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Von wilden Kerlen & hilflosen Helden – burschenarbeit im Spannungsfeld neuer rollenbilder

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salzburg

Initiativen für junge Leute!

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SPEZIAL

ZUM THEMA bUrScHEnArbEiT

Wann ist ein Mann ein Mann?

Von wilden Kerlen & hilflosen Helden –

burschenarbeit im Spannungsfeld neuer rollenbilder

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inhalt

Seite

„XY – unerlöst“. (Wozu) braucht es geschlechtssensible burschenarbeit? 4 Frauen stehen auf Männer, die an die Wäsche gehen ... – interview 7

Ob Jungenarbeit gelingen kann? Vier (provokante) Thesen 10

„buben als Prinzessinnen gehen gar nicht!“ – interview 12

Mann sein alleine ist zu wenig in diesem beruf – Kindergartenpädagogen im Gespräch 15 Der boys‘ Day: Zukunft gestalten – neue Erfahrungen machen – rollenklischees durchbrechen! 17 Platz für wilde Kerle – burschenarbeit als Handlungsprinzip im Verein Spektrum 18

bubenarbeit – die neue Emanzipation des Mannes? 20

Was passiert, wenn burschen ihre Stärken nicht mehr zeigen dürfen – interview 24 ich sehe was, .... was du auch siehst?! Jungenarbeit aus der Perspektive eine Mädchenarbeiterin 22

„nennt mir einmal fünf Sportler!“ Geschlechtergerechte Sprache – interview 25 Jugend braucht Platz: „STrEUSALZ“ – das Jugendförderungsprojekt der Stadt Salzburg 27 Zwischen Freiheit und Freiwild – Homosexualität in der Jugendarbeit 28

Das tapfere Schneiderlein als hilfloser Held? 30

Typisch ausländisch trifft typisch österreichisch. Junge Männer mit Migrationshintergrund 32 Wenn eine community nicht reicht – ein Leben zwischen zwei Welten – interview 34

Täter sucht Opfer – Opfer sucht ... das Weite ... ?? 37

„Die Feminisierung der Schule“ – oder: warum DiE bildung weiblich ist 38 rollenmodell Prinz William Arthur Philip Louis Mountbatten-Windsor, Duke of cambridge? 41

Wir Mütter haben sie so erzogen – Kolumne 42

Sich dafür zu entscheiden, heißt dagegen zu sein! Für einen neustart ist es nie zu spät 43

„Die nacht des Feuers“ – Firmung als initiation 44

ist burschenarbeit gewaltpräventiv? 45

3

(K)ein Platz an der Sonne für die Super-Jungs von morgen?

Jung, männlich, ohne abgeschlossene Ausbildung und der Spaß am Wochen- ende wird nur mit Alkohol gefunden … so oder ähnlich las man in letzter Zeit vermehrt Berichte über Burschen mit schulischen Schwierigkeiten, zuneh- mender Gewaltbereitschaft oder über Jungs, die ohne Zukunftsperspektiven und Motivation vor sich hin leben.

Auf der anderen Seite werden Burschen als sehr familien- und traditionsbewusst erlebt, wie der jüngste Jugendmonitor des

Jugendministeriums zeigt. Junge Männer von heute leben im Spannungsfeld zwi- schen hohen Erwartungen durch Schule und Lehre und verstärktem Druck am Arbeitsplatz. Sie sollen im Freundeskreis bestehen, cool, sportlich, selbstbewusst &

mutig sein, bei der Freundin hingegen auf- merksam und liebevoll – und generell bitte nie zu laut, zu unangepasst, zu wild.

Und deshalb jetzt ein eigenes Magazin über „Burschenarbeit“: Mit Interviews über verschiedene Wahrnehmungen zu

Burschen und Burschenarbeit, mit Projek- ten, die Jungs neue Wege aufzeigen, mit Themen, die auf die unterschiedlichen Lebenswelten von jungen Männern auf- merksam machen und mit provokanten Thesen, warum Burschen derzeit (medial) so gesehen werden.

Wir wünschen viele anregende Gedanken beim Lesen, das Akzente-Redaktionsteam

impressum

n Herausgeber & Eigentümer: Akzente Salzburg – Initiativen für junge Leute! Glockengasse 4c, 5020 Salzburg, Tel. 0662/84 92 91 n ULTIMO Spezial, Sonderausgabe zum Thema Burschenarbeit n Chefredaktion & Anzeigenleitung: Mag.a Marietta Oberrauch n Chefin vom Dienst: Mag.a Kerstin Schnitzhofer n Redaktion:

Mag. Gerald Brandtner, DSA Harald Brandner, Dr. Ingo Bieringer, Mag. Peter Ruhmannseder, DSA Heimo Bauer, DSA Mag.a Petra Burgstaller, DSA Wolfgang Loidl, DSA Robert Miksch, Mag. (FH) Markus Weisheitinger-Herrmann, Teresa Lugstein, Jochen Höfferer, Gernot Marx, Mag.a Angela Schoklitsch, Stefan Bock, Mag. Bernd Timischl, Dr. Johannes Berchtold, Nedžad Moćević, Mag. Dr. Haris Bilajbegović, Mag.a Dr.in Elfriede Windischbauer, Dr.in Silvia Kronberger, Mag.a Ulrike Kendlbacher, Dr. Johannes Bernegger, Isidor Granegger, MMag. Peter Ebner, Mag. Harald Burgauner, Mag.a Marietta Oberrauch, Mag.a Kerstin Schnitzhofer, Mag.a Alexandra Schmidt n Fotos: shutterstock, Orhan Dönmez, Mag.a Marietta Oberrauch, Mag. Peter Ruhmannseder, Verein Spektrum, Mag.a Marie-Christine Hohenberg, Jochen Höfferer, Dr. Haris Bilajbegović, Verein Neustart, Mag. Harald Burgauner n Grafik & Layout: Akzente Verlag Salzburg n Druck: Hausdruckerei des Landes Salzburg, 2011

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XY – unerlöst

(Wozu) braucht es geschlechtssensible burschenarbeit?

Text: Mag. Gerald brandtner, Fotos: shutterstock

Männer leben im Durchschnitt sieben Jahre weniger als Frauen, stellen 95 % der Häftlinge und begehen signifikant häufiger Selbstmord als Frauen. In den Schulen sind drei Viertel der Kin- der mit Verhaltensstörungen Jungen und mehr als zwei Drittel der Kinder mit Lernschwierigkeiten sind eben- falls Jungen. So beschreibt Steven Bid- dulph die Lage der Männer in seinem Buch „Männer auf der Suche“ (1996).

An dieser Ausgangssituation dürfte sich trotz Bemühungen der neuen Männerbe- wegung in den letzten Jahren wenig ver- ändert haben. Während sich vielerorts die Emanzipation der Mädchen und Frauen beständig weiterentwickelt hat, scheint wenig Veränderung auf der Männerseite stattgefunden zu haben, außer dass sich zunehmend mehr Autoren und Autorin- nen Sorgen um den „Mann als das schwa- che Geschlecht“ machen. Von fehlenden Chromosomen bis zur fehlenden Einsicht reicht hier die Bandbreite an Erklärungsver- suchen für das schwächelnde Geschlecht

„Mann“.

Seit vielen Jahren gibt es nun auch in Salz- burg die Forderung nach verstehender oder geschlechtssensibler Burschenarbeit, aber so richtig durchgesetzt hat sich die- ser Ansatz in der Jugendarbeit nach wie vor nicht wirklich. Schon im Grundsatzpa- pier des Arbeitskreises Burschenarbeit in Salzburg (ABS) aus dem Jahr 2001 ist der Bedarf und die Wichtigkeit einer eigenen Koordination im Bundesland festgestellt worden. Grundsätzlich scheint es zwar einen gesellschaftlichen Konsens über die Notwendigkeit von speziellen Angeboten im Jugendbereich für Mädchen und Bur- schen zu geben, doch irgendwie fehlt der Männerseite die Dynamik. Liegt das an den wenigen Männern, die in diesem Feld tätig sind oder an den fehlenden Ressourcen, oder ist die Antwort auf die Frage wozu es geschlechtssensible Burschenarbeit braucht, und vor allem wie diese aussehen soll, doch umstrittener als angenommen?

Mann sucht immer noch rolle

Die Männerrolle ist im Umbruch und vielen Buben und Burschen fehlen in ihrer Soziali-

sation konkrete Erfahrungen mit Männern, die sich mit den neuen Herausforderun- gen der Männer in der Gesellschaft aktiv auseinandersetzen. Im Kindergarten und der Schule erleben sie bis zum Verlassen der Volksschule fast ausschließlich Frauen.

Darüber hinaus kommt ihrem natürlichen Bewegungsdrang das sitzende Lernen scheinbar nicht gerade entgegen. Und es nagt zusehends am männlichen Selbst- bewusstsein, dass Mädchen und Frauen immer tiefer in Männerdomänen eindrin- gen (Sport & Berufe) und diese in vielen Bereichen sogar überflügeln (Schule, Aus- bildung).

Eine nach wie vor weit verbreitete Art und Weise, die eigene Rolle als Mann zu definieren, ist die Abwehr oder Abwer- tung von allem, was weiblich oder frau- endominiert ist. Dieses Festklammern am Dualitätsprinzip – was soviel heißt wie männlich und weiblich sind zwei unvereinbare Gegensätze – schränkt die persönliche Entwicklung von Burschen total ein. Diesem Denken in Gegensät- zen (entweder-oder-Denken) immanent

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ist auch die Vorstellung, dass das Männli- che mehr Wert besitzt als das Weibliche und deshalb auch über dieses herrschen dürfe. Diese beiden Sichtweisen entwer- fen hierarchische Rollenbilder, die gesell- schaftliche Konstrukte sind und auf keiner biologischen Notwendigkeit beruhen.

