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Auswirkungen des geplanten Informations- und Kultur-Spartenprogramms und des Online-Angebots auf die Angebotsvielfalt für Seher und Nutzer

Die Ausführungen an dieser Stelle beziehen sich sowohl auf das Informations- und Kultur-Spartenprogramm als auch auf das damit in Zusammenhang stehende Online-Angebot.

Zur Beurteilung der Auswirkungen der neuen Angebote auf die Angebotsvielfalt für Seher und Nutzer werden die Angebote im relevanten Markt mit dem zu prüfenden Angebot verglichen. Hierzu kann eine Reihe von Kriterien herangezogen werden, da der Begriff der Angebotsvielfalt unterschiedliche Aspekte aufweist. Eine positive Wirkung auf die Angebotsvielfalt kann auf unterschiedliche Arten erreicht werden, etwa durch

• eine Erhöhung der quantitativen Vielfalt im Sinne einer Erhöhung der Angebotsvielzahl,

• eine Erhöhung der qualitativen Vielfalt im Sinne einer qualitativen Verschiedenheit des neuen Angebots (z.B. das neue Format für Web-Dokumentation auf dem ARTE Webportal),

• eine Erhöhung der Zeitsouveränität, indem der Zuseher bzw. Nutzer das Angebot zu einem flexiblen Konsumzeitpunkt in Anspruch nehmen kann.

Positive Effekte auf die Erhöhung der Angebotsvielzahl (iSv quantitativer Vielfalt) können grundsätzlich durch folgende Angebotspläne im zu prüfenden Angebot (Angebotskonzept, S. 6) erwartet werden, die sich auch mit den geäußerten Publikumswünschen decken:

• Nochmalige Ausstrahlung von Sendungen (Magazine, Dokumentationen etc.) aus den Vollprogrammen des ORF (Ausstrahlung im Spätabendprogramm) in früheren Zeitzonen auf dem neuen Spartenkanal.

3page impression“ bezeichnet im Wesentlichen den Aufruf einer Seite innerhalb einer Website

• Ein regelmäßiges Programmangebot mit themenvertiefenden Gesprächssendungen zu aktuellen gesellschafts-, wirtschafts-, sozial- oder kulturpolitischen Themenkreisen in frühen Zeitzonen.

• Ergänzend zu den eher seltenen Opern- und Theaterinhalten im Vollprogramm steht eine weitere Programmschiene für derartige Angebote zur Verfügung.

• Produktionen aus dem Archiv können vermehrt ausgestrahlt werden.

• Das Angebot bietet eine Ausstrahlungsplattform für Kunst- und Kulturproduktionen sowie Autorenfilme österreichischer und europäischer Provenienz.

Positive Effekte auf die qualitative Verschiedenheit durch das Angebot sind insbesondere durch folgende Pläne (Angebotskonzept S. 8 und 9) zu erwarten:

• Zusätzliche in Österreich verfügbare Formate:

o Live- oder zeitversetzte Übertragung – auch ausschnittsweise – von Gesprächsveranstaltungen gesellschafts-, wirtschafts-, sozial- oder kulturpolitischer Natur mit Österreichbezug (z.B. Philosophikum Lech, Ökumenische Sommerakademie, „Im Zeitraum“).

o Live- oder zeitversetzte Übertragung von Veranstaltungen zum regionalen, kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehen in den Bundesländern von überregionaler Bedeutung sowie ergänzende Dokumentationen, die gesellschafts-, wirtschafts-, sozial- oder kulturpolitische Themenkreise behandeln (z.B. Themenschwerpunkte anlässlich von Jahrestagen geschichtlicher Ereignisse: „Fall der Mauer in Berlin“, „Kalter Krieg“, etc.).

o Live-Übertragungen von Symposien und Foren von zeitgeschichtlicher und wissenschaftlicher Relevanz.

o Live-Übertragungen von Symposien (z.B. CIVIS Preis, Integrationsforum Berlin mit flankierenden Dokumentationen zu diesem Thema).

o Sendung von ungekürzten Interviews.

o Österreichische regionale Kulturproduktionen, wie beispielsweise Kunst-, Musik- und Theaterfestivals unterschiedlicher Genres.

o Büchersendung „erLesen“ (derzeit schon auf TW1)

o Live- oder zeitversetzte Übertragung von Plenarsitzungen des österreichischen Nationalrates, Bundesrates, von österreichischen Parlamentsenqueten, ausgewählten Sitzungen des europäischen Parlaments, etc.

o Magazin zur österreichischen Ausstellungs- und Museumslandschaft: „Aus dem Rahmen“ (derzeit schon auf TW1).

o Übertragung von Kultur-, Theater- und Literaturpreisverleihungen (z.B.

