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4.4 A SSESSMENTINSTRUMENTE

4.4.3 Berufliche Belastung

Der Bedarf an berufsbezogenen therapeutischen Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation kann mit einem Fragebogen zur beruflichen Belastung, dem Scree-ning-Instrument Beruf und Arbeit in der Rehabilitation (SIBAR) festgestellt

wer-den (Bürger, Deck et al. 2006; Bürger und Deck 2007; 2008). In dem für diese Arbeit als Vorlage dienenden SIBAR-Messinstrument Version von 2005 werden auch so-ziodemographische Kennzeichen wie Alter, Geschlecht, Art/ Umfang der Erwerbstä-tigkeit und Schulabschluss abgefragt. Diese Punkte werden im Rahmen des Frage-bogenteils, der die Fragen des SIBAR umfasst, nicht erneut abgefragt, da sie bereits unter den selbst verwendeten soziodemographischen Angaben ermittelt wurden.

Der Screening-Fragebogen soll hauptsächlich drei Funktionen erfüllen:

Bei Identifizierung von berufsbezogenem Behandlungsbedarf kann eine Zu-weisung in spezielle Kliniken erfolgen.

Klinikintern kann mit Hilfe des Fragebogens die Zuweisung der Patienten zu einem für sie passenden berufsbezogenen Angebot optimiert werden.

Klinikintern und –übergreifend soll eine Datengrundlage zur Beurteilung des Bedarfs an unterschiedlichen berufsbezogenen Behandlungsangeboten ge-schaffen werden können, so dass eine bessere an den Bedarf ausgerichtete Planung und Entwicklung berufsbezogener Behandlungsangebote erfolgen kann.

Zur Erfüllung dieser drei Funktionen enthält der Fragebogen drei Elemente, die den Bedarf an berufsbezogenen therapeutischen Maßnahmen in der medizinischen Re-habilitation ermitteln sollen:

das sozialmedizinische Risiko bzw. das Frühberentungsrisiko, das Ausmaß und die Art der beruflichen Belastung sowie

die von den Befragten selbst eingeschätzte Notwendigkeit berufsbezogener Maßnahmen in der Rehabilitation bzw. der berufliche Behandlungsbedarf.

Diese drei Komponenten werden in jeweils einer Skala abgebildet. Die Antwortmög-lichkeiten sind zum Teil vorgegeben, so dass die jeweils treffendste von den Befrag-ten angekreuzt werden muss, zum Teil müssen bei der hier verwendeBefrag-ten Version zur Auswertung freie Antworten vom Untersucher in Kategorien eingeteilt werden.

Mithilfe der Skala zum sozialmedizinischen Risiko kann das spätere Antragsverhalten für eine Frühberentung aus Gesundheitsgründen prognostiziert werden. Die Skala umfasst 9 Items, deren Antworten jeweils ein bestimmter Punktwert zugeordnet ist (vgl. FB I Nr. 16, 18, 22- 24, 26, 27, 29) 25. Das Ergebnis ergibt sich aus dem

25 Frage Nr. 27 wird als 2 einzelne Items gesehen: „Wie lange waren Sie in den vergangenen 12 Mo-naten krankgeschrieben?“ und „Wie lange waren Sie in den vergangenen 12 MoMo-naten arbeitslos?“.

menscore der 9 Items, der Wertebereich liegt zwischen 0- 19 Punkten. Ab einem Punktwert von 8 liegen ein deutlich erhöhtes Frühberentungsrisiko und damit ein be-rufsbezogener Behandlungsbedarf vor.

Die Skala zum beruflichen Belastungsprofil wird aus einem Item zur Gesamtein-schätzung der beruflichen Belastung seitens der Befragten ermittelt (vgl. FB I Nr. 33).

Die Gesamteinschätzung „stark belastend“ gilt als Behandlungsbedarf. Die Skala zum beruflichen Behandlungsbedarf ergibt sich aus einem Item zu therapeutischen Angeboten, die von den Befragten bezüglich des möglichen Nutzens eingeschätzt werden müssen (vgl. FB I Nr. 18). Als Behandlungsbedarf hierbei zählen als „sehr hilfreich“ eingestufte Aussagen.

