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8. Standards guter Praxis und Empfehlungen für Deutschland

8.4 Besondere Merkmale des dänischen Modells

8.4 Besondere Merkmale des dänischen Modells 8.4.1 Der dänische Stromsparfonds

Übergeordnete Aufgabe des dänischen Stromsparfonds (dänisch: ‚Elsparefonden’), der im Jahr 1996 gegründet wurde und 1997 seine Arbeit aufnahm, ist es, Impulse und Anreize für Stromeinsparungen in privaten und öffentlichen Haushalten zu setzen (Brüggemann und Keppler 2005: 58, IEA 2006: 65). Der dänische Stromsparfonds ist eine unabhängige Einrichtung mit eigenen Beschlussorganen unter der Federführung des Ministeriums für Umwelt und Energie (Elsparefonden o.J.a: 1, Schlomann et al. 2000: 27). Ein neunköpfiger Verwaltungsrat, dessen Mitglieder vom Ministerium für Klima und Energie ernannt werden, steht dem Fonds vor. Darüber hinaus soll der Fonds gemäß der gesetzlichen Vorgaben nicht mehr als sechs Mitarbeiter dauerhaft beschäftigen (Electricity Saving Trust Bill 1996: 9).

Erfordert die Bewältigung der Aufgaben zusätzliche Kompetenzen, wird zeitweise auf externe Berater zurückgegriffen (Rambøll Management 2004: 4).

Nach einer Anschubfinanzierung durch den öffentlichen Haushalt von 50 Millionen dänischen Kronen (ca. 6,8 Millionen Euro) (Schlomann et al. 2000: 27) wird der Fonds seit 1998 aus einer Abgabe von 0,006 dänischen Kronen (ca. 0,08 Cent) pro verbrauchter Kilowattstunde finanziert, die von Konsumenten im privaten und öffentlichen Sektor erhoben wird. Daraus ergibt sich ein jährliches Budget von ca. 90 Millionen dänischen Kronen (12 Millionen Euro) (Elsparefonden o.J.a).

Dem Fonds ist die Mittelwahl zur Erreichung seiner Ziele weitestgehend freigestellt (Elsparefonden o.J.a). Eine vom Fonds entwickelte Strategie, die auf mehreren Grundsätzen basiert, soll eine zielorientierte Herangehensweise sicherstellen. Zum einen soll es für die Verbraucher einfach, sicher und kostengünstig sein, Energie einzusparen. Neben einer Verbesserung der Rahmenbedingungen auf der Nachfrageseite soll auch auf die Angebotsseite eingewirkt werden, mit dem Ziel, die Marktdurchdringung energieeffizienter

35 An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass auch in Großbritannien seit 1992 ein Energiesparfonds exisitert. Zudem gelten seit 1994 Einsparverpflichtungen für Stromversorger, die im Jahr 2000 auf Gasversorger ausgeweitet wurden (Brüggemann 2005: 25, Bürger und Wiegmann 2007: 22, Lechner 2005). Die Tatsache, dass in Großbritannien keine überdurchschnittlichen Stromeinsparungen im Bereich der privaten Haushalte erzielt wurden, sollte der positiven Bewertung dieser Förderinstrumente nicht abträglich sein. Vielmehr ist anzunehmen, dass zum einen der Erfolg der Instrumente davon abhängt, wie sie im Einzelnen gestaltet sind. Und auch wenn diese Instrumente einen erheblichen Beitrag zur jeweiligen nationalen Energieeffizienz im Bereich privater Haushalte leisten, hängt die Gesamtbilanz eines Landes sicherlich vielmehr davon ab, wie seine Energieeffizienz-Politik insgesamt gestaltet ist.

Geräte zu fördern. Zudem erweiterte der Fonds im Jahr 2003 den Fokus seiner Strategie, indem er seitdem verstärkt darauf hinwirkt, den individuellen Stromkonsum sichtbar und nachvollziehbar zu machen (Elsparefonden 2009: 6, Rambøll Management 2004: 23).

