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die frühkindliche Bildung in Kitas; zudem haben sie den Anspruch, Impulse für die stetige Weiterentwicklung der qualitativen pädagogischen Arbeit zu setzen. Zentrales Anliegen ist es, allen Kindern gleich gute Bildungschancen zu eröffnen, unabhängig von ihrem familiären und sozialen Hintergrund. Zu den Bildungszielen gehören in diesem Zusammenhang: Die Entwicklung des Kindes zu einer selbstbewussten und eigenverantwortlichen Persönlichkeit, der Erwerb unterschiedlicher Kompetenzen für eine positive Weiterentwicklung des weiteren Bildungsweges und als Voraussetzung zur gesellschaftlichen Teilhabe, der Erwerb von Normen und Werten einer demokratischen Gesellschaft, die Weitergabe kultureller Tradition und Überlieferungen, die Förderung des solidarischen Verhaltens und die Gestaltung eines problemlosen Übergangs in die Schule (vgl. Hamburger Bildungsempfehlungen, 2012).

Im Verständnis der Bildungsempfehlungen verhält sich das Kind bei der Eroberung seiner Lebenswelt aktiv und selbstbewusst. Unter Einsatz all ihrer Sinne lernen Kinder sich ein Bild von sich selbst und von der Welt zu machen und in Beziehung zu anderen zu treten (s.a.

Punkt 1.5). Um ihrer Neugier und ihrem Forscherdrang nachgehen zu können, brauchen Kinder zum einen ausreichend Zeit und Raum. Zum anderen brauchen sie für ihr Lernen und den Erwerb von Kompetenzen den Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen. Ein erfolgreiches Lernen in der Kita wird unterstützt, wenn die pädagogischen Fachkräfte sich auf die Forschungsinteressen von Kindern einlassen, ihnen Zuwendung schenken, echtes Interesse zeigen und Kinder Bestätigung in ihrem Tun erfahren können. Aufgabe der Kitas ist es deshalb, Kindern Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten und vielfältige Bildungsanlässe zu eröffnen und durch eine genaue Beobachtung der Kinder die kindliche Entwicklung mit einem angemessenen Bildungsangebot zu fördern. Mit den verschiedenen Bildungsbereichen der Bildungsempfehlungen werden gezielte Möglichkeiten für die Förderung der Ich-, Sach-,

lernmethodischen und sozialen Kompetenzen beschrieben. Doch geht es neben dem Erwerb von Kompetenzen auch darum, dass Kinder die Welt in der sie leben begreifen und sich neuen Herausforderungen stellen (vgl. ebd.).

Für die Umsetzung der genannten Bildungsziele beschreiben die Bildungsempfehlungen beispielhaft, wie das Lernen im Alltag einer Kita, im gemeinsamen Spielen, durch Projektarbeit und ein anregendes Umfeld gefördert werden kann. Insgesamt werden sieben unterschiedliche Bildungsbereiche dargestellt, die jeweils in vier Teile gegliedert sind.

Zunächst wird jeweils theoretisch in einen Bildungsbereich eingeführt. Daran anknüpfend werden Erkundungsfragen, Ziele und die Aufgaben der Erzieherinnen und Erzieher dargelegt.

Im Folgenden wird nun der Bildungsbereich „Bildnerisches Gestalten“ näher vorgestellt.

3.3.1 Theoretische Einführung in den Bildungsbereich: Bildnerisches Gestalten

Bei der Erkundung der Welt können Kinder viele Wege beschreiten. Das bildnerische Gestalten bietet ihnen viele Anlässe und Möglichkeiten, ihre Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Es sind hier die Tätigkeiten wie das Malen, Zeichnen, Collagieren, Plastizieren und Experimentieren, durch die sie ihre Erlebnisse und Empfindungen gestalterisch verarbeiten und produktiv ausdrücken können. Dabei steht wie in der Reggio-Pädagogik auch in diesem Bildungsbereich der Schaffensprozess und nicht das vorzeigbare Endprodukt im Mittelpunkt (vgl. Hamburger Bildungsempfehlungen, 2012).

