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Credit Metrics (CM)

Im Dokument Zeit Heute (Seite 57-62)

4.4.1 Ansatz

Als assetwertbasiertes Modell simuliert CM normalverteilte, korrelierte

Aktivaren-diten 22

allerKreditnehmer. InAbhängigkeitvon densimuliertenRenditen wird das

Unternehmen ausgehend von der bisherigen Ratingkategorie einer neuen

Rating-klasse zugeordnet.Die damit einhergehende Veränderung der Bonitätseinschätzung

führtzu einerNeubewertungder Kredite. Abbildung4.2veranschaulicht dieV

orge-hensweise amBeispieleinesindieRatingklasseBBeingestuften Unternehmens.Die

Intervalle unter der Verteilung 23

sind so berechnet, daÿ sie den Ausfall- bzw.

Mi-grationswahrscheinlichkeiten aus der empirischermittelten Migrationsmatrix(siehe

Tabelle4.2)entsprechen.DahinterverbirgtsichdieAnnahme,daÿdieRatingklassen

inBezug aufAusfallwahrscheinlichkeitund Migrationsverhalten homogen sind.

24

Zur Neubewertung der Kredite werden für ausgefallene Kreditezufällige

Rückzah-lungsquotenbestimmt.DiesewerdenauseinerBetaverteilunggezogen.Die

Parame-trisierung der Betaverteilungin Erwartungswert und Varianz erfolgtje nach

Senio-rität der Kreditegemäÿ Tabelle4.3.

25

22 Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten. Ein praktikablesVerfahren wird in Kapitel 5.4.2

be-schriebenund imSimulationstoolumgesetzt.Zur BerücksichtigungvonKorrelationen in CM

siehe Kapitel 4.4.2. Ein ausführliches Beispiel für die Generierung von Szenarien mit einem

PortfolioausdreiFirmenndet maninCredit Metrics (1997),S.113-119.

23 CM unterstellt normalverteilteRenditen. In den weiteren Berechnungen kürzen sich

Erwar-tungswertundVarianz,sodaÿmansichaufdieStandardnormalverteilungbeschränkenkann.

Vgl.hierzuWohlert (1999),S.352.

24 Vgl.WahrenburgundNiethen (1999), S.9.

25 Vgl.CreditMetrics (1997),S.77-80.HierwirdaucheineBegründungfürdieVerwendung

Ausfall

B BBB A AA AAA

CCC

bleibt BB

Dichte

−2.04

−2.3 −1.23 0 1.37 2.39 2.93 3.43

Abbildung4.2: Ratingmigration eines in Klasse BB eingestuften Unternehmens. Quelle:

Crouhi, Galai und Mark (2000),S.75.

Wahrscheinlichkeit fürRating amJahresende(in %)

AAA AA A BBB BB B C D

AAA 90.81 8.33 0.68 0.06 0.12 0.00 0.00 0.00

Anfängliches AA 0.70 90.65 7.79 0.64 0.06 0.14 0.02 0.00

A 0.09 2.27 91.05 5.52 0.74 0.26 0.01 0.06

BBB 0.02 0.33 5.95 86.93 5.30 1.17 0.12 0.18

Rating BB 0.03 0.14 0.67 7.73 80.53 8.84 1.00 1.06

B 0.00 0.11 0.24 0.43 6.48 83.46 4.07 5.20

C 0.22 0.00 0.22 1.30 2.38 11.24 64.86 19.79

Tabelle4.2: Einjahres-Migrationsmatrix. Quelle:Standard and Poor's(1996).

Für die nicht ausgefallenen Kredite werden die Gegenwartswerte der ausstehenden

Cash-Flowsberechnet.DiesehängennichtnurvondenBonitätsveränderungen,

son-dernauchvonder Zinsentwicklung ab. UmMarktrisiken und Kreditrisiken zu

tren-nenwirdunterstellt,daÿ zukünftigeZinsentwicklungen inden Terminzinssätzen

be-reitsenthaltensind. Daher werdenzur Bestimmungder Gegenwartswerte die

deter-ministischen Forward-Zerobondrenditen der jeweiligen Ratingkategorien verwendet

Rangstelle/Besicherung R Q

RQ

Besicherte Senior Bankkredite 69,91 23,47

Besicherte Senior Anleihen 52,31 25,15

Unbesicherte SeniorAnleihen 48,84 25,01

Nachrangige Senior Anleihen 39,46 24,59

Nachrangige Anleihen 33,17 20,78

Nachrangige Junior Anleihen 19,69 13,85

Tabelle4.3: Rückzahlungsquoten und Rangstelle.Quelle:Keenan (2000),S.25.

und gegebenenfalls anfallende Kuponzahlungenaddiert.

