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Abwasserentsorgung in Peru

4 MAPP als methodischer Ansatz zur Wirkungs- Wirkungs-analyse des FPA

4.4 Anwendung von MAPP

Die Anwendung von MAPP besteht aus mehreren Teilschritten. Um die Me-thode an den peruanischen Kontext anzupassen, wurden die Teilschritte der Ursprungsversion teilweise abgeändert oder auch ausgelassen. Die folgen-den Matrizen dienen der vereinfachten Darstellung. Sie basieren nicht auf einem bestimmten untersuchten Projekt, sondern enthalten Kriterien und Aussagen, wie sie im Rahmen verschiedener Workshops mit den Zielgrup-pen genannt wurden.

1. Schritt: Lebenssituation der Zielgruppen

Im ersten Schritt wurden wichtige Ereignisse im Leben der Gemeinde wäh-rend der zurückliegenden sechs oder sieben Jahre (d. h. zurück bis 2000) erhoben, um einen Überblick über die Lebenssituation zu erhalten und Schlüsselereignisse zu identifizieren. In der Originalversion von MAPP wird für diesen Schritt eine Visualisierung durch die so genannte Lebens-linie vorgenommen. Die Entwicklung der Lebensqualität wird auf einem Zeitstrahl abgetragen, der von einem Zeitpunkt vor der zu evaluierenden Intervention ausgeht und bis zur Gegenwart reicht. Dabei werden Faktoren identifiziert, die die Lebensqualität maßgeblich beeinflussen. Häufig sind dies Faktoren, die einen Mangel verursachen.

Die vorliegende Untersuchung hat auf die Verwendung der Lebenslinie aus zwei Gründen verzichtet. Erstens hatten Fachleute, die Erfahrungen mit Zielgruppenarbeit in Peru haben, von der Verwendung eines Instruments mit Graphen und Koordinatensystemen abgeraten, da im ländlichen Raum in Peru das Verständnis und die Akzeptanz von Wörtern weit höher sei-en als die von Zahlsei-en. Zweitsei-ens scheint die indigsei-ene Bevölkerung in dsei-en quechuaspra chigen Regionen ein eher zirkuläres Zeitverständnis zu haben,

das durch eine lineare Darstellung auf einer Zeitachse nicht adäquat abge-bildet werden kann. Stattdessen wurden die wichtigsten Ereignisse, die das Leben der Zielgruppen beeinflusst hatten, und die Art ihrer Auswirkungen in einem Brainstorming ermittelt und in Tabellenform festgehalten (Über-sicht 4.3).

Übersicht 4.3: Lebenssituation der Zielgruppen (Matrix 1)

Welches waren die wichtigsten Ereignisse im Leben der Gemeinde in den letzten 6 –7 Jahren?

Ereignis Jahr + / – Auswirkungen

Trockenheit 2002 Schlechte Ernte → niedrige

Ein-kommen, schlechte Ernährung

Neue Straße 2001 + Besserer Marktzugang →

höhe-res Einkommen Exzessiver Einsatz

von Pestiziden

2004 – heute

Anstieg der Produktionskosten

→ niedrigeres Einkommen, Verschlechterung der Umwelt-situation

2. Schritt: Trendanalyse

Die Trendanalyse (Übersicht 4.4) ermittelte die Veränderungen der Lebens-situation in den zurückliegenden sieben Jahren. Die LebensLebens-situation wurde in Anlehnung an Neubert (1999) an Hand von vier Schlüsselkriterien (Le-bensstandard, Zugang zu Ressourcen, Wissen, Regierungsführung und Parti-zipation) erfasst, die sich am mehrdimensionalen Armutsbegriff orientieren.

Die Unterkriterien der Schlüsselkriterien wurden zum Teil vom Untersu-chungsteam vorgegeben, zum Teil mit den Workshopteilnehmern ausgewählt.

Die Originalversion von MAPP verwendet für die Bewertung eine Skala von 1 bis 5 (1 = sehr schlecht, 5 = sehr gut). Demgegenüber arbeitete die vorliegenden Untersuchung mit einer Farbskala. Zum einen konnten An-alphabeten die Diskussionsergebnisse leicht nachvollziehen. Zum anderen war es möglich, auf einen Blick Veränderungen und kritische Bereiche zu identifizieren. Auch für Interessenten, die nicht am Workshop

teilgenom-men hatten, bot sich eine selbsterklärende Visualisierung. Aus den abgege-benen Bewertungen leiteten sich die jeweiligen Trends ab, die mit Pfeilen visualisiert wurden.

Übersicht 4.4: Trendanalyse (Matrix 2)

Wie war die Situation beim Kriterium X im Jahr Y?

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Tendenz Lebensstandard*

Trinkwasser – – – – 0 0 0 0

Ernährung – –

Gesundheit 0 0 – –

Einkommen 0 0 0 0 0 0 0

Umweltsituation + 0 0 0 – – – –

Zugang zu Ressourcen*

Bewässerungswasser + + +

Marktzugang ++ ++ ++ ++ ++

Wissen*

Grundbildung – – – – – – – – – – – – – –

….

Regierungsführung/Partizipation*

Regierungsführung – – 0 0 0 0

Partizipation 0 0 0 0

* Kriterien in Normalschrift: vom Untersuchungsteam vorgegeben; Kriterien in Kursiv-schrift: zusammen mit den Workshopteilnehmern identifiziert.

Sehr gut (++); gut (+); normal (0); schlecht (–); sehr schlecht (– –); in den Matrizen wurden die Symbole farblich dargestellt.

