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Betroffenheit: mittelbar und überholender Kausalitätsverlauf; die Corona-Krise verschlechtert die Chancen im

Bewertung der Handlungsfelder

Kausalität 1) Betroffenheit: mittelbar und überholender Kausalitätsverlauf; die Corona-Krise verschlechtert die Chancen im

wissenschaftlich-techni-schen Bereich; der Digitalisierungstrend beschleunigt sich.

Spezifität 2a:Ja, Pläne und Beschlüsse zum Aufbau eines Bremer KI-Zentrum lagen bereits vor der Pandemie vor und sollten umgesetzt werden.

Spezifität 2b:Ja, das Bremen KI-Zentrum stabilisiert den industriell-wissenschaftlichen Kern und sichert schwer reversible Strukturen.

Spezifität 2c:Ja, die Digitalisierung trägt zur Gefahrenabwehr bei.

Fazit: Kriterium erfüllt

Interventions-intensität

 Sehr komplexes Programm mit vielen Einzelkomponenten

 Einbindung in viele bundes- oder EU-weite Initiativen

Fazit: hoch

Folgekosten  Hohe Mittelausstattung erforderlich

 Startprojekte können klar abgegrenzt werden

 Ohne langfristige Folgefinanzierung kritisch

Fazit: Kriterium bei Sicherstellung einer Folgefinanzierung erfüllbar Externe Finanzierung  Über Bundesprogramme und Programme einzelner Ministerien

mög-lich

Fazit: Bremen-Fonds kann nur eng begrenzte Aufgabe in der Start-phase mit eigenen Mitteln finanzieren

1)Prüffragen siehe Kapitel 5.8

85 (4) Handlungsfeld Handel

Der Handel, das Gastgewerbe, der Tourismus sowie die Unternehmen aus den Bereichen Kultur und Veranstaltungen sind von der Corona-Krise besonders stark betroffen. Insbesondere im Handel hat die Krise einen Strukturwandel hin zu stärker digitalisierten Geschäftsmodellen verschärft. Der Wandel vom Offline- zum Onlinehandel ist ein Trend, der seit einigen Jahren die Entwicklung bestimmt, aber sich durch die Krise extrem beschleunigt. Die Marktvolumina im Online-Einzelhandel sind bundesweit von 20,2 Milliarden Euro (2010) auf 59,2 Milliarden Euro (2019) gestiegen. Das entspricht einem Zu-wachs von 12,6 Prozent pro Jahr. Die entscheidenden Treiber sind die digitalen Marktplätze. Dabei geht es nicht nur einfache E-Commerce-Anwendungen, sondern um KI-basierte New Retail-Konzepte (Sprachsteuerung, Instant-Shopping, Internet der Dinge, Plattform-Ökonomie). Diese Entwicklungen gehen weiter. Eine aktuelle Erhebung der IW Consult schätzt, dass in den BtB-Beschaffungsmärkten die Anteile der digitalen Kanäle von heute einem Drittel auf 45 Prozent in fünf Jahren erhöhen werden.

Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass das Beschaffungsvolumen (einschließlich Handelsware) etwa 5,6 Billionen Euro beträgt, wird die Dimension des Umschichtungsvolumens deutlich.: Seit der Corona-Krise ist eine Beschleunigung dieser Trends zu beobachten. Das zeigt der Verlauf des Handels und des Internethandels in Bremen (Abbildung 4-3). Es kommen zwei Dinge hinzu:

 Die übergroße Mehrheit der Unternehmen im Handelsbereich sind kaum digitalisiert.

 Die Wirkungen des Wandels hin zu digitalen Geschäftsmodellen bleiben nicht auf die Unternehmen und deren Mitarbeiter beschränkt, sondern betreffen auch den öffentlichen Raum. Es droht durch den Niedergang des stationären Einzelhandels eine Verödung der Innenstädte. Beschleunigt wird dies durch rückläufige Touristenzahlen und Beschränkungen in der Gastronomie oder der Kultur-und Veranstaltungswirtschaft.

Die Experteninterviews haben die Grundbefunde (zunehmende Digitalisierung des Handels – Digitali-sierungsdefizite im Einzelhandel – negative Rückwirkungen auf den öffentlichen Raum) bestätigt und sehen hier einen Handlungsfeld für den Bremen-Fonds.

Drei Maßnahmenpakte sind innerhalb des Handlungsfeldes „Digitalisierung Handel“ im Bremen-Fonds denkbar.

 Unterstützung der Unternehmen bei der Entwicklung und Implementierung digitaler Geschäftsmo-delle, die von der Einführung einer digitaler Bezahlsysteme, E-Commerce-Lösungen bis hin zu KI-basierten Abwicklungen von Prozessen reichen können. Dabei muss beachtet werden, dass auch der stationäre Handel gestärkt wird und seine Rolle behält. Ansonsten wären die Entwicklungsziele in der Innenstadt nicht erreichbar. Notwendig für diese Förderung die Unterstützung durch hoch professionelle Berater und Branchenkenner.

 Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen sollen flankierend dazu beitragen, dass die Mitar-beiter/innen die erforderlichen digitalen Kompetenzen erwerben. Dazu sind ad hoc-Programme im Beschreibung Fortbildung und Umschulung genauso erforderlich wie eine Anpassung der Inhalte in der Berufsausbildung.