Sie sind als solche auch veränderbar, wenn es die Umweltbedingungen erfordern bzw. zulassen.

Das zweischneidige

Schwert der gesellschaft- lichen Aufmerksamkeit Die aktuelle Debatte, die den Mann in der Krise und als das eigentliche schwache Geschlecht sieht und eine weitgehende Benachteiligung von Burschen im schu- lischen Kontext feststellt, birgt einige Gefahren. Zu leicht geraten die Ausein- andersetzungen unter Männerforschern dadurch wieder in ideologische Gräben über Männlichkeit und deren gesellschaft- liche oder genetische Determinanten. Eine dieser auffallenden Hinwendungen der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit auf die Burschen wurde in der Diskussion im anglo-amerkanischen Schulbereich von Weaver-Hightower (2003) als „boy turn“

beschrieben. Ausführlich beschäftigen sich unterschiedliche Autoren und Auto- rinnen mit den scheinbaren oder tatsäch- lichen Benachteiligungen von Jungen im Bildungssystem und leiten daraus die Forderung nach einer jungengerechten Schule mit mehr männlichen Rollenmo- dellen ab (vergleiche Forster 2011). Gefor- dert werden neben mehr männlichem Lehrpersonal auch pädagogische Jun- genprogramme mit einem stärkeren Out- doorschwerpunkt. Forster kritisiert diesen

„boy turn“ als neoliberales Konstrukt in der Geschlechterpolitik, welches von der nach wie vor bestehenden gesellschaftlichen Ungleichheit von Männern und Frauen ablenkt.

Die männliche Peergroup spielt bei der Entwicklung von Männlichkeit für Jungen eine große Rolle. Die Erwartungen von weiblichen Pädagoginnen an Burschen geraten nicht selten mit deren demonst- rativem Männlichkeitsverhalten in Schule oder anderen pädagogischen Einrichtun- gen in Konflikt. Allein die Anwesenheit von (mehr) männlichem Erziehungspersonal würde an diesem Konflikt nichts ändern.

Pädagogen müssten sich für eine konkrete Auseinandersetzung mit den Jungen aber auch den Pädagoginnen zur Verfügung

5 stellen. „Sich als männlicher Pädagoge

auf eine bewusste Auseinandersetzung mit Jungen und Frauen einzulassen, ist manchmal eine Gratwanderung und stellt erhebliche Anforderungen an ihre Gender- kompetenz und Dialogfähigkeit“, schreibt Tim Rohrmann in seinem Artikel „Zur Bedeutung von männlichen Pädagogen für Jungen“ (Forster et. al. 2011).

Burschen sind persönlich und gesellschaft- lich sehr bedürftig nach Anerkennung für ihre Fähigkeiten und Leistungen. Können sie diese nicht ausreichend im Positiven bekommen, so inszenieren sie Situationen bzw. Konflikte mit denen sie negativ auffal- len. Burschen führen im Konsum von ille- galen Drogen oder dem riskanten Konsum von Alkohol kombiniert mit anderen Subs- tanzen weit vor den Mädchen die Statisti- ken an. Sie inszenieren die brüchig gewor- denen Männerrolle über demonstrativen Konsum von Drogen oder mittels riskanter Verhaltensweisen. In der suchtpräventiven Fachliteratur wird dies als „doing gender with drugs“ bezeichnet.

Das Entschlüsseln des

„boycode“

Weitere negative Beurteilungen wie Bur- schen sind schlechter in der Schule, kön- nen nicht stillhalten und sind gewalttätig gegenüber anderen Jungs und Mädchen, helfen Jungen nicht ein positives Rol- lenbild zu entwickeln und sich mit ihren Ängsten und Unsicherheiten auseinan- derzusetzen. Vielmehr steigert es den Versuch, sich demonstrativ oder aggressiv von Mädchen und verweichlichten Jungs abzugrenzen. Diese Abgrenzung mittels einer prahlerischen Haltung, die Jungen einnehmen, um ihre Ängste und Verletz- lichkeiten zu unterdrücken und dadurch

stark und unempfindlich zu wirken, hat der Therapeut William Pollak in seinem Buch Real Boys (1998) den „boycode“

genannt. Wie stark dieser Code auf Jungen wirkt, wird je nach sozialer und kultureller Herkunft durchaus unterschiedlich sein.

Diesen „boycode“ mit Burschen gemein- sam zu entschlüsseln und ein von nega- tiven Zuschreibungen unabhängiges männliches Rollenbild zu entfalten, könnte Aufgabe und Inhalt von verstehender Bur- schenarbeit sein.

Verstehende Burschenarbeit fängt also zunächst bei uns Männern selbst an. Wir sollten wissen, was für Männer und wie wir Männer sein wollen, um mit Burschen dar- an arbeiten zu können, selbst gestaltend ihre Geschlechterrolle zu entwerfen und zu leben. Hier gilt es auf die Frage wann ist man ein Mann, ähnlich wie emanzipier- te Frauen dies tun, positive Eigenschaften und Zuschreibungen zu entwickeln, zu denen angehende junge Männer stehen können. Verstehende Burschenarbeit ist daher im Sinne eines „stehen für“ zu verste- hen, denn Buben brauchen die Unterstüt- zung von genderkompetenten Männern zum Reifen. Kontaktfähigkeit kann nur im Kontakt mit anderen erlebt und erlernt werden. Vielen jungen/werdenden Män- nern fehlt es an erwachsenen Vorbildern, die bereit sind authentisch zu vermitteln, was es heißt ein Mann mit all seinen Unsi- cherheiten, seinen Stärken und Schwä- chen zu sein.

Grundprinzipien von burschenarbeit

Verstehende Burschenarbeit ist keine spe- zielle Methode der Jugendarbeit sondern eine Grundhaltung beziehungsweise spezielle Perspektive in der Begleitung

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männlicher Jugendlicher. Diese Sichtwei- se thematisiert die Formen und Folgen traditioneller männlicher Sozialisation und nutzt vorhandene Methoden der Jugend- arbeit und Sozialpädagogik für ihre Ziele.

(Sturzenhecker, 1994)

Sturzenhecker formuliert diesbezüglich fol- gende drei einfachen Grundprinzipien:

Für uns ..., über uns ..., unter uns ...

n Für uns ...: bedeutet zu vermitteln, dass sich Jungen nicht für ande- re ändern sollen, sondern dass Selbstreflexion und eigenständi- ge Entwicklung von Männlichkeit in ihrem eigenen Interesse liegen.

n Über uns ...: heißt, dass sich die The- men die Jungen interessieren aus ihrer Lebenslage heraus ergeben und nicht von Pädagogen von außen herangetra- gen werden sollen.

n Unter uns ...: meint, dass Jungenar- beit auch mit geschlechtshomogenen

Gruppen arbeitet, um die reflexiv-kriti- sche und unterstützende Qualität von Männergruppen für Burschen erfahrbar zu machen.

Verstehende Burschenarbeit kann also unter anderem das Ziel verfolgen, Burschen zur Reflexion über einschränkende männ- liche Verhaltensweisen zu ermutigen und mit ihnen gemeinsam eine entwicklungs- fördernde Männerrolle zu entwerfen. Sie soll Jungen neue Wege im selbstbewussten und respektvollen Umgang mit sich selbst, mit dem eigenen Körper, aber vor allem auch in der Kommunikation mit Mädchen und Frauen eröffnen. In diesem Sinne sind die oben beschriebenen Grundprinzipien nach wie vor aktuell und lassen breiten Spiel- raum für jedes Setting von Jungenarbeit.

Verstehende Burschenarbeit muss natür- lich auch in die Lebenswelt der Jugendli- chen passen, den kulturellen Hintergrund der Burschen mitreflektieren und nicht notwendigerweise in geschlechtsho-

mogenen Burschengruppen stattfin- den. Es kann aber durchaus von Zeit zu Zeit und im Rahmen der Möglich- keiten einer Einrichtung hilfreich und sinnvoll sein, den Jungs Gruppener- fahrungen ohne Mädchen anzubieten.

Salzburg könnte mehr und gut vernetzte Burschenarbeit brauchen. Vor allem eine intensivere Auseinandersetzung von Män- nern und Frauen in der Jugendarbeit über pädagogische Wege zur Emanzipation von Jungs könnten durchaus fruchtbringend sein. Grundsätzlich sollte verstehende Burschenarbeit immer kritisch die Macht- verhältnisse der Geschlechter in der Gesell- schaft hinterfragen und dadurch eine Bewegung zu mehr partnerschaftlichem Miteinander der Geschlechter fördern.

Jungs brauchen auf diesem Entwicklungs- weg nicht Mitleid sondern Mitgefühl.

LIterAtUr

Biddulph, Steve (1996):

Männer auf der Suche (Sieben Schritte zur Befreiung). München.

Forster, Edgar (2011):

„Boy Turn“. Geschlechterpolitik und neue Ungleichheitsstrukturen.

(unveröffentlichtes Manuskript) Rohrmann, Tim (2011):

Zur Bedeutung von männlichen Pädagogen für Jungen. In Forster et.

al. Jungenpädagogik im Widerstreit (unveröffentlichtes Manuskript) Sturzenhecker, Benedikt (1994):

Jungenarbeit in der offenen Jugendarbeit. In: Praxis der Jugend- arbeit: Landesjugendarbeit Münster.

Pollak, William (1998):

Real Boys Rescuing Our Sons from the Myths of Boyhood. Owl Books.

