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Aus der Arbeit des Vorstandes

Im Dokument Nachruf auf Prof. Dr. Klaus Grawe (Seite 80-83)

Seit der letzten Ausgabe des Psychothe-rapeutenjournals konnten viele dort noch als „in Arbeit“ befindliche Aufgaben abge-schlossen oder auf den endgültigen Weg gebracht werden.

Nachapprobationsprüfungen Nachdem viele Monate unklar war, ob und wie die sog. Nachapprobationsprüfungen von Psychotherapeuten ohne Psychologie-Diplom stattfinden können, hat das Ver-waltungsgericht Hamburg in fünf seit 1999 bzw. 2000 anhängigen Verfahren einen Vergleich vorgeschlagen, der von allen Be-troffenen akzeptiert wurde. Die Psycho-therapeutenkammer Hamburg war zu die-sen Verfahren beigeladen und konnte ih-ren Entwurf einer Verfahih-rensrichtlinie ein-bringen und bis auf wenige kleine Ände-rungen auch durchsetzen. Dieser Vergleich in den fünf Altverfahren ist zwischenzeitlich auch auf die Neuverfahren aus dem Jahr 2005 und die noch im Widerspruchsver-fahren befindlichen Kammermitglieder um-gesetzt worden. Nachdem zwischenzeitlich alle noch offenen Anmeldefristen verstri-chen sind, steht fest, dass 54 ehemals in der Übergangsphase des Psychotherapeu-tengesetzes entgegen ihrem Antrag mit einer KJP-Approbation beschiedene Psy-chotherapeuten sich dem Prüfungsge-spräch nach der einvernehmlich vereinbar-ten Verfahrensrichtlinie unterziehen kön-nen. Die Kammer hat die dafür erforderli-chen Ausschüsse eingerichtet.

Berufsordnung

Die Kammerversammlung hat in ihrer letz-ten Sitzung am 8. Juni die neue Berufs-ordnung der Psychotherapeutenkammer Hamburg einstimmig beschlossen. Voraus-gegangen waren fast 1½-Jahre intensiver

Arbeit des Berufsordnungsausschusses, dem wir an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für die vielen Stunden abendlicher ehrenamtlicher Arbeit danken möchten.

Damit konnte die Berufsordnung beschlos-sen und der Aufsichtbehörde zur Geneh-migung eingereicht werden. Seitens der Aufsichtsbehörde sind zwischenzeitlich geringe Änderungswünsche angemeldet und in die Berufsordnung eingebaut wor-den. Im Zuge einer außerordentlichen Kammerversammlung am 10. September wird dann die endgültige Fassung beschlos-sen und veröffentlicht werden können.

Schlichtungsordnung

Auch in Sachen Schlichtungsordnung liegt inzwischen nach intensiver Diskussion in den letzten beiden Kammerversammlun-gen ein weitgehend beschlussfähiger Ent-wurf vor, der möglichst noch in diesem Jahr der endgültigen Beschlussfassung zuge-führt werden wird.

Notfallpsychotherapie

Der Vorstand hat für den 28./29. Oktober eine Vortragsveranstaltung zum Thema Notfallpsychotherapie und eine Fort-bildungsveranstaltung zum gleichen The-ma vorbereitet. Am 28.10. werden Frau Prof.

Beerlage von der Hochschule Magdeburg-Stendal, Frau Prof. Walter und Dr. Morawetz (beide aus Innsbruck und eingebunden in die Katastrophenhilfe in Kaprun und Galtür) im Rahmen einer Vortragsveranstaltung über die aktuelle Situation der notfallpsy-chotherapeutischen Versorgung in Deutschland und die Erfahrungen aus den Katastrophenhilfe in Österreich berichten.

Am 29. Oktober wird Dr. Barre (Bundes-wehrkrankenhaus Hamburg) ein Fortbil-dungsseminar zur notfallpsychotherapeu-tischen Versorgung bei Großschadensereig-nissen durchführen. Zu beiden Veranstal-tungen wird die Einladung in Kürze

ver-sandt. Im Vorfeld findet am 27. Oktober unter Einbeziehung der beiden Fachleute aus Innsbruck eine Pressekonferenz zur Si-tuation der notfallpsychotherapeutischen Versorgung in Hamburg statt, für die es uns gelungen ist, eine zum Thema passende bedrückende und zudem kostenfreie

„Location“ zu finden: Die Pressekonferenz wird im Katastrophenschutzbunker am Hachmannplatz stattfinden.

