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Dagmar Unterköfler-Klatzer

Die Dissertation widmet sich einem anspruchsvollen und gesellschaftlich bedeutsamen Thema – einem komplexen Projekt zur Weiterentwicklung qualitätsvoller Lehrer_innenfortbildung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten – Viktor Frankl Hochschule. Neben der Entwicklungsperspektive (Projektarchitektur, Subarchitektur, Projektdesign, systemische Schleifen) werden die Forschungs- und Evaluationsaspekte fokussiert. Es wird die Not-wendigkeit einer weiteren Reform der Lehrer_innenfortbildung beschrieben und betont, dass wirkungsstarke Lehrer_innenfortbildung an der Organisati-onsentwicklung, Unterrichtsentwicklung und Personalentwicklung ansetzt.

Der zentrale Innovationsgehalt liegt darin, dass Fortbildung sich verändert von der individuellen Lehrperson hin zu Interventionen in die einzelnen Schulstandorte! Die Schulentwicklung wird als ein Lernprozess erachtet, als eine Veränderung von innen heraus. Die Schulleitung und das Kol-legium sind vorrangig selbstverantwortlich für Änderungen und deren Wirksamkeiten. Adressaten der Lehrer_innenfortbildung sind nicht mehr einzelne Lehrpersonen, sondern Schulstandorte, was eine Assoziation zur Organisationsentwicklung herstellt. Hierfür bedarf es eines Wandels in der Fortbildungstradition. Es geht um die Entwicklung von Schulstandorten und mit diesem Anspruch konsequenterweise auch um die Weiterentwicklung der Pädagogischen Hochschule Kärnten. Dazu braucht es Know-how um wirkungsvolle Interventionen in soziale Systeme.

Im Auftrag der Rektorin der Pädagogischen Hochschule Kärnten wurde mit einem institutsübergreifenden Team ein innovatives Modell für eine nachhaltige Fortbildung entwickelt und pilotiert. Nach einer dreijährigen Entwicklungs-, Pilotierungs- und Optimierungsphase erfolgte die

Imple-mentierung von „Fortbildung Kompakt“ in das Fortbildungsangebot der Pädagogischen Hochschule Kärnten.

Der systemtheoretische Ansatz der Organisationsentwicklung ist am ehesten geeignet, die Komplexität in Organisationen, wie Schulen oder der Pädago-gischen Hochschulen mit ihren relevanten bildungspolitischen Umwelten, adäquat zu beschreiben. Im Verständnis der Wissenschaft der Organisati-onsentwicklung gibt es keine Wiederholbarkeit, da jede Organisation ein-zigartig ist und ihre eigene Historie hat. Von besonderem Interesse waren für das qualitative Forschungsdesign der Einzelfallstudie folgende wissen-schaftlichen Fragestellungen: Welche Konzeption, Durchführung und Evalu-ierung braucht eine wirksame Lehrer_innenfortbildung um Nachhaltigkeit zu erlangen? Welche strukturellen und personellen Veränderungen sind für die Implementierung des Modells Fortbildung Kompakt erforderlich?

Welche angemessenen Kommunikationsstrukturen sind für die lernende Or-ganisation Pädagogische Hochschule Kärnten sowie die Systemumwelten zu entwickeln und zu realisieren? Wie kann man einen solchen Musterwechsel in einer traditionellen Institution auf den Weg bringen?

Dazu wurden neun OE-relevante Hypothesen formuliert, die unerlässlich für den systemischen Entwicklungs- und Forschungsprozess waren. Denn die Hypothesen waren maßgeblich für das Setzen von Interventionen in den sozialen Systemen und ausschlaggebend für die Meilensteinplanung, -umsetzung und -erreichung im Veränderungsvorhaben. Zudem waren sie bedeutungsvoll für das Herbeiführen von Entscheidungen und hilfreich für den Umgang mit komplexen Situationen, unvorhergesehenen Ereignissen und Widerständen.

