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Text: Mag.a Dr.in Elfriede Windischbauer, Leiterin des instituts für Didaktik und Unter-richtsentwicklung an der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Fotos: shutterstock Die notbremse ziehen

Wenn es zur letzten Phase kommen sollte, dann wäre auch hier eine sogenannte „Hand-bremse“ nötig. Ob man es glaubt oder nicht, diese Art von „Bremse“ gibt es! Es sind eigens entwickelte und praxiserprobte Defensivtech-niken, die ganz leicht vermittelt werden kön-nen. Durch einfache Übungen kann man sein sogenanntes „Frühwarnsystem“ schulen und so unangenehme Situationen bereits im Keim

„ersticken“. Körpersprache und Mimik, Bauch-gefühl, Stimmverhalten: Sich dieser Kräfte und Fähigkeiten bewusst zu werden, hilft uns, Gefahren im Vorhinein zu erkennen und erfolg-reich von uns abzuwenden.

Sollte alles gute Zureden und Handeln nichts nützen, kommt das einsetzen der Defensiv-techniken. Diese sind so konzipiert, dass sie

von Jedermann (und -frau) umgesetzt werden können.

Mein bereich – dein bereich

Ein sehr wichtiger Punkt in Hinblick auf die Defensivtechniken ist das Distanzgefühl. Wah-ren des Sicherheitsabstandes, um im Ernstfall genügend Zeit zu haben um zu Handeln. Je länger man sich damit beschäftigt, desto früher können Angriffe im Ansatz erkannt werden.

Eines darf dabei nie vergessen werden, auch wenn man sich „nur“ mit einem potentiellen Aggressor unterhält, muss der Sicherheitsab-stand gewahrt werden und man soll, wort-wörtlich, auch mit den Händen „sprechen“

(gestikulieren). So kann man bei androhender Gefahr rasch und sicher reagieren.

All diese Sicherheitsverhaltensweisen, wie das Wahren des Sicherheitsabstandes und das „Sprechen“ mit den Händen, basieren auf natürlichen Handlungen. Hier wäre zu beach-ten, keine dieser Handlungen ist eine „Kampf-stellung“ bzw. „Selbstverteidigungspose“. Das Signalisieren von einer eindeutigen Kampfbe-reitschaft, kann vom Aggressor als Herausfor-derung aufgenommen werden und somit zum körperlichen Angriff führen!

Workshops, Seminare, Kurse zum richtigen Umgang mit Gewalt

Situationen richtig einschätzen, präventiv agie-ren und bei Eskalation richtige Handlungen set-zen sind Themen, die erlernbar sind. Gewalt im Alltag verhindern, richtige Zivilcourage zeigen, persönliche Sicherheit und Sicherheit von Mit-menschen fördern. Wir bieten Seminare, Kurse und Workshops an um praxiserprobte Hand-lungsalternativen weiterzugeben. Wir bilden auch zertifizierte Gewaltpräventionstrainer aus.

Unser Team besteht aus SozialpädagogInnen, MigrationsexpertInnen, ausgebildeten Gewalt-präventions- und KampfkunsttrainerInnen. Diese gewährleisten kompetente Lösungen zu Proble-men und Fragestellungen rund um das Thema Gewalt sowie praxisnahes Training.

Wir bieten Seminare, Kurse und Workshops rund um das Thema Gewaltprävention für:

Kinder und Jugendliche Erwachsene

SeniorInnen

SozialpädagogInnen in öffentlichen sowie privaten Einrichtungen

PädagogInnen an Kindergärten & Schulen Sicherheitspersonal und TürsteherInnen Infos: www.securus.at

1 Das Diagramm wurde auf der Basis der Zahlen von Statistik Austria erstellt. URL: www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/formales_bildungswesen/lehrpersonen/042870.html

Abb. 1: Anteil der männlichen und weiblichen LehrerInnen nach Schular-ten in Prozent (Schuljahr 2009/10)1:

Lehrer- Innen insgesamt

Allg.

Pflicht- schulen

Volks- schulen Haupt-

schulen Sonder-

schulen AHS Berufs- schulen BMS/

BHS

39 Lediglich im berufsbildenden Bereich

(Berufsschulen und berufsbildende mitt-lere und höhere Schulen) liegt der Anteil männlicher Lehrer über 50 %.

