• Keine Ergebnisse gefunden

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.18 Auenwälder mit Erle, Esche, Weide [*91E0]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 3 6 6 15

Fläche [ha] 10,16 21,07 3,89 35,12

Anteil Bewertung vom LRT [%] 28,9 60,0 11,1 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] -- -- -- --

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr: 2011 und 2013 Beschreibung

Die meisten Auwaldbestände im FFH-Gebiet liegen an der Enz. Größere zusammen-hängende Flächen befinden sich hier zwischen Niefern und Mühlacker sowie zwischen Lomersheim und dem östlichen Ende des FFH-Gebiets bei Roßwag; dazwischen gibt es mehrere kürzere Flussabschnitte an denen Auwaldstreifen ausgebildet sind. Unterbrochen sind die Auwaldbestände von Flussabschnitten mit naturferner Ufervegetation oder einer naturnahen Vegetation, die jedoch keinem Lebensraumtyp entspricht.

Die Bestände an der Enz besitzen meist eine artenreiche Baum-, Strauch- und Krautschicht.

Typische Baumarten sind Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Esche (Fraxinus excelsior), Silber- und Bruch-Weide (Salix alba, S. fragilis), in geringerem Umfang auch Fahl-Weide (Salix rubens), Stiel-Eiche (Quercus robur), Berg-, Spitz und Feld-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A.

platanoides, A. campestre). In fast allen Beständen kommen in unterschiedlicher Menge alte, gepflanzte Hybrid-Pappeln (Populus canadensis) vor. Die Strauchschicht ist in der Regel gut ausgebildet mit Hasel (Corylus avellana), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Rotem Hartriegel (Cornus sanguinea), Schwarzem Holunder (Sambucus nigra), in geringerem Umfang auch Purpur- und Korb-Weide (Salix purpurea, S. viminalis) als typische Auwaldsträucher. Die Krautschicht ist überwiegend von Nitrophyten geprägt, vor allem durch Große Brennnessel (Urtica dioica), Kratzbeere (Rubus caesius), Giersch (Aegopodium podagraria) und Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata). Typische Arten des Auwalds sind Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Geflügelte Braunwurz (Scrophularia umbrosa), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Große Sternmiere (Stellaria holostea) und Hänge-Segge (Carex pendula).

Neophyten sind nur in geringem Umfang vertreten, zum Beispiel Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Topinambur (Helianthus tuberosus), Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica) oder Neubelgien-Aster (Aster novi-belgii).

Die Bestände sind relativ alt, mit einem entsprechend alten und hohen Baumbestand mit etlichen Habitatbäumen. Der Anteil an stehendem Totholz ist allerdings relativ gering, liegendes Totholz fehlt zumeist.

Die Auwaldbestände an Glatt- und Kreuzbach sind ähnlich aufgebaut mit einem alten, bis über 20 m hohen Baumbestand vor allem aus Schwarz-Erle und Esche, daneben in geringem Umfang noch Fahl-Weide und Berg-Ahorn; die Silber-Weide fehlt hier. Strauch- und Krautschicht sind artenreich mit etlichen typischen Auwaldarten, u.a. Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Berg-Goldnessel (Lamium montanum) und Hain-Ampfer (Rumex sanguineus). Auch an Glatt- und Kreuzbach dominieren Nitrophyten wie die Große Brennnessel. Das Indische Springkraut kommt hier in beeinträchtigender Menge vor. Innerhalb des FFH-Gebiets sind die Auwaldbestände an beiden Bächen durchgehend und fast immer auf beiden Uferseiten ausgebildet.

Die Bestände an Erlen- und Gründelbach sind überwiegend sehr schmal. Die Baumschicht ist dicht und wird dominiert aus 10 bis 20 m hohen oft mehrstämmigen Schwarz-Erlen und Eschen, daneben kommen einzelnen Fahl-Weiden vor. Die Strauchschicht wechselt zwi-schen dichten und sehr lückigen Abschnitten mit Pfaffenhütchen, Purpur-Weide, Gewöhnli-cher Traubenkirsche (Prunus padus) und Schlehe (Prunus spinosa). Die Krautschicht ist artenarm mit wenigen typischen Waldarten. Bemerkenswert ist die Ufer-Segge (Carex riparia) an einigen Abschnitten des Gründelbachs. Die Baumschicht des Auwalds am Mettenbach besteht im westlichen Teil aus etwa 20 m hohen Bruch-Weiden, die zum Teil vor kurzem auf-den-Stock gesetzt wurden; in der östlichen Teilfläche dominiert die Schwarz-Erle.