Weaver-Hightower, Marcus (2003):

The „Boy Turn“ in Research on Gender and Education. Review of Educational Research.

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7 Burschenarbeit hat – wie wir wissen –

auch sehr viel mit Mädchenarbeit zu tun. Darum haben wir zwei expertInnen zum Gespräch gebeten: Die Frauen- und Gleichbehandlungsbeauftragte des Landes Salzburg, Frau Mag.a romana rotschopf und Herrn Dipl.Päd. Philipp Leeb, Sonderschul- und Sprachheilleh- rer und teil von Poika, einem Verein für gendersensible Bubenarbeit. er leitet auch das Webportal gender.schule.at und arbeitet als Genderexperte für das BMUKK.

Themenbezogen fang ich heute mit einer Frage an den Mann an. Herr Leeb, Jungs haben das Sagen, alle Möglichkeiten, jetzt soll es auch noch eigene Burschen- arbeit geben. Haben Männer Angst, dass Mädchen gleichziehen und ihnen den Rang ablaufen?

Burschenarbeit, so wie wir von Poika sie machen, ist eine Ergänzung zur Mäd- chenarbeit. Wir stehen in Kontakt mit vielen Einrichtungen für Mädchen und tauschen uns mit den dort arbeitenden Frauen aus. Unsere Erfahrung ist, dass Männer und Burschen durch Umdenken gewinnen. Weltweit besitzen Männer fast

alle Ressourcen und kontrollieren in allen Ländern das Geschehen. Wenn hier Frau- en und Mädchen gleichziehen können, kann das nur ein Gewinn für die Welt sein.

Gleichzeitig profitiert das männliche Ge- schlecht durch Partizipation in der Erzie- hung und Hausarbeit sowie durch aktive Beziehungsarbeit. Leider erkennen einige Männer erst bei der Scheidung, dass es sinnvoll gewesen wäre, sich vorher um die Kinder zu kümmern und zumindest regel- mäßig im Haushalt mitzuhelfen. Wir erspa- ren uns viele Konflikte, wenn wir

arbeitsteiliger und solidarischer denken würden. Doch unsere Rollen können wir nur ablegen, wenn wir uns von ihnen emanzipieren, also unsere Sozialisation als Frauen und Männer hinterfragen.

Frau Rotschopf, es gibt Frauenbüros, Mädchenbüros, Förderprogramme und vieles mehr zu Mädchen- und Frauen- förderung. Soll es jetzt das gleiche für Burschen geben – aber haben die nicht sowieso schon genug Angebote? Ist Bur- schenarbeit überhaupt sinnvoll?

Klar. Gender Mainstreaming hat ja Chan- cengleichheit zum Ziel. Das heißt, dass

Männer und Frauen, Mädchen und Bur- schen ihre Chancen und ihr Potenzial best- möglich nützen können. Das ist für beide derzeit nicht der Fall. Das traditionelle Rol- lenverständnis steht beiden im Weg. Was ich aber schon beobachte ist, dass Frauen sich eher bewegen und verändern wollen, als Burschen dazu bereit sind.

Warum das so ist, weiß vielleicht Herr Leeb?

Junge Leute bewegen sich viel mehr als wir glauben. Sie wachsen ja mit neuen Erwar- tungen heran. Da hat sich im Bewusstsein schon manches geändert. Burschen finden es normal, dass die Mama arbeiten geht und der Papa kocht und putzt, denn das erleben sie teilweise schon. Vor zwanzig, dreißig Jahren war das noch ganz anders.

Eine Frage an beide, ich beginne mit Herrn Leeb. Worin unterscheidet sich für Sie eigentlich Burschen- und Mädchen- arbeit bzw. was soll sie aus ihrer Sicht be- zwecken?

Feministische Mädchenarbeit gibt es schon länger. Burschenarbeit ist erst seit einigen Jahren breiter zu finden, aber immer noch ein Nebenschauplatz der geschlechtsspezi-

Frauen stehen auf Männer, die an die Wäsche gehen ...

interview mit

Mag.a

romana rotschopf und

Dipl.Päd.

Philipp Leeb

interview: DSA Harald brandner, Fotos: Orhan Dönmez, shutterstock

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fischen Arbeit. „Die“ Burschenarbeit gibt es nicht, es existieren einige Denkrichtungen.

Manche verstehen Lagerfeuerromantik und gemeinsames Fußballspiel als Bur- schenarbeit. Das wäre meines Erachtens zu wenig. Burschenarbeit muss einerseits verständnisvolle und respektierende Bezie- hungsarbeit sein und soll auf der anderen Seite viele Möglichkeiten aufzeigen und offen lassen, um das Spektrum der heran- wachsenden Männer zu erweitern. Dazu gehört auch das wachsende Bewusst- sein, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Wir grenzen uns nicht von der Mäd- chenarbeit ab, sondern orientieren uns auch an ihr, um das Ungleichgewicht aus weiblicher Perspektive mitzudenken und neue Strategien für eine ausgewogene Geschlechterdemokratie zu überlegen. Ein Beispiel aus unserer Arbeit ist das Sichtbar- machen weiblicher Lebenswelten mittels Rollenspiel. Das ist nicht nur lustig, son- dern macht den teilnehmenden Burschen recht schnell weibliche Realitäten sichtbar.

Und wie sehen sie Unterschiede Frau Rotschopf?

Mädchenarbeit und Burschenarbeit soll jeweils auf solider theoretischer Grundlage im Sinn von Empowerment die Mädchen und Burschen dazu ermutigen, ihren eige- nen Weg, abseits von Rollenklischees zu fin- den und auch zu leben. Das Besondere an Mädchenarbeit ist, dass es um Emanzipati- on geht. Und das Besondere an Burschen- arbeit ist die Förderung der emotionalen Komponenten bei den zukünftigen Vätern

und Bossen. Burschen sollten vor allem auf Schiene gesetzt werden, dass sie Verant- wortung übernehmen für die im Moment unbezahlte Arbeit der Gesellschaft: Pflege und Kinderbetreuung. Nur dann sind Frau- en frei gespielt, sich auch voll und ganz der bezahlten Arbeit widmen zu können. Und das macht eine egalitäre Gesellschaft aus, um die es ja geht!

Fortschrittliche Pädagogik ist geprägt von einem koedukativen Ansatz. Vom Miteinander und der Förderung beider Geschlechter – ist es damit nun wieder vorbei Frau Rotschopf?

Nein. Aber es ist schon lange etabliert, dass es für gewisse pädagogische Ziele gut ist, auch (nicht ausschließlich) in Geschlecht- ergruppen getrennt zu arbeiten und zu diskutieren. Und unterschiedliche päda- gogische Ziele brauchen unterschiedliche Settings nicht alles über einen Kamm sche- ren, sondern sensibel das Richtige tun.

Herr Leeb, Ende des Miteinander?

Nein, im Gegenteil. Das Arbeiten in ge- schlechtshomogenen Gruppen kann nur eine Ergänzung sein, wir wollen die Ge- schlechter ja nicht getrennt wissen. Wich- tig beim koedukativen Ansatz ist aber auch ein reflektiertes Bewusstsein und Wissen über das Heranwachsen als Mädchen oder Bursch. Wenn wir nicht die unterschiedli- chen Bedürfnisse der Kinder und Jugendli- chen, die von den jeweiligen Rollenbildern unterbrochen werden, gut wahrnehmen können, ist die verschränkte Arbeit wieder

klischeestärkend.

Welche Aktivitäten kann ich mir unter Burschenarbeit vorstellen Herr Leeb? Sind das mädchenfreie Zonen in denen Buben- träume gelebt und tradierte Rollenkli- schees verstärkt werden?

Genau, wir trinken Bier, schauen Pornos und unterhalten uns über Autos. Spaß beiseite, dafür braucht es keine Burschen- arbeit, das ist gelebte Realität. In den ge- schlechtshomogenen Gruppen schaffen wir durch gezielte Fragen Platz für Gesprä- che über Dinge, die eigentlich alle interes- sieren. Nur ist es für Jungs halt manchmal ganz gut, mit einem reflektierten Mann zu sprechen und im geschützten Rahmen zu hören, dass die Kumpels und Kollegen ähn- liche Sorgen, Ängste und Wünsche haben.

Außerdem machen wir viele Übungen zur Selbstwahrnehmung und dem Wahrneh- men von eigenen und anderen Grenzen.

Oft reden wir über ihre Zukunft, welche Perspektiven sie haben und wie sie dort hinkommen können.

Stichwort „crosswork“ Herr Leeb. Sind in der Burschenarbeit nur männliche Be- treuer erlaubt oder gibt’s da auch Betreu- erinnen?

Die Realität ist, dass Frauen nach wie vor in der Überzahl sind, wenn es um Erziehung und primäre Bildungsarbeit geht. Und da haben sie natürlich viel mit Burschen zu tun. Qualifiziert sind natürlich immer die reflektierten Arbeitskräfte, unabhängig vom Geschlecht. Ein Mann zu sein hat an-

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9 dere Qualitäten. Ich kann den Jungs mich

als reflektierten Mann anbieten und ihnen die Möglichkeit geben, mit mir über Dinge zu sprechen, die ihnen vor einer Frau oder in der Gruppe mit Mädchen vielleicht un- angenehm wären. Umgekehrt habe ich als Lehrer natürlich immer wieder mit Mäd- chen zu tun und auch schon einige Pro- jekte nur mit Mädchen durchgeführt. Da zeigen sich oft ganz ähnliche Bedürfnisse, mal mit einem Mann über gewisse Dinge zu sprechen.

Meine Töchter fragen mich immer wieder andere Dinge als wenn sie allein mit meiner Frau zusammen sind.

Und was halten Sie von „crosswork“ Frau Rotschopf?

