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1 Einleitung

2.3 Anschlussarten

2.3.2 Breitbandanschlüsse

Breitbandanschlüsse verbinden die Endeinrichtung eines Teilnehmers physisch oder logisch mit einem Netzknoten im öffentlichen Telekommunikationsnetz. Die Datenübertragungsrate sollte sowohl up- als auch downstream15 größer als 128 kbit/s sein, um das Kriterium der Breitbandigkeit zu erfüllen. Für die vorliegende Untersuchung wird, wie bereits in den vorangegangenen Festlegungen, der Schwellenwert bei 128 kbit/s angesetzt. Bislang gibt es keinen allgemein gültigen Schwellenwert, ab welcher Datenübertragungsrate die Breitbandigkeit beginnt. So erfasst beispielsweise der Breitbandatlas des Bundes Breitbandverfügbarkeiten erst bei >1 Mbit16. Es ist außerdem zu beobachten, dass durch die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik die Übertragungskapazität beständig ansteigt. Da jedoch eine Abgrenzung, die bei einem Schwellenwert für Schmalband bei bis zu 128 kbit/s liegt, eine genaue Unterscheidung zwischen schmalbandigem und breitbandigem Anschluss ermöglicht (128 kbit bei ISDN-Kanalkopplung17), wird – wie auch in der vorherigen Festlegung erfolgt – für die vorliegende Marktdefinition und Marktanalyse die weiteste Auslegung, die bereits bei einer Datenübertragungsrate von > 128 kbit/s einen breitbandigen Anschluss annimmt, zugrunde gelegt. Bei Breitbandanschlüssen kann es sich in erster Linie um die im nachfolgenden näher dargestellten xDSL-Anschlüsse, rückkanalfähig ausgebaute Anschlüsse über das Breitbandkabelnetz (HFC18-Netz), Glasfaseranschlüsse oder drahtlose Anschlüsse (breitbandige stationäre Funklösungen19) handeln.20

Zum Zwecke dieser Marktdefinition und Marktanalyse ist es erforderlich, zwischen Breitband-anschlüssen im technischen Sinn und den daraus resultierenden Endkundenprodukten, die im Folgenden Breitbanddienste genannt werden, zu differenzieren. Maßgeblich für die

14 Primärmultiplex.

15 Upstream bezeichnet die Datenübertragung vom Endkunden zum Server, downstream die umgekehrte Richtung vom Server zum Endkunden.

16 Vgl. http://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales/Breitbandausbau/Breitbandatlas-Karte/start.html.

17 Vgl. Gerd Sigmund „Technik der Netze 1“ S. 242.

18 HFC: Hybrid Fiber Coax, Technologie zur Verteilung von Fernsehsignalen und anderen Signalen großer Bandbreite; im Regionalbereich werden zur Verteilung Glasfaserstrecken (Fiber) verwendet; an den Endpunkten werden die optischen Signale in elektrische gewandelt und über Koaxialkabel (Coax) in die angeschlossenen Haushalte geführt.

19 Vgl. hierzu Kapitel 2.3.3.2

20 Hierzu zählen auch Internetfestverbindungen, Zwei-Wege-Satellitenanschlüsse sowie Powerline-Anschlüsse.

Diese sind für die vorliegende Untersuchung jedoch schon allein wegen der tatsächlich vorhandenen Anzahl der Anschlüsse von unbedeutender Relevanz und werden deshalb auch nicht detaillierter dargestellt.

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vorliegende Untersuchung sind die tatsächlich angebotenen Endkundenprodukte, deren Leistungsmerkmale nicht immer durch die technische Konfiguration des Anschlusses erzeugt werden. So ist es insbesondere möglich, dass einzelne Leistungsmerkmale durch Eigenschaften des genutzten Transportnetzes realisiert werden. Dies betrifft vor allem Qualitätsmerkmale, deren Ausprägung überwiegend durch das genutzte Netz bestimmt wird.21 Da der Endkunde in der Regel nicht zwischen Anschluss und Netz unterscheiden kann und in den meisten Fällen auch nicht weiß, welche Leistungsparameter auf dem Anschluss und welche auf dem genutzten Netz basieren, erfolgen die hier enthaltenen Leistungsbeschreibungen produktbezogen aus der Perspektive des Endnutzers.

Hervorzuheben ist für die vorliegende Untersuchung– wie bisher auch –dass grundsätzlich nur jener Teil des Produktbündels relevant ist, der den Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst umfasst. D. h., sofern ein Produkt gebündelt mit weiteren Produktbestandteilen wie einem Internetzugang angeboten wird, ist lediglich der Produktbestandteil des Telefondienstes für die vorliegende Analyse ausschlaggebend, nicht jedoch der Produktbestandteil des Internetzugangsdienstes. Dies gilt für alle im nachfolgenden aufgeführten Technologien.

2.3.2.1 Breitbandanschlüsse kupfernetzbasiert über DSL-Technologie

Mittels der kupfernetzbasierten DSL-Technologie kann der Telefondienst genauso wie mit den schmalbandigen Technologien bereitgestellt werden. Zusätzlich sind im Vergleich zu schmalbandigen Anschlüssen weit höhere Datenübertragungsraten möglich. Wie bereits eingangs dargelegt, ist zu beobachten, dass die Breitbandnutzung zunehmend wichtiger wird – sie übersteigt mittlerweile die Schmalbandnutzung bei weitem.