Fortbildung &

Fortbildungsakkreditierung

Seit Anfang Juli steht auf der Homepage der Psychotherapeutenkammer ein Portal zur Online-Akkreditierung von Fortbildungs-veranstaltungen zur Verfügung. Damit sind Fortbildungsanbieter nicht mehr an die aufwendige Papierform gebunden und haben zudem die Möglichkeit zeitsparend auf Basis von schon eingegebenen Veran-staltungen durch den „Edit-Modus“ neue Veranstaltungen anzumelden. Nach Prü-fung der Online-Angaben durch den zu-ständigen Ausschuss erfolgt dann auch die Akkreditierung online und als quasi gern gesehenes „Abfallprodukt“ steht die Fortbildungsveranstaltung automatisch in unserer Online-Datenbank der akkreditier-ten Fortbildungsveranstaltungen zur Infor-mation bereit. Wir bitten alle Fortbildungs-anbieter von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Bei Problemen im Umgang mit dem Portal, das ja auch für uns „Neuland“

ist, helfen die MitarbeiterInnen der Ge-schäftsstelle gern weiter.

Hamburger Fachdienst

Der Hamburger Fachdienst – ein Bestand-teil des Öffentlichen Gesundheitsdienstes – hat uns gebeten, die am Ende des Hamburg-Teils abgedruckte Information zu veröffentlichen, was wir gerne tun. Beim Hamburger Fachdienst arbeiten eine Rei-he von Kolleginnen und Kollegen und

die-Hamburg

se würden sich nach eigenen Angaben über eine verstärkte Zusammenarbeit mit niedergelassenen KollegenInnen freuen.

Therapie-Zentrum für Suizid-gefährdete (TZS) am

Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg

Interview mit Frau PD Dr. Benigna Gerisch

(Ulrich Wirth): Frau Gerisch, das „Suizid-zentrum“, wie es inzwischen genannt wird, ist in Hamburg eine Institution, es wird in diesem Jahr 15 Jahre alt. Sie sind Psychologische Psychotherapeutin und schon seit Beginn dabei. Wie ist es zu die-ser besonderen Einrichtung gekommen ? (BG) Es war eine ungewöhnliche Geburt:

Eine Hamburger Unternehmerin gab 1990 an Professor Götze, den späteren Leiter, eine große Spende, um ein niedrigschwel-liges, psychotherapeutisches Angebot für akut und chronisch suizidale Patienten zu schaffen. Der Bund hat noch Gelder für dieses Modellprojekt dazugegeben, ur-sprünglich für 5 Jahre. Danach sind wir von der KV als Institutsambulanz anerkannt wor-den. Das Angebot stieß in eine Versor-gungslücke. Es gab Kliniken und Beratungs-stellen als Anlaufpunkte, aber – und das gilt weit und breit bis heute – es gab keine explizit psychotherapeutisch orientierte Ein-richtung für suizidale Menschen. Durch die Begleitforschung wurde klar, dass u.a. vie-le Klinikaufenthalte vermieden werden konnten, insofern spart unsere Arbeit auch Kosten im Gesundheitswesen.

Außerdem hat das Zentrum präventive Wir-kung sowohl für die Menschen, die sich suizidal erleben, aber bisher noch keinen Suizidversuch unternommen haben als auch im Sinne der Rückfallprophylaxe. Oft wird unterschätzt, dass der Suizid eine häu-fige Todesursache ist. Bei den 20 bis 40-jährigen ist der Suizid, nach den Unfällen, die zweithäufigste Todesursache.

Denn jeder Dritte, der bereits einen Suizid-versuch unternommen hat, Suizid-versucht es später noch einmal. Nicht selten wenden sich ehemalige Patienten in erneuten Kri-sen auch wieder an uns, das werten wir als ein positives Zeichen. Und unsere

katamnestischen Untersuchungen zeigen, daß sich die von uns behandelten Patien-ten zwar in KrisenzeiPatien-ten durchaus noch suizidal erleben, aber der Handlungsdruck deutlich abnimmt.

(UW): In jüngerer Zeit gab es hier und da Fragezeichen, ob und wie die Arbeit des Zentrums fortgesetzt werden kann.

(BG) Ja, schon. Das erfordert mitunter er-heblichen Aufwand, die zukünftige Arbeit zu sichern und nimmt natürlich Kapazitä-ten vom eigentlichen psychotherapeuti-schen Tun weg. Oft ist aber vermittelbar, dass diese Arbeit eine spezifische Struktur des Angebotes braucht. Für die Niederge-lassenen ist es meist ein ziemliches Pro-blem, akut Suizidalen einen Platz anzubie-ten. Nicht selten werden wir auch von Kol-legen in Anspruch genommen, wenn es in deren laufenden ambulanten Behand-lungen zu einer suizidalen Entwicklung kommt.