In längeren historischen Dimensionen gedacht, ist dies erst eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte, denn während Frau-en sich am Ende des 19. Jh. dFrau-en Zugang zum Lehrberuf erkämpfen mussten und ihre Möglichkeiten durch Zölibatsbestim-mungen für Lehrerinnen zu Beginn des 20.

Jh. eingeschränkt wurden, stieg ihr Anteil im 20. Jh. ständig. Allein seit dem Schul-jahr 1960/61 sank in Österreich der Anteil der männlichen Lehrer im Volksschulbe-reich von 45,75 %2 auf 9,62 % im Schuljahr 2009/103.

Allerdings: Je höher die Schulstufe, desto größer ist die Anzahl der männlichen Lehr-personen, wie auch der folgende Vergleich des Anteils männlicher Lehrpersonen in der Primarstufe, in der Sekundarstufe 1 und 2 in einigen EU-Ländern zeigt4:

Abb.2: Anteil von männlichen Lehrpersonen im eU-Vergleich:

Anders sehen die Zahlen für SchulleiterIn-nen aus: Während in Finnland z. B. nur 28

% der VolksschullehrerInnen männlich sind, sind 68,2 % der Leiter Männer. In Österreich, wo der Anteil der Männer an den Volks-schullehrern unter 10 % beträgt, sind 47,6

% der Leiter männlich5. Ursachen für die ungleiche Geschlechter-verteilung

In der Literatur werden folgende Ursachen für die weibliche Dominanz im Bildungsbe-reich ausgemacht:

Nach wie vor beeinflussen traditionelle Geschlechterrollen die Berufswahl jun-ger Männer und Frauen, und hier gilt nach wie vor: Je jünger die Kinder, umso

mehr sind Frauen für deren Erziehung zuständig.

Erziehungsarbeit wird nach wie vor mehrheitlich von Frauen geleistet und findet wenig gesellschaftliche Anerken-nung.

Die Möglichkeiten flexibler Einteilung von Korrektur- und Vorbereitungstätig-keiten und die Ferienregelung erleich-tern die Verbindung von Beruf und Fami-lie; da Frauen nach wie vor überwiegend für die Kindererziehung zuständig sind, wählen sie in Hinblick auf eine künftige Familienplanung häufiger den Lehrberuf als Männer.6

Eine Befragung von Schweizer Maturanten über Berufswahlmotive ergab, dass Männer

den Lehrberuf wegen befürchteter Rou-tine, Alltagstrott, fehlenden persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten und wegen der Konflikthaftigkeit und der zu erwarten-den Belastungen nicht wählen7. In meh-reren Untersuchungen in verschiedenen Ländern (Schweiz, USA, Australien) wurden von Männern überhöhte Anforderungen seitens der Gesellschaft und der Eltern und mangelnde Anerkennung der Leistungen als Gründe für die Nichtwahl des Lehrbe-rufs genannt. Auch die Angst, als pädophil angesehen zu werden, wird in mehreren Untersuchungen geäußert. Untersucht wurden auch ökonomische Gründe für die Berufswahl. Diese zeigten, dass die ökono-mischen Vorteile des Lehrberufs für Frauen im Vergleich zu Berufen in der Privatwirt-

2 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Hg.): Männer als Volksschullehrer. Statistische Darstellung und Einblick in die erziehungswissenschaftliche Diskussion. Wien, 2005, S. 3ff.

3 www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/formales_bildungswesen/lehrpersonen/042870.html [11.4.2010]

4 ebda.

5 ebda.

6 vgl. Ryter, Annemarie, Karin Grütter: Frauen und Männer in Lehrberuf und Schulleitung. Berufsattraktivität aus Genderperspektive. In: www.bildbar.ch, 27.97.2006

7 ebda.