Ich habe da einen sehr ideologiefreien Zu- gang. Entscheidend ist, was rauskommt.

Einen Sexualitätsworkshop für Burschen werden aber sicher nicht nur weibliche Trainerinnen machen können. Und umge- kehrt. Der Vorteil von crosswork ist natür- lich, dass nicht nur eine Geschlechterpers- pektive im O-Ton einfließen kann, sondern jeweils beide.

Frau Rotschopf, würde Gender Budgeting in allen Jugendbereichen umgesetzt – was wären Ihrer Meinung nach die Ergeb- nisse bzw. Konsequenzen?

Erstens die Einsicht, dass die Jugendarbeit nur zum Teil Gleichstellungsziele verfolgt und diese auch budgetär unterstützt.

Gender Budgeting ist nicht eine beliebige Verkomplizierung der Vergabe öffentlicher Mittel, sondern eine gezielte Strategie, um die Gleichstellungsziele, die es auch im Ju- gendbereich gibt, zu erreichen. Leider ken- nen sich viel zu wenige dabei wirklich aus und sind in der Lage, die zugegeben kom- plexen Zusammenhänge zu analysieren, zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

Wie soll Jugendarbeit in geschlechts- spezifischen Fragen auf Mädchen und Burschen einwirken und sie verändern?

Gibt’s da Wünsche seitens der Frauenbe- auftragten?

Für mich ist das Wichtigste in der Jugend- arbeit, verantwortungsvolle Menschen „he- ran zu ziehen“, mit allen unkonventionellen Methoden einer modernen und engagier- ten Jugendpädagogik. Die Geschlechter- frage richtet sich auch nach den Bedürf- nissen der Gruppen und der Sensibilität der Pädagogen und Pädagoginnen sowie Betreuer und Betreuerinnen. Wenn die keinen Plan haben, was „Gender“ für ihre Arbeit bedeutet, werden sie es auch nicht vermitteln können. Die Wünsche dazu lie- gen seit Jahrzehnten auf dem Tisch oder besser gesagt, leider oft in den Schubladen.

Eine Frage an beide: Wie beeinflussen eigentlich Mädchen das Verhalten von Jungs, gibt’s da gegenseitige Erwartungs- haltungen? Herr Leeb ...

Es gibt zweifellos Ansprüche an das ande- re Geschlecht, aber die gibt es innerhalb der homogenen Gruppen auch. In der Burschengruppe fühle ich mich als Lea- der, wenn ich stark bin oder einen coolen Spruch habe. Wenn auch noch Mädchen herum sind, werden die Hahnenkämpfe sicher intensiver. Aber das finden wir bei Erwachsenen ebenso.

Ich fände es schön, wenn diese Räume auf- geweicht werden würden und wir Kinder und Jugendliche dahingehend unterstüt- zen, dass die äußeren Erwartungshaltun- gen ihre eigenen Bedürfnisse nicht über- lagern. So bekommen sie die Möglichkeit, andere auch besser wahrzunehmen, weil sich diese auch nicht ständig

hinter irgendwelchen Mas- ken oder konstruierten Identitätsdiffusionen verstecken müssten.

Wie sehen Sie das Frau Rotschopf?

Also das muss den Ultimo-LeserInnen wirk- lich nicht erklärt werden, oder?

Was macht in Ihren Augen einen Jungen zum Mann, wie sehen denn für Sie erstre- benswerte Männerbilder aus? Zuerst Frau Rotschopf ...

Kurz und bündig: Frauen stehen auf Män- ner, die an die Wäsche gehen, sprich nicht nur Autos, sondern auch Waschmaschinen bedienen können. Und auf Männer, die zur rechten Zeit kommen, nicht nur zum Ren- dezvous, wenn sie verliebt sind, sondern wenn sie die Kinder im Hort oder nach dem Klavierunterricht abholen. Und auf Männer, die reden und zuhören können, nicht nur über Sport und Politik, sondern auch über sich, ihre Gefühle und ihre Lebensziele.

Ganze Männer, die in der Lage sind, nicht nur an sich zu denken, sondern in Partner- schaften und Familien eine tragende Rolle spielen. In diesem Sinne natürlich „neue“

Männer!

Und Ihr Bild bzw. Zukunftsbild Herr Leeb?

Das muss jeder Junge für sich selbst ent- scheiden. Ich persönlich bin ein aktiver Vater und aufmerksamer Partner. Mir ist Geschlechterdemokratie ein großes Anlie- gen und ich begrüße eine Quotenpolitik, da sich in den Machtbereichen sonst nix ändern wird. Eine große Qualität wäre ein breiter Geschlechterdialog, den wir alle mittragen können, um dadurch Chancen- gleichheit zu erreichen. Dazu gehört ein- mal eine ordentliche Patriarchtskritik und die müssen wir Männer aktiv formulieren.

Frau Rotschopf, Herr Leeb – ich darf Ih- nen beiden ganz herzlich für das Ge-

spräch danken!

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Ob Jungenarbeit gelingen kann

Vier (provokante) Thesen

Text: Dr. ingo bieringer, Soziologe, Mediator und Organisationsberater, Pädagogischer Leiter im Friedensbüro Salzburg, Fotos: shutterstock

Jungenarbeit wurde in ihren Anfän- gen als reaktion auf oder ergänzung zu feministischer Mädchenarbeit sowie als Konzept für die Arbeit mit rechts- orientierten jungen Männern ins Leben gerufen. Mittlerweile haben sich andere Diskurse hinzugesellt, welche erwartun- gen an Burschenarbeit stellen und Kon- zepte von spezifischer Arbeit mit jungen Männern beeinflussen. Zum Beispiel die Klage, dass die erziehung von jungen Männern durch und durch „verweib- licht“ sei oder dass Jungen in der Schu- le benachteiligt seien. Diese Diagnosen sind umstritten. Jungenarbeit ist in die- sem Sinn kein einheitliches Konzept, auf das man in der sozialpädagogischen Praxis zurückgreifen könnte, sondern in ihrem Selbstverständnis, Grundannah- men, Zielen, Ansprüchen und Strategien selbst ausgesprochen heterogen.

Stellt sich nur immer wieder die Frage: Ist Jungenarbeit überhaupt sinnvoll? Kann sie irgendwie gelingen? Bringt´s was? Dazu sollten jedenfalls vier Aspekte berücksich- tigt werden.

Was sind die Ziele von Jungenarbeit?

An die Forderung nach Jungenarbeit wird vielfach die Hoffnung und der (meist unausgesprochene!) Auftrag nach Diszi- plinierung geknüpft. Haben wir hier end- lich ein allgemein anerkanntes Konzept zur Hand, mit dem Jungen ruhig gestellt werden können? Werden sie einsichtiger, wenn sie sich über ihre Gefühle unterhal- ten und an der Kletterwand austoben kön- nen? Jungenarbeit, die dieses Ziel offen oder insgeheim verfolgt, wird von ihrer Klientel mit ziemlicher Sicherheit miss-

trauisch beäugt werden. Jungenarbeit ist jedenfalls keine elegantere Form der Dis- ziplinierung. Jungenarbeit bedeutet ver- mutlich am ehesten, Konflikte einzugehen und dabei in Beziehung zu bleiben. Das ist an sich keine besonders innovative Idee einer Sozialpädagogik. Dass sie aber an die Kategorie Männlichkeit geknüpft ist, eröffnet doch neue Zugänge und Heraus- forderungen. Womöglich wird es bei der Arbeit mit Jungen also erst einmal eher

„heißer“ als „kühler“. Diese Möglichkeit ist nicht zu unterschätzen, widerspricht sie doch der verbreiteten Hoffnung, dass mit Jungenarbeit (= Gewaltpräventi- on) auch gleich Konflikte verschwinden.

Bleibt die strittige Frage, ob Jungenarbeit explizit antisexistische Arbeit sein soll.

Jedenfalls sind Konzepte der Jungenarbeit, die Sexismus ignorieren oder leugnen bzw.

gegen die „Macht der Frauen“ auftreten, gelinde gesagt bedenklich. So genannte mythopoetische Ansätze oder auch Rufe aus der „Konfrontativen Pädagogik“ gehen viel- fach explizit oder implizit in diese Richtung.

Wann und warum scheitert Jungenarbeit?

Wenn Gewaltprävention bedeutet, mehr Konflikte auszutragen, scheitert Jungenar- beit jedenfalls nicht, wenn in der Arbeit mit Jungen Konflikte oder Eskalationen auf- treten. Konflikte stellen häufig den Beginn von Jungenarbeit dar, nicht das Ende. Das ist insofern von doppelter Bedeutung, als wir in der Arbeit mit Jungen(gruppen) häufig überschäumender Homophobie begegnen (wie übrigens auch auf vielen Stammtischen, auf dem Fußballplatz, in der gemischten Sauna, …). Homopho- bie bezeichnet die Angst von Männern,

von anderen (Männern) nicht als Mann anerkannt zu werden, einhergehend mit der Abwertung von Weiblichkeit und Homosexualität.

„Du schwule Sau“, „Warmduscher“, „Weich- ei“, „Frauenversteher“ u. ä. sind gängige Ausdrucksformen dafür. Es gibt aber eine Reihe anderer, „sozialverträglicherer“ For- men wie etwa die „Damenspende“ in der Sauna, den „Pantoffelheld“, der als erster den Stammtisch verlässt und dafür von den zurückgebliebenen Männern belächelt wird und und und. Wer gegen Homophobie auftritt, hat häufig Konsequenzen zu erwar- ten. Ein anderes Beispiel kann das verdeutlichen: in den vergangenen Monaten wurde viel über Homose- xualität im (Profi-)Fußball diskutiert. Homosexu- elle Fußballer outen sich in der Regel nicht, es wird ihnen sogar offen davon abgeraten. Warum? Weil

sie dem Druck in der Öffentlichkeit, den homophoben Schmähungen und Beschimpfungen in den Stadien nicht Stand halten könnten. Dieses alltags- kulturelle Phänomen ist für die Jungen- arbeit von besonderer Bedeutung und ist mitunter ein Grund für ihr Scheitern.

