6. Azoverbindungen und Hydrazine z. B
10.2 Bereiche des Atemschutzes Die verschiedenen Bereiche
des Atemschutzes sind in der Übersicht in Abschnitt 10.3 zu sehen. Im Rahmen dieser Ein-führung sollen nur Filtergeräte (umgebungsluftabhängiger Atemschutz) und Pressluftatmer (umgebungsluftunab-hängiger Atemschutz) besprochen werden.
Über die anderen Gebiete des Atemschut-zes informiert die entsprechende Fachlite-ratur, z. B. die Regel „Benutzung von Atemschutzgeräten“ (BGR/GUV-R 190).
10.3 Filtergeräte
Atemschutzmasken sind nach den Unfall-verhütungsvorschriften und der Gefahr-stoffverordnung da einzusetzen oder be-reitzuhalten, wo bei der Arbeit oder für die Rettung nach einem Schadensfall mit gesundheitsgefährdenden Stoffen in der Atemluft gerechnet werden muss.
Die Atemschutzmasken sind außerhalb der gefährdeten Bereiche, jedoch für die Be-schäftigten schnell erreichbar aufzube-wahren (z. B. Gasmaskenschrank im Flur).
Bei Arbeiten mit Druckgasflaschen, die die besonders gesundheitsgefährlichen Gase Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff, Phosgen oder Fluor enthalten, ist ein ge-eignetes Atemschutzgerät (z. B. ein an die Kleidung anheftbares Fluchtfiltergerät mit einem Gasfilter des Filtertyps ABEK, siehe Bild 21) dauernd mitzuführen, um eine eventuelle Flucht aus dem Gefahrenbe-reich zu ermöglichen.
Viertelmasken umschließen Mund und Nase, Halbmasken Mund, Nase und Kinn.
Diese beiden Maskentypen schützen jedoch nicht vor Augenreizungen oder -verätzungen.
Vollmasken umschließen das ganze Ge-sicht und bieten somit einen vollständigen
10 Atemschutz
78
Regenera-tionsgeräte
Bild 21 Bild 22
Einteilung der Atemgeräte nach DIN 3179 und DIN EN 133 (Auszug)
Atemgeräte für Arbeits- und Rettungszwecke
Tauchgeräte
(flüssige Umgebung)
Atemschutzgeräte die abhängig von der Umgebungsatmosphäre wirken
Atemschutzgeräte die unabhängig von der Umgebungsatmosphäre wirken
FILTERGERÄTE PRESSLUFTATMER
Schlauch-geräte Behälter-geräte Atemschutz
(gasförmige Umgebung mit einem Druck von etwa
1 + 0,2 / – 0,3 bar)
Höhenatemgeräte
(gasförmige Umgebung mit einem Druck von
etwa < 0,7 bar)
79 Schutz; daher sollten sie im Laboratorium
ausschließlich eingesetzt werden (siehe Bild 22).
Bei der Auswahl des richtigen Atem-schutzfilters sind folgende Voraussetzun-gen zu beachten:
P Die Sauerstoffkonzentration muss min-destens 17 Vol.- % betragen.
P Art und Zusammensetzung der Schad-stoffe müssen bekannt sein, da sie den Filtertyp bestimmen.
P Die Konzentrationen von gasförmigen Schadstoffen und Partikeln in der Luft dürfen die in den beiden nachfolgen-den Tabellen aufgeführten Höchstkon-zentrationen nicht übersteigen.
Atemschutzfilter werden nach Filtertypen und Filterklassen bezeichnet.
Der Filtertyp beschreibt die jeweilige Schadstoffart, die aus der Einatemluft her-ausgefiltert wird, die Filterklasse das je-weilige Aufnahmevermögen des Atem-schutzfilters.
Einen Überblick über die gängigen Filter-typen und Filterklassen geben die beiden nachfolgenden Tabellen.
Beim Gasfiltertyp A (für organische Stoffe) besteht das Filtermaterial in der Regel aus Aktivkohle mit großer spezifischer Oberflä-che, an der die Schadgase absorbiert wer-den.
Bei den übrigen Gasfiltertypen – bis auf Kohlenmonoxid-Filter – werden impräg-nierte Aktivkohlen verwendet, an der die Schadstoffe absorbiert und chemisch ge-bunden werden.
Der CO-Filter enthält einen speziellen Ka-talysator (Hopkalit), der das Kohlenmono-xid zu KohlendioKohlenmono-xid umsetzt.