Die Strauch- und Krautschicht ist hier artenreicher als an Erlen- und Gründelbach mit typischen Feuchtezeigern wie Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Gilb-Weiderich (Lysimachia vulgaris).

Die Ausprägung der Bestände im Waldverband ist trotz der geringen Fläche sehr unter-schiedlich. Es kommen sowohl der Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wald auf

quellig-sumpfigen Standorten als auch der Silberweiden-Auenwald in der Enzaue vor. Es wurden zwei Erfassungseinheiten gebildet. Die Baumartenzusammensetzung unterscheidet sich entsprechend dieser beiden Waldgesellschaften deutlich. Im Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wald sind Schwarz-Erle oder Esche die dominierenden Baumarten. In seltener überfluteten Bereichen (mit Übergängen zum Ahorn-Eschen-Wald) hat der Berg-Ahorn z.T. höhere Mischungsanteile. In den Weichholzauenwäldern dominieren dagegen Baumweiden (Bruch-Weide, seltener Silber-Weide). Die Bruch-Weide ist vielfach auch bei Galeriewäldern maßgeblich beteiligt. Als nicht gesellschaftstypische Baumart treten in einigen Flächen Hybrid-Pappeln auf und beeinträchtigen bei höheren Anteilen die Naturnähe dieser seltenen Waldgesellschaften. Beigemischte Nadelbäume spielen dagegen nur eine geringe Rolle. Der Anteil gesellschaftstypischer Baumarten liegt insgesamt bei rund 90 %. In der Natur-verjüngung treten v.a. Esche und z.T. Berg-Ahorn auf. Erlen und Weiden verjüngen sich dagegen viel seltener und meist nur aus Stockausschlägen. Die Bodenvegetation ist ebenfalls inhomogen. Örtlich ist sie gesellschaftstypisch mit nässezeigenden Arten wie Sumpf-Segge, Mädesüß oder Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) ausgebildet. Vielfach dominieren aber auch stickstoffzeigende Arten oder Neophyten (v.a. Indisches Springkraut).

Vor allem an der Enz sind die Bäume vielfach aus Stockausschlägen hervorgegangen (insbesondere die Schwarz-Erlen). Die Totholzanteile bewegen sich zumeist im niedrigen bis mittleren Bereich. Die Anteile an Habitatbäumen schwanken stark. Baumweiden weisen besonders häufig Habitatstrukturen wie Spechthöhlen, Pilzkonsolen oder Fäulnishöhlen in alten Stöcken auf. Fäulnishöhlen finden sich ebenfalls häufiger in alten Schwarzerlen-Stockausschlägen. Die Stangenhölzer sind in der Regel strukturarm. Die Altersphasen-ausstattung ist mit A zu bewerten, da die Silberweidenaue aktuell keiner Nutzung bzw.

wirtschaftlicher Bedeutung unterliegt und damit dem Dauerwald zuzuordnen ist. Sie nimmt über 40 % der Fläche ein. Die übrigen Bestände befinden sich im Stangen- bzw. im Baumholzalter. Der Wasserhaushalt ist insgesamt verändert, für den Lebensraumtyp noch günstig.

Insgesamt werden das lebensraumtypische Arteninventar ebenso wie die lebensraum-typischen Habitatstrukturen mit gut bewertet – Wertstufe B. Abwertend wirken hier die durch etliche Querbauwerke stark veränderte Fließgewässerdynamik der Enz, was die Natürlichkeit des Auestandorts beeinträchtigt. Alle Bestände weisen eine mittlere Beeinträchtigung auf – Wertstufe B. Die Bestände im Waldverband sind von Gräben durchzogen, die schon vor Längerem angelegt wurden und sich immer noch auf den Wasserhaushalt auswirken.