Insofern sollten sich Konzepte darüber im Klaren sein, wie mit Homophobie in der Praxis umgegangen wird. Kumpanei wäre jedenfalls eine denkbar ungute Strategie.

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11 Jungenarbeit ist keine

Krisenarbeit mit orientie- rungslosen Objekten Sind junge Männer Opfer? Das wäre doch eine etwas anmaßende Grundannahme.

Jungenarbeit sollte sich davor hüten, die sozialpädagogische Bühne als tapferer Retter geknechteter Knaben, als wacke- re Bastion ursprünglicher Männlichkeit zu betreten. Und abgesehen davon: was wäre, wenn wir die „Krise“ auch als Lust sehen? Wenn wir die Unklarheiten bezüg- lich (männlicher) Identitäten als Freude erkennen? Vor einigen Jahren sorgte der Slogan „Ganze Männer machen halbe-hal- be“ durchaus für Verwirrung, die Diskus- sionen darüber waren emotional und vor allem lustvoll. Da war auch unter (jungen) Männern Selbstironie zu merken, die neue Entwürfe vorstellbar werden ließ. Beson- ders gelitten hat darunter in meiner Erin- nerung niemand. „Jungenarbeit versucht nicht, Jungen aus Krisen ihrer Männlichkeit zu führen und sie wieder stark zu machen.

Wir gehen vielmehr davon aus, dass es keine vorgefertigten Muster für Männlichkeit gibt, sondern frag-

mentierte, widersprüchliche männliche Identitäten, die

in permanenten Verhand- lungen mit Männern und

Frauen gemacht und ver- ändert werden. Krisenhaft

ist Männlichkeit nicht, weil Jungen und Män-

ner angesichts femi- nistischer Wünsche

nach Gleichheit und Anerkennung

von Differenzen orientierungs-

los geworden sind, son-

dern weil sie immer noch

nicht ohne Sexismus und Homophobie auskommen. Es braucht keine neuen Initiationsriten, damit Männer wieder zu Männern werden, sondern schlicht und einfach mehr Geschlechterdemokratie – und zwar auf allen privaten und öffentli- chen Ebenen“ (Bieringer/Buchacher/Fors- ter 2000, S 16). Und: Männer sind alleine auf Grund ihres biologischen Geschlechts noch keine hinreichend attraktiven Identi- fikationsfiguren für Jungen. Auch hier gilt:

Identifikation entsteht in Beziehungen, welche Konfrontation und Verständnis, Positionierung und Verhandlung integrie- ren können.

Welche organisatori- schen rahmenbedin- gungen stehen zur Verfügung?

Beziehungsweise, welche werden prak- tisch gelebt? So nebenbei

kann Jungenarbeit nicht gemacht werden.

Jungenarbeit kann gelingen, wenn in einer Organisation Diversi- tät definiert und gelebt

wird. Wie bewertet ein Team Unterschiedlich-

keiten? (Wie) werden Konflikte über unter- schiedliche Sichtwei-

sen, Vorstellungen, Arbeitshaltungen, Herangehensweisen ausgetragen? Wie geht eine Organisa- tion mit Spannungs- verhältnissen wie etwa Nähe-Distanz, Struktur- Beziehung, Dauer-Wech-

sel, Strategie-Spontanität um? Wird Geschlechterdemokratie praktiziert? An diesen Fragen können intern durchaus Konflikte entstehen – diese auszuhandeln und Diversität zu entwickeln, sind erforder- liche Voraussetzungen für Jungenarbeit.

Das Zauberwort lautet Ambiguitätstole- ranz. Damit wird nicht nur das Aushalten von uneindeutigen Identitäten bezeich- net, sondern vielmehr die Freude darü- ber, dass Identitäten „in Spannung“ sind.

Für die sozialpädagogische Praxis bedeu- tet das, klare Strategien bzw. Positionen zu haben und Uneindeutigkeit Wert zu schätzen. Die interessante Frage lautet dann: Was könnte der größte Gewinn von Uneindeutigkeit sein?

LIterAtUr

Ingo Bieringer/Walter Buchacher/

Edgar J. Forster:

Männlichkeit und Gewalt.

Konzepte für die Jungenarbeit.

Olpaden 2000

Vera King/Karin Flaake (Hg.):

Männliche Adoleszenz. Sozia- lisation und Bildungsprozesse zwischen Kindheit und Erwach-

sensein.

Frankfurt/New York 2005

Erika Lüthi/Hans Oberpriller:

Teamentwicklung mit Diversity Management.

Methoden-Übungen und Tools.

Bern 2009

(12)

Samuel Buchner (25 Jahre), Sebastian Fluhrer (30 Jahre) und erich Arrer (25 Jahre) über ihre erfahrungen mit Buben in den Kindergärten Abfalter und Aigen.

Die drei absolvieren derzeit den Lehr- gang für KindergartenhelferInnen am bfi.

Unterscheidet sich euer Umgang im Kin- dergarten mit den Mädchen und Buben?

Achtet ihr da auf irgendetwas besonders?

Samuel Buchner: Ich mache keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im Umgang mit den Kindern. Kinder sind einzigartige Individuen mit unterschiedli- chen Bedürfnissen. Geschlechtspezifisches Schubladendenken ist für gute pädagogi- sche Arbeit nur hinderlich. Im Vordergrund steht das Kind und sein Bedürfnis und nicht sein Geschlecht. Wenn ich Fußball spiele, spielen Mädchen und Burschen mit, man- che Buben helfen der Mama auch gern beim Kochen. Ich versuch immer, auf das Naturell des Kindes einzugehen, Bub oder Mädchen spielt da keine Rolle.

erich Arrer: Die Buben werden sich sehr an mir orientieren, weil ich ein Mann bin – dachte ich. Das Gefühl habe ich jetzt aber nicht mehr. Ich bekomme von Mädchen und Buben große Aufmerksamkeit. Aber

natürlich haben beide andere Ansprüche.

Bei klassischen Bubenaktivitäten, die stark männlich konnotiert sind, wenden sich die Buben eher an mich und dann erst an die weiblichen Betreuerinnen. Ich denke, Buben drücken sich mehr auf der körper- lichen Ebene aus, Mädchen mehr auf der emotionalen. Buben suchen mehr den Wettbewerb, die Konkurrenz.

Sebastian Fluhrer: Ich versuche, mich so einzubringen, dass es passt: die Jungs toben und raufen gern, da spielt es keine Rolle, ob in einem harmlosen kontrollier- ten miteinander oder alle gegen mich! Die Mädchen sind mehr spielerisch verträumt, betätigen sich gern künstlerisch und agie- ren mehr auf der Gefühlsebene.

Ich habe zu Buben schneller Zugang gefunden als zu Mädchen. Die Stimme ist tiefer, meine Statur eher groß und kräftig, da ist das Auftreten ein anderes und da vermittelt man den Kindern auch einen anderen Eindruck. Jedes Kind reagiert auch unterschiedlich auf einen männlichen Kin- dergärtner – einige sind total offen, andere dagegen ein bisschen distanziert.

Wie erlebt ihr eure Arbeit mit Buben aus anderen Kulturkreisen?

Samuel Buchner: Manche Buben mit Ein-

wanderungsgeschichte leben teilweise in Familien, in denen Männer eine sehr domi- nante Rolle haben. Diese reagieren deutlich anders auf mich als auf meine Kolleginnen.

Dennoch kann ich keine allgemein gültige Aussage dazu treffen. Das kommt primär auf die Sozialisation in der Familie und nicht ausschließlich auf die Kultur an. Dennoch scheinen mir die Kinder, mit dominanten männlichen Bezugspersonen aufmerksa- mer zuzuhören und mir gegenüber etwas offener zu sein, beziehungsweise verstärkt den Kontakt zu mir zu suchen.

Sebastian Fluhrer: Natürlich fällt mir auf, dass es Unterschiede gibt, wem gehorche ich mehr (oder zumindest schneller), männ- lichen oder weiblichen Bezugspersonen.

Vielleicht fällt der Umgang mit Buben mit Migrationshintergrund im Kindergarten noch nicht so stark auf, ich denke, erst ab der Volksschule tritt Gruppenbildung, Auslän- derfeindlichkeit, Mobbying, … in den Vor- dergrund. Da treffen dann viele neue Kinder aufeinander und dann könnte sich das so ergeben – der Rahmen in einer Volksschule ist ja auch nicht mehr so geschützt wie im Kindergarten. In der Volksschule sind sie ja auch einmal unbeaufsichtigt, das ist im Kin- dergarten nicht möglich, da sind immer Hel- fer oder an-dere Bezugspersonen anwesend.

„buben als Prinzessinnen gehen gar nicht!“

interview: Mag.a Marietta Oberrauch, Fotos: Mag.aMarietta Oberrauch, shutterstock

(13)

13 erich Arrer: Im Kindergarten sind gerade

wir männlichen Kindergärtner uneinge- schränkte Vorbilder für die Buben, obwohl ich merke, dass die Kinder schon auch Spiele etc. mitbringen und erste Schritte in die Medienwelt gehen. Das sind dann schon Spiele, wo gefesselt wird, da erle- ben sie andere Männerbilder und der Ein- fluss von uns Pädagogen sinkt.

