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Beurteilung der Fallmethode

Im Dokument Förderung des vernetzten Denkens (Seite 154-158)

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4.2.3   Beurteilung der Fallmethode

Ein weiterer Themenblock der durchgeführten Interviews umfasst die Ein-schätzung der Effektivität der Fallmethode durch die Studierenden in Bezug auf ihre eigene Unterrichtstätigkeit.

Neben einer strukturierteren und fokussierteren Perspektive auf Problemsitua-tionen im Unterricht geben fünf Studierende (Proband 1, 2, 4, 6, 9) an, die im Vorbereitungsseminar eingesetzten Fälle als Orientierungsgrundlage für ihren eigenen Unterricht im Praktikum verwendet zu haben. Proband 1 sagt beispielsweise: „In einer meiner Unterrichtseinheiten konnte ich mich an ei-nem Fall orientieren. Da ist bei mir ein ähnliches Problem aufgetreten wie in einem Fall. […] Da wusste ich dann von der Fallbetrachtung her was man al-ternativ hätte besser machen können […] und das habe ich dann auch mit aufgenommen in meiner eigenen Unterrichtsstunde als ich dann ein Problem hatte“ (Proband 1, I3, 110-115) (Tabelle 39). Drei Studierende (Proband 3, 4, 10) nutzen die im Vorbereitungsseminar in Verbindung mit der Fallarbeit er-worbenen Fähigkeiten für die Unterrichtsplanung im Unterrichtsprakti-kum: „Und wenn man dann seinen Unterricht vorbereitet und das durch-denkt, dann ist man schon daran gewöhnt, auf was man dann noch alles achten muss. Also das ist einfach wie ein theoretisches Spiel im Kopf, als würde man das auch wirklich erleben“ (Proband 4, I3, 111-114) (Tabelle 39).

Für die Analyse des hospitierten Unterrichts geben die Probanden 4, 6 und 9 an, ihre durch die Fallanalyse veränderte Perspektive nutzen zu kön-nen: „In Bezug auf den hospitierten Unterricht habe ich unbewusst wahr-scheinlich schon [Problemsituationen] wahrgenommen, weil ich da einfach nochmal diese Metaebene hatte“ (Proband 4, I3, 119-120) (Tabelle 39).

Besonders positiv wird der Einsatz von Fällen, die von den Studierenden aus ihren eigenen Erfahrungen im Unterrichtspraktikum generiert werden (Fall 4), bewertet. Die Vorteile werden in dem hohen Praxisbezug dieser Fälle (Pro-band 1, 5, 9) und der Möglichkeit, mit den Fallautoren zu diskutieren und Rücksprache zu halten (Proband 10), gesehen. Proband 6 dient dieser vierte Fall außerdem zur vertieften Reflexion des eigenen Unterrichts (Tabelle 39).

Besondere Vorteile der Fallmethode werden durch fünf Studierende (Proband 1, 2, 4, 5, 9) bei der Unterstützung des Lernprozesses durch die Anwendung theoretischer Aspekte des fachdidaktischen Lehrerprofessionswissens beschrieben. Beispielsweise sagt Proband 2 in diesem Zusammenhang: „Also [die Fallmethode] war insofern hilfreich, dass man das, was man theoretisch gelernt hatte ja irgendwie an diesen Fällen oder an der Bearbeitung der Fälle anwenden konnte“ (Proband 2, I3, 117-118) (Tabelle 39).

Ein besonderer Vorzug der Fallmethode, welcher durch alle Probanden im dritten Interview genannt wird, sind die in die Fallmethode integrierten Grup-pendiskussionsphasen. Der hierdurch bedingte Austausch wird als Berei-cherung durch „verschiedene Ideen und Ansätze“ anderer Studierender, als

„vergleichende Ebene“, als „Rückmeldung“ in Bezug auf die eigene Analyse und als gewinnbringend für die Entwicklung weiterer „Lösungen“ für den Fall erlebt. Aber auch die vor den gemeinsamen Arbeitsphasen stattfindenden Ein-zelarbeitsphasen werden durch die Probanden 2 und 3 als produktiv heraus-gestellt (Tabelle 39).

