicken vl back überprüft. Sieben von zehn analysierten Kolonien zeigten eine Bande in der erwarteten Höhe. Zwei positive Kolonien wurden über Nacht bei 37 °C und 220 rpm kultiviert, die Plasmid DNA gereinigt und einer Sequenzanalyse unterworfen. Die sequenzierten Kolonien trugen unterschiedliche aviane scFv.
Die Kolonien wurden von den Platten geschabt und eine 100 ml 2YT‑Kan‑Kultur mit der Zellsuspension der Subbibliothek bis zu einer OD600nm von 0.1 inokuliert. Aus 10 ml der 100 ml Kultur wurde die Plasmid DNA gereinigt und anschließend die Konzentration bestimmt. Der Entry‑Vektor pDonor‑P005scFv stand somit für die LR Reaktion zur Verfügung.
4.3.4.3. LR Reaktion zur Generierung des Expressions‑Vektors
Nachdem die Sequenzanalyse auf eine erfolgreiche Insertion der avianen scFv in den Donorvektor pDONR™201 hinwies, sollten die scFv Fragmente durch die LR Reaktion in den Destinationsvektor überführt werden.
Die LR Reaktion wurde, wie im Methodenteil beschrieben, mit der LR Clonase I durchgeführt. Es wurden TOP10 Zellen mit der LR Reaktion transformiert, die Zellen auf TYE‑Amp‑Platten ausgestrichen und über Nacht bei 37 °C inkubiert.
Am nächsten Tag wurden die Kolonien ausgezählt, die Größe der Bibliothek betrug 2 x 106 Transformanden. Es wurden zehn Kolonien mittels PCR und den Oligonukleotiden chicken vh for und chicken vl back überprüft. Alle analysierten Kolonien zeigten eine Bande in der erwarteten Höhe. Die Kolonien wurden von den Platten geschabt und eine 100 ml 2YT‑Amp‑Kultur mit der Zellsuspension der Subbibliothek bis zu einer OD600nm von 0.1 inokuliert. Aus 10 ml der 100 ml Kultur wurde die Plasmid DNA gereinigt und anschließend die Konzentration bestimmt. Der Destinationsvektor pHEN‑Dest‑P005scFv stand somit für die Transformation in F‑pilus tragende
ERGEBNISSE
Es wurden TG1 Zellen, die durch ihren F‑pilus die Fähigkeit besitzen von Phagen infiziert werden zu können, mit dem Vektor transformiert, auf TYE‑Amp‑Platten ausgestrichen und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Am nächsten Tag wurden die Kolonien ausgezählt, die Größe der Bibliothek betrug dabei 5 x 106 Transformanden. Es wurden zehn Kolonien mittels PCR und den Oligonukleotiden lmb3 for und fdseq back überprüft. Sechs von zehn Kolonien zeigten eine Bande in der erwarteten Höhe. Fünf positive Kolonien wurden über Nacht bei 37 °C und 220 rpm kultiviert, die Plasmid DNA gereinigt und alle fünf Klone einer Sequenzanalyse unterworfen (Abb. 33).
Abb. 33: Sequenz‑Analyse variablen Regionen der pHEN‑Dest‑P005scFv Klone. (A) der schweren Kette, (B) der leichten Kette. Die erhaltenen Sequenzen der Klone (GW) 1 ‑ 5 wurden einem Alignment unterzogen um die unterschiedlichen CDR besser vergleichen zu können. Die frameshifts wurden mit einem * in der Aminosäuresequenz und sind dadurch in einem Leserahmen dargestellt.
Es konnte gezeigt werden, dass es sich bei den sequenzierten Kolonien um unterschiedliche aviane scFv handelt. Drei scFv wiesen jedoch einen frameshift auf. Die eigentliche Bibliotheksgröße entspricht eher der Top10‑Transformation, also 2 x 106 da nur ca. 60% der aktuellen Bibliothek einen avianen scFv tragen. Die Kolonien wurden anschließend von den Platten geschabt und konnten so als Bibliothek für eine Selektion eingesetzt werden.