In fast allen Auwaldbeständen kommen Neophyten vor, die stellenweise eine Beeinträchti-gung darstellen. Insbesondere das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) wie auch der Sachalin-Staudenknöterich (R. sachalinensis) und der Bastard zwischen beiden können zu einem Problem für die auetypische Kraut- und Strauchschicht werden, wenn sie größere Flächen dicht bewachsen.

Es wird daher empfohlen, die Entwicklung dieser Populationen im FFH-Gebiet zu beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen zur Zurückdrängung zu ergreifen.

Zusammenfassende Beschreibung des FFH-Lebensraumtyps Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

Lebensraumtypisches Arteninventar gut B

Baumartenzusammensetzung Anteil gesellschaftstypischer Baumarten 93%:

Schwarz-Erle 51%, Weidearten 26%, Esche 14%, sonstige Laubbaumarten 2%.

Anteil nicht gesellschaftstypischer Baumarten 7%: Hyprid-Pappel

B

Verjüngungssituation Anteil gesellschaftstypischer Baumarten an der Vorausverjüngung: 100%

A

Bodenvegetation Bodenvegetation eingeschränkt vorhanden B

Lebensraumtypische Habitatstrukturen gut B

Altersphasen 2 Altersphasen:

Wachstumsphase: 1,5 ha / 59,7%

Dauerwaldphase: 1,0 ha / 40 %

A

Totholzvorrat 2,6 Festmeter/ha C

Habitatbäume 2,1 Bäume/ha B

Wasserhaushalt Wasserhaushalt verändert, für den Waldlebensraumtyp noch günstig

B

Beeinträchtigungen mittel B

Bewertung auf Gebietsebene gut B

Verbreitung im Gebiet

Auwälder kommen im Offenland an der Enz Erlen-, an Metten- und Gründelbach mit kleineren Nebengewässern sowie am Glattbach und am Kreuzbach vor. Innerhalb des Waldes ist der Lebensraumtyp nur kleinflächig vertreten: zwei Bestände in der Erlenbachniederung nordwestlich Dürrn und zwei an der Enz südlich Mühlhausen.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Baumschicht: Feld-Ahorn (Acer campestre), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Grau-Erle (Alnus incana), Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior), Vogel-Kirsche (Prunus avium), Stiel-Eiche (Quercus robur), Silber-Weide (Salix alba), Bruch-Weide (Salix fragilis), Fahl-Weide (Salix rubens), Feld-Ulme (Ulmus minor), Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album)

Strauchschicht: Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana), Gewöhnliches Pfaffenkäppchen (Euonymus europaeus), Rote

Johannisbeere (Ribes rubrum), Grau-Weide (Salix cinerea), Purpur-Weide (Salix purpurea), Korb-Weide (Salix viminalis), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Krautschicht: Giersch (Aegopodium podagraria), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Hänge-Segge (Carex pendula), Ufer-Hänge-Segge (Carex riparia), Nessel-Seide (Cuscuta

europaea), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Hunds-Quecke (Elymus caninus), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Gewöhnlicher Hopfen (Humulus lupulus), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria),

Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Kratzbeere (Rubus caesius), Hain-Ampfer (Rumex sanguineus), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Große Sternmiere (Stellaria holostea), Große Brennnessel (Urtica dioica), Arzneibaldrian (Valeriana officinalis)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Nur wenn in großer Menge vorkommend: Eschen-Ahorn (Acer negundo), Topinambur (Helianthus tuberosus), Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Kanadische Pappel (Populus canadensis), Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica), Große Brennnessel (Urtica dioica)

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung keine

Bewertung auf Gebietsebene

Auf Gebietsebene wird der Lebensraumtyp insgesamt mit gut bewertet – Erhaltungszustand B. Positiv wirken sich die überwiegend artenreichen Ausprägungen der Baum-, Strauch- und Krautschicht mit etlichen typischen Arten und insgesamt relativ wenigen Neophyten oder anderen Störzeigern aus. Abwertend wirkt der stark durch Querbauwerke mit großen Rückstaubereichen beeinträchtigte Auenstandort an der Enz mit den größten Auwald-beständen.