Wie erlebt Ihr Mehrsprachigkeit unter den Buben im Kindergarten?

Sebastian Fluhrer: Es gibt auch bereits Ausgrenzung im Kindergarten, wenn zum Beispiel ein Kind in der Korbschaukel schaukelt und nicht will, dass ein anderer mitschaukelt, weil der ein Ausländer ist.

Das ist selten, kommt aber vor.

Andererseits ist es zum Teil interessant mitanzusehen wie Kinder mit Migrati- onshintergrund reagieren, wenn du in ihrer Sprache, und sei es nur ein „Jalla-Jalla (schnell-schnell, gemma-gemma)sprichst.

Sie nehmen dich in diesem Moment ganz anders wahr, weil du dich in ihrer Sprache unterhältst oder etwas auf ihrer Sprache sprechen kannst.

Samuel Buchner: Bei uns ist es schon so, dass es zur Gruppenbildung kommt, vor allem Kinder, die wenig Deutsch spre- chen, suchen sich Kinder mit gleicher Muttersprache zum gemeinsamen Spie- len. Das ist durchaus verständlich, nichts verbindet mehr bzw. gibt mehr Identität als Sprache.

erich Arrer: Ich versuche immer zu ver- mitteln, dass sie stolz darauf sein können, woher sie kommen. Ich hörte mal zwei Kinder miteinander sprechen und konn- te sie nicht verstehen. Da fragte ich, ob das eine Geheimsprache wäre. Dann kam zurück: „Nein, das ist Türkisch“. Sie freuten sich darüber, das zu sagen und waren auch stolz darauf, eine zweite Sprache zu beherrschen. Bei uns im Kindergarten dürfen die Kinder auch in ihrer jeweiligen Muttersprache reden.

Sebastian Fluhrer: Wir sind ein deutsch- sprachiger Kindergarten, untereinander soll Deutsch gesprochen werden; aber wenn wir Buben nicht verstehen, weil sie in ihrer jeweiligen Sprache miteinander reden, dann gibt das anderen Buben, die wir um Übersetzung bitten, mehr Sicher- heit und auch Selbstwertgefühl, wenn sie etwas erklären dürfen. Und wir fördern das, damit sie sich in ihren jeweils zwei Sprachen besser ausdrücken lernen.

Samuel Buchner: Für mich ist es kein Pro- blem, wenn sich die Kinder in ihre Mutter- sprache unterhalten. Es ist wichtig, dass die Kinder ihrer Muttersprache beherrschen, sie bildet die Grundlage, um Deutsch zu lernen. Sprachvielfalt ist eine Herausfor- derung, aber auch eine Chance (Selbst- wertgefühl, wichtige Rolle des Übersetzers usw.).

Noch einmal zum Thema „wie geht ihr mit Buben um“? Was geht zum Beispiel gar nicht in diesem Bereich?

erich Arrer: Ein Bub, der zum Beispiel einmal als Prinzessin gehen möchte, das geht für vie- le Kinder gar nicht, das ist zum Lachen. Kin- der nehmen Geschlechtsidentitäten durch Kleidung sehr stark wahr und entwickeln ein Bewusstsein für das eigene Geschlecht und da gibt es eine Grenze. Wenn man als männli- cher Kindergärtner selbst zugibt, mit Puppen zu spielen, dann steht ganz schnell die eige- ne Autorität vor den Buben auf wackeligen Beinen.

Samuel Buchner: Wie gesagt ist es wichtig, Kinder als Individuum zu sehen und sie bei der Persönlichkeitsentwicklung zu unter- stützen. Vor allem sollte man den Druck, den andere Kinder auf einen ausüben – wenn sich ein Bub nicht im Sinne unseres Gesell- schaftsbilds wie ein Bub verhält – abbauen und aufarbeiten. Es gibt einfach Burschen, die gerne mit Puppen spielen, warum auch nicht? Andere würden vielleicht gerne, trau- en sich aber nicht, weil sie dafür verspottetet werden könnten. Es kommt sehr darauf an, wie sehr ein Kind bereits in seiner Persönlich- keit gefestigt ist, ob es etwas macht, das von anderen als nicht geschlechtsgemäß gese- hen wird. Vor allem das Elternhaus beein- flusst das stark.

Sebastian Fluhrer: Es kommt total auf das Elternhaus an. Ich erinnere mich an eine Situ- ation in meiner Kindheit, mein Vater hat mei- nen Brüdern einen Fußball gekauft und ich wollte unbedingt eine kleine Puppe haben.

Mein Vater hat mir die auch gekauft, aber mich doch komisch angeschaut und zu mir gesagt, dass sei nichts für Jungs und das ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Das ist auch noch heute so, dass viele Buben sagen „wir spielen nicht mit Puppen“ und ich ermuntere sie dann und sage „gib doch zu, dass du auch mit Puppen spielst, andere machen das ja auch, da ist doch nichts dabei“.

Wir spielen dann halt mit den Mädchen Pup- pen und die Buben sehen zu. Es ist da sehr schwierig, Rollenbilder aufzubrechen und andere Denkmuster einzubringen.

Kommt eurer Meinung nach etwas zu kurz bei den Buben im Kindergarten?

erich Arrer: Ja, ich denke Buben haben ein Defizit, sich auf der Gefühlsebene auszu- drücken. Bei uns im Kurs sollten wir uns aus unserem Alltag jeweils ein Kind aussuchen, mit dem wir arbeiten, das uns „Probleme“

macht – wir sind 30 Leute und 29 haben sich einen Buben aus ihrem Kindergarten ausgesucht und nur ein Mädchen war dabei.

Samuel Buchner: Buben bewegen sich viel, sind in der Regel etwas lauter was dazu führt, dass sie fälschlicherweise als aggressiver beziehungsweise störender als Mädchen wahrgenommen werden. Viel- leicht liegt das auch daran, dass die Kinder- gartenpädagoginnen unbewusst eher für die Mädchen Partei ergreifen, beziehungs- weise fällt es vielleicht als Frau einfach leichter, Verhalten von Mädchen besser zu deuten als das Verhalten von Burschen zu verstehen.

erich Arrer: Das ist dann unsere Herausfor- derung, dass wir da auch bewusst darauf achten und den Buben Raum geben.

Sebastian Fluhrer: Wir bereiten die Buben ja auch auf die Schule vor und da geht es um Verhaltensstrategien, darum, dass sie diszipliniert sind, auch einmal still am Platz sitzen. Buben wollen ihren Energien auch freien Lauf lassen. D. h. ich muss ein solches Kind dazu bringen, seine Energien loszu- werden, z. B. im Garten Fangenspielen, mich als Kletterbaum bzw. Rangel-Kumpel zur Verfügung zu stellen und die Jungs natürlich auch gegeneinander antreten lassen – unter Aufsicht versteht sich.

Auf was wollt ihr in Zukunft ganz beson- ders achten, dass Buben nicht immer in die „hyperaktive, aggressive, wilde Ecke“

gestellt werden und sich leichter tun, ihre Gefühle auszudrücken?

erich Arrer: Es gibt viele Spiele, in denen mit Gefühlen gearbeitet wird. Kinder ler- nen dadurch, sich besser zu artikulieren und auch verbal klare Grenzen zu setzen.

Unsere Aufgabe ist es darauf zu achten, dass diese verbalen Grenzen nicht verletzt werden. Sonst herrscht das Recht des Stär- keren. Prinzipiell müssen wir den Kindern genug Raum für Bewegung und geräusch- volles Spielen zur Verfügung stellen. Wenn dieser Raum nicht vorhanden ist, empfin- den wir Betreuer und auch andere Kinder diese Phasen erhöhter Aktivität als Störung.

(14)

Sebastian Fluhrer: Kinder sind Kinder.

Wenn ich in einen Kindergarten komme und es ist mucksmäuschen still, dann stimmt irgendetwas nicht. Genauso ist es bei Jungs und ihrem Bewegungsdrang.

Jungs müssen sich austoben. Bei Mäd- chen sieht das alles wieder ganz anders aus, Mädchen haben auch nicht die Ener- gien wie die Jungs. Wenn jedoch ein Mäd- chen dabei ist, dass auch sehr viele Ener- gien zum Loswerden hat und sie dann zum Zeichnen, Geigenspielen bzw. zum Kochen und Puppenspielen gezwungen wird, wird dieses Mädchen auch einen hyperaktiven und aggressiven Eindruck erwecken und somit eher negativ in Erin- nerung bleiben.

Ich will damit nicht sagen, dass Jungs bzw.

Mädchen nicht gefördert werden sollen, auch mal mit Puppen oder Fußbällen zu spielen. Ich würde das sogar gutheißen, aber man darf nicht die Erfahrungen und Verhaltensmuster der letzten 50 Jahre über Bord werfen, nur weil es momentan einen regelrechten Aufschwung von neuen und besserem pädagogischen Verständnis gibt als damals. Ich werde mich nicht in einen

„Druck etwas erreichen zu müssen“ hin- einpressen lassen, sondern Kinder Kinder sein lassen.

Wie seht ihr eure eigene Männlichkeit, euer „Mann sein“ in der täglichen Arbeit?

erich Arrer: Die Medien berichten oft von im Kinder- und Jugendbereich arbei- tenden Männern, die ihre Schutzbefohle- nen missbrauchen. Durch diese Präsenz schwingt denke ich, das Thema für Eltern unterschwellig mit und wirft ein schiefes Licht auf Männerarbeit in diesem Feld.

Samuel Buchner: Ich merke: Frauen fin- den es super, dass ein Mann im Kindergar- ten arbeitet, von den Männern wird man vorerst mal skeptisch beäugt.

