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Berufe für Post- und Zustelldienste

Im Dokument Marktbeobachtung Güterverkehr (Seite 33-57)

4.1. Struktur der Beschäftigten

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zu-stelldienste (Berufsuntergruppe 5132) verzeichnete in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am Ende des Jahres 2020 insgesamt 263.818 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Berufen für Post- und Zustelldienste tätig (siehe Tabelle 7). Damit stieg die Gesamtzahl der Beschäftigten um rund 5,3 im Vergleich zum Vorjahr (2019: 250.515) bzw. um rund 8,0 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018 (2018: 244.339). Der Anteil der weiblichen Beschäftigten in dieser Berufs-gruppe nahm im Jahr 2020 zum wiederholten Male leicht ab und lag am Ende des Jahres 2020 bei rund 39,6 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischer Staatsbürgerschaft verzeichnete in den letzten Jahren eine deutliche Zu-nahme. Ihre Beschäftigungszahl stieg im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 19,3 Prozent auf 55.820. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten an der Gesamtzahl der Beschäf-tigten in der betrachteten Berufsgruppe nahm im Jahr 2020 weiter auf rund 53,5 Prozent zu. Insgesamt 141.019 Vollzeitbeschäftigte bedeuteten im Vorjahresvergleich eine Zu-nahme von rund 8,6 Prozent. Der Anteil der Fachkräfte11 an den Gesamtbeschäftigten er-höhte sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 um 1,3 Prozentpunkte auf rund 60,3 Prozent; rund 39,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gingen im Jahr

11 Fachkraft umfasst alle Berufe der Post- und Zustelldienste, deren Tätigkeiten fundierte fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten erfordern. Angehörige dieser Berufe sortieren KEP-Sendungen (Kurier-, Express- und Pakets-endungen), planen die Zustellfolge und stellen sie zu. Zugeordnete Berufe: Briefzusteller, Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen (KEP-Dienstleistungen), Paketbote, Postabfertiger.

0 20 40 60 80 100 120 140 160

Jan 15 Apr 15 Jul 15 Okt 15 Jan 16 Apr 16 Jul 16 Okt 16 Jan 17 Apr 17 Jul 17 Okt 17 Jan 18 Apr 18 Jul 18 Okt 18 Jan 19 Apr 19 Jul 19 Okt 19 Jan 20 Apr 20 Jul 20 Okt 20

Berufsgruppe „513 Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag" Insgesamt

Beschäftigungs- entwicklung

2020 einer einfachen Tätigkeit nach, die keine speziellen Fachkenntnisse erfordert (Hel-fer12).

Tabelle 7: Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zu-stelldienste (Berufsuntergruppe 5132), Stichtag jeweils 31.12. (in Klammern: Anteile in Prozent)

ohne beruflichen Bildungsabschluss

39.734 (16,3) 43.169 (17,2) 49.816 (18,9) mit anerkanntem Berufsabschluss

93.592 (38,3) 97.273 (38,8) 102.779 (39,0) mit akademischem Berufsabschluss

6.735 (2,8) 8.148 (3,3) 9.988 (3,8)

Ausbildung unbekannt

104.278 (42,7) 101.925 (40,7) 101.235 (38,4) Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik). Eigene Darstellung. Eigene Berechnung.

Der Anteil der Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustelldienste unter 25 Jahren hat sich in den Jahren 2019 und 2020 erhöht und erreichte zuletzt rund 11,3 Prozent. Ins-gesamt 29.837 Beschäftigte in dieser Altersgruppe bedeuteten im Vergleich zum Jahr 2019 eine Zunahme von rund 19,6 Prozent. Trotz der anteiligen Rückgänge der 25- bis 55-Jäh-rigen nahm deren Anzahl absolut im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,3 Prozent auf 166.322 zu. Die Anzahl älterer Beschäftigter in Berufen für Post- und Zustell-dienste nahm in den letzten Jahren ebenfalls weiter zu, wenn auch in einem geringeren Ausmaß als bei den jüngeren Arbeitnehmern. Die Zahl der 55- bis unter 65-Jährigen stieg

12 Die Tätigkeit als Helfer umfasst alle Berufe der Post- und Zustelldienste, deren Tätigkeiten i.d.R. keine spezi-ellen Fachkenntnisse erfordern; meist handelt es sich um einfache oder zuarbeitende Routinetätigkeiten.