Land EU

Finn-land BRD Österr. Italien Litauen

Primar-st. 23 % 28 % 19 % 11 % 5 % 2 %

Sek.1 40 % 29 % 41 % 36 % 27 % 18 %

Sek.2 50 % 41 % 60 % 51 % 41 % 36 %

schaft größer sind als für Männer, was dazu beitragen kann, dass Frauen sich diesem Beruf eher zuwenden als Männer:

Im Unterschied zur Privatwirtschaft, in der Frauen in Österreich nach wie vor bis zu 30

% weniger verdienen als Männer, ist der Lohn für Frauen und Männer im öffentli-chen Dienst gleich. Überdies sind die Mög-lichkeiten, Teilzeit zu arbeiten, im Lehrberuf größer als in der Privatwirtschaft. Im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist daher der Lehrberuf für Frauen eine grö-ßere Option als für Männer8. Männer hin-gegen geben häufiger an, den Lehrberuf aufgrund fehlender Karrierechancen nicht ergreifen zu wollen9.

Mögliche Lösungswege Die aktive Beteiligung von Männern an der Kindererziehung, besonders auch bei Kleinkindern, fordert die Frauenbewegung seit den 1970er Jahren. Fortschritte wurden erreicht: Männer können mittlerweile Kin-dergartenpädagogen werden, wenn auch nur wenige diesen Beruf anstreben; Män-ner und Frauen können sich die Karenzzeit teilen, oder nur der Mann geht in Karenz;

viele Männer beteiligen sich aktiv an der Erziehung ihrer Kinder. Die langsame Ent-wicklung zeigt – neben sozialer Probleme, die bei solchen Entscheidungen keine unwesentliche Rolle spielen – wie sehr Geschlechterrollen verfestigt sind und

welch lange Zeiträume für Veränderungen vonnöten sind.

Um den Anteil von Männern im Bildungs-bereich zu erhöhen, empfehlen Schwei-zer KollegInnen z. B., eine Imagekampa-gne zu lancieren, da es wichtig sei, „mit gezielten Kampagnen die Vielfalt heutiger anspruchsvoller Aufgaben der Öffentlich-keit bekannt zu machen. Denn das Lehrer-bild prägen nicht selten punktuelle, nega-tive Erfahrungen. (...) Im Rahmen solcher Auftritte können auch gezielt bestehende Geschlechterbilder abgebaut und die unteren Schulstufen als attraktive Berufe für Männer dargestellt werden.“ 10

Im Bereich der Weiterbildung fordern sie eine systematische Schulung der Lehrper-sonen, damit diese geschlechtsspezifische Prägungen und Voraussetzungen der Ler-nenden erkennen, Mädchen und Buben in ihren Persönlichkeiten stärken und beide Geschlechter optimal in ihrem Lernprozess unterstützen können.

Bezüglich der Arbeitsbedingungen wird die Schaffung beruflicher Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten empfohlen11. In den USA werden Männer gezielt ange-worben, z. B. indem Männer gezielt andere Männer ansprechen, indem Fotos in Werbe-materialien Männer zeigen, indem offensiv auf Jobmessen aufgetreten wird. Der Girls’

Day wurde mittlerweile erweitert mit dem Boys’ Day zu einem „Zukunftstag für Jungen und Mädchen“, bei dem Knaben auch für Sozialberufe interessiert werden sollen. In Schweden können männliche Lehrer ein Jahr lang von einem Mentor betreut wer-den. Mentoring-Programme sollen der Tat-sache entgegenwirken, dass Männer, die sich für den Lehrberuf entschieden haben, aus diesem wieder aussteigen12.

8 www-vwi.unibe.ch/content/e2071/e2251/e3044/e3045/e7419/PHZH_2004_ger.pdf, 27.7.2006

9 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Hg.): Männer als Volksschullehrer. Statistische Darstellung und Einblick in die erziehungswissen-schaftliche Diskussion. Wien, 2005, S. 30ff

10 Ryter, Annemarie, Karin Grütter: Frauen und Männer in Lehrberuf und Schulleitung. Berufsattraktivität aus Genderperspektive. In: www.bildbar.ch, 27.97.2006

11 ebda.

12 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Hg.): Männer als Volksschullehrer.

41 Märchenstunde

29. April 2011: die Hochzeit von William und Kate.

Angeblich sahen 2,5 Milliarden Menschen zu – fast die Hälfte der Weltbevölkerung mit Zugang zu Fernsehen oder Internet.

