• Keine Ergebnisse gefunden

III. EIGENE UNTERSUCHUNGEN

2. Biometrische Untersuchungen von Hundeaugen

Zur Berechnung der erforderlichen Dioptrienzahl individuell angepaßter Intraokularlinsen werden beim Menschen die Brechkraft der Kornea mit Hilfe der Keratometrie, sowie die Vorderkammertiefe und die Gesamtlänge des Augapfels mit Hilfe der Ultraschallbiometrie ermittelt (HAIGIS, 1995).

Beim Hund werden in der Regel Einheitslinsen mit 41,5 dpt implantiert (DAVIDSON et al., 1993; GAIDDON et al., 1996). Mit der vorliegenden Arbeit sollten daher zunächst Referenzwerte für die Gesamtrefraktion, die Hornhautradien, die Vorderkammertiefe, die Linsendicke, die Glaskörperstrecke und die Bulbuslänge augengesunder Hunde verschiedener Rassen ermittelt werden, um zu überprüfen, ob die Emmetropie ein anzustrebender Optimalzustand ist, oder ob sich die physiologische Variationsbreite weit in die Ametropie erstreckt.

Keratometrie

Verschiedene Keratometer werden für keratometrische Untersuchungen beim Hund eingesetzt (NOWAK u. NEUMANN, 1987; GAIDDON et al., 1991; MURPHY et al., 1992 b). In der vorliegenden Arbeit wurde ein flexibles, automatisches Freihandkeratometer (Fa. Nidek) verwendet, daß sich bereits für keratometrische Untersuchungen des Hundeauges als geeignet erwiesen hat (GÖRIG et al., 1997). Mit diesem Gerät lassen sich bei einem Großteil der untersuchten Hunde auch im Wachzustand klinisch ausreichend genaue Meßwerte erlangen, wobei die Meßgenauigkeit in Narkose jedoch besser ist. NOWAK und NEUMANN (1987) stießen unter Verwendung eines Javal-Keratometers bei ihren Untersuchungen im

Wachzustand durch die Bewegungsunruhe der Hunde auf Schwierigkeiten, so daß sie nur in 80% der Fälle ein Meßergebnis erlangten. MURPHY et al. (1992 b) empfehlen eine Keratometrie beim Hund im Wachzustand, da sie nach ihren Erfahrungen praktikabel und ausreichend genau ist. Dagegen rät TREUMER (1980) keratometrische Untersuchungen bei Kleinkindern nur unter Allgemeinanästhesie durchzuführen. Da für die Ermittlung der IOL-Stärke das präziseste Verfahren zum Einsatz kommen sollte, wurde in der vorliegenden Studie die Messung unter Vollnarkose bevorzugt.

Die in der vorliegenden Untersuchung von den Hornhautradien ermittelten Werte erstreckten sich von 7,25 bis 9,94 mm und die Einzelwerte der Hornhautbrechkraft von 33,95 bis 46,55 dpt.

Aus anatomischen Untersuchungen ist bekannt, daß die Hornhaut des Hundes eine annähernd elliptische Form besitzt (SAMUELSON, 1999). Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigten dies. Der Horizontalradius war bei allen 280 vermessenen Augen deutlich größer als der Vertikalradius, bzw. die Horizontalkrümmung war deutlich flacher als die vertikale Hornhautkrümmung. Im Gegensatz dazu fanden GAIDDON et al. (1991) nur bei 26% der untersuchten Augen eine stärkere Vertikalkrümmung. Bei einem Großteil (41%) der vermessenen Augen war die Horizontalkrümmung größer und ca. ein Drittel zeigte eine sphärische Hornhautkrümmung. Die mittlere Differenz zwischen beiden Refraktionswerten der Hornhaut lag bei GAIDDON et al. (1991) mit 1,3 dpt etwas niedriger als in der eigenen Studie, wo sie ca. 1,5 dpt betrug. Die unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Studien sind wahrscheinlich auf die Verwendung verschiedener Meßgeräte zurückzuführen. GAIDDON et al. (1991) verwendeten in ihrer Versuchsanordnung zwei manuelle Keratometer im Gegensatz zu dem in der eigenen Untersuchung eingesetzten automatischen Keratometer.