(UW) „Spezifische Struktur“ heißt, Sie müssen rasch reagieren können, vermu-te ich. Wie sieht Ihr Angebot aus ? (BG) Wir haben 3 Stellen in der Kranken-versorgung, die sich auf 3 ÄrztInnen und zwei Psychologinnen verteilen. Zwei wei-tere Stellen dienen explizit der wissen-schaftlichen Begleitung und Forschung.

Sehr wichtig sind auch zwei Dokumen-tationsassistentinnen, die am Telefon ers-te Ansprechpartnerinnen sind, dann aber in möglichst kurzer Zeit das Gespräch an einen Therapeuten vermitteln. Wir sind während der Sprechzeit zwischen 8.30 und 16.30 Uhr in der Lage, Patienten die ad hoc in akuten Notfällen spontan kommen, zu sehen. Bei Überweisungen aus dem nie-dergelassenen Bereich findet eine telefo-nische Absprache mit uns statt. Dies er-spart den Patienten überflüssige Wege und Zwischenstationen. Denn die Nachfrage ist deutlich größer als die Behandlungskapa-zität, auch wenn wir immerhin im Schnitt zwischen 60 und 80 Patienten in Behand-lung haben. Wir arbeiten auf der Basis psy-choanalytischer Konzepte und versuchen, die aktuelle Krise oder das suizidale Erle-ben in einem psychodynamischen Kontext zu verstehen, also auf die Verschränkung von äußerer Situation, Auslöser und der

inneren Konfliktthematik zu fokussieren.

Wichtig ist sich klarzumachen, dass nicht alle Menschen auf den gleichen äußeren Auslöser suizidal reagieren. Es muss noch andere Gründe geben, warum jemand glaubt, die Krise nicht anders lösen zu kön-nen als durch eikön-nen Suizid. Dies versuchen wir in den Therapien gemeinsam mit dem Patienten zu erarbeiten. Die Therapien um-fassen im günstigen Fall zwischen 15 und 50 Sitzungen, aber auch kürzere Behand-lungen können hilfreich sein. In Einzelfäl-len sind auch längere Behandlungsange-bote indiziert. Wichtig ist auch, dass wir im Zentrum in der Lage sind, situativ oder be-gleitend medikamentös zu behandeln.

Selbstverständlich können nicht alle sui-zidalene Patienten von diesem spezifi-schen, ambulanten Angebot profitieren.

Grenzen finden sich besonders, wenn eine Psychose oder eine Suchterkrankung im Vordergrund steht.

(UW) Diese Arbeit fordert Sie sicher auch in spezifischer Weise. Wie gehen Sie da-mit um – und das schon über 15 Jahre ? (BG) Es bedarf eines wirklich gut funktio-nierenden Teams. Wir sprechen oft mit-einander, nicht nur in den regelmäßigen Fallkonferenzen und den Fallsupervisionen, die unverzichtbar sind. Zu unserem Kon-zept gehören auch Möglichkeiten zu einem unmittelbaren kollegialen Austausch. Wich-tig ist auch zu wissen, dass das zwischen-durch potentiell geht, auch wenn ich es nicht immer in Anspruch nehmen muss.

(UW) Wie kommen die Betroffenen zu Ihnen ? Könnte es sein, dass bestimmte Menschen eher einen Zugang zu Ihrem Angebot finden ?

(BG) Der Selbstmord ist „demokratisch“ ! Der zieht sich durch alle Schichten der Bevölkerung und inzwischen kommen auch fast alle. Vom plötzlich gekündigten Top-Manager, für den es mit Mitte 50 plötz-lich auch in der Familie total kriselt, bis zum langzeitarbeitslosen Hilfsarbeiter. Eine be-sondere Gruppe sind die älteren Men-schen, die tun sich schwer, überhaupt psy-chotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die sind jedoch verstärkt gefähr-det, die älteren Männer, wie aber auch die älteren Frauen. Im Rahmen eines

Hamburg

Forschungsprojekts untersuchen wir gera-de Möglichkeiten ältere Menschen besser für psychotherapeutische Behandlungen zu erreichen.

Inzwischen kommen Patienten übrigens nicht nur von Hausärzten und Kliniken, sondern auch von selbst, durch unsere Bekanntheit in den Medien oder durch Empfehlungen von z. B. Freunden.

(UW) Kann man sagen, dass die „verdeck-ten“ Suizidversuche zugenommen haben?