Altersstruktur der Beschäftigten

von 55.496 im Jahr 2019 um rund 2,7 Prozent auf zuletzt 57.002. Die Zahl der sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten ab 65 Jahren betrug in der betrachteten Berufsgruppe zu-letzt insgesamt 10.657 und bewegte sich damit nahezu auf Vorjahresniveau.

Weiter zugenommen in den Berufen für Post- und Zustelldienste haben die Anteile der Beschäftigten mit einem anerkannten bzw. einem akademischen Abschluss. Ihr kumulier-ter Anteil betrug zuletzt rund 42,8 Prozent der Gesamtbeschäftigten in der betrachteten Berufsgruppe (2018: 41,1 Prozent; 2019: 42,1 Prozent). Bei rund 38,4 Prozent der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten war die Ausbildung weiterhin unbekannt; ihr Anteil an den Gesamtbeschäftigten war damit erneut rückläufig. Steigende Anteile wiesen zuletzt Beschäftigte ohne beruflichen Bildungsabschluss auf (2020: 18,9 Prozent).

Der Rückgang bei den geringfügig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustell-dienste setzte sich im Jahr 2020 fort. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen sie um rund 2,6 Prozent auf insgesamt 332.135 Personen ab, im Vergleich zum Jahr 2017 um rund 9,3 Prozent. Abbildung 25 unterscheidet die geringfügig Beschäftigten in der betrachteten rufsgruppe nach im Nebenjob geringfügig Beschäftigten und ausschließlich geringfügig Be-schäftigten. Im Jahr 2020 waren demnach rund 33,0 Prozent der Beschäftigten im Neben-job geringfügig beschäftigt und rund 67,0 Prozent ausschließlich geringfügig beschäftigt.

Abbildung 25: Entwicklung der Anzahl der geringfügig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustelldienste, Stichtag jeweils 31.12.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik). Eigene Darstellung. Eigene Berechnung.

Die Mehrheit der geringfügig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustelldienste lässt sich dem Qualifikationsniveau „Helfer“ zuordnen (siehe Abbildung 26, linke Seite). Im Jahr 2020 lag ihr Anteil bei rund 95,2 Prozent. Absolut nahm ihre Anzahl im Vorjahresver-gleich um rund 3,1 Prozent auf 316.034 ab. Die zahlenmäßig größte Gruppe der

geringfü-259.144 245.816 232.083 222.696

106.855

108.609

109.018 109.439

0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000

2017 2018 2019 2020

ausschließlich geringfügig Beschäftigte im Nebenjob geringfügig Beschäftigte

Struktur der geringfügig Beschäftigten Beruflicher Abschluss der Beschäftigten

Geringfügige Beschäftigte

gig Beschäftigten bilden Personen unter 25 Jahren (2020: 36,6 Prozent), gefolgt von Per-sonen im Alter von 25 bis unter 55 Jahren (2020: 32,7 Prozent) (siehe Abbildung 26, rechte Seite).

Abbildung 26: Anteile der geringfügig Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustelldienste nach Anforderungsniveau (linke Seite) sowie Alter (rechte Seite), Stichtag jeweils 31.12.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik). Eigene Darstellung. Eigene Berechnung.

Abbildung 27 differenziert die Arbeitnehmer im Wirtschaftszweig „H53 Post-, Kurier- und Expressdienste“ nach ihrem formalen Qualifikationsniveau. Danach entwickelte sich der Anteil der angelernten Arbeitnehmer in diesem Wirtschaftszweig nach Zuwächsen in den Vorjahren seit dem Jahr 2019 wieder rückläufig und lag mit rund 14,0 Prozent im Jahr 2020 auf dem Niveau des Jahres 2014. Der Anteil der Fachkräfte an den Arbeitnehmern in Post-, Kurier- und Expressdiensten hingegen stieg zum wiederholten Male an und erreichte zuletzt rund 69,0 Prozent (2019: 63,0 Prozent; 2018: 56,0 Prozent).

-50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000

2017 2018 2019 2020

Helfer Fachkraft

-50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000

2017 2018 2019 2020

65 Jahre und älter

55 bis unter 65 Jahre 25 bis unter 55 Jahre unter 25 Jahre

Differenzierung nach Qualifikations- niveau

Abbildung 27: Entwicklung der Anteile der Arbeitnehmergruppen im Wirtschaftszweig „H53 Post-, Kurier- und Expressdienste“ differenziert nach Qualifikationsniveaus (Angaben in Prozent)

Quelle: Statistisches Bundesamt (Fachserie 16 Reihe 2.3). Eigene Darstellung.

