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Besuch in Ostpreußen vom 10.05.-17 .05.1997

Am 10.05. flogen Kurt Noetzel und ich mit der Litauischen Fluggesellschaft von Hamburg nach Polangen, nördlich von Memel. Von dort fuhren wir nach einer Stunde Wartezeit mit einem Bus der Firma Ostreisen über Memel, Heydekrug nach Tilsit. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite, und bald kamen wir in Til-sit an.

Nach einer zeitaufwendigen Paßkontrolle ging es weiter zu unseren Hotels. Wir hatten für Hotel Russia gebucht und bezogen da unser Doppelzimmer. Einige der Besucher hatten das Hotel Tilsit gebucht, und andere wiederum fuhren weiter nach Gumbinnen. Gegessen wurde in dem Restaurant, das dem Hotel ange-schlossen ist.

Am Sonntag, dem 11.05., fuhren wir mit dem öffentlichen Bus nach Ragnit, wo wir einen Bekannten von Kurt namens Alexander aufsuchten, ihn heuerten wir dann auch an, um uns mit seinem Wagen durch die Gegend zu fahren.

Nach einem Spaziergang durch Ragnit fuhren wir dann mit Alexander über Schil-len nach Fichtenwalde, wo wir natürlich nichts mehr von Noetzels Hof vorfanden.

Jedenfalls sind wir dagewesen.

Wir fuhren dann zum Friedhof, wo unsere Großeltern begraben sind, aber der Friedhof ist, wie alle anderen Friedhöfe in Ostpreußen, zerstört, und wir konnten nur die vermutlichen Grabstellen besuchen. Es ist traurig. Von Fichtenwalde ging es weiter nach Heinrichswalde, wo wir u.a. die im Wiederaufbau befindliche Kir-che besichtigten. Kurt, der ja besser zu Fuß war als ich, bestieg den überholten Kirchturm und hat von da aus die Umgebung gefilmt. Die Aussicht sei sehr schön gewesen. Ansonsten war in der Kirche noch sehr viel zu tun, bevor man sagen kann, daß sie wieder in Ordnung ist. Es fehlt an Geld, und die Spenden aus Deutschland kommen wohl auch nicht alle da an, wo sie hin sollen. Von Hein-richswalde fuhren wir dann nach Urbansprind raus, wo ich Kurt die Überbleibsel des ehemaligen Dorfes zeigte. Der Zustand der noch verbliebenen Häuser wird von Jahr zu Jahr schlechter.

Am Montag, dem 12.05., ging es mit dem Bus von Ostreisen über Gumbinnen, lnsterburg nach Königsherg, wo wir unter ortskundiger Führung eine sehr informa-tive Rundfahrt machten.

Nach dieser sehr interessanten Stadtrundfahrt ging es weiter nach Rauschen, wo wir Gelegenheit nahmen, das ehemalige schöne Ostseebad zu besichtigen. Viele der alten Häuser stehen noch und sind auch noch relativ gut erhalten. Der Strand ist kilometerlang und sehr schön. Leider fehlen die finanzkräftigen Touristen, die das nötige Geld mitbringen. Von Rauschen fuhren wir dann über Tapiau, lnster-burg, Gumbinnen, Ragnit zurück nach Tilsit, wo unser Abendessen auf uns warte-te.

Der Dienstag war mit einer Tagestour ausgebucht. Es ging wieder über Ragnit nach Gumbinnen, um die Gumbinner Gäste abzuholen. Von da aus ging es dann weiter über Schloßberg und Ebenrode nach Trakehnen. Vom ehemaligen Gestüt ist nicht mehr viel übrig, die großen Ställe sind bis auf einen zerfallen bzw. abge-tragen. Im Hauptgebäude ist jetzt eine Schule untergebracht, die irgendwie von Gruppen aus Deutschland finanziert wird.