Die verschiedenen Techniken für die breitbandige Übertragung auf den Kupferdoppeladern werden unter dem Oberbegriff xDSL-Techniken zusammengefasst; darunter fallen bspw.

ADSL- und VDSL22-Anschlüsse.

Zu den DSL-Anschlüssen zählt außerdem das von der Deutschen Telekom AG oder besser Telekom Deutschland GmbH (im Folgenden: Telekom) angebotene Hybrid-Produkt.23 Hierbei kommen zwei Hardwarekomponenten mit spezifischen Funktionalitäten zum Einsatz, die in der Lage sind, den generierten Datenstrom auf zwei verschiedene Übertragungsverfahren aufzuspalten. Hierzu wird zwischen den Komponenten zum einen eine DSL-Festnetzverbindung und zum anderen zusätzlich eine LTE-Funkverbindung aufgebaut.

Während die Datenkonnektivität priorisiert über die DSL-Verbindung realisiert wird und die LTE-Verbindung nur zu Lastzeiten nach Bedarf zugeschaltet wird, erfolgt die IP-basierte, gemanagte Sprachtelefonie ausschließlich über die DSL-(Fest-)Verbindung. VoLTE (Voice-over-LTE) findet nicht statt. Darüber hinaus werden nur LTE-Kapazitäten zur hybriden Nutzung freigegeben, die nicht vom Mobilfunk zu einem spezifischen Zeitpunkt benötigt werden. Damit handelt es sich bei dem hier in Rede stehenden Hybrid-Produkt um ein

21 Dabei kann es sich um Qualitätsparameter wie z. B. Latenz (Laufzeit, die ein Datenpaket vom Sender zum Em-pfänger benötigt), Jitter (Laufzeitschwankungen), Paketverlustrate oder niedrigere Überbuchungsfaktoren handeln.

22 Gerd Siegmund, „Technik der Netze 2“, S. 30.

23 MagentaZuhause Hybrid, https://www.telekom.de/zuhause/tarife-und-optionen/internet?ActiveTabID=nicht-

festnetzkunde-magenta-zuhause-hybrid&wt_mc=sk_da_14_fn- dp_319393838_22969632038_339054554791_&wt_cc7=e_magenta%20hybrid&gclid=EAIaIQobChMIl-z2gZai4QIVFZzVCh3cEAsnEAAYASAAEgJOSfD_BwE (aufgerufen am 27.03.2019).

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Bündelprodukt bestehend aus einem IP-basierten breitbandigen DSL-Anschluss und einem LTE-Zugang. Für die vorliegende Untersuchung ist zu beachten, dass jeweils nur jener Teil des Hybrid-Produkts relevant ist, der den Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst umfasst. Dies stellt im Fall des Hybrid-Produktes der Festnetzanschluss mittels DSL-Technologie dar, der die Telefoniefunktion beinhaltet.

2.3.2.2 Breitbandanschlüsse über Kabelnetze

In den letzten Jahren sind auch die Betreiber von Kabelnetzen vermehrt im Bereich des Zugangs zum öffentlich zugänglichen Telefondienst tätig. Dabei werden über die Kabelanschlüsse der Fernsehkunden zusätzlich auch Telefonie- und Internetzugänge bereitgestellt. Erforderlich dafür ist ein rückkanalfähiger Ausbau des Verteilnetzes.

Sprachtelefoniedienste werden mittels der so genannten Voice over Cable-Architektur (VoC, Kabeltelefonie) realisiert. Bei VoC wird die Sprachinformation nicht über eine fest hergestellte Verbindung (wie beim herkömmlichen leitungsvermittelnden Telefonnetz), sondern paketvermittelt über das Kabelnetz übertragen. Wie bereits oben erwähnt, ist auch bei diesen Anschlüssen nur jener Teil des Produktbündels relevant, der den Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst umfasst.

Durch die zunehmende Rückkanalfähigkeit der Breitbandkabelnetze und durch ihre Verbreitung insbesondere in Ballungsgebieten sowie aufgrund ihrer besonderen Kostenstruktur konnten die Kabelnetzbetreiber in den letzten Jahren verstärkt mit preisgünstigen Angeboten in den Markt für den Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst eintreten. Bereits heute können mit dem aktuellen Standard DOCSIS24 3.0 bis zu 500 Mbit/s im Downstream ermöglicht werden25. Darüber hinaus ist für die nächsten Jahre die Einführung von DOCSIS 3.1 vorgesehen, womit Geschwindigkeiten im Gigabitbereich erreicht werden können, die zu einem verbesserten Angebot bei Bündelprodukten führen könnten. Zudem ist zu beachten, dass die Fähigkeit einiger Kabelnetzbetreiber, Zugangsprodukte auf Vorleistungsebene über Breitbandkabelnetzinfrastruktur anzubieten – was bisher nicht der Fall ist – ebenfalls zu einer Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen von Kabelnetzbetreibern führen könnte.26