Abbildung 28 differenziert die sozialversicherungsplichtig Beschäftigten in Berufen für Post- und Zustelldienste nach ihrer Staatangehörigkeit für den Zeitraum von 2014 bis 2020.

Demnach sind die Anteile der Beschäftigten mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft in den letzten Jahren gestiegen. Der kumulierte Anteil der ausländischen Beschäftigten be-trug im Jahr 2020 rund 21,3 Prozent, der Anteil der Beschäftigten mit deutscher Staatsbür-gerschaft entsprechend rund 78,7 Prozent. Im Jahr 2014 lag der kumulierte Anteil der aus-ländischen Beschäftigten noch bei rund 10,4 Prozent. Hohe jährliche Zuwächse zeigten sich seit dem Jahr 2014 insbesondere bei Beschäftigten mit einer Staatsangehörigkeit ei-nes asiatischen Landes, deren Anzahl von 1.416 Personen im Jahr 2014 auf 10.555 im Jahr 2020 anstieg. Die Zahl der Beschäftigten aus einem anderen EU-Staat verdreifachte sich im Zeitraum von 2014 bis 2020 von 9.940 auf 29.654.

4,0

Arbeitnehmer in leitender Stellung Herausgehobene Fachkräfte

Fachkräfte Angelernte Arbeitnehmer

Ungelernte Arbeitnehmer

Ausländische Beschäftigte

Abbildung 28: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Berufen für Post- und Zustelldienste differenziert nach ihrer Nationalität, Stichtag jeweils 31.12. (Angaben in Prozent)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik – Sonderauswertung). Eigene Darstellung. Eigene Be-rechnung.

Die positive Entwicklung der Beschäftigungszahlen in Berufen für Post- und Zustelldienste in den letzten Jahren ist vor allem auf die vermehrte Einstellung von Personen aus anderen EU-Mitgliedstaaten zurückzuführen Die Zahl der Arbeitnehmer aus einem jungen EU-Mit-gliedstaat hat sich seit dem Jahr 2016 mehr als verdoppelt (siehe Abbildung 29).13 Im Vor-jahresvergleich stieg sie im Jahr 2020 um rund 22,8 Prozent auf 21.169 an. Stark vertreten waren zuletzt insbesondere Personen aus Rumänien (9.085 Beschäftigte). Beschäftigte aus den alten EU-Mitgliedstaaten wiesen in den letzten Jahren ebenfalls Zuwächse auf.

Zuletzt wurden 8.485 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus alten EU-Staaten in Be-rufen für Post- und Zustelldienste registriert; dies entsprach einem Plus von rund 17,9 Pro-zent im Vergleich zum Jahr 2019 und von rund 53,3 ProPro-zent im Vergleich zum Jahr 2016.

13 Alte EU-Mitgliedstaaten: Staaten, die vor 2004 der EU beigetreten sind (I, F, NL, B, L GB, IRL, E, P, GR, A, S, DK, SF); junge EU-Mitgliedstaaten: Staaten, die ab 2004 der EU beigetreten sind (EST, LV, LT, PL, CZ, SK, H, SLO, RO, BG, HR, MT, CY).

89,6 88,6 87,2 85,7 83,4 81,2 78,7

5,1 6,1 7,0 7,9 8,9 9,8 11,2

3,6 3,5 3,6 3,7 3,8 4,0 4,2

2,4 3,4 4,0

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Deutschland EU ohne Deutschland Europa ohne EU Afrika Amerika Asien

Ausländische Beschäftigte mit EU-Staatsbürgerschaft

Abbildung 29: Entwicklung der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit EU-Staats-bürgerschaft in den Berufen für Post- und Zustelldienste (absolute Angaben) sowie jährliche Veränderungen (in Prozent), Stichtag jeweils 31.12.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik – Sonderauswertung). Eigene Darstellung. Eigene Be-rechnung.

Abbildung 30 stellt die Daten der Bundesagentur für Arbeit im Kontext der Fluchtmigration für den Zeitraum von 2016 bis 2020 dar. Am Ende des Jahres 2020 waren insgesamt 9.996 Personen mit einer Staatsangehörigkeit eines der acht zugangsstärksten nicht-europäi-schen Asylherkunftsländer in Berufen für Post- und Zustelldienste sozialversicherungs-pflichtig beschäftigt.14 Im Vergleich zum Jahr 2019 stieg diese Zahl um rund 24,1 Prozent.