Nach der Besichtigung von Trakehnen ging es dann ab in die Rominter Heide, die

man ja nicht zerstören konnte. Sie ist ein wunderschönes Fleckchen Erde und ich wünschte, es könnten noch recht viele ältere, aber auch jüngere Ostpreußen diese

idyllische Landschaft besuchen. Am Minerowa-See, der im Sperrgebiet zur

Gren-ze zum polnischen Teil Ostpreußens liegt, war vom Wirt des Gumbinner Hotels ein Picknick vorhereitet. Im Schatten alter Tannen und Kiefern haben wir ein schmackhaftes, kräftiges Essen eingenommen, und auch genügend Bier und Wodka waren vorhanden. Nach diesem Genuß ging es dann auf anderen Wegen durch die schöne Landschaft zurück über Gumbinnen nach Tilsit. Am Mittwoch, dem 14.05.1997, holte uns Alexander zu einem Individualausflug ab. Über Linkuh-nen ging es wieder nach Heinrichswalde, wo wir nochmal die Kirche besuchten und den Handwerkern zusahen, die dabei waren, die Dielen neu zu verlegen.

Nachdem wir uns noch ein wenig in Heinrichswalde umgesehen hatten, ging es am Bahnhof vorbei über Klemenswalde, Schnecken nach Seckenburg. Eigentlich wollten wir hier die Gilge überqueren und dann weiter zum Ort Gilge fahren, leider aber war die Brücke zerstört, und wir mußten daher zurück über Kreuzingen nach Labiau. Nach einem kleinen Mittagessen ging es dann weiter entlang am „Großen Friedrichsgraben" nach Gilge. Die Landschaft entlang des Kanals war sehr schön.

Weniger gut war zumindestens das letzte Stück des Weges zum Ort Gilge. In Gilge suchten wir u.a das Cafe Ehrlich, bekannt aus dem Fernsehen, auf. Auch hier in Gilge war von einer aufstrebenden Wirtschaft nichts zu sehen. Ein paar Fischerboote, die wohl auf der Gilge bzw. auf's Haff zum Fischen rausfahren, waren hier am Ufer verankert, und ein paar Felder waren beackert, aber wie schon gesagt, viel war nicht los. Da der Tag schon fortgeschritten war, machten wir uns auf den Weg über Labiau, Liebenfelde und Kreuzingen zurück nach Tilsit.

Donnerstag, den 15.05., verbrachten wir noch einmal in Urbansprind und in Tilsit.

Am Freilag fand eine Busfahrt durch die Elchniederung statt, an der wir leider wegen Magenverstimmung nicht teilnehmen konnten. Wir waren froh, daß wir am späten Nachmittag soweit wiederhergestellt waren, unsere Koffer zu packen, um am nächsten Tag, den 17.05., von Polangen aus den Rückflug nach Hamburg antreten zu können. Es war alles in allem eine interessante Reise durch unsere Heimat, und ich habe festgestellt, daß man bei jedem neuen Besuch der Heimat neue Eindrücke bekommt.

Kurt Pieck, Kiebitzredder 17 a, 24235 Laboe

Zum besseren Verständnis die alten ostpreußischen Ortsnamen:

Schillen

=

Szillen

\.

Johannes Bobrowski

geb. 1907 in Tilsit - gest. 1965 in Berlin

Die Memel

Hinter den Feldern, weit hinter den Wiesen der Strom.

Von seinem Atem aufweht die Nacht.

Über den Berg

fährt der Vogel und schreit.

Einmal mit dem Wind gingen wir, stellten das Netz in der Mündung des Wiesenbachs.

In den Erlen

hing die Laterne. Der Alte nahm sie herab.

Das Schmugglerboot stieß auf Sand.

Aus der Finsternis kommst Du, mein Strom, aus den Wolken.

Wege fallen dir zu.

An den Birken, über dem Ufer nun stehen die Frauen, mit Bändern, gelben und roten - eine, an den gewölbten Leib

zieht sie die Töchter, die jungen Söhne baden im Strom.

Strom, alleine immer

kann ich dich lieben nur.

Bild aus Schweigen.

Tafeln dem Künft'gen: mein Schrei.

Der nie dich erhielt.

Nun im Dunkel halt ich dich fest.

Einsenderin: lngetraud Haase geb. Pa/eit