Nestroy-Preis, Alpha Literaturpreis, etc.).

• Wiederholungen aus dem ORF-Archiv:

o Magazine aus dem ORF Archiv, z.B. „Weltjournal“, „Menschen und Mächte“,

„Dokumente“.

o Wiederholung von Sendereihen aus dem ORF-Archiv (z.B. „Jolly Joker, „Bitte zu Tisch“, „Lebenskünstler“, etc.).

o Ausbau von Jubiläen im Kunst- und Kulturbereich/Dokumentationen (vor allem ORF Archivnutzung).

• Neue zusätzliche Plattformen:

o Spielfeld für junge und noch unbekannte Künstler.

o Schaffung von eigenen Programmflächen für Medienkunst, künstlerische und kulturelle Experimente.

o Plattform für den europäischen und österreichischen Autorenfilm.

Als positiver Effekt in qualitativer Hinsicht ist zudem der im Informations- und Kulturprogramm geplante Österreichbezug zu sehen. Die auf dem relevanten Markt angebotenen Programme stammen großteils aus Deutschland bzw. Frankreich. Ein

Mehrwert kann daher darin gesehen werden, dass mit ORF Info Plus eine – neben Servus TV – weitere österreichische Perspektive auf Informations-, Geschichts- und Kulturthemen geboten wird und stärker Bezug auf österreichrelevante Themen genommen wird.

Das Angebot hat positiven Einfluss auf die Erhöhung der Zeitsouveränität. Dieser Einfluss wird insbesondere durch folgende Maßnahmen (Angebotskonzept, S. 9ff) bewirkt:

• Zeitnahe Wiederholung von ORF Regelprogrammen in früheren Zeitzonen (z.B.

„Kulturmontag“, Wiederholung im Dienstag Hauptabend; „Kreuz und Quer“

Wiederholung im Mittwoch Hauptabend etc.).

• Wiederholung – in aktualisierten Fassungen – zum Beispiel der ORF-Sendereihe

„Land der Berge“.

• Abrufbarkeit von Sendungen des Programmangebots über die Website in Form eines Archivs (geplant zeitlich unbefristet bzw. als „7 Day Catchup“).

Im zu prüfenden Angebotskonzept finden sich allerdings auch einige Faktoren, die den Mehrwert für die Angebotsvielfalt relativieren bzw. reduzieren. Die neuen Angebote werden durch die gesetzliche Bedingung, wonach sowohl das Informations- und Kultur-Spartenprogramm als auch das Online-Angebot nach „Maßgabe der wirtschaftlichen Tragbarkeit“ bereit zu stellen sind, zumindest grundsätzlich budgetär eingeschränkt. Darüber hinaus können folgende Charakteristika der Angebote als den Mehrwert für die Angebotsvielfalt reduzierend angesehen werden:

• Zeitlicher Umfang des Spartenprogramms: Geplant ist, dass ein Kernprogramm von acht Stunden pro Tag produziert wird, welches einmal vollständig sowie nochmals in einer gekürzten Fassung gezeigt wird. Es ist davon auszugehen, dass die Erhöhung der Angebotsvielfalt bei einem geringeren Anteil an Wiederholungen höher wäre.

• Geringer Anteil an genuinem Programm und neuen Themen/Inhalten, wenig Raum für Innovatives und Formatentwicklung: Das achtstündige Kernprogramm besteht zu je einem Drittel aus Wiederholungen aktueller Sendungen der ORF-Hauptprogramme und aus Archivmaterial. Ungeachtet der diesbezüglichen gesetzlichen Vorgaben sowie des durch die Ausstrahlung der jeweiligen Sendungen in früheren und damit zuseherfreundlicheren Zeitzonen bewirkten Mehrwerts, wird damit nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des geplanten Spartenprogramms neuen Inhalten bzw.