In der Literatur sind kaum Angaben über die Hornhautradien bzw. die Hornhautkrümmungen bestimmter Hunderassen zu finden. GÖRIG et al. (1997) ermittelten bei 8 in Narkose vermessenen Beaglehunden einen mittleren Horizontalradius von 9,04 mm und einen mittleren Vertikalradius von 8,71 mm. MURPHY et al. (1992 b) erhielten im Vergleich dazu unter Verwendung eines Photokeratoskopes für den Deutschen Schäferhund eine mittlere Hornhautkrümmung von 36,67 ± 1,35 dpt, bzw. einen mittleren Hornhautradius von 9,20 ±

0,67 mm. Dieses Ergebnis stimmt sehr gut mit den in der eigenen Studie beim Deutschen Schäferhund gemessenen Werten überein. Insgesamt ergaben sich aus der vorliegenden Untersuchung z.T. signifikante Rasseunterschiede. Der Unterschied zwischen den jeweiligen Mittelwerten der großen Rassen und denen der kleinen Rassen war ebenfalls deutlich (p <

0,0001), wobei die Hornhautradien der kleinen Rassen entsprechend kleiner und die Hornhautkrümmungen größer waren. Dieses Ergebnis unterstützt die Beobachtung von GAIDDON et al. (1991), daß zwischen der Größe des Hundes und der Hornhautkrümmung ein umgekehrt proportionaler Zusammenhang besteht.

Zwischen den Geschlechtern ergab sich ebenfalls ein deutlicher Unterschied, wobei sowohl die Horizontal- (p = 0,002) als auch die Vertikalradien (p < 0,001) der Hündinnen kleiner waren.

GAIDDON et al. (1991) konnten dagegen keinen Größenunterschied zwischen den Hornhautradien beider Geschlechter feststellen. Da jedoch in der vorliegenden Studie ein Zusammenhang zwischen der Größe der Hunde und der Größe der Hornhautradien bestand, sind die unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse der Studien wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß in der eigenen Arbeit die Daten von vier großen Hunderassen, mit deutlichen Größenunterschieden zwischen weiblichen und männlichen Tieren und nur drei kleinen Hunderassen, mit keinem oder nur geringem Größenunterschied zwischen den Geschlechtern zur Auswertung kamen. GAIDDON et al. (1991) vermaßen die Augen von nur 15 großen Hunden. Die restlichen 47 Hunde rekrutierten sich aus 12 Beaglen, 19 Hunden kleiner Rassen und 16 Hunden mittelgroßer Rassen.

Die Krümmungsradien wuchsen in der eigenen Untersuchung bis zum Alter von etwa 10 - 15 Monaten. Ab diesem Alter verlief die Wachstumskurve annähernd linear. Die Meßwerteverteilung der Punktemengen entsprach sowohl bei den kleinen, als auch bei den großen Rassen für beide Hornhautradien annähernd einer Potentialfunktion.

Vergleichsuntersuchungen anderer Autoren liegen für den Hund nicht vor. Vom Menschen ist jedoch bekannt, daß die Hornhautkrümmung bis zum Alter von sechs Monaten stark abnimmt und dann bis zum Alter von ca. zwei Jahren weiter abflacht. Danach sind keine Veränderungen mehr nachzuweisen (GORDON u. DONZIS, 1985).

Refraktion

Die Durchführung der Skiaskopie ist beim Hund im Wachzustand möglich (DAVIDSON et al., 1993). Prinzipiell wäre es denkbar, daß es unter Allgemeinanästhesie infolge einer Senkung des Augeninnendruckes und Relaxation der äußeren Augenmuskulatur zu einer Beeinflussung der Dimensionen des Auges kommt. YOUNG (1963) konnte in einer Vergleichsstudie an Rhesusaffen jedoch zeigen, daß kein Unterschied zwischen den im Wachzustand und unter Narkose ermittelten Brechungswerten besteht. Die Messung der Gesamtbrechkraft erfolgte in der eigenen Versuchsanordnung, basierend auf den Ergebnissen dieser Studie, ebenfalls in Allgemeinanästhesie.