Ein besonderes Problem stellt das Heraus-filtern von organischen Stoffen aus der Luft mit einem Siedepunkt unter 65 °C („Nied-rigsieder“) dar. Es konnte gezeigt werden, dass diese Stoffe (wie z. B. Methylenchlorid oder Aceton) nur schlecht von Gasfiltern des Filtertyps A gebunden werden. Ent-sprechend ihres Abscheideverhaltens (und weiterer Kriterien) werden Niedrigsieder in 4 Gruppen eingeteilt (siehe Anhang B).
Vor Niedrigsiedern der Gruppen 1 und 2 schützen AX-Filter.
Bei Niedrigsiedern der Gruppe 3 sind an-dere Filtertypen (Typ B oder K) einzuset-zen.
Keine geeigneten Filter gibt es gegenwär-tig zum Schutz vor Niedrigsiedern der Gruppe 4.
SX-Filter schützen nur vor bestimmten Einzelstoffen, die vom Hersteller auf dem Filter angegeben sind.
Neben Atemfiltern, die nur einen Gasfil-tertyp enthalten, werden auch sog. Mehr-bereichsfilter (z. B. ABEK) angeboten, in
80
Filtertypen und Filterklassen von Gasfiltern nach DIN EN 141 und DIN 3181 Teil 3
Typ
Kenn-farbe
Hauptanwendungsbereich Klasse Höchstzulässige Gaskonzentration A braun Organische Gase und Dämpfe mit
Siedepunkt > 65 °C
1 B grau Anorganische Gase und Dämpfe, z. B.
Chlor, Schwefelwasserstoff, Cyanwasser-stoff – nicht gegen Kohlenmonoxid
1 E gelb Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff und
andere saure Gase 1
2 3
1000 ml / m³ (0,1 Vol.- %) 5000 ml / m³ (0,5 Vol.- %) 10000 ml / m³ (1,0 Vol.- %) K grün Ammoniak und organische
Ammoniak-Derivate AX braun niedrigsiedende organische
Verbindun-gen (Siedepunkt ≤ 65 °C) der Niedrigsie-dergruppen 1 und 2 (s. Anhang B)
– Gr. 1 100 ml / m³ f. max. min Gr. 1 500 ml / m³ f. max. 20 min Gr. 1 1000 ml / m³ f. max. 60 min Gr. 1 5000 ml / m³ f. max. 20 min SX violett wie vom Hersteller festgelegt – 5000 ml / m³ (0,5 Vol.- %) NO blau nitrose Gase z. B. NO, NO2, NOX – siehe Benutzerhinweis des Herstellers
Hg rot Quecksilber – siehe Benutzerhinweis des Herstellers
CO schwarz Kohlenmonoxid – siehe Benutzerhinweis des Herstellers
Reaktor orange radioaktives Iod, einschl. radioaktivem
Iodmethan – siehe Benutzerhinweis des Herstellers
Filterklassen von Partikelfiltern nach DIN EN 143
Typ
Kenn-farbe Hauptanwendungsbereich Klasse Höchstzulässige Konzentration in Vielfa-chem des jeweiligen Luftgrenzwertes bei Verwendung einer
Rückhalte-vermögen
Halbmaske Vollmaske P weiß Feststoffpartikel (Stäube, Rauche)
Feststoffpartikel und Tröpfchenaerosole Feststoffpartikel und Tröpfchenaerosole
1
81 Kennzeichnung von Atemfiltern nach DIN EN 141 und DIN EN 143
Atemfilter müssen gekennzeichnet sein.
Die Kennzeichnung muss enthalten:
• Filtertyp
• Filterklasse
• Kennfarbe
• Hersteller
• Nennung der gültigen Norm
• Ablaufdatum der Lagerzeit
• Hinweis „Siehe Gebrauchsanleitung“
Bild 24: Beispiel für Kombinationsfilter
Bild 23:
Kombinationsfilter Plombierungsstreifen
Partikelfilter Lufteintritt
Luftaustritt
Verschlussklappe Rundgewinde- anschluss
Gasfilter (Aktivkohle) 1 ml Aktivkohle ≈ 500 m² Oberfläche
82
denen die einzelnen Gasfiltertypen (z. B.
A, B, E und K) integriert sind.