Das Verstehen der Welt ist eng verknüpft mit einer intensiven Wahrnehmung, einer sinnlichen Erkundung und der schöpferischen Tätigkeit. Das Gestalten hilft Kindern, ihre Wahrnehmungen zu strukturieren. Das Gestaltete stellt etwas dar, das zuvor geistig erfasst wurde, dabei sind die Verfahren der Gestaltung die Mittel, die zum Denken verwendet werden. Somit finden sich auch in gestalterischen Tätigkeiten zwei Ebenen, die der Erkenntnis und die des Empfindens. Gestaltungsprozesse zeigen somit deutliche Parallelen zu ästhetischen Prozessen (s.a. Punkt 1.2; 1.3). Auf einzigartige Weise kann sich hier das magische und das kognitive Denken entwickeln, die Realität mit Fantasie bearbeitet und Festgestelltes mit Vorgestelltem verbunden werden. Dadurch entsteht eine Spannung zwischen dem Möglichen und Unmöglichen, zwischen Realität und Fiktion. Für Kinder bedeutet es, die Fähigkeit zu besitzen, die Welt auf spannende und eigene Weise erobern und erleben zu können (vgl. ebd.).

Bei ihren Erkundungen zeigen Kinder großes Interesse für die Dinge, die ihnen Erstaunen und Freude bereiten (s.a. Punkt 2.1.1; 3.4). Pädagogischen Fachkräften kommt deshalb die Aufgabe zuteil, die Neugier und Entdeckerfreude der Kinder zu erhalten und dies mit neuen Erfahrungs- und Empfindungsmöglichkeiten zu verbinden. Fachkräfte sollten die Angebote zum bildnerischen Gestalten kontinuierlich, gezielt und in länger andauernden Phasen stattfinden lassen. Empfohlen wird, den jüngeren Kindern zunächst die grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit bildnerischen Mitteln und Werkzeugen nahe zu bringen. Bei älteren Kindern können die Angebote zunehmend differenzierter und komplexer werden. Die Bildungsempfehlungen betonen in ihrer theoretischen Einführung zu diesem Bildungsbereich, dass die Wahrnehmungsmöglichkeiten von Kindern unterschätzt werden, wenn lediglich reduzierte schablonenhafte Kunstformen angeboten werden. Aus diesem Grund sollen auch komplexe Kunstwerke, Abbildungen von Gemälden und Skulpturen aus verschiedenen Kunstepochen, Architekturabbildungen und -zeichnungen zum Einsatz kommen (s.a. Punkt 2.3.3) (vgl. ebd.).

3.3.2 Erkundungsfragen

Die Erkundungsfragen der Bildungsempfehlungen sind ein Mittel, um die konkreten Gegebenheiten des jeweiligen Bildungsbereiches zu erfassen. Die Fragen sind immer in vier Bereiche unterteilt: das Kind in seiner Welt, das Kind in der Kindergemeinschaft.

Weltgeschehen/Welt erkunden und Kita-Kultur. Für den Bildungsbereich „Bildnerisches Gestalten“ beziehen sie sich zunächst auf das einzelne Kind. Gefragt wird nach seinem sinnlichen Verhalten in Bezug auf die verwendeten Materialien, nach den Erfahrungen im Gestalten, welche Vorlieben es zeigt, ob und welche Besonderheiten es bisher entdeckt hat und welche Techniken und Werkzeuge bevorzugt werden. Mit den Fragen zum Kind in der Kindergemeinschaft kann das Gruppengeschehen näher erfasst werden. Hier wird nach den Technik- und Materialvorlieben innerhalb der Gruppe, aber auch im Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kindern, gefragt. Die Fragen nach den unterschiedlichen Utensilien richten sich darauf, ob die Kinder sich beispielsweise in Büchern und Bildern, die in der Kita zur Verfügung stehen, wieder finden können oder ob dort bestimmte Dinge existieren, die ihr Zuhause repräsentieren (vgl. Hamburger Bildungsempfehlungen, 2012).

Weitere Erkundungsfragen beschäftigen sich mit dem Erleben des Weltgeschehens und dem Welterkunden. Hierbei geht es um die Möglichkeiten zur Spurensuche im Stadtteil. Als

mögliche Themen werden Kunst, Architektur, Baustile, Geschichte und Religion aufgeführt.