Im letzten Jahrhundert sind einige Untersuchungen zum Refraktionszustand des Hundeauges mit zum Teil sehr unterschiedlichen Ergebnissen veröffentlicht worden (KOSCHEL, 1883;

MEYER, 1897; BODEN, 1909; KISTLER, 1928). Der erste, der sich in neuerer Zeit mit der Gesamtbrechkraft des Hundeauges beschäftigte war POLLET (1982). 55% der von ihm untersuchten 85 augengesunden Hunde waren emmetrop, 36% wiesen eine geringgradige Myopie bis –2,0 dpt und 9% eine geringgradige Hyperopie bis +1,0 dpt auf. Dagegen waren 45% (n = 125) der 280 in der vorliegenden Studie vermessenen Augen geringgradig bis maximal +4,0 Dioptrien hyperop. 38% (n = 108) der untersuchten Augen wiesen eine geringgradige bis mittelgradige (-4,0 dpt) Myopie auf, während nur 17% (n = 47) normalsichtig waren.

Die mittlere Brechkraft aller in der vorliegenden Studie untersuchten 280 Augen betrug –0,01

± 1,22 dpt, mit einer Variationsbreite von –4,0 bis +4,0 dpt. Das Hundeauge war im Mittel somit emmetrop. Untersuchungen von NOWAK und NEUMANN (1987) und MURPHY et al.

(1992 b) ergaben eine mittlere Gesamtbrechkraft von –0,55 dpt bzw. –0,27 dpt, wobei sich die Einzelwerte über einen dem eigenen vergleichbaren Bereich erstreckten. Das im Vergleich zu den oben genannten Werten etwas mehr im emmetropen Bereich liegende Ergebnis der eigenen Untersuchung, ist möglicherweise durch eine unterschiedliche Alters- und Rassezusammensetzung der verschiedenen Studien zu erklären. Zwischen den Rassen bestanden in der eigenen Untersuchung deutliche Unterschiede. Die Referenzwerte für die sieben Rassen bewegten sich entsprechend zwischen –1,0 und +1,0 dpt. Auffällig ist, daß die kleinen Hunderassen eher myop waren (im Mittel: –0,61 ± 1,21 dpt) und die großen Rassen

emmetrop bis geringgradig hyperop (im Mittel: +0,46 ± 1,0 dpt). Die Gesamtbrechkraft der Augen kleiner und großer Hunderassen unterschied sich in der vorliegenden Arbeit somit deutlich (p < 0,0001).

In einer Untersuchung von GAIDDON et al. (1996) kam bei den Hunden kleinwüchsiger Rassen ebenfalls häufiger eine Myopie (–0,58 ± 0,85 dpt) vor, während die Augen großer Hunde eine mittlere Refraktion von +0,13 ± 1,13 dpt aufwiesen und damit eher hyperop waren.

Dieser Unterschied in der Gesamtrefraktion der Augen kleinwüchsiger und großwüchsiger Hunde war jedoch im Gegensatz zu dem Ergebnis der eigenen Untersuchung statistisch nicht abzusichern. Ob der Unterschied in der eigenen Untersuchung durch eine zunehmende Myopisierung im Zuge der Domestikation zu erklären ist (MOENNICH, 1883), von GAIDDON et al. (1996) auch als „myopische Adaptation“ an das Leben in begrenzten Räumen bezeichnet, bleibt spekulativ.

MURPHY et al. (1992 b) untersuchten 240 Hunde aus 11 Rassen und stellten ebenfalls deutliche Rassenunterschiede fest. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der eigenen Untersuchung, bei der für die Rottweiler eine geringgradige Hyperopie (+0,43 ± 1,22 dpt) ermittelt wurde, wies diese Rasse in der Studie von MURPHY et al. (1992 b) eine mittlere Myopie von –1,77 ± 1,84 dpt auf. Ein deutlicher Unterschied ergibt sich auch für die Deutschen Schäferhunde, die im eigenen Patientengut mit +0,07 ± 0,83 dpt eher emmetrop, bei MURPHY et al. (1992 b) aber im Mittel –0,86 ± 1,31 dpt myop waren. Eine Erklärung für die zum Teil auffällig unterschiedlichen Ergebnisse der verschiedenen Studien sehen MURPHY et al. (1992 b) in den Refraktionsunterschieden verschiedener Populationen derselben Rasse. So ermittelten die Autoren bei Schäferhunden, die als Blindenhunde ausgebildet wurden eine geringgradige Hyperopie von +0,22 ± 0,79 dpt, im Gegensatz zu der Myopie der DSH aus der Klinikpopulation.