Hohe Wachstumszahlen wurden in den letzten Jahren vor allem bei Beschäftigten aus Sy-rien verzeichnet, deren Anzahl von 167 im Jahr 2016 auf 4.833 im Jahr 2020 anstieg. Die Zahl der Beschäftigten aus Afghanistan nahm im Vergleichszeitraum um mehr als das Drei-fache zu (2016: 289; 2020: 899).15 Deutliche Beschäftigungszuwächse waren im Ver-gleichszeitraum ebenfalls bei Personen aus Indien und dem Irak zu verzeichnen.

14 Hierzu zählten im Jahr 2020 die Länder Syrien, Afghanistan, Indien, Irak, Marokko, Pakistan, Iran sowie Kame-run.

15 Die Bundesagentur für Arbeit weist darauf hin, dass die Statistik nicht ausschließlich vor kurzem eingewanderte Personen enthält, sondern alle Beschäftigte, die die Staatsangehörigkeit der hier im Fokus stehenden Länder besitzen; folglich auch Personen, die sich schon lange in Deutschland aufhalten.

2015,5 2016 2016,5 2017 2017,5 2018 2018,5 2019 2019,5 2020 2020,5

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

70,0%

80,0%

90,0%

100,0%

-5.000 10.000 15.000 20.000 25.000

2016 2017 2018 2019 2020

Alte EU-Mitgliedstaaten (absoluter Wert) Junge EU-Mitgliedstaaten (absoluter Wert) Alte EU-Mitgliedstaaten (prozentuale Veränderung) Junge EU-Mitgliedstaaten (prozentuale Veränderung)

Beschäftigung von Personen

aus den zugangsstärksten Asylherkunftsländern

Abbildung 30: Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten aus den acht zugangsstärksten nicht-eu-ropäischen Asylherkunftsländern in den Berufen für Post- und Zustelldienste, Stich-tag jeweils 31.12.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik – Sonderauswertung). Eigene Darstellung. Eigene Be-rechnung.

Abbildung 31 stellt die Anteile der Personen mit einer Staatsbürgerschaft aus den acht zugangsstärksten nicht-europäischen Asylherkunftsländern dar, die während des Jahres 2020 entweder in einem Beruf für Post- und Zustelldienste oder in einem anderen Beruf sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Demnach waren relativ wenige Personen der betrachteten Gruppe in Berufen für Post- und Zustelldienste beschäftigt. Beispiels-weise waren nur rund 3,7 Prozent der aus Kamerun und rund 3,3 Prozent der aus Syrien stammenden Erwerbstätigen in der betrachteten Berufsgruppe tätig.

Abbildung 31: Beschäftigung von Personen aus den acht zugangsstärksten nicht-europäischen Asylherkunftsländern in den Berufen für Post- und Zustelldienste sowie in anderen Berufen, Stichtag 31.12.2020

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Beschäftigungsstatistik – Sonderauswertung). Eigene Darstellung. Eigene Be-rechnung.