(BG) Das ist schwer zu beurteilen. Durch die Weiterentwicklung der medizinischen Technologie können inzwischen weit mehr Menschen einen Suizidversuch überleben.

Dadurch sterben heute weniger Menschen

an den Folgen, wenn sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Und die Ärzte sind insgesamt sicher auch hellhöriger ge-worden, haben eher einen Verdacht. Aber auf diesem Gebiet ist noch viel Aufklärungs-arbeit zu leisten.

(UW) Der Selbstmord und die Gedanken daran sind zwar weit verbreitet, aber nach wie vor von großen Schamgefühlen um-geben. Kann man das beeinflussen ? (BG) In der Bundesrepublik trifft es jähr-lich mehr als 11.000 Menschen, und den-noch ist die Tabuisierung dieses Phäno-mens noch immer stark. 2001 haben wir einen internationalen Kongress zum The-ma „Suizidalität und Psychoanalyse“ orga-nisiert. Aber wir versuchen auch, u.a. mit

Hilfe eines Förderkreises (For life e.V.), an die breite Öffentlichkeit zu gehen. Jedes Jahr machen wir eine Kulturwoche mit Le-sungen, Vorträgen, Filmen etc. und laden die Interessierten anschließend zu Diskus-sionen ein. Eine Werbeagentur half uns – unentgeltlich – eine „Werbe“-Kampagne zu entwickeln mit dem Motto: Selbstmord kann jeden treffen.

(UW) Herzlichen Dank, Frau Gerisch, für das Gespräch.

Therapiezentrum für Suizidgefährdete Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Martinstr. 52, Pavillon 519 Tel.: 040 / 42803-4112

Sprechzeiten: Mo – Fr 8.30 – 16.00 Uhr

Wenn Klienten Probleme im Arbeitsleben haben ....

Der Hamburger Fachdienst ist An-sprechpartner für Menschen, die aufgrund von psychosozialen Schwierigkeiten oder aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer Behinderung Unterstützung im Arbeitsleben suchen. Diese Hilfe ist sinn-voll, in Ergänzung zur psychotherapeuti-schen Behandlung, bei allen arbeitsrele-vanten Fragestellungen.

Wir beraten und helfen, wenn es zu

■ Leistungsschwankungen oder Belas-tungsstörungen kommt,

■ nach längerer psychischer Erkrankung eine Wiedereingliederung bevorsteht und/oder Ängste vor der Rückkehr in den Betrieb bestehen,

■ es aufgrund von betrieblichen Umstruk-turierungen eine Umsetzung gibt, die Verunsicherung auslöst,

■ Konflikte mit Kollegen und/oder Vorge-setzten auftreten,

■ eine Kündigung droht.

Unsere Angebote sind:

Persönliche Beratungsgespräche; Infor-mationsgespräche zur Klärung beruflicher Perspektiven, Weitervermittlung an geeig-nete Rehabilitationseinrichtungen, Arbeits-projekte oder Vermittlungsdienste; Grup-pengespräche zum Austausch von Erfah-rungen und zur Bewältigung von Schwie-rigkeiten im Arbeitsleben.

Unser Beratungsangebot ist kostenlos und unterliegt dem Sozialdatenschutz. Nach der telefonischen Anmeldung kann ein Be-ratungstermin innerhalb der nächsten 14 Tage vereinbart werden.

Der Hamburger Fachdienst besteht seit 1987 und arbeitet aufgrund einer Verein-barung mit dem Integrationsamt der Be-hörde für Soziales und Familie zusammen.

Mitarbeiter des Hamburger Fachdienstes sind

Torsten Flögel, André Kleuter, Nikolai Magdalinski, Ute Meyer, Regina Schlieszus, Kirstin Visser, Lore Schall.

Hamburger Fachdienst, Poststraße 51, III. Stock, 20354 Hamburg, Tel.: 040 – 8888 85 – 3;

Fax: 040 – 88 88 84 – 40, e-Mail: info@hamburger-fachdienst.de, www.hamburger-fachdienst.de

Telefonische Sprechzeiten:

Mo, Mi, und Fr von 10.00 bis 12.00 Uhr Di und Do von 14.00 bis 17.00 Uhr

Geschäftsstelle Curschmannstraße 9 20251 Hamburg Tel. 040 / 42101234 Fax 040 / 41285123 Mo, Di, Fr 9.00 – 15.00 Uhr Mi 9.00 – 17.00 Uhr info@ptk-hh.de www.ptk-hh.de

Im Dokument Nachruf auf Prof. Dr. Klaus Grawe (Seite 80-83)