2 Anforderungsanalyse
Definition 2.15: D IENSTGARANTIE
2.3 Anforderungskatalog f ¨ ur das Service Level Management
2.3.2 Anforderungen an die Modellierung von Dienstg ¨ utevereinbarungenDienstg ¨utevereinbarungen
Die Modellierung von Diensten und Dienstg¨utevereinbarungen ist eine der zentralen Problem-bereiche des Service Level Managements [DRH04]. Dieser Abschnitt entwickelt die
Anfor-2.3 Anforderungskatalog f¨ur das Service Level Management
derungen, die an die Modellierung von Dienstg¨utevereinbarungen zu stellen sind. Nach allge-meinen Modellierungsanforderungen werden basierend auf [DRH04] die Anforderungen an das Dienstmodell beschrieben. Danach werden aus der Analyse der Szenarien in Abschnitt2.2 funktionale Anforderungen identifiziert und anschließend die Anforderungen an den Model-lierungsprozess definiert. Der Abschnitt endet mit Anforderungen bez¨uglich der Effektivit¨at der Modellierung.
Allgemeine Anforderungen an die Modellierung
Dieser Abschnitt beschreibt allgemeine Anforderungen an die Modellierung von Dienstg¨ute-vereinbarungen.
MOD1 Formalisierung
Die Formalisierung des Modells f¨ur das Service Level Management ist eine zentrale Forderung, da dies notwendige Voraussetzung f¨ur die eindeutige Beschreibung von Dienstg¨utevereinbarungen ist [Sch01]. Durch die Formalisierung wird eine einheit-liche Begrifflichkeit definiert, so dass Inkonsistenzen vermieden werden. Auf diese Weise kann eine widerspruchsfreie Beschreibung eines SLAs erm¨oglicht werden, so dass Kunde und Anbieter die gleiche Sichtweise auf die Dienstg¨utevereinbarung ha-ben.
MOD2 Dokumentation
Wichtig f¨ur das Service Level Management ist, dass beide — Kunde und Dienst-leister — die gleiche Sichtweise des geschlossenen SLAs haben. Das Modell dient beiden Seiten als Dokumentation der notwendigen Zusammenh¨ange. Voraussetzung hierf¨ur ist, dass ein formales Modell (Anforderung MOD1) existiert, welches eine widerspruchsfreie Spezifikation von Service Level Agreements erm¨oglicht.
MOD3 Flexibilit¨at
Die Modellierung von Dienstg¨utevereinbarungen muss so flexibel wie m¨oglich sein und gr¨oßtm¨ogliche Freiheiten erlauben. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Modellierung f¨ur beliebige Szenarien m¨oglich ist.
Elemente des Dienstmodells
F¨ur die Modellierung von Dienstg¨utevereinbarungen ist ein geeignetes Dienstmodell notwen-dig, welches die notwendigen Modellierungselemente enth¨alt sowie deren Semantik definiert.
In diesem Abschnitt wird beschrieben, welche Elemente das Dienstmodell enthalten muss.
Die Anforderungen sind im Wesentlichen aus [DRH04] entnommen.
2 Anforderungsanalyse
SM1 Einheitliches Dienstmodell
Das Fehlen eines einheitlichen Dienstmodells erschwert das Service Level Manage-ment. Dadurch entstehen sowohl Inkonsistenzen bei der Modellierung als auch eine un-scharfe Begrifflichkeit. Unterschiedliche Modelle m¨ussen aufeinander abgebildet wer-den und erschweren auch die Werkzeugintegration bzw. verhindern diese teilweise sogar vollst¨andig. Dadurch entstehen Abh¨angigkeiten von bestimmten Werkzeugen.
SM2 Vollst¨andigkeit
Das Dienstmodell muss alle f¨ur die technische ¨Uberwachung der Dienstg¨utevereinba-rung notwendigen Informationen enthalten.
SM3 Dienststruktur
Das Dienstmodell muss die Modellierung der Dienststruktur unterst¨utzen, so dass Hier-archien von Diensten modelliert werden k¨onnen. Komplexe Dienste k¨onnen sich aus einfacheren Subdiensten zusammensetzen. Die Gesamtkomplexit¨at kann so in kleinere Teilprobleme zerlegt werden, so dass das Dienstmodell auf diese Weise f¨ur komplexe Szenarien angewendet werden kann.
SM4 Dienstg¨uteparameter
Um eine eindeutige Sicht auf eine Dienstg¨utevereinbarung zu haben, m¨ussen Dienst-g¨uteparameter explizit modelliert und den entsprechenden Diensten zugeordnet werden k¨onnen.