Im Sinne der systemischen Organisationsentwicklung erfolgte die Prozes-sevaluation auf der Ebene des Projekts „Fortbildung Kompakt“ in Form der Begleitforschung, auf der Ebene der Schulentwicklung/Schulen sowie der Ebene der Organisationsentwicklung/Pädagogische Hochschule Kärnten.

Die Bedeutung der Evaluationsforschung liegt in der Überprüfung und Einschätzung des Prozesses. Die Evaluationsforschung ist wichtig für den Selbststeuerungsprozess und zugleich ein Potential, gekoppelt mit den wiederkehrenden Reflexionsphasen und systemischen Schleifen. Die Date-nerhebung wird als gezielte Interventionsmaßnahme erachtet, die datenba-sierten Evaluationsergebnisse sind relevant für weitere Maßnahmen. Mit dem speziellen Ansatz der Organisationsentwicklung wird in der Einzelfall-studie die Gestaltung der Veränderung beforscht. Diese bezieht sich auf die innere Entwicklung der Organisation ebenso wie auf die Kooperationen mit anderen Organisationen bzw. Organisationseinheiten. Mit drei Strategien wird das Problem der unvermeidbaren Subjektivität abgefedert: gezielte Reflexion, Beobachtung zweiter Ordnung und ein Benchmarking mit dem Hamburger Bildungsmonitoring, um quantitative Erkenntnisse qualitativ zu ergänzen, indem ein ähnlicher Prozess und ein annähernd ähnliches Modell systemisch einem Vergleich unterzogen wird und die Ergebnisse weitere Maßnahmenempfehlungen determinieren.

Vier ausgewählte Resultate werden mit Landkarten demonstriert:

1. Landkarte des Wandels

Sie unterstreicht die Notwendigkeit eines Pilotprojektes für einen Muster-wechsel und führt über den Wandel 2. Ordnung zu tiefgreifenden Verände-rungen (veränderte Umweltbeziehungen, Strategien, Abläufe, Strukturen, Wertesysteme, Hierarchien und Organigramme).

2. Landkarte des Erfolgs

Auf der inhaltlichen Dimension ist eine Vielzahl von Qualitätsaspekten zu nennen: das inhaltliche Konzept, das Modell Fortbildung Kompakt, das Train the Trainer-Programm, die Vereinbarungskultur, der Ablaufplan für die Schulstandorte oder die Anknüpfung an SQA / QIBB – Themen. Die Ebene der sozialen Integration ist geprägt von Akzeptanz der Passung des Vorgehens, des Prozesses der Lösungsfindung, des institutsübergreifenden Teams Fort-bildung Kompakt, der Prozessbegleitung, der Kontakte zu Schulleiter_innen und Referent_innen sowie von institutsübergreifenden Begegnungen und Aushandlungsprozessen.

3. Landkarte der Kommunikationsstrukturen

Diese Landkarte beinhaltet wichtige Bausteine des Veränderungsprozesses.

Sie zeigt den Aufbau von Kommunikationsstrukturen im Sub- und Lini-ensystem, mit digitalen Varianten und dem Management der öffentlichen Kommunikation.

4. Landkarte der führungsgetriebenen Veränderung und selektiven Beteiligung Grundsätzlich ist für ein Veränderungsvorhaben die Berücksichtigung und breite Partizipation der Mitarbeiter_innen und Stakeholder bezeichnend.

Dennoch ist die beforschte Veränderung zum einen angetrieben durch die Stärke und die Entscheidungen der Auftraggeberin und zum anderen gekennzeichnet durch selektive Partizipation (Pilotprojekt, Auswahl von zunächst wenigen Pilotschulen, begrenzte Mitgliederzahl des Teams Fortbil-dung Kompakt).

Insgesamt bewirkt „Fortbildung Kompakt“ einen veränderten Habitus bei den Stakeholdern und erlaubt eine veränderte Fortbildungskultur in und zwischen den Organisationen Pädagogische Hochschule Kärnten, Bildungs-direktion und Schulen.