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Blick über den Gartenzaun

Im Dokument OPUS 4 | Offen für Neues (Seite 69-74)

Die Euro-Kita in Frankfurt (Oder) hat sich im Stadtbild etabliert

Der sich öffnende Wirtschaftsraum wird in den nächsten Jahren den Alltag der Men-schen in Europa verändern. Dabei kommt der Grenzregion besondere Bedeutung zu.

Aus der 20-jährigen traditionellen Zusammen-arbeit zwischen dem Kindergarten Nr. 3 in S≤ubice und der Kindertagesstätte in Frank-furt (Oder) entstand das Projekt, deutsche und polnische Kinder gemeinsam in einer Kin-dertagesstätte aufwachsen zu lassen. Die Kita-Mitarbeiterinnen haben daraus diese Konzeption zur Gründung einer „Euro-Kita“

entwickelt.

Für die Erzieherinnen hat das Tor zum Osten eine besondere Bedeutung. Sie wollen noch intensiver als bisher den europäischen Nach-barn kennen lernen, Traditionen, Sitten und Gebräuche verstehen. Speziell konzipierte Lerninhalte sollen Handlungsmöglichkeiten und neue Orientierungen geben, sich

be-wusst mit vermittelten Bildern und Verhaltens-weisen anderer Kulturen auseinander zu set-zen und zu reflektieren. Die inhaltliche Gestal-tung der pädagogischen Arbeit basiert auf fol-gendem situationsorientiertem Ansatz:

In der Euro-Kita haben 20 polnische und 34 deutsche Kinder eine Stätte des gemeinsa-men Spielens, der Begegnung, des Lernens und der Freude gefunden.

70 AUS DER PRAXIS – FÜR DIE PRAXIS Die polnischen Kinder sind in die drei Grup-pen der Einrichtung integriert. Eine mutter-sprachliche Erzieherin agiert als Multiplikato-rin und ModeratoMultiplikato-rin.

Zielsetzung des Projekts ist es, einen eigen-ständigen Beitrag multikultureller Bildungsar-beit zu leisten und Toleranz sowie Akzeptanz durch Selbsterfahrung in den verschiedenen Sozialisationsbereichen der Kulturen zu ent-wickeln und Sprachbarrieren abzubauen.

Die Euro-Kita ist in den vergangenen Jahren ein fester Punkt im Stadtbild geworden. Die Kita war bei Präsentationen und bei Mes-seeröffnungen dabei. Die Tanzdarbietungen der Kinder waren ein fester Bestandteil zum Beispiel bei Veranstaltungen zum 60. Ge-burtstag der Universitätspräsidentin der Viad-rina, der Veranstaltung zum 10-jährigen Bestehen der Euroregion sowie beim Festum-zug zur 750-Jahrfeier der Stadt Frankfurt (Oder). Bei verschiedenen Projekten zwi-schen den Oberbürgermeistern der Städte Frankfurt (Oder) und Slubice waren wir vor Ort, wie zum Beispiel bei dem symbolisch dargestellten Beitritt Polens in die EU.

Einige Frankfurter Euro-Kindergartenkinder wurden zu Ehrenbürgern der Stadt Slubice ernannt. Unser Projekt wurde zum Beispiel von Studenten der Viadrina als Thema ihrer Diplomarbeit gewählt. Auch das Interesse der Medien an diesem deutsch-polnischen Vorha-ben ist groß.

Besonders erfreut waren wir darüber, dass das Ost-West-Europäische Frauennetzwerk OWEN e.V. auf uns aufmerksam wurde und über unsere Arbeit in einer Wanderausstel-lung berichtete.

Auch ein Zusammenrücken deutscher und polnischer Eltern im Hause ist zu spüren.

Ressentiments wurden abgebaut und die sprachlichen Barrieren zwischen den Kindern minimiert.

Wenn der Elternwunsch vorhanden ist, haben die polnischen Kinder der Kita die Möglich-keit, in Frankfurt (Oder) die 2. Grundschule

„Mitte“ zu besuchen. Nach dem Unterricht fin-den die polnischen Schulkinder im Rahmen der Hortbetreuung wieder ein Zuhause in ihrer Kita. Dieses Projekt beinhaltet, dass die Kinder nach Unterrichtsschluss von der Schu-le abgeholt werden und ihr Mittagessen hier wie gewohnt einnehmen können. Weiterhin findet auch eine Hausaufgabenbetreuung statt und die Kinder nehmen am Kita-Alltag teil. Durch unsere Kollegen ist gewährleistet, dass die polnischen Eltern schnell über Prob-leme und Mitteilungen der Schule informiert werden. Das Projekt der Hortbetreuung trägt der Elternverein der Euro-Kita. Außerdem fin-det jeden Monat ein pädagogischer Erfah-rungsaustausch (Spotkanie) mit dem Partner-kindergarten Nr. 3 in S_ubice statt. Dabei geht es um Hospitationen bei Lehrveranstal-tungen, Weiterbildungen sowie Hilfestellun-gen beim Erlernen von Fremdsprachen.