 Aufbau einer Bremer-Plattformen-Handel, die E-Commerce-Lösungen insbesondere im Bereich Be-schaffung entwickelt und andere digitale Werkzeuge (Big Data-Analysemethoden, Entwicklung von Einkaufs-Apps für Kunden, …) bereitstellt. Solche Plattformen haben aber die Voraussetzungen, dass sie Mindestgrößen erreichen müssen, um die notwendigen Skaleneffekte realisieren zu kön-nen.

Kausalität: Sind diese Maßnahmen mit den Prüfkriterien des Bremen-Fonds vereinbar? Eine stärkere Digitalisierung des Handels ist eine Notwendigkeit zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit insbeson-dere gegenüber Marktplätzen und Plattformen. Der Handel war durch die Beschränkungen hauptsäch-lich in der Anfangszeit des Lockdowns überdurchschnitthauptsäch-lich stark betroffen. Die Lage hat sich noch

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nicht erholt und insbesondere der Trend zu mehr Online-Handel und Lieferdiensten hat sich verstärkt.

Die Ergebnisse aus Kapitel 3 zeigen, dass sich bundesweit die Wachstumsunterschiede zwischen On-line- und Einzelhandel im Zeitraum zwischen März bis Mai vergrößert haben. In Bremen zeigt der Ein-zelhandel insgesamt eine deutlich schwächere Entwicklung als im Bundesdurchschnitt. Das sind Indi-katoren, die zur Plausibilisierung der These einer Trendbeschleunigung angeführt werden können. Da-nach liegt ein „überholender Kausalitätsverlauf“ vor. Die Maßnahmen sind spezifisch, weil sie direkt auf die Defizitbeseitigung zielen und in dieser Spezifikation vorher nicht geplant waren. Sie sind auch zielgerecht, weil sie die Folgen lindern und die Resilienz des Einzelhandels stärken sollen. Folgekosten sind durch eine entsprechende Konzeption der Unterstützungen vermeidbar.

Finanzierung: In diesem Handlungsfeld gibt es keine direkt passende externen Förderprogramme.

Auch das Konjunkturprogramm des Bundes sieht hier keine Hilfen vor. Insbesondere die Kosten für die Konzeptionierung und Erstausstattung des Programms müsste der Bremen-Fonds übernehmen.

Möglich sind die Nutzung der KfW-Digitalisierungs- und Innovationskredite, von Beratungsprogram-men für KMU28(siehe oben), von Qualifizierungs- und Umschulungsprogrammen29, der Städtebauför-derprogramme des BMI sowie Fördermittel der GRW (Infrastruktur). Die beiden letzteren Programme haben in den Antragsphasen lange Vorlaufzeiten und können kaum kurzfristig genutzt werden. Sie bie-ten aber zusammen mit den EFRE-Mitteln aus der Periode (2021 bis 2027) eine mittelfristige Kofinan-zierungsoption. Besonders interessant ist eine BMI-Ausschreibung zum Thema "Post-Corona-Stadt“30. In Pilotprojekten sollen neue Lösungsansätze zur Resilienzsteigerung und Stärkung der Stadt- und Quartiersstrukturen in verschiedenen krisenrelevanten Themenbereichen der Stadtentwicklung er-probt werden: Für den Projektaufruf stehen rund 3,5 Mio. Euro Bundesmittel zur Verfügung. Dabei wird von den Projektnehmern eine angemessene Eigenbeteiligung erwartet. Es ist vorgesehen in einer ersten Phase 10 bis 15 Projekte auszuwählen. Die ausgewählten Pilotprojekte werden bis zu drei Jahre in Form einer Zuwendung unterstützt. Sie werden in dieser Zeit durch BMI und BBSR in ihren Prozessen begleitet und unterstützt. Es ist zu prüfen, ob das Handlungsfeld „Digitaler Handel“ hier förderfähig ist.

Zu prüfen ist ebenfalls, ob aus dem Bremen-Fonds ein Projekt „Digital Coaches“ für kleinere Handels-unternehmen aufgelegt und gefördert werden kann, wie es beispielsweise in NRW eingeführt wurde.

28 https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Innovation/F%C3%B6rderprodukte/ERP-Digitalisierungs-und-Innovationskredit-(380-390-391)

29Siehe Handlungsfeld Innenstadt

30www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de.

87 Tabelle 6-5: Handlungsfeld Handel

Inhalte Förderung der Digitalisierung des Handels durch Projekte auf einzelbe-trieblicher Ebene unterstützt durch Qualifizierung und Weiterbildung;

Entwicklung einer Plattform „Handel Bremen“, die moderne digitale Werkzeuge für gemeinsame Anwendungen bereitstellt

Entwicklungsziele  Technologie / Digitalisierung

 Qualifizierung

 Verbesserung der Beschäftigungsperspektive von Frauen und Niedrig-qualifizierten

Fazit: Beitrag zur strategischen Entwicklungszielen und zur sozialen Kohäsion

Kausalität1)Betroffenheit:unmittelbar, weil der Handel besonders von dem