Sebastian Fluhrer: Irgendwie finde ich es immer lustig, wenn ich darauf angespro- chen werde, was ich mache. Einerseits sitzt oder steht ein Riegel Mann vor einem und andererseits ist man dann Kindergärtner.

Man wird von oben bis unten gemustert, wobei Männer wie Frauen unterschied- lich reagieren. Es gibt jene, die es total gut heißen und interessiert sind, was ich zu machen habe oder wie und wo und wel- che Ausbildung ich habe und die anderen drücken dir automatisch einen Stempel auf. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich mir eine Ohrfeige einfing, nur deswegen, dass ich mit Kindern arbeiten will.

erich Arrer: Man befindet sich manchmal unter Generalverdacht. Erwachsene könn- ten sich fragen: „Warum tut der das, gibt’s da noch andere Motive?“ Auf der einen Sei- te erhalten wir in unserem Beruf als Männer so viel Wertschätzung, wie kaum eine Frau in einem Männerberuf. Auf der anderen Seite wird einem auch vermittelt, dass man ganz besonders beobachtet wird. Dieses Gefühl kommt nicht von Erfahrungen mit misstrauischen Eltern, sondern durch die vielen negativen Schlagzeilen.

Sebastian Fluhrer: Ich bin auch schon ganz offen darauf angesprochen und auto- matisch für schwul gehalten worden. Das ist ja nicht schlimm, weil ich es ja demen- tieren kann. Was ich gar nicht abkann ist diese Schublade, in die man geworfen wird, wo man sich verteidigen muss, etwas nicht gemacht zu haben, was aber ande- re Betreuungspersonen schon gemacht haben. Pädophile sind krank und denen muss geholfen werden, aber man kann nicht automatisch jeden Mann beschul- digen diese Krankheit auszuleben und das gebrachte Vertrauen der Erziehungs- berechtigten so zu hintergehen und aus- zunutzen. Auch nicht, wenn zunehmend Männer in den Kindergärten gesucht und gefordert werden.

Wie reagiert ihr darauf, was macht ihr dagegen?

Samuel Buchner: Wir setzen beim Spielen ganz klar Grenzen, am Schoß sitzen geht, aber nur vorne bei den Knien, wenn Kinder weiter nach hinten rutschen wollen, gibt es eine Grenze.

Sebastian Fluhrer: Ich gebe mich ganz offen und ehrlich, nicht nur zu den Kindern sondern auch den Müttern und Vätern gegenüber, den Großeltern und Tanten bzw. Onkeln.

Ein Kind, mit dem du dich ganz neutral beschäftigst und dich einem Kind gerecht gibst, wird dich auch als das in Erinnerung halten. Kinder dürfen sich bei mir auf den Schoß setzen und es wird auch geku- schelt. Die Kinder sind schon in dem Alter, wo sie selber entscheiden, was sie wollen.

Wenn es Eltern gibt, die das nicht wollen, dass ihre Kinder bei mir bzw. männlichen Bezugspersonen auf dem Schoß sitzen, dann sagen die das auch. Ist aber noch nicht vorgekommen.

Samuel Buchner arbeitet im Kinder- garten Abfalter, er absolviert derzeit zusätzlich zur Ausbildung zum Kindergartenhelfer die FH für Soziale Arbeit.

Sein Kollege Sebastian Fluhrer, ist ebenfalls im Kindergarten Abfalter.

Er ist gelernter Verkäufer, hat als Installateur, Fliesenleger und Ofen- setzer und in einer Krabbelgruppe gearbeitet.

Erich Arrers Arbeitsgebiet ist der Kindergarten Aigen, er hat ein Baccalaureat in Architektur und studiert am Mozarteum Bildnerische Erziehung und Werkerziehung/

Lehramt.

(15)

Mag. Rafael Paulischin leitet mit 32 Jahren den Derra-Kindergarten des Hilfswerks in Salzburg/Parsch (sind zwei Gruppen, eine AG und eine KG). Nach der Kindergartenschule in Linz, arbeitete er als Pädagoge und studierte dann Geschichte an der Universität Salzburg.

Sebastian Wirnsberger, 28 Jahre, besuchte die Bakip in Salzburg, absolvierte nach dem Zivildienst die Pflegehelferausbildung am bfi und arbeitete in einem Altenheim – jetzt arbeitet er im Landeskindergarten in der Schanzlgasse. Derzeit absolviert er die FH für Soziale Arbeit. Beide besuchen den Lehrgang zum/zur KindergartenleiterIn in Seeham.

Mann sein alleine ist zu wenig in diesem beruf

Ein Kindergartenleiter und ein angehender Kindergartenleiter im Gespräch über Feminität bei buben als vermeintliche Schwäche, die Stufen von nähe und Distanz im Umgang mit Kindern und die reaktionen, wenn „Mann“ jetzt auch noch chef in einer Frauendomäne wird.

interview: Mag.a Marietta Oberrauch,

Fotos: Mag.aMarietta Oberrauch, shutterstock

Wie sieht „Genderarbeit“ bei euch im Kin- dergarten aus?

rafael Paulischin: Ich möchte eigentlich davon wegkommen, dass gewisse Tätigkei- ten, Spiele oder ein Verhalten speziell einem Geschlecht zuordenbar sind – Buben sollen genauso mit einer Küche spielen oder auch eine Perlenkette tragen, wenn sie das möch- ten etc. Das ist mein Beitrag, geschlechts- spezifische Rollen aufzubrechen.

Sebastian Wirnsberger: Ich achte im Kin- dergarten sehr wohl auf den geschlechts- spezifischen Aspekt. Jeder und jede hat zu allem Zugang. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass sowohl Buben als auch Mädchen sich dem individuellen Interesse entsprechend in allen Bereichen betätigen. Zusätzlich achte ich sehr auf den Genderaspekt in der Kommunikation und verwende immer die weibliche und die männliche Form – ich gebe den Kin- dern so die Chance, dass sie sich mit ver- schiedenen Rollen identifizieren können und sich viele Möglichkeiten offen lassen.

Wenn ihr euer „Mann-Sein“ in eurer Arbeit reflektiert, wie erleben euch da die Buben?

Sebastian Wirnsberger: Du hast es als Mann leicht, die Aufmerksamkeit der Kinder auf dich zu ziehen. Es reicht aber auf Dauer nicht, nur als Mann anwesend zu sein. Die Buben und die Mädchen müssen begeis- tert bleiben von der Persönlichkeit und dann ist in Folge kein Unterschied zu den Kolleginnen.

rafael Paulischin: Mann sein alleine ist zu wenig in dem Beruf – es ist ein Irrtum, sich auf die vermeintlich natürliche Auto- rität von Männern zu verlassen. Natürlich ist es am Anfang leichter, die Aufmerk- samkeit in einer Gruppe auf sich zu ziehen.

Aber dann geht der Reiz bei den Kindern verloren. Und was ganz wichtig ist: ich bin nicht alleine im Kindergarten, ich habe ja Kolleginnen um mich und wir sind ein Team, das wirkt sich natürlich auf die Arbeit aus.

Typisch männlich, typisch weiblich? – wie reagieren die Kinder in eurem Kindergar- ten auf eure Arbeit?

Sebastian Wirnsberger: Wenn ich so genannte handwerkliche Arbeiten mache, also ein Regal anschraube oder irgendet- was zusammenbaue, dann wird das anders gesehen als meine Bildungsarbeit und die Kinder sagen dann „er arbeitet“ – da muss ich dann doch aufklären, dass beides Arbeit ist; das Regal anmontieren und die Beschäf- tigung mit den Kindern.

rafael Paulischin: Ja, da hat man dann weniger Rechtfertigungsnotstand als beim

„freien Spiel“ mit den Kindern.

Wie definiert ihr euer Verhältnis zu Nähe und Distanz im Alltag mit Kindern?

Sebastian Wirnsberger: Ich lasse so viel Nähe zu, wie es das Kind braucht und wie es für das Kind nötig ist.

rafael Paulischin: Ich kläre Eltern auf, was ich tue – da wir Kinder ab einem Jahr betreuen, sind natürlich auch Wickeln und Klo gehen ein Thema, deshalb ist es wichtig, von vornherein klarzustellen, dass ich das auch als Mann natürlich tue.

15 Diversität zu leben heißt Aufklärung-

Aufklärung-Aufklärung für die Eltern.

Sebastian Wirnsberger

Mädchen tun sich leichter, ihre maskulinen Züge auszuleben, als Buben ihre femininen Werte. Bei Buben wird Femininität oft als Schwäche ausgelegt.

Rafael Paulischin

(16)

Nehmt ihr wahr, dass Buben von Alleiner- zieherinnen Unterschiede zu anderen Kin- dern aufweisen?

Sebastian Wirnsberger: Das ist schwer zu sagen, bei uns im Kindergarten sind fast nur Kinder aus intakten Familien oder Familien in denen es Väter gibt.

rafael Paulischin: Objektiv kann man das nicht so sagen, da beim Erstgespräch schon rauskommt, ob jemand alleinerziehend ist.

Das Thema „männliche Bezugsperson“ ist bei Alleinerzieherinnen natürlich immer präsent und das kann auch zu Konfrontati- onen führen. Da muss ich dann deutlich die Erwartungen der Mütter runterschrauben und klarstellen, dass ich als Kindergärtner kein Vaterersatz bin. Ich stelle dann immer meine Aufgaben genau dar, dass ich ergän- ze, aber nicht ersetze – ich will in keine Rolle gedrängt werden und auch keine falschen Hoffnungen schüren.

