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1. MEDIEN IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT

1.1 Begriffserklärung Medium/Mediendidaktik

Das Wort Medium (lateinisch für Mitte, Vermittler) weist laut Schaub/Zenke (2002, S.

380) mehrere Definitionen auf. Im Bereich der öffentlichen und privaten Kommunikation steht es als zusammenfassende Bezeichnung für alle visuellen, auditiven und audiovisuellen Kommunikationsmittel wie z.B. Presse, Funk, Film und Fernsehen. Im Bereich der Bildung kamen seit den sechziger Jahren zu den traditionellen Begriffen wie Unterrichts- oder Lehr- und Lernmittel die neuen Begriffe Medien, Unterrichtsmedien, audiovisuelle Medien u.a. hinzu und traten weitgehend an ihre Stelle. Neue Begrifflichkeiten wie Hardware für Geräte und Software für Programme wurden eingeführt und seitdem werden Bildung und Ausbildung durch sog. neue Medien und Technologien wie Computer, Videotext, Datenabrufsysteme u.a. zu Innovationen herausgefordert.

Medien dienen im Lehr- und Lernprozess verschiedenen Zwecken und haben im Unterricht verschiedene Funktionen. Manche Medien tragen die Kerninformation und bestimmen den Unterricht, andere hingegen sind eher fakultative Hilfe (vgl. Erdmenger 1997, S. 11). Medien sind von daher

Gegenstand und Mittel des Fremdsprachenunterrichts zugleich, sie

- dienen zur Übermittlung von Informationen in verschiedenen Textsorten, Kanälen und Kodes an die Schüler sowie zur Übermittlung solcher Informationen durch die Schüler an andere,

- fördern Lernprozesse durch Intensivierung, Anschauung, Konkretisierung, Segmentierung, Wiederholung und schaffen simulierte fremdsprachige Situationen als Lernsituationen. (Edelhoff in: Ehnert/ Piepho, 1986, S.15)

Dohmen (1973, S. 2ff) definierte anfangs das Medium als Träger oder Vermittler von Information im Zusammenhang mit Unterricht und Lernen. Etwas später bearbeitet er diese und gibt eine neue verfeinerte Definition:

Erst da, wo Reproduktionsgeräte und Trägermaterialien in einem didaktischen Zusammenhang zu Trägern und/oder Vermittlern von Informationen werden, d.h. wo

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sich Apparat und Information im Dienste didaktischer Funktion verbinden, sprechen wir im didaktischen Sinne von einem Medium. (Dohmen in: Wulf, 1974, S. 409. )

Erdmenger (1997, S. 11ff) zufolge kennzeichnet man die Medien in der Erziehungswissenschaft nach dem Sinnesorgan, durch welches sie wahrgenommen werden. Somit ergibt sich folgende Unterscheidung:

visuelle Medien werden über das Auge wahrgenommen (Lehrbuch, Arbeitsheft, Lektüre, Grammatikbücher, Wandtafel, Folien, Zeitungen, Bildgeschichten, Fotos aber auch reale Gegenstände wie Möbel, Früchte und andere greifbare Objekte, Prospekte, Formulare, Stummfilme u.a.) und verhelfen den Lernenden z.B.

Körpersprache oder grafische Phänomene besser zu verstehen. Dabei müssen die Lernenden das visuelle Medium erst wahrnehmen, dann die verschlüsselte Bedeutung erkennen und verarbeiten, um letztendlich von dem Erfassten im Lernprozess Gebrauch zu machen.

auditive Medien werden über das Ohr wahrgenommen (Stimmen von Lehrern, Mitschülern oder anderen Personen, Radio, CD, Dialoge im Form eines Hörspieles, Lieder, Wetterberichte, Sprachlabor u.a.), wobei die korrekte Aussprache und das korrekte Lautmodell erkannt werden.

audio-visuelle Medien werden sowohl über das Auge als auch über das Ohr wahrgenommen (DVDs, Spielfilme, Dokumentarfilme, Nachrichten, selbstgemachte Tonfilme u.a.), wobei mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden und den Lernenden gleichzeitig die Sprache als auch landeskundliche und kulturelle Inhalte näher gebracht werden.