Formaten gewidmet. In diesem eng gesetzten Rahmen soll es zwar Platz für Innovation geben, indem jungen bzw. noch unbekannten Künstlern Forum und Bühne geboten werden bzw. ein Experimentierfeld für die Kunst und damit auch für neue Spielarten des Fernsehens geschaffen werden soll, hiefür steht jedoch nur ein Bruchteil der Kernzeit zur Verfügung.

• Bezüglich einer besonderen zusätzlichen Barrierefreiheit gibt es im Angebotskonzept keine Detailpläne. Durch einen im Vergleich zum sonstigen Angebot des ORF überproportionalen Anteil (z.B. im Vergleich zu im ORF Jahresbericht 2010 nach § 7 ORF-G in den Kapiteln 6 und 7 beschriebenen Indikatoren) an barrierefreien Inhalten könnte allerdings die Angebotsvielfalt im Sinne einer quantitativen Ausdehnung des Angebots positiv beeinflusst werden.

• ORF Info Plus nutzt ausschließlich traditionelle Ausstrahlungsformen, während andere vergleichbare Angebote in Richtung HDTV bzw. im Fall von Servus TV in Richtung 3D gehen.

o HDTV-Ausstrahlung

• 3sat: Eine Ausstrahlung in High Definition befindet sich in der Evaluierungsphase.

• ARTE: Seit 1.Juli 2008 sendet ARTE sein deutschsprachiges Programm auch im HDTV Format über Satellit (Quelle: www.arte.tv).

• BR-Alpha: keine Pläne bekannt

• Servus TV: Servus TV ist über ASTRA Satellit in High Definition empfangbar.

o Fernsehen in 3D

• Servus TV sendet dienstags bis freitags zwischen 03:50 und 04:50 Uhr 3D-Material. Für die Nutzung aller optischen Effekte wird eine

„ColorCode"-3D-Brille benötigt. Die 3D-Übertragung funktioniert über Satellit und Kabel, als auch terrestrisch (Quelle: www.servustv.com).

Im Rahmen einer vergleichenden Betrachtung ähnlicher Angebote kann grundsätzlich festgehalten werden, dass das Angebotskonzept (für Spartenprogramm und Online-Angebot) zur Ergänzung bestehender Plattformen (Programme und Online-Portale) beiträgt. Als bestehende Plattformen können an dieser Stelle beispielhaft die Lernplattformen von BR-alpha, wie BR-alpha-Campus, BR alpha-Centauri sowie Grips genannt werden, auf welchen Online-Lernmaterialen mit entsprechenden Sendungen im Spartenkanal angeboten werden. ARTE etwa bietet mit ARTE Creative ein internationales, redaktionell betreutes und interaktives Netzwerk für Künstler sowie Kulturproduzenten an.

Durch das neue Angebot soll eine zusätzliche Plattform für österreichische Künstler sowie den europäischen und österreichischen Autorenfilm geschaffen werden.

In einer Gesamtbetrachtung aller relevanten Angebote ergibt sich, dass das zu prüfende Angebot in einigen Teilbereichen Beiträge zu einer Erhöhung der Angebotsvielfalt, insbesondere für informations- und kulturinteressierte Zuseher und Nutzer liefert. Im Bereich der klassischen Formate erhöht sich die Gesamtzahl der Angebote. Bestehende Inhalte anderer relevanter Angebote werden durch das neue Angebot durch neue Formate, neue Inhalte aus dem ORF-Archiv sowie neue inhaltliche Plattformen ergänzt. Durch Substitutionseffekte (vor allem im relevanten Markt, aber auch in abgeschwächter Form in benachbarten Märkten) kann es im Falle von Einstellungen vergleichbarer Sendungen zu negativen Auswirkungen auf die Angebotsvielfalt kommen.

2.10. Maßnahmen zur Milderung negativer Auswirkungen des geplanten