Die Refraktionsergebnisse der Labrador und Golden Retriever sowie der Kleinpudel korrelieren gut in beiden Studien. MURPHY et al. (1992 b) bestimmten die mittlere Refraktion des Golden Retrievers auf +0,40 ± 0,67 dpt und die des Labrador Retrievers auf +0,63 ± 0,70 dpt. Die in der eigenen Untersuchung ermittelten Werte waren in etwa vergleichbar. Die Kleinpudel wiesen in beiden Studien eine Myopie auf.

Zwischen der Gesamtbrechkraft und dem Alter bestand in der eigenen Untersuchung insofern ein Zusammenhang (p < 0,010), als daß mit zunehmendem Alter sowohl bei den großwüchsigen, als auch bei den kleinwüchsigen Rassen eine Myopisierung eintrat. MURPHY et al. (1992 b) kamen in einer Untersuchung von 596 Hundeaugen zu dem gleichen Ergebnis und interpretierten die Abnahme der Gesamtrefraktion als Folge der mit dem Alter zunehmenden Verdichtung des Linsenkerns, wie sie auch vom Mensch als Presbyopie des Alters bekannt ist (GLOVER u. CONSTANTINESCU, 1997).

Die Myopie ist die häufigste Erkrankung des menschlichen Auges, die 25% der Zwölf- bis Vierundfünfzigjährigen betrifft (MUTTI et al., 1999). Über die Induktion einer Myopie bei verschiedenen Spezies durch Deprivation oder Defokussierung mit Hilfe vor die Augen plazierter Streuungslinsen liegen ausführliche Studien vor (RAVIOLA u. WIESEL, 1985;

WALLMAN u. ADAMS, 1987). Die experimentell induzierte Myopie ist analog der Kurzsichtigkeit des Menschen durch eine Längenzunahme des Glaskörpers und damit auch der Bulbusgesamtlänge charakterisiert (MCBRIEN u. ADAMS, 1997).

Nach MUTTI et al. (1999) ist eine spontan auftretende Kurzsichtigkeit wie sie bei Kindern und Jugendlichen vorkommt, bei Tieren selten. Die Autoren stellten in einer Reihenuntersuchung von 57 Labradorhunden fest, daß 24,7% der Tiere myop waren. Diese Hunde hatten eine deutlich längere Glaskörperstrecke als die Emmetropen und Hyperopen. Von den 40 vermessenen Labradoraugen in der eigenen Studie waren dagegen nur 12,5% (5 Augen) myop.

Der Großteil (67,5%) der untersuchten Augen war hyperop oder emmetrop (20%). Die Glaskörperstecken der emmetropen, myopen und hyperopen Augen unterschieden sich weder in den Absolutwerten noch in den Prozentualwerten. Die von MUTTI et al. (1999) beobachtete gehäufte Myopie beim Labrador Retriever, die als Tiermodell für weitere Forschungsarbeiten dient, konnte in der eigenen Studie somit nicht nachvollzogen werden.

NOWAK und NEUMANN (1987) stellten ebenfalls nur eine geringe Korrelation zwischen der Refraktion und der Gesamtlänge von Hundeaugen fest. Sie folgerten daraus, daß Ametropien beim Hund nicht nur durch Längenveränderungen der Glaskörperstrecke, sondern ebenso durch Abweichungen in der Brechkraft von Hornhaut und Linse verursacht werden. Diese Beobachtung konnte durch die Ergebnisse der eigenen Untersuchungen untermauert werden.