Die Arbeit des Stromsparfonds ist durch einen sehr anwendungsorientierten Ansatz gekennzeichnet (Schlomann et al. 2000: 27). Zu Beginn seiner Tätigkeit konzentrierte sich der Fonds in erster Linie auf die Substitution elektrischer Heizsysteme durch Fernwärme (Brüggemann und Keppler 2005: 59, Duscha et al. 2005: 237, IEA 2006: 65). Neben direkten finanziellen Zuschüssen an die Wohnungseigentümer wurden den Energieversorgern Anreize gesetzt, ihren Kunden kostenlose Anschlüsse zur Verfügung zu stellen. Hinzu kamen Rahmenvereinbarungen mit Installationsbetrieben, in denen im Voraus die Preise für den Einbau der neuen Anlagen festgelegt wurden (Brüggemann und Keppler 2005: 59, Thomas 2007: 193). Aufgrund dieser Maßnahmen konnten die Kosten der Umstellung für die Verbraucher halbiert werden (Duscha et al. 2005: 237, Thomas 2007: 194). Die aggregierten Gesamtkosten der Umstellung fielen um ca. 55 Prozent geringer aus, als dies ohne Zutun des Fonds möglich gewesen wäre (Schlomann et al. 2000: 28).

In den letzten Jahren legt der Fonds den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Verbreitung energieeffizienter Produkte, wobei eine enge Zusammenarbeit mit den relevanten Herstellern und Händlern anvisiert wird (Brüggemann und Keppler 2005: 59, IEA 2006: 65, Schlomann et al. 2000: 28). Zu den maßgeblichen Initiativen zählen in diesem Zusammenhang groß angelegte Informations- und Marketingkampagnen (siehe dazu auch Karbo 2001) sowie freiwillige Vereinbarungen mit den Produzenten, wenig energieeffiziente Geräte vom Markt zu nehmen, wenn sich der Fonds im Gegenzug für die Vermarktung energieeffizienterer Geräte einsetzt. Auch Maßnahmen, die darauf abzielen, die Kosten für energieeffiziente Produkte zu reduzieren und den entsprechenden Markt transparenter zu machen, gehören zu den grundlegenden Initiativen des Fonds (IEA 2006: 65, Rambøll Management 2004: 24).

Seit 2006 existiert zudem ein fondseigenes Label, das mittlerweile 14 Produkte umfasst und kontinuierlich ausgeweitet werden soll (Elsparefonden o.J.b).

In Übereinstimmung mit der Maßgabe, Stromkonsum sichtbar und nachvollziehbar zu machen, hat der Fonds im Oktober 2008 das Programm ‚My Home – the Intelligent Home’

gestartet. Dieses online-basierte Programm bietet den Konsumenten umfassende Möglichkeiten zur Analyse und Kontrolle ihres individuellen Stromverbrauchs. Der Stromsparfonds beabsichtigt mit der Initiative, den Konsumenten ein umfassendes und innovatives Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen, das auch anderen Ländern als

Vorbild dienen kann. Aus diesem Grund wurde der Internetauftritt jeweils sowohl auf dänisch als auch auf englisch konzipiert (Elsparefonden o.J.a: 8).

Mit Gründung des Fonds im Jahr 1996 wurden Zielvorgaben bezüglich der zu erreichenden Stromeinsparung festgelegt. Es wurde anvisiert, nach Anlaufen der Aktivitäten innerhalb eines Zehnjahreszeitraum den kumulierten Strombedarf privater Haushalte pro Jahr um 70 Gigawattstunden (GWh) zu senken, also bis zum Jahr 2007 Stromeinsparungen von 700 GWh zu erzielen (Electricity Saving Trust Bill 1996: 9). Eine umfassende Evaluation der Aktivitäten des Stromsparfonds, die im Jahr 2004 von unabhängiger Seite durchgeführt wurde, attestiert dem Fonds eine Zielerfüllung, die über die eigenen Vorgaben hinaus geht.

Für das Jahr 2007 wurden Einsparungen prognostiziert, die um ca. 28 bis 36 Prozent über den Erwartungen liegen (Rambøll Management 2004: 10)36. Die Analysen ergeben zudem, dass der finanzielle Gewinn aus den Einsparungen die im Zuge der Einsparmaßnahmen anfallenden Kosten bei Weitem übersteigt (Rambøll Management 2004: 11). Laut Studie fällt die Rendite aus den diversen Projekten zehn mal höher aus als die Kosten der Investitionen.

Darüber hinaus geht aus der Evaluation hervor, dass der Fonds die Entwicklung des Marktes positiv beeinflusst hat, indem er kontinuierlich zur verbesserten Verfügbarkeit energieeffizienter Produkte wie Geräten der Klasse A oder Energiesparlampen beigetragen hat (Rambøll Management 2004: 12). Insgesamt wird dem Fonds eine effiziente und innovative Arbeitsweise bescheinigt (Rambøll Management 2004: 13). In Anbetracht dieser positiven Bilanz wurden die Zielvorgaben für den Zeitraum 2007 bis 2009 auf 150 GWh Stromeinsparungen pro Jahr verdoppelt (Elsparefonden 2007: 8).