Kombinationsfilter vereinigen Gas- und Partikelfilter in einem Gehäuse (siehe Bild 23). Die Atemluft wird dabei zunächst im Partikelfilter von Feststoffpartikeln und Tröpfchenaerosolen gereinigt und dann im Gasfilter von gas-und dampfförmigen Schadstoffen. Diese Anordnung schützt auch zuverlässig gegen flüchtige Partikel.
Alle bei der Auswahl des Filters zu berück-sichtigenden Voraussetzungen sind unbe-dingt zu beachten. Für den allgemeinen Laborbetrieb sind Kombinationsfilter des Mehrbereichsfiltertyps ABEK-P besonders geeignet. Allerdings ist zu beachten, dass zum Schutz vor Niedrigsiedern auch diese Kombinationsfilter nicht geeignet sind.
Die Einsatzdauer eines Atemfilters hängt von seinem Aufnahme- und Rückhaltever-mögen und den Einsatzbedingungen ab.
Luftverbrauch des Atemschutzmaskenträ-gers, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Schadstoffkonzentration und Schadstoffzu-sammensetzung setzen die Grenzen. Die Erschöpfung eines Kombinationsfilters zeigt sich durch Geruchswahrnehmung und / oder erhöhten Atemwiderstand an.
Die Lagerzeit fabrikmäßig verschlossener Filter ist mit Monat und Jahr auf dem Filterkörper angegeben. Wird eine Atem-schutzmaske zur Durchführung eines Experiments, bei dem Gefahrstoffe zum Einsatz kommen, vorsorglich mit einem Filter bestückt, so ist der Filter nach
Ab-schluss des Experiments ohne Einsatz von der Maske abzuschrauben, mit den Kunst-stoffkappen zu verschließen und auf dem Filterkörper deutlich mit dem Öffnungsda-tum zu beschriften. Das so gekennzeichne-te Filgekennzeichne-ter (Ausnahme: AX-Filgekennzeichne-ter) kann noch 6 Monate bei voller Leistungsgarantie zum Einsatz kommen; dann ist es zu ersetzen.
AX-Filter dürfen generell nur im Anliefe-rungszustand verwendet werden. Die wie-derholte Benutzung von AX-Filtern ist nur innerhalb eines Arbeitstages (8 Stunden) zulässig.
10.4 Pressluftatmer
Bei Gefahr von Sauerstoffmangel in der Umgebungsluft unter 17 Vol.- % und / oder bei zu hoher Schadstoffkonzentration muss umgebungsluftunabhängiger Atemschutz benutzt werden. Hierzu eignen sich Press-luftatmer, bei denen dem Geräteträger verdichtete Luft natürlicher Zusammenset-zung aus einer meist auf dem Rücken ge-tragenen Stahlflasche zugeführt wird.
Pressluftatmer dürfen nur von ausgebilde-ten und körperlich dazu geeigneausgebilde-ten Perso-nen benutzt werden.
83 11.1 Allgemeine Maßnahmen
Verletzten bzw. Vergifteten aus dem Gefahrenbereich bergen, Selbstschutz beachten.
Der Ort für die Erstversorgung sollte so gewählt werden, dass ein schneller Ab-transport möglich ist und weitere Hilfsper-sonen nicht in den Gefahrenbereich müs-sen. Der Ersthelfer muss sich, soweit erforderlich, selbst schützen ( Schutzhand-schuhe, Säureschutzkleidung, Atemschutz usw.).
Notruf
Rettungsdienste verständigen Notrufangaben:
WO geschah es?
WAS geschah?
WIE VIELE Verletzte?
WELCHE Art von Verletzungen?
WARTEN auf Rückfragen!
Abtransport organisieren Die Besatzung des Rettungs-wagens vor und im Gebäude einweisen. Kranken-Trans-portwege frei machen.
Arzt anfordern
Bei allen schweren Unfällen sofort ärztliche Hilfe anfor-dern.
Melden
Unfälle prinzipiell dem Labor-leiter melden. Studenten in Praktika wenden sich an ih-ren zuständigen Assistenten.
Unfall-anzeige
Sind Personen verletzt, muss der Laborleiter unverzüglich eine Unfallanzeige ausfüllen und an den zuständigen Unfallversicherungsträger senden.
Tödliche Unfälle, besonders schwere Unfälle und Massen-unfälle sofort telefonisch oder mit Fax dem zuständigen Un-fallversicherungsträger und dem Gewerbeaufsichtsamt melden.
Alle Verletzungen, auch kleinere, in das Ver-bandbuch (BGI/GUV-I 511-1) eintragen.
11.2 Sofortmaßnahmen der