Pädagogische Konzeption

Die pädagogische Arbeit im Euro-Kindergar-ten orientiert sich am „situationsorientierEuro-Kindergar-ten Ansatz“ nach Dr. Armin Krenz.

„Der situationsorientierte Ansatz ist keine pädagogische Technik oder didaktische Me-thode, er gleicht einer Haltung, einer persön-lichkeitsbedingten Sichtweise von ganzheit-licher Pädagogik unter Berücksichtigung von

Wertschätzung der Kinder, Nichtausgrenzen von aktuellen Situationen, Bedeutung jedes einzelnen Tages und Arbeit an der eigenen Identität und Professionalität.“

„Erzieherinnen in Kindergärten, die sich dem situationsorientierten Ansatz in der sozial-pädagogischen Praxis verpflichtet fühlen, möchten Kindern – in enger Zusammenarbeit mit den Eltern – die Möglichkeit geben, Lebensereignisse und erlebte Situationen, die die Kinder beschäftigen, nachzuerleben (auf der emotionalen Ebene), diese zu verstehen (auf der kognitiven Ebene), aufzuarbeiten bzw. zu verändern (Handlungsebene), damit sie die Erfahrung machen, gegenwärtiges Leben zu verstehen und praktische Situatio-nen bewältigen zu könSituatio-nen. Dabei werden die individuellen Erfahrungen und Erlebnisse eines jeden Kindes – soweit wie möglich berücksichtigt mit dem Ziel, eigene, lebens-praktische Fähigkeiten (Kompetenzen) aufzu-bauen und zu erweitern, Erfahrungshorizonte zu vergrößern, Selbstständigkeit weiterzuent-wickeln und sich selbst als ein Teil von ande-ren Menschen zu begreifen, als ein Teil der Ökologie zu verstehen und damit selbstbe-wusst, kompetent und solidarisch zu denken und zu handeln.

Dabei wird das Schwergewicht der Arbeit auf der Vernetzung von Situationen im Kindergar-ten und außerhalb des KindergarKindergar-tens liegen, um künstlich hergestellte, idealtypische Situa-tionen möglichst zu vermeiden.“

(Aus Armin Krenz: „Der situationsorientierte Ansatz im Kindergarten“).

Ein guter Ort für lebendige Nachbarschaft Unser Haus liegt im Herzen der Stadt, nahe am Oderufer, dort, wo man Deutschland und Polen gleichzeitig im Blick hat und wo im Schatten der historischen Konzerthalle „Carl Philipp Emanuel Bach“ auch die europäische Geschichte Frankfurts spürbar wird. Unser Haus wurde 2003 mit Unterstützung des WoWi – Projekts „Wirtschaft für Kinder“ reno-viert. Der Garten bietet Spielgeräte, einen Sandkasten und auch einen Fußballbolzplatz.

Die Spielplätze an der Oderpromenade und im Lenné-Park sind nur wenige Schritte ent-fernt. Wir besuchen sie oft und gern.

Unsere vier Gruppenräume sind altersgerecht und liebevoll ausgestaltet, sie bieten viel Platz und Anregungen zum Basteln, Spielen und Ausprobieren. Jeder Gruppenraum ist mit einem eigenen Sanitärbereich ausgestattet.

Diesen Rahmen haben wir geschaffen, damit aus der Begegnung zwischen den Nationen ein Stück fröhliche Kindheit werden kann – Tag für Tag.

Das Leben ist bunt

Begleiten Sie uns durch den Alltag und die Feste in der Euro-Kita – und erfahren Sie dabei, welche pädagogischen Grundsätze unsere Arbeit leiten.

Zu unserem Kita-Alltag gehören:

Tradition /Tanz / Leben

Unterschiedliche Lebensweisen kennen und achten lernen –

so zum Beispiel in unserer Tanzgruppe, die deutsche und polnische Tänze und Lieder lernt und aufführt oder bei den vielen Festen und Veranstaltungen, die wir zusammen mit

72 AUS DER PRAXIS – FÜR DIE PRAXIS den Kindern und Kollegen unserer Partner-Kita machen.

Besuch in Kindergarten Nr. 3

Die Kinder gewinnen und pflegen persönliche Kontakte jenseits der Grenze. Somit wird der Besuch in einem „fremden Land“ zu einem regelmäßigen und schönen Erlebnis. Dies führt dazu, dass Hemmungen und Ressenti-ments gar nicht erst entstehen.