Übersicht 4.5: Interventionsliste (Matrix 3) Welches waren die wichtigsten Interventionen für das Leben der Gemeinde in den letzten 6–7 Jahren? InterventionJahrOrganisa- tionNutznie- ßerEigenbeitrag (zu Beginn)Eigenbeitrag (Instandhaltung) TypMeinung*TypMeinung* Neue Straße2001Gemeinde- verwaltungAlle Ge- meindebe- wohner

keinerkeiner Bewässerungs- projekt2004FPALandwirteArbeits- leistung+Arbeits - leis tung+ Rehabilitierung der Trinkwasserversor- gung

2002CARE PerúAlle Ge- meindebe- wohner Geld und Arbeits- leistung

+1 NS/Monat * Angemessen (+), unzureichend (–), zu hoch (>); in den Matrizen wurden die Symbole farblich dargestellt.

3. Schritt: Interventionsliste

Die Interventionsliste (Übersicht 4.5) erfasste die wichtigsten Maßnahmen zur Entwicklung der Gemeinde, die durchführenden Organisationen und die Nutznießer sowie den Eigenbeitrag der Gemeindemitglieder zur Erstellung und Unterhaltung der durchgeführten Maßnahmen. In der Originalversion von MAPP werden zunächst alle wichtigen Interventionen aufgelistet und später nach ihrer Relevanz für die Bevölkerung bewertet. In dieser Studie begann das Instrument mit einem Brainstorming, aus dem anschließend die wichtigsten fünf bis sieben Interventionen ausgewählt wurden.

Dieses Analyseinstrument soll die zu evaluierende Maßnahme in den Kon-text weiterer Maßnahmen stellen und dadurch eine Fokussierung nur auf den Evaluierungsgegenstand und die Vernachlässigung anderer Interventio-nen verhindern, die die Entwicklung der Gemeinde ebenfalls beeinflusst ha-ben. Dazu gehört auch, die Nutznießer und den Aufwand der Interventionen deutlich zu machen. Die Einschätzung des Eigenbeitrags soll Hinweise zur ownership der Nutznießer und Nachhaltigkeit des Projekts geben.

4. Schritt: Einflussmatrix

Die Einflussmatrix (Übersicht 4.6) führte die Informationen der verschiede-nen MAPP-Ins trumente zusammen. Sie erfasste die Wirkungen der einzel-nen Interventioeinzel-nen aus der Inter ventionsliste auf die in der Trendanalyse ge-nannten Kriterien der Lebenssituation und stellte deren Einflussstärke dar.

In der Matrix wurden sowohl positive und negative als auch in tendierte und nicht intendierte Wirkungen oder fehlende Wirkungen von Interventionen berücksichtigt.

In der Originalversion von MAPP wird die Stärke der Wirkungen der ein-zelnen Interven tionen mit Ziffern angegeben, die es erlauben, Aktiv- und Passivsummen33 zu bilden. In die ser Studie wurde aus den bereits genann-ten Gründen mit einer Farbskala gearbeitet. Daher konngenann-ten keine Summen

33 Aktivsummen sind die Summen der Bewertungen auf den horizontalen Achsen und zei-gen, wie stark eine bestimmte Intervention auf die verschiedenen Kriterien der Lebens-situation einwirkt. Passivsummen sind die Summen der Bewertungen auf den vertikalen Achsen und zeigen, wie stark ein bestimmtes Kriterium der Lebenssituation von den ver-schiedenen Interventionen beeinflusst wird.

Übersicht 4.6: Einflussmatrix (Matrix 4) Welche Wirkungen hatte Intervention X auf das Kriterium Y?* KriteriumTrink- wasserErnäh- rungGesund - heitFamilien- einkommenUm- weltBewässe- rungs- wasser Markt- zugangGemein- dever- waltung

Inter- vention (Organisation) Neue Straße (Gemeindever- waltung)

0+0+0+++ Bewässerungs- projekt (FPA)0+0++++0+ Trinkwasserpro- jekt (CARE Perú)

+++++0000 * Sehr positiv (++), positiv (+), keine Wirkung (0), negativ (–), sehr negativ (– –); in den Matrizen wur den die Symbole ++, +, 0, –, – – farblich dargestellt.

gebildet werden. Lediglich die Häufigkeit bestimmter Farbgebungen konnte aus der Matrix abgelesen werden.

5. Schritt: Resümee

In der Originalversion von MAPP werden die Ergebnisse der vorangegan-genen Schritte in ei nem Wirkungs- und Entwicklungsprofil graphisch dar-gestellt, das die Veränderung der verschiedenen Kriterien der Lebenssitu-ation in Abhängigkeit von den Haupteinflussfaktoren veranschaulicht und mit Erläuterungen versieht. Die vorliegende Untersuchung hat aus den oben genannten Gründen auf die graphische Visualisierung verzichtet. Stattdes-sen haben die Workshopteilnehmer und das Forschungsteam jeweils ein Re-sümee der Ergebnisse gezogen.

Abschließend ist auf die Notwendigkeit des crosschecking als Bestandteil der angewendeten Methode hinzuweisen. Es unabdingbar, die Aussagen der Workshopteilnehmer an Hand weiterer Informationen (z. B. Projektunter-lagen, Statistiken, Interviews mit unbeteiligten Informanten, Ortsbegehun-gen) zu überprüfen, um ein unabhängiges Korrektiv zu erhalten und zu ver-meiden, dass Wunschdenken oder Höflichkeit der Zielgruppen gegenüber dem Evaluierungsteam die Aussagen verfälschen.

5 Untersuchungsdesign