Syrien Afghanistan Indien Irak Marokko Pakistan Iran Kamerun

2016 2017 2018 2019 2020

3,3%

in Post- und Zustellung in anderen Berufen

Beschäftigung differenziert nach Berufsbildern

4.2. Arbeitsbedingungen

Der deutsche Postmarkt setzt sich aus den Segmenten Kurier-, Express- sowie Paket-dienste – kurz KEP-Dienste – zusammen. Die Kurzbezeichnung KEP hat sich als Sammel-begriff für die Serviceleistungen der Kurier-, Express- und Paketunternehmen eingebür-gert. Es ist zunehmend üblich, den Begriff auch auf die Angebote des Briefmarkts auszu-weiten. Unter Kurierdienste fallen i.d.R. „Same Day“-Zustellungen. Die Sendungen werden von einem Kurierdienst schnellstmöglich vom Absender zum Empfänger befördert. Ex-presssendungen kennzeichnen sich dadurch, dass verbindliche, fest zugesagte kurze Zu-stellzeiten zugesichert werden; Paketsendungen hingegen unterliegen keinem genau ga-rantierten Lieferzeitpunkt.16 Abbildung 32 zeigt, dass das Sendungsvolumen im deutschen KEP-Markt in den letzten Jahren deutlich anstieg. Im Jahr 2020 erreichte es seine Höchst-marke von insgesamt 4,05 Mrd. Sendungen.17 Der Zuwachs von rund 10,9 Prozent im Ver-gleich zum Jahr 2019 war vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Da auf-grund der Lockdowns der stationäre Handel zeitweise in Teilen zum Erliegen kam, wurde vermehrt auf die Lieferung von Waren und Gütern zurückgegriffen. Nach Informationen des Bundesamtes vollzog sich der Nachfrageanstieg vor allem im B2C-Bereich, während die Sendungsvolumina im B2B-Bereich über weite Strecken des Jahres 2020 auf vergleichs-weise niedrigem Niveau verharrten. Als Reaktion auf die erhöhte Paketnachfrage stockten KEP-Unternehmen insbesondere mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft die Zahl ihrer Be-schäftigten zum Teil deutlich auf und erprobten regional neue Auslieferungskonzepte. Nicht selten führten befragte KEP-Unternehmen Zusatzfahrten aus, die über vertraglich verein-barte Transportvolumina hinausgingen.

Abbildung 32: Sendungsvolumen im deutschen KEP-Markt in Mio. Sendungen sowie die jährliche Veränderung (in Prozent)

Quelle: BIEK. Eigene Darstellung. Eigene Berechnung.

16 Siehe BIEK (2021), S. 9.

17 Siehe BIEK (2021), S. 11.

+3,9% +4,5%

+6,1%

+7,1%

+6,0%

+5,0%

+3,6%

+10,9%

2.300 2.500 2.700 2.900 3.100 3.300 3.500 3.700 3.900 4.100 4.300

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Sendungsvolumen in Mio. Sendungen

KEP-Branche

Den starken Anstieg des Onlinehandels im Jahr 2020, von dem vor allem die Unternehmen der KEP-Branche profitierten, veranschaulicht Abbildung 33. Nach Angaben des Statisti-schen Bundesamtes bewegten sich die Wachstumsraten der Online-Transaktionen wäh-rend des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 in der Spitze in den Kalenderwochen 16 bis 19 zwischen rund 52,0 und 61,2 Prozent und während des zweiten Lockdowns zum Jah-resende in der Spitze bei rund 42,0 Prozent (KW 52). Insgesamt wiesen die Veränderungs-raten der Online-Transaktionen ab der 5. Kalenderwoche 2020 positive Werte auf. Beglei-tet wurde die positive Entwicklung der Online-Transaktionen von einem verstärkten Ausbau des Online-Versandhandels diverser Unternehmen, die auf diese Weise versuchten, stati-onäre Umsatzrückgänge zu kompensieren. Die dadurch hohen Aufkommenszuwächse im Onlinehandel stellten neben der KEP-Branche auch die klassischen Stückgutnetze vor Herausforderungen. Unternehmen der Lagerwirtschaft stießen in Spitzenzeiten an ihre Ka-pazitätsgrenzen.

Abbildung 33: Wachstumsraten der Online-Transaktionen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr (Angaben in Prozent)

Quelle: Statistisches Bundesamt (Experimentelle Daten). Eigene Darstellung.

Tabelle 8 zeigt die Anzahl der Kurzarbeiter und kurzarbeitenden Betriebe im Wirtschafts-zweig „53 Post-, Kurier- und Expressdienste“, die im Zeitraum von Februar bis Dezember 2020 konjunkturelles Kurzarbeitergeld in Anspruch nahmen. Nach den sprunghaften An-stiegen im März und April 2020 auf insgesamt 11.452 Kurzarbeiter bzw. 1.691 kurzarbei-tende Betriebe nahmen die Zahlen in den Folgemonaten wieder deutlich ab; insgesamt 3.120 Kurzarbeiter bzw. 761 kurzarbeitende Betriebe im betrachteten Wirtschaftszweig im November 2020 bedeuteten einen Rückgang von rund 72,8 bzw. 45,0 Prozent im Vergleich zum April 2020. Im Dezember 2020 wurden wieder leicht steigende Zahlen verbucht, ohne jedoch an die sehr hohen Werte vom Frühjahr 2020 heranzureichen; im Dezember 2020 wurden im Wirtschafszweig der Post-, Kurier- und Expressdienste 3.344 Kurzarbeiter und 787 von Kurzarbeit betroffenen Betriebe registriert.