Hört und liest man die Kommentare zu diesem Event, liegt der Schluss nahe, dass alle Frauen dieser Welt zugesehen haben – aber keine Männer.

Die Standard Beilage RONDO – aufge-macht mit einer Barbie im Brautkleid – brachte dazu am 29.4.2011 ein „Pro und Kontra Royal Wedding im TV schauen“.

Die Journalistin Birgit Baumann gesteht:

„Ja natürlich, es muss sein. Am Freitag, 29.

April, neun Uhr sitzen wir vor dem Fern-seher (...) Sorry Chefs, es versteht sich von selbst, dass Meetings an diesem Hoch-zeitstag so gelegt werden, dass sie nicht den Ablauf der Zeremonie stören, dass wir mit aller Welt beim ersten Blick aufs Braut-kleid live dabei sind und beim Jawort erst recht. Es ist wie Weihnachten, nur besser.

Gönnt uns bitte am 29. April diese üppi-ge, zuckerlrosa Hochzeitstorte. Der Kater kommt früh genug.“

Cool dagegen die Glosse des Michael Möseneder: „Also bitte: Wenn man sich eine Hochzeit ansehen will, muss man nur zum nächsten Standesamt gehen. Warum zum Henker soll man also den Fernseher aufdrehen und dem Jawort zweier Briten zusehen? (...) Sicher, militärisch Interessier-te könnInteressier-ten vielleicht einen Grund für den

televisionären Marathon haben – immerhin gibt es sicher viele hübsche und bunte Uniformen zu bestaunen ...“

Eine kurze – möglicherweise nicht ganz repräsentative – Umfrage beziehungsweise teilnehmende Beobachtung im privaten Umfeld brachte das Ergebnis, dass annä-hernd gleich viele Männer wie Frauen sich die Hochzeit angesehen haben. Die Männer aber glauben sich dafür rechtfertigen zu müssen: „Meine Freundin hat sich das angeschaut, da musste ich auch zusehen ...“ „Bei uns in der Firma lief der Fernseher ...“ „Man konn-te sowieso nicht umhin ...“

Nun kann man dieses Spektakel natür-lich mit guten Gründen ablehnen, dass so viele Menschen (Frauen und Männer) sich dafür interessieren, zeigt jedoch eines: die Sehnsucht nach Gefühl, Wärme, Geborgenheit, Zusammengehörigkeit!

Der Umgang mit diesen Sehnsüchten teilt sich aber in eine eher weibliche und eine eher männliche Form: Frauen stehen zu dieser Sehnsucht, viele Männer genieren sich dafür.

innenleben

„Mann zu sein heißt, von vorneherein in eine Position eingesetzt zu sein, die Befugnisse und Privilegien impliziert, aber auch Pflichten, und alle Verpflichtungen, die die Männlichkeit als Adel mit sich bringt“, schreibt Pierre Bourdieu1. Männer sind in allen Gesellschaften dieser Welt

privilegiert, in einigen mehr in anderen weniger, dieser „Adel“ steht jedoch oft in scharfem Gegensatz zu per-sönlicher Unsicherheit.

Junge Männer wachsen vielfach ohne brauchbare männliche Identifikationsfigur auf, heute wie in früheren Zeiten. Sie sind auf Hilfskonstruktionen aus den Medien angewiesen, die häufig ein sehr konserva-tives – dafür umso leichter verständliches – aber unerreichbares Männerbild vermit-teln: todesmutig, mächtig, stark, Retter der Welt. Bedroht sieht sich dieses männliche Ideal durch alles Weiche, Nachdenkliche,

„Schwache“, das – oft mit Gewalt – fernge-halten und abgewehrt werden muss.

Besonders junge Männer aus Familien mit konservativ-patriarchalen Strukturen definieren ihre Männlichkeit in scharfem Gegensatz zu allem, was sie als schwach und weiblich beziehungsweise homo-sexuell bezeichnen. Damit verzichten sie aber auf eine Auseinandersetzung mit sich selbst – mit den eigenen Ängsten, Schwächen, Sehnsüchten – die zur Ent-wicklung einer intakten Geschlechtsiden-tität notwendig ist.

1 Bourdieu, Pierre: Die männliche Herrschaft, in: Dölling/ Krais Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, 1997.

rollenmodell Prinz