Sprachkurs

Die Sprache des europäischen Nachbarn wird spielend erlernt und täglich angewendet.

Der Sprachunterricht wird einmal pro Woche erteilt, dazu kommt eine polnische Erzieherin in unsere Kita.

Basteln / Musik

Das Kindergartenleben ist geprägt durch kreative Aktivitäten wie Singen, Musizieren, Basteln und Tanzen. So entwickeln die Kinder spielerisch ein Gefühl für Musik und Rhyth-mus. Sie werden in ihrer Grob- und Feinmo-torik geschult und haben einfach Spaß!

Spiel im Freien

Im freien Spiel im Garten erwerben die Kinder Sozialkompetenz. Sie lernen, gegenseitig auf sich zu achten und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Das Austo-ben an der frischen Luft bereitet den Kindern Freude und fördert die Ausgeglichenheit des Kita-Alltags.

Essen

Der Kindergarten bietet Vollverpflegung aus eigener Küche. Unsere Köchin bereitet täglich

drei kindgerechte Mahlzeiten frisch zu. Ein-mal im Monat wird ein typisch polnisches Nationalgericht gekocht.

Fest / Elternarbeit

Auch die Begegnung deutscher und polni-scher Eltern gehört zum Programm. Dies geschieht zum Beispiel bei Festen oder durch gemeinsame Elternversammlungen.

Sanitärbereich

Wir legen Wert auf die Erziehung zur Selbst-ständigkeit und die Festigung hygienischer Gewohnheiten. Dazu gehört auch das regel-mäßige Zähneputzen nach den Mahlzeiten.

Kind tröstet Kind

Soziales Verhalten und die Übernahme von Verantwortung füreinander sind ein wichtiges Erziehungsziel. So lernen die Kinder die Kon-sequenzen kennen, die ihr eigenes Verhalten mitsichbringen. Die Kinder erlernen den Umgang miteinander.

Ausflüge

Oft machen wir uns auf den Weg, die gegen-seitigen Heimatländer gemeinsam zu erkun-den. Mehrmals im Jahr machen wir mit unse-rer Partnerkita aus S≤ubice Ausflüge in Deutschland oder Polen. Das fördert den Kontakt der Kinder untereinander und die Kin-der lernen viele schöne Orte in ihrem Heimat-und im Nachbarland kennen. Je früher, desto besser, desto selbstverständlicher!

Kommende Generationen werden in einem Europa leben, in dem die Oder nicht mehr Demarkationslinie ist, sondern ein Fluss

mit-ten durch einen gemeinsamen Lebens- und Arbeitsraum.

Darauf möchten wir unsere Kinder vorberei-ten. Das heißt für uns nicht, die Unterschiede zwischen den Nationen gleichzumachen. Es bedeutet vielmehr, die jeweils andere Nation zu kennen, sie zu akzeptieren und selbstver-ständlich mit ihr umzugehen. Das gilt für die Sprache, die Geschichte, für Kultur und Tradi-tion ebenso wie für viele Dinge des Alltags.

Vor allem aber gilt es für die Menschen.

Darum haben wir im Jahr 2000 den deutsch-polnischen Kindergarten Euro-Kita in Frank-furt (Oder) gegründet.

Dies ist ein erster Eindruck. Den zweiten soll-ten Sie sich durch einen Besuch bei uns ver-schaffen. Wir laden Sie herzlich ein!

Betreuung

Die Betreuung erfolgt in deutsch-polnisch-gemischten Gruppen gemeinsam durch polni-sche und deutpolni-sche Erzieherinnen. Alle deut-schen Erzieherinnen beherrdeut-schen die polni-sche Sprache.

Die Schulvorbereitung / Zertifikat Einmal wöchentlich findet ein Vorschulkurs für deutsche sowie auch für die polnischen Kin-der statt. Für die polnischen KinKin-der, die in Frankfurt (Oder) eingeschult werden, findet eine gesonderte Vorschule statt. In den pen wird gezielt durch den jeweiligen Grup-penerzieher eine Übung pro Tag durchge-führt.

Öffnungszeiten

Montag bis Donnerstag: 6.00 bis 17.30 Uhr Freitag: 6.00 bis 17.00 Uhr

Aufnahmebedingungen

Die polnischen Kinder müssen ihren Haupt-wohnsitz in S≤ubice / Polen nachweisen.

Die deutschen Kinder werden nach einer Rechtsanspruchprüfung in die Kita aufge-nommen.

Kontakt:

Euro-Kita Schulstraße 5 15230 Frankfurt (Oder) Tel.: 0335 / 6802739 Fax.: 0335 / 6802739 Internet: www.eurokita.de E-Mail: info@eurokita.de

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