Die Prozentualwerte der okulären Teilstrecken waren in der vorliegenden Studie bei den emmetropen und ametropen Augen gleich. Somit scheint eine durch einen prolongierten

Glaskörper verursachte Kurzsichtigkeit, wie sie beim Menschen vorkommt, beim Hund kein praxisrelevantes Problem zu sein.

Im Gegensatz zu den Untersuchungen von MURPHY et al. (1992 b), die keine Beziehung zwischen der Hornhautkrümmung und der Gesamtrefraktion fanden, bestand zwischen diesen Meßparametern in der eigenen Studie insofern ein Zusammenhang, als daß die kleinen Augen mit größerer Korneakurvatur häufiger myop waren.

MURPHY et al. (1992 b) zählen die Myopie lentogenen Ursprungs als weitere Möglichkeit der Enstehung einer Kurzsichtigkeit beim Hund auf und interpretierten die bei der Untersuchung von 30 Deutschen Schäferhunden festgestellte Kurzsichtigkeit als solche. Untersuchungen zur Krümmung der Linsenvorder und –rückfläche wurden in der vorliegenden Studie nicht durchgeführt.

Über die Prävalenz des Astigmatismus beim Hund liegen in der Literatur stark differierende Angaben vor. In einer Untersuchung von GAIDDON et al. (1991) bestand eine Astigmatismushäufigkeit von 67%, wobei ein Astigmatismus inversus mit durchschnittlich 1,6 dpt Brechkraftdifferenz häufiger war, als ein Astigmatismus rectus. MURPHY et al. (1992 b) stellten jedoch nur bei 4,2% der skiaskopierten 480 Hundeaugen einen Astigmatismus von mehr als 0,5 bis maximal 3 dpt fest. NEUMANN (1988) fand bei 46% der untersuchten Augen eine in den beiden Hauptschnitten um maximal 1 dpt abweichende Hornhautkrümmung. Eine Astigmatismushäufigkeit von 14% beobachtete POLLET (1982). In der eigenen Untersuchung wurde bei insgesamt 46 (16,4%) der 280 skiaskopierten Augen ein Astigmatismus von 0,25 bis maximal 4,0 dpt diagnostiziert. Der Großteil dieser Augen zeigte nur eine Brechkraftdifferenz von 0,25 (12 Augen) bis 0,5 (18 Augen) dpt, so daß gemäß der Definition von MURPHY et al. (1992 b), die erst einen Unterschied von ≥ 0,5 dpt zwischen den beiden Hauptschnitten als Astigmatismus werteten, von einer Astigmatismushäufigkeit von 12,1% (34 Augen) gesprochen werden kann. Sie ist somit ca. drei mal so hoch wie in der Studie von MURPHY et al. (1992 b).

In der eigenen Studie waren die Retriever mit 30% und die Rauhhaarteckel mit 27,5% am häufigsten und die Kleinpudel mit 7,5% und die Labrador Retriever mit 5% der je 40 skiaskopierten Augen am seltensten betroffen. Untersuchungsergebnisse aus der Literatur zur Astigmatismusprävalenz bestimmter Hunderassen lagen nicht vor.

In der vorliegenden Untersuchung wurde eine Brechkraftdifferenz von > 0,5 dpt zwischen beiden Augen als Anisometropie gewertet. Ein geringgradiger Unterschied von 0,5 dpt oder weniger wurde, wie schon vorher von POLLET (1982), regelmäßig beobachtet und als physiologisch beurteilt. 45 der untersuchten 140 Hunde zeigten eine Anisometropie bis maximal vier Dioptrien, d.h. die Prävalenz betrug in der vorliegenden Untersuchung 32%. Eine Untersuchung von MURPHY et al. (1992 b) ergab eine Anisometropie von mindestens 0,5 dpt bei 16,3% der skiaskopierten Hunde. Damit war eine Anisometropie in der eigenen Studie deutlich häufiger zu finden. Da die skiaskopierten Hunde vorberichtlich keine Sehschwierigkeiten gezeigt hatten, scheint ein Refraktionsunterschied zwischen beiden Augen keine klinische Relevanz zu besitzen. Vielmehr ist auch aus Studien beim Menschen bekannt, daß Anisometrope das myopere Auge zum Nahsehen und das im Verhältnis hyperopere Auge zum Sehen in die Ferne verwenden (AAO, 1998).