Neben den dargestellten Vorzügen der Fallmethode werden auch Kritikpunk-te durch die Studierenden genannt. Die Probanden 4, 5 und 10 äußern, dass die im Vorbereitungsseminar eingesetzten Fälle zu theoretisch und zu kom-plex (Proband 10) sind. Weiterhin werden die in den Fällen dargestellten Probleme als teilweise zu offensichtlich eingeschätzt (Proband 1, 5) (Tabelle 39).

Im ersten Interview wird von Proband 1 für den Bereich der Entwicklung von Alternativen bemerkt, dass durch den Falleinsatz nur auf vorhandenes Wissen zurückgegriffen wird, jedoch keine neuen Aspekte gelernt werden (Tabelle 39).

Tabelle 39: Zusammenfassung der Bewertung der Fallmethode aus den se-mesterbegleitend durchgeführten Interviews (n=10).

IGP1 IGP2 IGP3 IGP4 IGP5 IGP6 IGP7 IGP8 IGP9 IGP10

Positive

Einschätzung der Fallmethode

+ + + + + +

k.A. k.A.

+ +

Orientierungs-grundlage für den/im

eigenen Unterricht

+ + + + +

Verwendung für

Unter-richtsplanung + + +

Unterrichtsanalyse + + +

Praxisbezug + + +

Anwendung

theoreti-scher Aspekte des PCK + + + + +

Diskussion der

Fallana-lysen in der Gruppe + + + + + + + +

Negative

Einschätzung der

Fallmethode

- - -

Fall sehr theoretisch - -

Fachdidaktische

Prob-leme offensichtlich - -

kein neuer Input -

-

negative Einschätzung,

+

positive Einschätzung, k.T. keine Teilnahme, k.A. keine Angabe

Ein weiterer Aspekt der Interviews sind mögliche Verbesserungsansätze, die in Ideen zur Fallstruktur und zur Modul- bzw. Seminarstruktur unterteilt werden können.

Proband 9 neun regt in Bezug auf die Struktur und Gestaltung der eingesetz-ten Fälle zum einen die Ergänzung der Fälle des Vorbereitungsseminars um durch Lehrkräfte geschriebene Fall analysen an. Dadurch besteht die Möglichkeit, die Fallbearbeitung durch die Analyse einer „Fremdanalyse“ zu erweitern. Weiterhin schlägt Proband 9 vor, „… vielleicht noch diese emotio-nale Ebene ein bisschen mehr einzubinden“ (Proband 9, I3, 173-174).

Für die Strukturierung des Moduls „Schulpraktische Studien“ empfiehlt Pro-band 5 die Durchführung eines praktikumsbegleitenden, fallorientierten Seminars, in dem ein Austausch der Studierenden erfolgt. Dies sieht Proband 9 als gewinnbringend in Bezug auf Anregungen für den eigenen Unterricht und

die Hospitationen an. Proband 4 schlägt weiterhin die Verwendung von „nicht so lang[en]“ Fällen als Einstieg für die theoriebasierten Seminarveranstal-tungen vor.

In Bezug auf die Modulstrukturierung regt Proband 3 in Interview 1 und 2 an, die Fälle geschlossen an das Ende des Vorbereitungsseminars zu verla-gern, da so das komplette im Seminar behandelte fachdidaktische Wissen für die Fallbearbeitung zur Verfügung steht. Diese Umstrukturierung „... bringt mir [mehr] für meine eigene Unterrichtsplanung“ (Proband 3, I1, 86-90). Für die Verbesserung der als Kritikpunkt dargestellten Theorielastigkeit der im Vorbereitungsseminar eingesetzten Fälle schlagen Proband 2, 3 und 5 eine verstärkte Verwendung von Videos vor: „Videos von Studentinnen oder von Studenten, die halt dann auch ähnliche Fehler machen oder ähnliche Vorstel-lungen haben wie […] wir, da kann man sich dann auch mit identifizieren“

(Proband 5, I3, 160-162).

In Interview 1 wird durch Proband 3 die Bearbeitung eigener t heoreti-scher Fälle empfohlen: „Ich frage mich, würde ich mehr lernen, wenn ich selber so eine Unterrichtsplanung machen müsste und meine eigene [Pla-nung] auswerten müsste? Vielleicht wäre das noch hilfreicher“ (Proband 3, I1, 90-92). Diese Empfehlung war zum Zeitpunkt des Interviews bereits fester Bestandteil der Modulplanung und wurde in Form von Fall 3 umgesetzt.

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