8.4.2 Einsparverpflichtung für Netzbetreiber in Dänemark

Seit 1994 gibt es in Dänemark gesetzliche Verpflichtungen für die Stromwirtschaft, bestimmte Mengen des abgegebenen Stroms einzusparen. Im Jahr 2001 kamen Verpflichtungen für Gas- und Fernwärmeanbieter und 2006 auch für Heizöllieferanten hinzu (Thomas et al. 2008: 51). Um ihren Verpflichtungen nachzukommen, wirken die Netzbetreiber durch verschiedene Programme und Dienstleistungen darauf hin, den Energiekonsum ihrer Kunden zu senken. Die Netzbetreiber sind zwar dazu verpflichtet, bestimmte Einsparquoten zu erfüllen, jedoch liegt es weitgehend in ihrem Ermessen, mithilfe welcher Maßnahmen sie dieser Verpflichtung nachkommen. Einsparverpflichtungen weisen

36 Im Jahr 2008 wurde eine weitere Evaluation durchgeführt, welche die öffentliche Akzeptanz des Stromsparfonds bewertet. Dieser Bericht ist jedoch nur in dänischer Sprache unter dem Titel ‘Elsparefondens indsats over for private husholdninger, Evalueringsrapport af Elsparefondens Offentlig sektor kampagne og Elsparefondens indsats på udbudssiden.’ auf der Internetseite des Fonds verfügbar.

somit zum einen Merkmale ordnungsrechtlicher Interventionsansätze auf, setzen aber zugleich auf die Selbstregulierung der betroffenen Akteure und werden daher auch als

„Hybridinstrumente“ (Tews 2009: 4) bezeichnet.

Finanziert werden die Aktivitäten, die in Dänemark im Rahmen der Einsparverpflichtung durchgeführt werden, über eine Netzgebühr durch die Verbraucher (Thomas et al. 2008: 51).

Die durchschnittliche Preiserhöhung liegt bei ca. 0,06 Cent pro Kilowattstunde. Daraus ergibt sich ein Budget von ca. 20 Millionen Euro pro Jahr (Thomas 2007: 186).

Erst seit dem Jahr 2006 wird die Zielmenge an zu erreichenden Einsparungen gesetzlich festgelegt (Thomas 2007: 190), zunächst auf ca. 820 GWh pro Jahr. In einer politischen Übereinkunft der Parlamentsparteien zur dänischen Energiepolitik aus dem Jahr 2008 wurde die ab 2010 jährlich zu erfüllende Einsparquote dann auf ca. 1500 GWh erhöht (Danish Energy Authority 2006: 40, Energy Policy Agreement 2008: 2, Thomas 2007: 187).

Den Großteil der durchgeführten Aktivitäten im Haushaltssektor bilden Informations- und Beratungsprogramme (Danish Ministry of Transport and Energy 2005: 22, IEA 2006: 69, Thomas et al. 2008: 52). Die Netzgesellschaften müssen ihre Programmplanung mit der dänischen Energiebehörde abstimmen (Hein Nybroe 2001: 271, Thomas 2007: 186). Die Energiebehörde ist außerdem dafür zuständig, allgemeine Leitlinien für die Gestaltung und Umsetzung der Energiesparprogramme zu erarbeiten (IEA 2006: 68). Im Rahmen eines neuen Aktionsprogramms des Ministeriums für Verkehr und Energie vom September 2005 wurde den Netzbetreibern jedoch größere Freiheit bei der Mittelwahl zugesprochen (Danish Ministry of Transport and Energy 2005: 1, IEA 2006: 71).

Im Ergebnis wurden mithilfe der Maßnahmen der Stromwirtschaft innerhalb eines Zeitraums von 2000 und 2006 jährlich 0,5 Prozent zusätzliche Einsparungen realisiert. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich die Maßnahmen nicht ausschließlich an private Endverbraucher richten und der Gutteil der Einsparungen (ca. 70 Prozent) in den Bereichen Handel, Dienstleistungen, Industrie und Landwirtschaft erzielt wurde (Thomas et al. 2008:

52).