Medien durchdringen schon seit Jahrzehnten nicht nur alle Lebens- und Arbeitsbereiche sondern stimulieren auch alle unsere Sinne auf unterschiedlichste Weise. Im Bildungsbereich haben sie die Funktion, die Sprache und verschiedene Inhalte zu übermitteln. Dabei haben sie unterschiedliche Ziele, d.h. sie trainieren und fördern verschiedene Kompetenzen. Durch auditive oder audio-visuelle Medien soll z.B. die Kommumikationsfähigkeit der LernerInnen und deren Motivation in der Fremdsprache zu sprechen gefördert werden. Andererseits können z.B. mithilfe von visuellen Medien Lesen oder Schreiben verbessert werden. Je nach Aufgabenstellungen ergeben sich verschiedenste Lehrziele, die Erdmenger (1997, S.13ff) in affektive, pragmatische und kognitive Zielbereiche einteilt.

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Dabei betreffen die pragmatischen Ziele die komplexen Fertigkeiten wie Hörverstehen und Sprechen im mündlichen Zielbereich und Leseverstehen und Schreiben im schriftlichen. (...) Der kognitive Zielbereich betrifft alle Kenntnisse, die im Fremdsprachenunterricht erworben werden sollen, also über die Wortschatzkenntnisse hinaus über lexikalische, grammatische und pragmalinguistische Regeln und über landeskundliche Gegebenheiten der Länder der Zielsprache. Der affektive Zielbereich umfasst Einstellungen und Haltungen, die mit dem Erwerb der fremden Sprache verbunden werden könnten, also die Bereitschaft zur Verständigung und zum Lernen, Toleranz anderer gegenüber, die Bereitschaft, Stereotypen und Vorurteile zu überprüfen und zu korrigieren. (Erdmenger 1997, S.13f)

Es liegt also nahe, diverse Medien im Fremdsprachenunterricht einzusetzen und sie in die Aus- und Weiterbildung einzubeziehen. Dörr und Schrittmatter warnen davor, dass nicht durch bloße Anwendung der Medien die Qualität des Unterrichts steigt, denn Medien sind kein Allheilmittel:

Didaktischer Mehrwert resultiert nicht bereits aus den Medien, sondern kann nur im Rahmen eines sorgfältigen didaktischen Designs entstehen, das neben den Merkmalen und Besonderheiten der Lernenden sowie der verschiedenen Inhaltsbereiche und auch die angestrebten Lehrziele berücksichtigt. (Dörr/Schrittmatter 2002, S.42)

Obwohl dies eine große Herausforderung im Bildungsbereich darstellt, können Medien und neue Technologien nur unter solchen Voraussetzungen den Fremdsprachenunterricht in erheblichem Maße verbessern.

Da sich bereits einige (oben genannte) Medien einen festen Platz im Fremdsprachenunterricht verschafft haben und sich neue Technologien unaufhaltsam weiterentwickeln, hat sich im Laufe der Jahre ein spezieller Teilbereich in der Didaktik entwickelt, und zwar die Mediendidaktik.

Die Mediendidaktik befasst sich vorwiegend mit didaktisch-methodischen Aspekten der Entwicklung, Verwendung und Erforschung von Medien in Schule, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Hochschule. Dabei stehen Fragen nach der Gestaltung und Optimierung von Lehr-Lernprozessen mit Hilfe von Medien, den notwendigen Lernvoraussetzungen, den wahrnehmungspsychologischen Bedingungen und den

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technischen, organisatorischen und personellen Voraussetzungen beim Einsatz von Selbstlerngeräten und Selbstlernprogrammen im Mittelpunkt. (Schaub/Zenke 2002, S.381)

Gienow/Hellwig (1997, S. 14ff) erläutern, dass sich Medien in ihrer Vielfalt als essentielle und fortschreitend komplexe Bestandteile des neusprachlichen Unterrichts erwiesen haben und dass sie ebenso im gesellschaftlichen Gesamtszusammenhang eine permanent wachsende Bedeutung erhalten. In diesem Zusammenhang wurde über die Jahre aufgrund der Erkenntnisse der kognitiven Psychologie, der Psycholinguistik sowie der jungen Hermeneutik und der leserorientierten Textverstehenstheorie ein prozessorientiertes Konzept für die Mediendidaktik erstellt. Dieses besagt, dass sich die Rezeption (prozesuall-individuelle Verarbeitung von Informationen durch mediale Anregung) durch die mediale Anregungskraft, Vorerfahrungen der Lernenden sowie prozessorientierte Arbeitstechniken in die Produktion umsetzt (persönlich-prozessuale Erarbeitung von Information und Sprache) und so einen subjektiv neuen Text erzeugt:

Abb. 1: Konzepte der prozessorientierten Mediendidaktik (Gienow/Hellwig 1997, S. 15)