Spürt ihr Wertschätzung in eurer Arbeit mit Kindern? Und wie erlebt ihr das Span- nungsfeld – auf der einen Seite seid ihr Bildungseinrichtung für Kinder und müsst als Basis für Wissensaufbau herhalten und auf der anderen Seite gibt’s keine ausreichenden Rahmenbedingungen und

„reich“ wird man in dem Beruf ja auch nicht, oder?

Sebastian Wirnsberger: Wenn man im Kindergarten arbeitet, weiß man, dass man – so wie in anderen Sozialberufen – relativ wenig verdient. Die Wertschätzung der Kin- der und Eltern ist auf jeden Fall gegeben.

Vor allem die Wertschätzung unter Kollegen und Kolleginnen.

rafael Paulischin: Der eher geringe Ver- dienst hat sicherlich auch damit zu tun, dass weniger Männer diesen Beruf ausüben.

Wertschätzung hat nun einmal auch mit Bezahlung zu tun und wenn wir neue Bilder gerade beim Aufbrechen von traditionellen Rollen vermitteln wollen, dann sollte das auch honoriert werden. In der gesellschaft- lichen Wahrnehmung ist der Bereich Kin- dergartenpädagogik ebenso ein klassischer

„Frauenberuf“ wie die Sprechstundenhilfe oder die Kassiererin und wird auch dem- entsprechend schlecht entlohnt. Wenn die Bezahlung geändert wird, wird es nicht nur leichter für alleinerziehende Frauen, die die- sen Beruf ausüben, es steigen dann sicher auch mehr Männer in diesen Beruf ein.

Sebastian Wirnsberger: Der Kindergar- ten ist die erste elementare Bildungsein- richtung und wir müssen uns auch die Zugangsvoraussetzungen dazu überlegen:

Es gibt derzeit keinen Rechtsanspruch auf den Kindergarten – bis auf das letzte Kin- dergartenjahr – das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Wir sollten gleichwertig wie die Grundschule gelten, als Einstieg in die Bildung.

rafael Paulischin: Das wird aber der- zeit nicht als notwendig erachtet. Nötig

wäre es die föderalen Strukturen aufzu- brechen, dann würde sich österreichweit viel ändern. Damit es einmal einheitliche Regeln gibt, was ist Kinderbetreuung und was müssen die Pädagoginnen und Päda- gogen leisten?

Wichtig ist aber auf jeden Fall die Wert- schätzung der Kolleginnen, wie werde ich als Mann im Team aufgenommen? Wenn die Kolleginnen die Bereitschaft haben, herkömmliche Pfade zu verlassen und Neues anzunehmen, ist das nicht selbst- verständlich.

Ist es bei euren Kolleginnen ein Thema, dass ihr als Männer den Leiterlehrgang macht und „jetzt auch noch Chef werdet“

oder schon bereits seid – in einem frauen- dominierten Arbeitsfeld?

Sebastian Wirnsberger: Das ist absolut ein Thema, auf jeden Fall. Das müssen wir intern besprechen und offen angehen.

Natürlich dringt Mann da in eine Domä- ne ein und dann wird das auch themati- siert und wahrgenommen. Wichtig ist die Akzeptanz der Kolleginnen.

rafael Paulischin: Ich denke, das ist eine Frage des Charakters jedes einzelnen, wie man „Leitung“ definiert. Eine Teamleitung ist kein Freibrief zu Machtausübung. Wich- tig sind die Gesamtatmosphäre im Team und dein „standing“ als Mann darin, dann tut man sich auch mit der internen Akzep- tanz leichter. Aber es ist ganz klar, dass man gerade hier als Mann ganz genau beob- achtet wird – und das nicht immer nur wohlwollend, eben so unter dem Motto

„jetzt wollen die da auch noch rein“ – und das muss „Mann“ erst lernen, auch das ein- mal auszuhalten.

(17)

Wenn Burschen immer wieder die erfah- rung machen, dass es fast nur Kinder- gärtnerinnen, Volksschullehrerinnen und Krankenschwestern gibt, aber kaum ein Mann in diesen Berufen tätig ist, fällt es ihnen schwer, sich für einen solchen Beruf zu interessieren. Denn das ist unmännlich – und wer will das schon sein?

Der Wandel des Ausbildungs- und Arbeits- marktes eröffnet auch für Jungen neue Chan- cen jenseits einer geschlechterstereotypen Berufswahl. Das Sozialministerium veranstal- tet heuer am 10.11.2011 den Österreich wei- ten „Boys’ Day“, der sich der Erweiterung des Berufswahlspektrums männlicher Jugendli- cher in Richtung Erziehungs- und Pflegeberufe und damit der Förderung eines breiteren, offe- neren Burschen- bzw. Männerbildes widmet.

Das Verharren in Rollenklischees und traditio- nellen Berufsbildern hindert Burschen oft dar- an, ihre Möglichkeiten und Talente in Hinblick auf die Berufswahl richtig einzusetzen und auszuschöpfen.

Der Boys’ Day rückt in erster Linie das Berufs- wahlverhalten männlicher Jugendlicher ins Zentrum, möchte aber auch ein breiteres, offe- neres Buben- bzw. Männerbild bewirken.

Soviel zur Theorie! Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Den Jungs wird am Boys‘ Day die Möglichkeit geboten, in verschiedenen Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Alten- heimen und Gesundheitseinrichtungen zu schnuppern und mit Männern, die in diesen sozialen Berufsfeldern tätig sind, über deren beruflichen Alltag und ihre Erfahrungen zu sprechen.

Um das Rollenbild vom „richtigen“ Mann zu reflektieren, um für Berufe im Sozial-, Pflege- und Bildungsbereich zu sensibilisieren und um zu informieren, können in Schulen auch Workshops mit den Burschen abgehalten werden.

Die Vorbildwirkung – oder noch besser: das Beispiel von Männern (role-model), die in sol- chen Berufen tätig sind, ist von außerordentli- cher Bedeutung.

Jobchancen für sozial interessierte

Speziell in sozialen Berufen gibt es besonders für junge, engagierte Männer gute Jobchan- cen. In Einrichtungen, in denen Menschen wichtige Lebensabschnitte verbringen, Lebenserfahrung sammeln und ihr Wohlbe- finden im Mittelpunkt steht, fehlen derzeit männliche Mitarbeiter. Kleine Kinder brau- chen ebenso männliche Vorbilder und kranke oder ältere Menschen benötigen Pfleger, die kraftvoll und einfühlsam sind.

Wie sieht es momentan in diesen berufsfeldern aus?

Der Gesundheitsbereich ist derzeit ein gene- rell stark weiblich dominiertes Arbeitsfeld.

Laut einer Erhebung der Statistik Austria von 2008 sind in der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege nur 12,7 Prozent Männer tätig.

Im Schuljahr 2008/09 waren vom Lehrper- sonal an Volksschulen lediglich 10,3 Prozent männlich (Quelle: Schulstatistik 2008/09). Das Studium für das Lehramt des Volksschulleh- rers (Bachelor- und Diplomstudien) belegten im Wintersemester 2008/09 nur 7,6 Prozent Männer (Quelle: Hochschulstatistik 2008/09).

Der Anteil an qualifiziertem männlichem Fachpersonal in Kindergärten im Jahr 2008/09 belief sich auf nur 0,6 Prozent. (Quel- le: Kindertagesheimstatistik 2008/09). Der Prozentanteil von Männern in den Bildungs- anstalten zur Ausbildung zum Kindergar- tenpädagogen betrug im Schuljahr 2008/09 3,6 Prozent (Quelle: Schulstatistik 2008/09).

„Social Fighters“ – Der Film über starke burschen in sozialen berufen

In dem Video, das speziell für Burschen im Auftrag der Männerpolitischen Grundsatzab- teilung des BMASK produziert wurde, werden vier junge Männer porträtiert, die in sozialen Berufen tätig sind. Die Protagonisten des Films sind bei ihrer Arbeit als Fachsozialbetreuer, Behindertenbetreuer, angehender Volksschul- lehrer und Diplom-Krankenpfleger zu erleben.

Die jungen Männer sprechen über ihre Erfah- rungen, über die Reaktionen ihres Umfelds und über ihre Motivation einen für viele Män- ner noch untypischen Beruf auszuüben.

Weitere Infos und Anmeldung:

In Salzburg sind die beiden Männerbe- ratungsstellen „Männerwelten“ und das

„Männerbüro“ mit einer regionalen Auftei- lung für den Boys‘ Day am 10. November 2011 zuständig:

Männerwelten (Stadt Salzburg rechte Salzachseite/“Neu“Stadt, Flachgau und Pinzgau)

5020 Salzburg, Bergstraße 22 E-Mail: boysday@maennerwelten.at Koordinator: Mag. Peter Ruhmannseder BOYS´ DAY-Hotline: 0650/321 00 43 Männerbüro (Stadt Salzburg linke Salzachseite/“Alt“Stadt, Tennengau, Pongau und Lungau)

5020 Salzburg, Kapitelplatz 6 boysday@salzburg.co.at Koordinator: Mag. Eberhard Siegl Tel.: 0676/87 46 75 52

Die Homepage www.boysday.at informiert über Berufsmöglichkeiten für junge Männer abseits der üblichen Berufsvorstel- lungen wie Mechaniker, Techniker oder PC-Fachmann.

Die DVD „Social Fighters - Der Film über starke Burschen in sozialen Berufen“ mit einer Länge von 30 Minuten ist auf der Webseite www.boysday.at oder unter der Gratis-Telefonnummer 0800/20 20 74 kostenfrei bestellbar.

Der boys’ Day –

Zukunft gestalten – neue Erfahrungen machen – rollenklischees durchbrechen!

Text & Fotos: Mag. Peter ruhmannseder

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