-10%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

KW 1 KW 3 KW 5 KW 7 KW 9 KW 11 KW 13 KW 15 KW 17 KW 19 KW 21 KW 23 KW 25 KW 27 KW 29 KW 31 KW 33 KW 35 KW 37 KW 39 KW 41 KW 43 KW 45 KW 47 KW 49 KW 51

Veränderungsrate zum Vorjahr in Prozent

Entwicklung des Onlinehandels

Kurzarbeit im

Wirtschaftszweig „53 Post-, Kurier- und Expressdienste“

Tabelle 8: Kurzarbeiter und kurzarbeitende Betriebe im Wirtschaftszweig „53 Post-, Kurier- und Expressdienste“ Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Kurzarbeit). Eigene Darstellung.

Abbildung 34 differenziert für das Jahr 2020 die Kurzarbeiter des Wirtschaftszweigs Post-, Kurier- und Expressdienste nach der Dauer ihrer Kurzarbeit. Im April 2020 – als die Zahl der Kurzarbeiter im betrachteten Wirtschaftszweig ihren Höchstwert erreichte – be-fanden sich 11.447 Personen mit einer Dauer von bis zu 3 Monaten in Kurzarbeit, weitere 5 mit einer Dauer von über 6 bis 12 Monaten. Ab Juni 2020 nahm die Zahl der Beschäftig-ten, die zwischen 4 bis 6 Monaten auf Kurzarbeit angewiesen waren, tendenziell zu; im August 2020 wurden 4.549 Personen mit dieser Dauer registriert. Im Dezember 2020 – als die Gesamtzahlen der Kurzarbeiter im Vergleich zum Vormonat wieder leicht stiegen – wurden 2.601 Beschäftigte in den Berufen der Post-, Kurier- und Expressdienste mit Kurz-arbeit mit einer Dauer von 7 bis 12 Monaten verzeichnet, 607 mit einer Dauer von bis zu 3 Monaten und weitere 136 mit einer Dauer von 4 bis 6 Monaten.

Abbildung 34: Dauer der Kurzarbeit der Kurzarbeiter im Wirtschaftszweig „53 Post-, Kurier- und Expressdienste“ (konjunkturelles Kurzarbeitergeld)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Kurzarbeit). Eigene Darstellung.

4.608 11.447 9.962 4.935 694 607

2.661 5.187 4.549 1.9041.664 2.947 2.619 2.601

bis 3 Monate über 3 bis 6 Monate über 6 bis 12 Monate

über 12 bis 18 Monate über 18 Monate

Dauer der Kurzarbeit im Wirtschaftszweig „53 Post-, Kurier- und Expressdienste“

Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) informiert in ihrem jährlichen Fehlzeiten-Report über die Entwicklung der Arbeitsunfähigkeit (AU) in den Berufen für Post- und Zustell-dienste. Abbildung 35 zeigt die Entwicklung der Krankenstände über alle Berufsgruppen auf Bundesebene, branchenspezifisch über alle Berufsgruppen im Wirtschafszweig „Ver-kehr und Transport“ sowie speziell für Beschäftigte in Berufen für Post- und Zustell-dienste.18 Demnach stieg der Krankenstand von Beschäftigten in Berufen für Post- und Zustelldienste seit dem Jahr 2014 auf zuletzt rund 6,8 Prozent an (2014: 6,3 Prozent). Der Krankenstand in dieser Berufsgruppe fiel in den letzten Jahren überdurchschnittlich im Ver-gleich zu allen Berufsgruppen sowie zur Branche Verkehr und Transport aus.

Abbildung 35: Krankenstände berufsbezogen, branchenspezifisch und für alle Berufsgruppen auf Bundesebene (Angaben in Prozent)

Quelle: Badura et al. (Fehlzeiten-Report). Eigene Darstellung.

Beschäftigte für Post- und Zustelldienste müssen aufgrund ihres Tätigkeitprofils eine Viel-zahl von körperlich anstrengenden Tätigkeiten ausführen, z.B. das Sortieren, Heben und Tragen von teilweise schweren Sendungen sowie das Be- und Entladen ihres Fahrzeugs.