2.3.2.3 Breitbandanschlüsse über Glasfaser

Eine weitere Möglichkeit, den Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst auf Basis von Breitbandanschlüssen zu realisieren, ist die Anbindung des Endkunden mit Hilfe von Glasfasern. Hierbei kommen sowohl die Variante Fibre to the Home (FTTH)27als auch die Variante Fibre to the Building (FTTB)28 in Betracht. Bei einem FTTB-Glasfaseranschluss verläuft das Glasfaserkabel vom Hauptverteiler (oder einer neu gebauten optischen Vermittlungsstelle (ODF29)) bis zum Endverzweiger. Dieser befindet sich im Gebäude des Teilnehmers, in der Regel im Keller, oder unmittelbar davor. Das einzige verbleibende Kupferprodukt ist dann der direkt in die Wohnung führende Gebäudeanschluss.30 Dieses

24 Data Over Cable Service Interface Specification.

25 Vgl. EU-Kommission, Explanatory Note 2014 zu der Märkte-Empfehlung 2014, S. 17.

26 EU-Kommission, Explanatory Note 2014 zu der Märkte-Empfehlung 2014, S. 17.

27 Fibre to the Home: die Glasfaseranbindung reicht direkt in die Wohnung/Geschäftsräume des Kunden.

28 Fibre to the Building: die Glasfaseranbindung reicht bis in das Gebäude, danach wird die oftmals bereits bestehende Verkabelung des Hauses genutzt (Beispiel: Mehrparteienhäuser, in denen die Glasfaser bis in den Keller reicht und danach die bestehenden Kupferverbindungen in die Wohnungen genutzt werden).

29 Optical Distribution Frame.

30 Vgl. EU-Kommission, Explanatory Note 2014 zu der Märkte-Empfehlung 2014, S. 39.

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kann dabei sowohl, wie beim „klassischen“ FTTB, als Kupferdoppelader, als auch als Koaxialkabel (HFC) bestehen (im Folgenden sind daher mit dem Begriff „Kupferkabel“ beide Kabeltypen erfasst). Bei der Variante FTTH verläuft die Glasfaserleitung in der Regel bis in die Wohnung.

Abbildung 2: Vereinfachte Darstellung Fibre to the Building

Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung Fibre to the Home

Es werden derzeit zwei Netzstrukturen für FTTH verwendet. Bei der Punkt-zu-Punkt-Topologie (PtP) verläuft ein dediziertes Glasfaserkabel von einer aggregierenden Vermittlungsstelle zu jedem Haus und ermöglicht den Zugangsnachfragern die Nutzung eines physisch entbündelten Zugangsdienstes am Hauptverteiler (HVt/ODF), während bei einer Point-to-Multipoint-Topologie (PtMP), die im Allgemeinen für Passive Optical Network (PON)-Technologien verwendet wird, die Kapazität einer Glasfaserleitung für mehrere Haushalte gemeinsam genutzt wird.31

FTTC (wie im Übrigen auch FTTB) stellt keinen Zugang zum öffentlich zugänglichen Telefondienst auf Basis einer reinen Glasfaser dar. Hierbei verläuft das Glasfaserkabel von der lokalen Vermittlungsstelle bis zu dem Kabelverzweiger, der dem Grundstück des Teilnehmers am nächsten liegt, während für den übrigen Teil des Teilnehmeranschlussnetzes vom Kabelverzweiger bis zum Kunden im Allgemeinen weiterhin Kupferkabel verwendet werden.32 Der Anteil an Kupferkabel ist bei dieser Variante so groß, dass nicht mehr von einem Glasfaseranschluss gesprochen werden kann.

Vermehrt werden Glasfaserinfrastrukturen für Endkunden in Privathaushalten (z. B. in Neubaugebieten und Ballungszentren) ausgebaut. Der Anteil der Telefonie, die über Glasfaserinfrastruktur (d. h. FTTB/FTTH) erbracht wird, ist derzeit noch marginal, nämlich nur etwa 1,0 Mio. Anschlüsse für das Jahr 2018 bei einer Gesamtzahl von 38,8 Mio.

Telefonzugängen in Deutschland, somit unter 3 %.33 Der neue Glasfaserstandard

31 Vgl. EU-Kommission, Explanatory Note 2014 zu der Märkte-Empfehlung 2014, S. 39.

32 Vgl. EU-Kommission, Explanatory Note 2014 zu der Märkte-Empfehlung 2014, S. 39.

33 Bundesnetzagentur, Jahresbericht 2018, S. 52.

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234, der sehr hohe symmetrische Bandbreiten ermöglicht, könnte jedoch dazu beitragen, dass der Anteil der über Glasfaseranschlüsse erbrachten Telefondienstleistungen in Zukunft weiter wächst. Die Angaben der in diesem Bereich tätigen Anbieter lässt jedenfalls eine – wenn auch vergleichsweise geringe absolute – Zunahme der Verbreitung von Glasfaseranschlüssen auch bei Endkundenhaushalten im Gültigkeitszeitraum dieser Marktanalyse erwarten.