26

Diese unabhängige

Ana-lysevonMarktrisikenundKreditrisiken stelltnachAuassungvonCrouhi, Galai

und Mark (2000) eine wesentliche Einschränkung des Modellansatzes dar.

27

Für jeden Simulationslauf wird auf diese Weise ein Portfoliowert generiert. Aus

den Portfoliowerten aller Simulationen wird eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der

zukünftigenPortfoliowerteberechnet.DasökonomischeKapitalläÿtsichalsQuantil

dieserVerteilungbestimmen.

28

Ratingzeitreihen Aktienzeitreihen

Rückzahlungs−

quote bei Kreditausfall

Gegenwartswert des Kredites

Gemeinsame veränderungen

Rating−

Wahrscheinlich−

keiten für Rating−

veränderungen

Standardabweichung des Wertes eines Kredites infolge von Veränderungen der Kreditqualität

Kredit Value at Risk Korrelationen

Ratingkategorie Seniorität Zinsspread

"Modelle"

Portfolio Value at Risk oder ökonomisches Kapital

Abbildung 4.3: Bausteine vonCM. Quelle:Credit Metrics (1997),S.41.

CMschlägtalternativoderzusätzlichzurSimulationdieanalytischeBerechnungvon

Erwartungswert und Standardabweichung bzw. Volatilität des zukünftigen

Portfo-liowertes vor. Dies kann bei Kenntnis der Korrelationen auf Basis der bestimmten

Gegenwartswerte und ihreraus der Migrationsmatrixbekannten W

ahrscheinlichkei-26 Vgl.Wohlert (1999),S.342-343.

27 Vgl.Crouhi, Galai undMark (2000),S. 64.

ten erfolgen. Bei Marktrisiken mag die Volatilität alsKennzahl für die

Abweichun-gen vom Erwartungswert auf Grundder symmetrischen Verteilungder Erträge aus

Marktengagements ein vernünftiges Maÿ sein. Da aber die erwarteten Erträge aus

KreditengagementsimGegensatz zu den Marktrisiken eine starke Asymmetrie

auf-weisen, kann die Volatilität nur eingeschränkt zur Bestimmung des Kreditrisikos

eingesetzt werden.

29

Denn die Quantile der Verteilung lassen sich bei Asymmetrie

nichtmehralleinedurchKenntnisvonErwartungswertundVolatilitätbestimmen.

30

Die Ursache für dieAsymmetrie liegt darin begründet, daÿ beiKreditengagements

aufdereinenSeiteKreditausfällefürsehrhoheVerlustesorgenkönnen,währendauf

der anderen Seite dieGewinnmöglichkeiten durch Bonitätsverbesserungenbegrenzt

sind.

31

Die Hauptbausteine von CM faÿt Abbildung 4.3 zusammen. Dabei wird deutlich,

wie zentralin CMdieBestimmung des Kredit-VaReines Einzelkredites istund wie

erst überden Baustein Korrelationen der Portfolio-VaRgewonnen werdenkann.

4.4.2 Berücksichtigung von Korrelationen

Um die Diversikationseekte im Kreditportfolio messen zu können, benötigt CM

dieKorrelationen fürdiepaarweisen Kreditqualitätsveränderungen aller

Kreditneh-mer.Diesesindnichtdirekt beobachtbar. OhneBerücksichtigungvonKorrelationen

ergeben sich die gemeinsamen Migrationswahrscheinlichkeiten einfach als Produkt

der einzelnen Wahrscheinlichkeiten. Da die Korrelationen nicht vernachlässigt

wer-den können (vgl.Diskussion in Kapitel3.5), müssen sie geeignet geschätzt werden.

UmdieKreditkorrelationenzuschätzen, werdenzuerstdieKorrelationender

Eigen-kapitalrenditenderKreditnehmer bestimmt.LetzterewerdendannzurBestimmung

der gemeinsamen Migrationswahrscheinlichkeiten verwendet. Die

Ausfallkorrelatio-nen von Kreditnehmer X und Y ergeben sich nach Formel (3.4).

32

Um die

gemein-same Ausfallwahrscheinlichkeit p

XY

bestimmen zu können, werden die

Aktivakor-relationen benötigt. Da das in CM propagierte Verfahren der Ableitung dieser

Korrelationen aus der Entwicklung fundamentaler Faktoren eng an die in Kapitel

4.3.2 bereits beschriebene Vorgehensweise von KMV angelehnt ist, wird an dieser

Stelleauf eine ausführliche Darstellungverzichtet.

29 Vgl.Wohlert (1999),S.343-344.

30 Vgl.Crouhi, Galai undMark (2000),S. 63.

31 Vgl.CreditMetrics (1997),S. 7-8.

Sind die Aktivakorrelationen bestimmt, so können die korrelierten

Firmenwertän-derungen inallen Ratingkategorien simuliert werden.Nach Rückübersetzung dieser

ResultateinRatingklassenerhältmandiegesuchtegemeinsameMigrationsmatrix.