Ultraschallbiometrie:

Die Ultraschallbiometrie ist die einzige bekannte Methode mit der Hundeaugen in vivo schnell und einfach vermessen werden können (SCHIFFER et al., 1982; GELATT et al., 1983;

NEUMANN, 1988; COTTRILL et al., 1989; GAIDDON et al., 1991; EKESTEN, 1994;

LOHMANN, 1994).

Für eine genaue Messung der intraokulären Teilstrecken muß die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schallwellen im durchlaufenen Geweben bekannt sein. Die Ultraschallausbreitungsgeschwindigkeiten im Hundeauge wurden von SCHIFFER et al. (1982) auf 1710 m/s für die Hundelinse und 1526 m/s für das Kammerwasser und den Glaskörper ermittelt.

Vom Menschen weiß man, daß die Ultraschallgeschwindigkeit sowohl im gesunden (OKSALA u. LETHINEN, 1958; JANSSON u. SUNDMARK, 1961; JANSSON u. KOCK, 1962;

HOFFER, 1994) als auch im pathologisch veränderten Auge (COLEMAN et al., 1975) zwischen den Individuen stark variiert.

Die Ergebnisse von SCHIFFER et al. (1982) basieren auf der Untersuchung von lediglich zwei Hundeaugen. Die geringe Anzahl untersuchter Augen veranlaßte COTTRILL et al. (1989) die auf den Menschen bezogene Geräteeinstellung zu belassen. Die von SCHIFFER et al. (1982)

ermittelte Ultraschallausbreitungsgeschwindigkeit in der Hundelinse weicht zudem stark von bekannten Werten anderer Säugetierspezies ab (siehe Tabelle 2), was den Verdacht erhärtet, daß die ermittelte Geschwindigkeit nicht repräsentativ ist. In der vorliegenden Studie wurden daher auch die für das menschlichen Auge einprogrammierten Ultraschallgeschwindigkeiten unkorrigiert verwendet.

Zusammengefaßt ergab die vorliegende Untersuchung, daß die Mittelwerte der Intraokulardistanzen zwischen den Rassen deutliche Unterschiede aufwiesen. Prinzipiell waren die Augen und damit auch die intraokularen Teilstrecken der kleinwüchsigen Rassen kleiner als die Intraokulardistanzen der großen Rassen. Auch GAIDDON et al. (1991) stellten einen Zusammenhang zwischen der Größe des Augapfels und damit auch seiner Teilstrecken und der Größe des Hundes fest.

Beim Vergleich bezüglich des prozentualen Anteils der Intraokularstecken an der Gesamtlänge bestand in der eigenen Untersuchung ebenfalls ein Unterschied zwischen den großen und den kleinen Hunderassen. Insgesamt ist bei den kleinwüchsigen Rassen eine Verminderung der Vorderkammertiefe mit einer Zunahme der Linsendicke verbunden. Da die Hunde kleinwüchsiger Rassen im Mittel doppelt so alt waren wie die Hunde großwüchsiger Rassen, läßt sich der größere prozentuale Anteil der Linsendicke und der gleichzeitig niedrigere prozentuale Anteil der Vorderkammertiefe durch eine altersbedingte Zunahme der Linsendicke und einer damit einhergehenden Abnahme der Vorderkammertiefe erklären. Ein alternativer Erklärungsversuch wäre, daß bei den kleinen Rassen die Linsendicke von Haus aus einen größeren prozentualen Anteil und die Vorderkammertiefe im Gegenzug einen geringeren Anteil einnimmt, als bei den großen Rassen. Diese These muß durch die Untersuchung einer größeren Anzahl Junghunde der kleinen Rassen weiter erhärtet werden.

Im Vergleich der Meßwerte zwischen den Geschlechtern sind beim Hund in den Untersuchungen verschiedener Autoren unterschiedliche Ergebnisse zu finden. In der eigenen Studie ergaben sich für die Linsendicke (p = 0,035), und die Axiallänge (p = 0,015) jeweils kleinere Werte für die Hündinnen. Für die Tiefe der vorderen Augenkammer (p = 0,445) und für die Glaskörperstrecke (p = 0,067) konnte jedoch kein Unterschied festgestellt werden.