Die Skalen zum beruflichen Belastungsprofil und zur patientenseitig gesehenen Not-wendigkeit berufsbezogener Behandlungsangebote in der medizinischen Rehabilita-tion können noch differenzierter ausgewertet werden. Daraus ergibt sich ein spezifi-scheres Bild der persönlichen Belastungsdimensionen zum Beispiel hinsichtlich kör-perlicher Anforderungen, Stress oder Betriebsklima bzw. der individuellen Be-darfseinschätzung spezieller therapeutischer Angebote wie zum Beispiel „Therapie-angebote zum Thema Arbeit und Beruf“ oder „Hilfestellungen zum Umgang mit Stress, Ärger und Problemen bei der Arbeit“. Die Differenzierung dient der Zuteilung zu speziellen Therapieangeboten in einer Rehabilitationsklinik oder als Basis für die bedarfsorientierte Einführung spezieller Angebote in einer Rehabilitationseinrichtung.

In der vorliegenden Arbeit wurde diese Differenzierung nicht vorgenommen, da ver-schiedene berufliche Belastungen bereits im Rahmen der Tätigkeitsanalysen (siehe Kap. 5.2) eruiert werden und sich daraus die Richtung der notwendigen Angebote ableiten lässt. Zudem ist die Arbeit nicht primär darauf ausgelegt, speziell die Ange-botsstruktur des Klinikum Bad Bramstedts zu verbessern.

Aus den drei Skalen kann ein statistischer Gesamtindex zur Ermittlung eines Bedarfs an berufsbezogenen Behandlungsangeboten berechnet werden. Zur Berechnung werden die drei Skalen addiert, wobei ein Hinweis auf Bedarf in der jeweiligen Skala als „1“ und kein Bedarf als „0“ gerechnet wird. Es ergibt sich ein Wertebereich von

Die Antworten sind zeitlichen Kategorien („gar nicht“, „seit 0- 5 Wochen“, „seit 6- 25 Wochen“, „seit 26- 52 Wochen“) mit jeweils einem bestimmten Punktwert zuzuordnen.

0- 3 Punkten. Bei einem Gesamtwert von mindestens „2“ besteht Bedarf an berufs-bezogenen Behandlungsangeboten.

Die drei Skalen können inhaltlich ausgewertet werden, es ergeben sich daraus vier Bedarfskategorien:

kein Bedarf: kein erhöhtes Frühberentungsrisiko (Skala I < 8 Punkte), beruflich insgesamt nicht stark belastet, kein patientenseitig geäußerter Bedarf an be-rufsbezogenen Behandlungsangeboten

Bedarf an berufsbezogenen Behandlungsangeboten: erhöhtes Frühberen-tungsrisiko (Skala I ≥ 8 Punkte), beruflich insgesamt stark belastet und/oder patientenseitig geäußerter Bedarf an berufsbezogenen Behandlungsangebo-ten

Diagnostik und Motivation: erhöhtes Frühberentungsrisiko (Skala I ≥ 8 Punk-ten), beruflich weder insgesamt stark belastet noch patientenseitig geäußerter Bedarf an berufsbezogenen Behandlungsangeboten; in diesem Fall sind dia-gnostische Maßnahen zu unternehmen und es ist zu untersuchen, inwieweit in Bezug auf die berufliche Situation Interventionsbedarf besteht; Patienten wä-ren entsprechend zu sensibilisiewä-ren und zu motiviewä-ren

Prophylaxe: kein erhöhtes Frühberentungsrisiko (Skala I < 8 Punkte) aber be-ruflich insgesamt stark belastet und/oder patientenseitig geäußerter Bedarf an berufsbezogenen Behandlungsangeboten; prophylaktisch sind berufsbezoge-ne Maßnahmen erforderlich, um die Entwicklung eiberufsbezoge-ner erhöhten Frühberen-tungsgefährdung zu minimieren.

5 STICHPROBE

Die Stichprobenbeschreibung vermittelt einen Überblick über wesentliche Charakte-ristika der in die Studie eingeschlossenen Patienten. Sie gliedert sich in soziodemo-graphische Angaben und ausgewählte Parameter zur Tätigkeitsanalyse bzw. zu den Arbeitsanforderungen der Studienteilnehmer. Es wird zwischen Kontroll- und MBOR-Gruppe unterschieden und dabei geprüft, inwieweit es in wesentlichen Merkmalen Unterschiede zwischen den Rehabilitationsgruppen gibt. Im Anschluss werden Stich-probenunterschiede der Zusammensetzung der Stichproben zu t1 und t2 getestet.

5.1 SOZIODEMOGRAPHISCHE ANGABEN