Darüber hinaus wird angeregt, Vergleiche mit anderen Städten und Ländern aufzugreifen. Die Fragen zur Kita-Kultur beziehen sich auf die Bildungsmöglichkeiten, die eine Einrichtung den Kindern eröffnen kann. Gibt es spezifische Räume, die zur Verfügung stehen, welche Größe haben sie, gibt es Ausstellungsflächen und in welcher Form können sie von den Kindern genutzt werden (vgl. ebd.).

3.3.3 Ziele

Die Zieldefinierung für das bildnerische Gestalten wird mit dem Erwerb einzelner Kompetenzen verbunden. Die Ich-Kompetenzen lassen sich demnach durch ein Schärfen der Sinne, das Bewusstwerden der eigenen Empfindungen und Ausdrucksmöglichkeiten, durch sinnliche Wahrnehmungsaktivitäten, den differenzierten Umgang mit Materialien, durch das Erleben der Lust am Entdecken und durch den Erwerb des ersten Urteilsvermögens stärken.

Die sozialen Kompetenzen wachsen durch die Kommunikation über eigene und die Werke anderer, über den Austausch der gestalterischen Tätigkeiten und die damit verbundenen Erfahrungen sowie über das Herstellen von Gemeinschaftsarbeiten. Sachkompetenzen wachsen durch das Kennenlernen unterschiedlicher Materialien und deren Beschaffenheit sowie ihrer Verwendungsmöglichkeiten, durch den Gebrauch unterschiedlicher Werkzeuge und Techniken, den Umgang mit gefährlichen Dingen und das Wissen, wie Gefahren vermieden werden können. Aber auch durch das Wissen von Umsetzungsarten anderer Kulturen, das Differenzieren von heute und Früher und über moderne Gestaltungstechniken und Erfahrungen mit der Natur, Gärten und Bauwerken. Lernmethodische Kompetenzen werden gefördert, wenn gesammelte Erfahrungen auf andere Dinge übertragen werden können sowie durch das Anlegen von Sammlungen, das Kennenlernen von Experimentierverfahren und das Wissen darum (vgl. Hamburger Bildungsempfehlungen, 2012).

3.3.4 Aufgaben der Erzieherinnen und Erzieher

Aus den oben beschriebenen Anforderungen leiten sich folgende Aufgaben für Erzieherinnen und Erzieher ab: Pädagogische Fachkräfte sollen die Gestaltungsvorhaben inhaltlich vorbereiten, genügend Zeit einplanen und dabei die Gestaltungsinteressen der Kinder berücksichtigen. Bildnerische Ausdrucksweisen der Kinder sollen von ihnen ernst genommen, wertgeschätzt, dokumentiert und ausgestellt werden. Auch eine Einbeziehung von Künstlern

und Kunstpädagogen wird als Möglichkeit aufgeführt. Zu den Aufgaben der Pädagogen zählt es auch, Gestaltungsvorhaben wie das Theaterspielen und die Entwicklung eines Bühnenbildes, Filmen und Fotografieren vorzubereiten und zu unterstützen. Pädagogen sollen ebenfalls zur Beobachtung alltäglicher Dinge anregen, beispielsweise künstliche und natürliche Licht- und Farbveränderungen, die wiederum zum Schattenspiel und anderen Effekten anregen können. Weitere Aufgaben stellen das Organisieren und Ermöglichen von Museumsbesuchen und Ausstellungsbesuchen dar. Für die praktische Umsetzung betonen die Bildungsempfehlungen das Arbeiten in Projekten. Zu unterschiedlichen Themen und unter Berücksichtigung des Alters der Kinder werden dafür in den Bildungsempfehlungen auch unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten genannt (Körper und Farbe, Plastizieren, Malen, Porträtmalerei, Theater spielen, Filme drehen, Mosaike herstellen, Utensilien aus anderen Zeiten und Kulturen erkunden, Farben selber herstellen, usw.). Für die gestalterischen Aktivitäten der Kinder sollte ein Atelier eingerichtet oder ein Raumbereich klar definiert werden; die Räumlichkeiten können beispielsweise mit Staffeleien, Werkbänken, Lichttischen, Farben und anderen Gestaltungsmaterialien ausgestattet werden (vgl.

Hamburger Bildungsempfehlungen, 2012).