COTTRILL et al. (1989) und LOHMANN (1994) fanden dagegen für keine der intraokularen

Distanzen einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, während SCHIFFER et al. (1982) beim Rüden ebenfalls eine größere Bulbuslänge ermittelten. Die weitere Aufschlüsselung der eigenen Daten hinsichtlich eines Geschlechtsunterschiedes bei den einzelnen Rassen ergab, daß nur die Rassen mit einem deutlichen Geschlechtsdimorphismus in der Körpergröße, d. h. die großwüchsigen Rassen (Labrador Retriever, Golden Retriever, DSH, Rottweiler) auch Unterschiede bezüglich der okulären Teilstrecken zwischen den Geschlechtern aufwiesen. Bei den kleinen Rassen (Kleinpudel, Rauhhaarteckel und West Highland White Terrier) bestand dagegen kein geschlechtsspezifischer Unterschied.

Nach GAIDDON et al. (1991) besteht beim Hund auch ein Zusammenhang zwischen Körpergröße und Bulbuslänge. Ebenso wies LARSEN (1979) beim Menschen eine positive Korrelation zwischen der axialen Bulbuslänge und der Körpergröße nach und erklärte damit die ebenfalls größere Vorderkammertiefe und Axiallänge bei erwachsenen Männern im Vergleich zu den Werten erwachsener Frauen.

Der Vergleich der prozentualen Anteile der intraokularen Teilstrecken an der Gesamtlänge des Bulbus, ergab jedoch nach den eigenen Untersuchungen für keine der Distanzen einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, das heißt das Verhältnis der Teilstrecken zueinander war bei Hündinnen und Rüden das gleiche und betrug 21% für die Vorderkammertiefe, 33%

für die Linsendicke und 46% für die Glaskörperstrecke. Das Verhältnis der okulären Teilstrecken zueinander bedingt im wesentlichen den Refraktionszustand des Auges.

Das Längenwachstum des menschlichen Auges wurde ausführlich von LARSEN (1971 a, b, c, d) untersucht. Nach dem dritten Lebensjahr war beim Menschen das Wachstum des vorderen Augensegmentes so gut wie abgeschlossen. Die Längenzunahme des Augapfels war danach vor allem auf eine Zunahme der Glaskörperstrecke zurückzuführen. Nach der Pubertät kam es infolge der lebenslangen Dickenzunahme der Linse sowohl bei der Vorderkammertiefe, als auch bei der Glaskörperstrecke und der Axiallänge zu einer moderaten, aber kontinuierlichen Längenabnahme. Im Gegensatz zu diesen wachstumsbedingten Veränderungen in den Proportionen des Auges beim Menschen, bewegten sich die in der eigenen Untersuchung erhaltenen Prozentualwerte der Intraokulardistanzen bei allen Altersklassen in einem engen Wertebereich. Ob die dennoch beim Vergleich der Prozentualwerte zwischen den Altersklassen festgestellten statistischen Unterschiede auf eine Verschiebung der intraokulären Proportionen

im Laufe des Wachstums zurückzuführen sind, oder vielmehr von der unterschiedlichen Rassezusammensetzung der einzelnen Altersklassen herrühren, ist nicht eindeutig zu klären.

Um eine Aussage darüber machen zu können, wie das Wachstum der okulären Teilstrecken des Hundeauges verläuft und ob sich die intraokulären Proportionen dabei wie beim Menschen nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten verschieben, müssen weitere Untersuchungen, bei denen die Augen derselben Junghunde einer Rasse wiederholt in kurzen Abständen vermessen werden, erfolgen.

Die Wachstumskurve ergab in der eigenen Untersuchung für die Linsendicke einen annähernd logarithmischen Kurvenverlauf, d.h. bis zum Alter von ca. 15 Monaten nahm die Linsendicke

Die Wachstumskurve ergab in der eigenen Untersuchung für die Linsendicke einen annähernd logarithmischen Kurvenverlauf, d.h. bis zum Alter von ca. 15 Monaten nahm die Linsendicke