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Ausgangssituation und Diskurse aus Sicht der Stadt Augsburg –

Im Dokument Kulturentwicklungskonzept Augsburg (Seite 5-9)

Im Hinblick auf die anstehende Erarbeitung des Kulturentwicklungskonzepts weist Kulturreferent Thomas Weitzel darauf hin, dass diese Art von Diskurs über zeitgemäße Kulturförderverfahren gerade erst begonnen hat und der Fachworkshop als ein erstes Angebot in diese Richtung verstanden werden darf. Zum einen ist ein erstes gemeinsames Zusammenkommen der von der Stadt geförderten freien Theater intendiert. Zum anderen ein erster Diskurs, sich einzubringen und aufzustellen, um einen ge-meinsamen Prozess zum Thema Kulturförderung und Kulturförderverfahren mitzugestalten. Es dürfte mehr als offensichtlich sein, das ein „ weiter so wie bisher“ keine Alternative ist.

Fakt ist, dass die Herausforderungen für freiwillige Leistungen immer größer werden und die Logik einer additiven – auf stetiges Wachstum ausgerichteten – Kulturförderung heute nicht mehr funktioniert.

Denn das führt insbesondere vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen zur Überforde-rung der Systeme. Auch im Hinblick auf die angespannte finanzielle Lage gilt es, in Zukunft stärker pro-jektorientiert und konzeptioneller zu arbeiten, Positionen zu beziehen und Kunst und Kultur für gesell-schaftliche Teilhabe zu öffnen. Gut, dass im Boot der geförderten freien Szene verschiedenste Akteure sitzen und diese Lebendigkeit gilt es auch zu bewahren: Durch eigene Kriterien und Kontexte muss eine Haltung entwickelt werden.

Abb.: Graphic-Recording zum Impuls von Thomas Weitzel.

Weitzel stellt anschließend den Kulturetat 2015 der Stadt Augsburg anhand einer diagrammatischen Darstellung vor, welcher 3,8% des städtischen Verwaltungshaushaltes ausmacht. Die reinen Baukosten für das Theater Augsburg sind Investitionskosten und demnach nicht in der Berechnung enthalten.

Punkt 5 „Kulturinstitutionen mit Spielbetrieb“ ist das Thema im Workshop (siehe auch Anhang). Dabei soll es nach Weitzel auch darum gehen, wie man innerhalb der Finanzlage der Stadt Augsburg eine kul-turpolitische Positionierung mit argumentativen Grundlagen formulieren kann, die einerseits die Stär-ken von Kunst und Kultur für die Stadtentwicklung aufzeigen, aber auch neue Kooperationsfelder mit anderen Politikfeldern formulieren. Ein Gießkannenprinzip darf und kann es nicht geben.

Abb.: Kulturetat Stadt Augsburg 2015.

Die Stadt verfolgt ein Fördersystem, das es gerade im Kulturbereich aufzubrechen gilt, denn selbst Pro-jektfördertöpfe sind überwiegend »fest vergeben« und ermöglichen kaum noch flexible Unterstützung – so haben es insbesondere neue Initiativen schwer zu partizipieren. Dennoch muss neuen Aspekten Raum gegeben werden und es bedarf konzeptbasierter Verfahren, damit nicht die Akteure Mittel be-kommen, die sich am besten artikulieren können bzw. gut vernetzt sind. Es bedarf einer fachlichen, auf Inhalte, Qualität und Teilhabegerechtigkeit bezogenen Debatte und Fundierung.

2.2 Ausgangssituation und Diskurse aus Sicht der Stadt Augsburg – Impuls externer Moderator Dr. Patrick S. Föhl

Dr. Patrick S. Föhl1 benennt die Herausforderungen der Legitimation der Kunst- und Kulturförderung in sich schnell wandelnden Zeiten – Stichworte wie Heterogenität, Digitalisierung, Transkultur, Teilhabege-rechtigkeit sowie Kollaborationserfordernisse stehen hierfür exemplarisch.2 Die Förderung nach dem

„Gießkannen-“ bzw. das vorhandene „Omnibusprinzip“ sind keine zeitgemäßen Ansätze.3 Augsburg ist im Hinblick auf konzeptbasierte Kulturförderung noch ein unbeschriebenes Blatt. Dies ist in erster Linie als Chance zu verstehen, gerade im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel. Bezüglich der Augsbur-ger Theaterlandschaft stellt er die provokative Frage, ob das bloße Dasein schon Legitimation genug sein kann? Ein erster Anstoß hinsichtlich einer kooperativen und konzeptorientierten Kulturpolitik ist das Überdenken bisheriger Kulturförderverfahren: Im Hinblick auf die freie Szene und das Theater gilt es vor allem die Projektförderung mitzudenken – anhand von Kriterien, Schwerpunktthemen und klaren Ver-fahren.4 Eine wichtige Frage in Bezug auf Förderungen bzw. entsprechende Instrumente ist auch die der Hilfe zur Selbsthilfe und nach welchen Linien diese Förderungen vergeben werde sollten. Gleichfalls stelle sich die Frage nach „Kulturamt der Zukunft“ und wie diese ggf. noch mehr unterstützende Leis-tungen übernehmen könnte.5

Schlussendlich sei dann noch der Blick auf das Thema Evaluation zu lenken, da Kriterien nur dann Wir-kung und Verbindlichkeit entfalten können, wenn ihre Erreichung auch gemessen wird. Dabei würden

1 Im Folgenden werden vertiefende Literaturangaben seitens des Moderators eingearbeitet, die zur Vorbereitung des Workshops verwendet und zur Vertiefung empfohlen werden.