33

J.P. Morgan schlägt noch zwei weitere Methoden vor, um Korrelationen zu

be-rücksichtigen. Ein Verfahren besteht in der direkten Schätzung der gemeinsamen

Migrationsmatrizenaus historischenDaten gemeinsamerRatingveränderungen.Der

Vorteil dieser vonAnnahmen über diezugrunde liegenden Prozesse freien Methode

wirdallerdingsdurchdiemangelhafteDatenbasis konterkariert. J.P.Morgan stehen

nach eigener Auskunft nicht in ausreichendem Umfang Daten für eine qualitativ

hochwertige Studiezur Verfügung.Auchsind kreditnehmerspezische Analysenauf

diese Weise unmöglich.

34

Eine zweite Vorgehensweise benutzt die Korrelationen von Zinsspreads. Die starke

Verbindung zwischen Veränderungen der Bondpreise und Änderungen in der

Qua-litäteines Emittenten ist intuitiv.Ein solcher Ansatz benötigt Reihen historischer

Bondpreise und ein Modell, welches die Beziehung zwischen Zinsspreads und

Kre-ditereignissen speziziert.

35

Neben der Tatsache, daÿ Anleihen eines Emittenten

durchaus mit unterschiedlichen Spreads gehandelt werden können,macht sich auch

hier dieschlechte Datenbasis negativ bemerkbar.

36

Schierenbeck (1999) schlägt des Weiteren vor, vomAnwendervorgegebene

kon-stante Korrelationen zu verwenden. Dieser einfache und daher praktikable Ansatz

bietet die Möglichkeit einer expliziten Berücksichtigung von Risikokonzentrationen

aus Groÿkrediten. Die subjektive Festlegung der Korrelationen birgt allerdings die

Gefahr, daÿ Klumpenrisiken an anderen Stellen nicht oder nicht adäquat

berück-sichtigtwerden.

37

33 Vgl.Leskound Vorgrimler(1999), S.32.

34 Vgl.CreditMetrics (1997),S. 83-84.

35 Vgl.CreditMetrics(1997),S.84-85.EinenÜberblicküberdieModellierungvon

Bonitäts-spreadsgebenReichling undSchulmerich(1999).

36 Vgl.Schierenbeck(1999), S.238.

37 Vgl.Schierenbeck(1999), S.238.

4.5 Credit Risk +

(CR +

)

4.5.1 Ansatz

CR +

zählt zu den ausfallratenbasierten Modellen. DasAusfallrisikowird mittels

ei-nesversicherungsmathematischen Ansatzesgeschätzt.

38

Dabeibeschränkt sichCR +

aufdieModellierungdesAusfallrisikos.DasRisikoeinerMigrationzwischen

Rating-klassenwird nicht erfaÿt.Ebenfallswerden keine Annahmen überdieUrsachen von

Kreditausfällen gemacht. Insbesondere bleibt die Kapitalstruktur der betrachteten

Unternehmen unberücksichtigt.

39

Die benötigten Inputs für die in einer

geschlos-senen mathematischen Lösung mündenden Berechnungen sind die Höhe der

Kre-ditverpichtungen, die erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeiten (bzw. die Zahl der

erwarteten Ausfälle), deren Volatilität und die Rückzahlungsquoten.

40

Mit diesen

Inputs wird die Verteilung der Portfolioverluste in einem zweistugen Prozeÿ

ge-wonnen.Dieser wird inAbbildung 4.4grasch dargestellt.

Verlustverteilung

Wie groß sind die Verluste ? die Anzahl der

Wie hoch ist Ausfälle ?

Abbildung4.4: StufeninCredit Risk +

:Quelle:Credit Risk (1997),S.17.

Die Schwere der Ausfälle ergibt sich aus der Dierenz zwischen Kreditbetrag und

erzielterRückzahlung.Um den Verlustim Falleeiner Insolvenz zu bestimmen,

ver-wendetCR +

vorgegebene,alsexogenangeseheneRückzahlungsquoten.

41

Diese

stam-menz.B. aus Keenan (2000).

42

DadieRückzahlungsquoten einerstarken

Variati-onunterliegen, empehlt Credit Risk (1997) einen vorsichtigen Umgangmitden

Annahmen über die Rückzahlungsquoten und die Berechnung potentieller

Verlust-funktionenmitunterschiedlichen Szenarien.

43

38 Vgl.Kretschmer (1999),S.363.

39 Vgl.CreditRisk (1997),S.7-8.

40 Vgl.CreditRisk (1997),S.11.

41 Vgl.Crouhi, Galai undMark (2000),S. 109.

42 Vgl.Tabelle4.3.

Im Dokument Zeit Heute (Seite 57-62)