Abbildung 36 stellt die Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) über die Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) in den Berufen für Post- und Zustelldienste differenziert nach Krankheitsarten im Zeitraum von 2016 bis 2019 dar und vergleicht sie mit den ent-sprechenden Daten über alle Branchen. Demnach wiesen die Beschäftigten in den Berufen für Post- und Zustelldienste überdurchschnittlich viele AU-Tage infolge von Muskel- und Skeletterkrankungen auf. Im Jahr 2019 entfielen bei ihnen rund 27,5 Prozent aller AU-Tage auf diese Art von Erkrankungen; der Durchschnitt über alle Branchen lag bei rund 22,4 Prozent. Bei Verletzungen lagen die Werte der Beschäftigten in Berufen für Post- und Zu-stelldienste ebenfalls über dem Durchschnitt über alle Berufsgruppen. Bei den AU-Tagen, die auf Erkrankungen der Psyche bzw. der Atemwege zurückzuführen waren, wiesen die

18 Krankenstand: Anteil der im Auswertungszeitraum angefallenen Arbeitsunfähigkeitstage am Kalenderjahr.

5,4 Branche Verkehr und Transport Berufe für Post- u. Zustelldienste

2014

Beschäftigten der betrachteten Berufsgruppe im Jahr 2019 – wie in den Jahren zuvor – unterdurchschnittliche Werte auf (rund 10,5 bzw. 9,9 Prozent).

Abbildung 36: Arbeitsunfähigkeitstage von Beschäftigten aller Branchen und in den Berufen für Post- und Zustelldienste nach Krankheitsarten (Angaben in Prozent)

Quelle: Badura et al. (Fehlzeiten-Report). Eigene Darstellung.

Abbildung 37 zeigt die Anteile der Arbeitsunfälle an den Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) im Zeitraum von 2016 bis 2019. Demnach sind Beschäftigte in Berufen für Post-, Kurier- und Expressdienste überdurchschnittlich oft von Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Arbeitsunfällen betroffen. Nach Rückgängen in den letzten Jahren stiegen die prozentualen Anteile der Arbeitsunfälle an den AU-Tagen in der betrachteten Berufsgruppe im Jahr 2019 wieder leicht auf rund 8,9 Prozent an (2018: 8,8 Prozent). Im Durchschnitt über alle Bran-chen nahmen die Anteile der Arbeitsunfälle an den AU-Tagen zuletzt weiter auf rund 5,8 Prozent ab.

Abbildung 37: Prozentuale Anteile der Arbeitsunfälle an den Arbeitsunfähigkeitstagen aller Bran-chen, in der Branche „Verkehr und Logistik“ und in der Berufsgruppe „Post-, Kurier- und Expressdienste“

Quelle: Badura et al. (Fehlzeiten-Report). Eigene Darstellung.

10,5

Berufe für Post- u. Zustelldienste Alle Branchen Berufe für Post- u. Zustelldienste Alle Branchen Berufe für Post- u. Zustelldienste Alle Branchen Berufe für Post- u. Zustelldienste Alle Branchen

2019201820172016

Psyche Herz/ Kreislauf Atemwege Verdauung Muskel/ Skelett Verletzungen Sonstige

8,9

Alle Branchen Branche "Verkehr und Logistik" Post-, Kurier- und Expressdienste

Arbeitsunfälle

Nach Erkenntnissen des Bundesamtes variieren die Struktur und die Höhe der Vergütun-gen der Beschäftigten im Bereich der KEP-DienstleistunVergütun-gen aufgrund der heteroVergütun-genen Marktstruktur sowie unterschiedlichen Aufgabenprofilen der Beschäftigten relativ stark. Ne-ben der Entlohnung nach den Haus- bzw. regionalen Branchentarifverträgen existieren in-dividuell ausgehandelte Vergütungssätze, die feste und variable Bestandteile enthalten.

Die Tarifverträge enthalten oftmals Sonderzahlungen wie Weihnachts-/Urlaubsgeld, ver-mögenswirksame Leistungen und eine betriebliche Altersvorsorge. Abbildung 38 stellt exemplarisch die tariflich vereinbarten Stundensätze in den Unternehmen der Deutschen

Die Tarifverträge enthalten oftmals Sonderzahlungen wie Weihnachts-/Urlaubsgeld, ver-mögenswirksame Leistungen und eine betriebliche Altersvorsorge. Abbildung 38 stellt exemplarisch die tariflich vereinbarten Stundensätze in den Unternehmen der Deutschen

Im Dokument Marktbeobachtung Güterverkehr (Seite 33-57)