2 Vgl. zu aktuellen Entwicklungen im Kulturbereich exemplarisch Föhl, Patrick S.; Wolfram, Gernot (2016):

Transformation und Community Building. Neue Denk- und Handlungsansätze in der Praxis von Kulturentwicklungsprozessen, in: Kulturpolitische Mitteilungen, H. 152 (I/2016), S. 30–33. Download hier:

http://www.netzwerk-kulturberatung.de/content/1-ueber/1-dr-patrick-s-foehl/1-publikationen/transformation-und- community-building-neue-denk-und-handlungsansatze-in-der-praxis-von-kulturentwicklungsprozessen/kumi152_30-33.pdf . Siehe hierzu auch: Föhl, Patrick S.; Sievers, Norbert (2013): Kulturentwicklungsplanung. Zur Renaissance eines alten Themas der Neuen Kulturpolitik, in: Sievers, Norbert; Blumenreich, Ulrike; Föhl, Patrick S. (Hg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2013, Essen/Bonn, 63–82. Download hier: http://www.netzwerk-kulturberatung.de/content/1-ueber/1- dr-patrick-s-foehl/1-publikationen/kulturentwicklungsplanung-zur-renaissance-eines-alten-themas-der-neuen-kulturpolitik/foehl-sievers-kep-jahrbuchkp2013.pdf . Siehe ebenso exemplarisch zum Thema Publikumsentwicklung Glogner-Pilz, Patrick; Föhl, Patrick S. (Hg.): Handbuch Kulturpublikum. Forschungsfragen und -befunde, Wiesbaden.

3 Vgl. zum Thema „neue Kulturförderung“ Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft (Hg.) (2015):

Jahrbuch für Kulturpolitik 2014. Thema: Neue Kulturförderung, Essen/Bonn.

4 In diesem Kontext wurde auch mehrfach über die Implementierung eines „Kulturbeirates“ als begleitendes bzw.

qualifizierendes Gremium diskutiert. Vgl. exemplarisch Föhl, Patrick S.; Künzel, Alexandra (2014): Kulturbeiräte als Instrument konzeptbasierter und beteiligungsorientierter Kulturpolitik. Formen, Potenziale und Herausforderungen, in: Loock, Friedrich; Scheytt, Oliver (Hg.): Handbuch Kulturmanagement und Kulturpolitik, Berlin u.a.O. 2006ff., Kap. B 1.12. Download hier: http://www.netzwerk-kulturberatung.de/content/1-ueber/1-dr-patrick-s-foehl/1- publikationen/kulturbeiraete-als-instrument-konzeptbasierter-und-beteiligungsorientierter-kulturpolitik-formen-potenziale-und-herausforderungen/foehl_kuenzel_kulturbeiraete_handbuch_kulturmanagement.pdf

5 Siehe hierzu auch: Föhl, Patrick S.; Wolfram, Gernot; Peper, Robert (2016): Cultural Managers as ‘Masters of Interspaces’ in Transformation Processes – a Network Theory Perspective, , in: Journal of Cultural Management. Arts, Economics, Policy, Vol. 2 2016/1, S. 17–49. Download hier: http://www.netzwerk-kulturberatung.de/content/1-

ueber/1-dr-patrick-s-foehl/1-publikationen/cultural-managers-as-masters-of-interspaces-in-transformation-processes-a-network-theory-perspective/b38_zkm2016.1-xx-fohl-et-al-id033.pdf

verschiedene Verfahren und Messkriterien vorliegen, in jedem Fall seien Evaluationsverfahren keine Einbahnstraßen, sondern würden idealiter im Dialog von Fördergeber und -empfänger vollzogen.6

Insgesamt diskutierte Dr. Föhl folgende Themenbereiche:

• Instrumente und Verfahren zeitgemäßer Kulturförderung

• Kontext- und netzwerkorientierte Kulturförderung

• Kooperative Kulturförderung

• Konzeptorientierte Kulturförderung

• Felder neuer Kulturförderung

• Programm- und projektbezogene Kulturförderung

• Neue Anforderungen an öffentliche Kultureinrichtungen als Anker der Kulturentwicklung.

Abb.: Beispiel für die Diskussion über zeitgemäße Kriterien und Kriterienfelder im Bereich der Kulturförderung (© Föhl/Götzy 2013).7

6 Vgl. exemplarisch Becker, Dirk (2008): Zur Evaluation kultureller Projekte, in: Zeitschrift für Evaluation 7, Heft 1, 2008, S. 97–111. Siehe z. B. auch: Stockmann, Reinhard; Hennefeld, Vera (2016): Evaluation und Publikumsforschung, in:

Glogner-Pilz, Patrick; Föhl, Patrick S. (Hg.): Handbuch Kulturpublikum. Forschungsfragen und -befunde, Wiesbaden, S.

105–140.

7 Föhl, Patrick S.; Götzky, Doreen (2013): Zukunft der Bundesmusikförderung. Verfahrenskonzeption für die Neugestaltung der Musikförderung des Bundes unter Berücksichtigung von Governance-Aspekten. Im Auftrag/herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin. Download hier: http://www.netzwerk-

Im Dokument Kulturentwicklungskonzept Augsburg (Seite 5-9)