SM5 Metriken
Um Dienstg¨uteparameter ermitteln zu k¨onnen, m¨ussen meist unterschiedliche Infor-mationsquellen des Systems herangezogen werden. Da Managementwerkzeuge meist Metriken von Dienstelementen (in [DRH04] als Quality of Device (QoD) Parameter bezeichnet) zur Verf¨ugung stellen, m¨ussen diese im Modell beschreibbar sein.
SM6 Abbildungsfunktionen
Da f¨ur Dienstg¨uteparameter keine eindeutigen Definitionen existieren, ist es notwendig, Abbildungsfunktionen zu definieren, die festlegen, wie die Dienstg¨uteparameter aus den Metriken der Dienstelemente ermittelt werden.
Durch die explizite Modellierung der Abbildungsfunktionen entsteht ein konsistentes Bild der Dienstg¨utevereinbarung.
SM7 Dienstg¨uteziele
Zentraler Punkt bei der ¨Uberwachung von Dienstg¨utevereinbarungen ist die Einhaltung der vereinbarten Dienstg¨uteziele. Aus diesem Grund m¨ussen die Dienstg¨uteziele expli-zit im Modell beschreibbar und mit Dienstg¨uteparametern assoziierbar sein.
SM8 Flexibilit¨at
Das Dienstmodell muss m¨oglichst flexibel anwendbar sein, um eine Vielzahl unter-schiedlicher Dienstg¨utevereinbarungen beschreiben zu k¨onnen.
2.3 Anforderungskatalog f¨ur das Service Level Management
Funktionale Anforderungen an das Dienstmodell
Neben bestimmten Dienstelementen werden an ein Dienstmodell auch funktionale Anforde-rungen gestellt, die in diesem Abschnitt identifiziert werden.
FUN1 Abstrakte Modellierung
Die Modellierung von Diensten innerhalb von Dienstg¨utevereinbarungen muss in ab-strakter Form erfolgen [GHK+01], damit nicht bestimmte Implementierungsvarianten impliziert werden. Durch die abstrakte Modellierung k¨onnen sp¨ater verschiedene Rea-lisierungsarten gew¨ahlt werden.
FUN2 Unabh¨angigkeit von Anwendung
Das Dienstmodell muss unabh¨angig von bestimmten Anwendungsszenarien anwend-bar sein, damit gesichert ist, dass auch zuk¨unftige Szenarien damit beschreibanwend-bar sind.
FUN3 Unabh¨angigkeit von Konfiguration
Durch das Weglassen konkreter Konfigurationsinformation bei der Modellierung ei-ner Dienstg¨utevereinbarung ist das Modell einfacher wiederzuverwenden und zeitlich stabiler.
FUN4 Unabh¨angigkeit von Managementplattform
Die Modellierung von Dienstg¨utevereinbarungen sollte unabh¨angig von der sp¨ater f¨ur das Service Level Management verwendeten Plattform sein. Dadurch kann vermie-den wervermie-den, dass bereits zum Zeitpunkt der Modellierung Abh¨angigkeiten entstehen.
Durch plattformunabh¨angige Modellierung kann die zu verwendende Service Level Management Plattform einfach ausgetauscht werden.
FUN5 Templates
Um die Unabh¨angigkeit der Modellierung zu erreichen, wird ein Template-Mechanis-mus (vgl. [DRH04]) ben¨otigt, um die Modellierung abstrakt durchf¨uhren zu k¨onnen.
FUN6 Verifizierbarkeit
Modellierte Dienstg¨utevereinbarungen m¨ussen auf formale Korrektheit hin verifizier-bar sein. Idealerweise k¨onnen formal korrekte aber sich widersprechende Konstrukte automatisiert erkannt werden.
Anforderungen an den Modellierungsprozess
Um das Dienstmodell effizient und korrekt anwenden zu k¨onnen, ist ein Modellierungsprozess notwendig, der den Anwender w¨ahrend der Modellierung anleitet. Auf der anderen Seite muss die Modellierungsmethodik aber auch hinreichend flexibel sein, damit der Anwender nicht unn¨otig eingeschr¨ankt wird. Die Anforderungen an diesen Modellierungsprozess werden im Folgenden beschrieben.
2 Anforderungsanalyse
MPRO1 Modellierungsmethodik
Eine Modellierungsmethodik ist notwendig, damit der Anwender bei der Modellie-rung von Dienstg¨utevereinbaModellie-rungen angeleitet wird und sinnvolle Ergebnisse erzielt.
Eine geeignete Methodik steigert außerdem die Effektivit¨at des Modellierungspro-zesses.
MPRO2 Bottom-Up-Modellierung
Die Bottom-Up-Modellierung der Dienstg¨uteparameter ist heute ¨ubliche Praxis bei Werkzeugen f¨ur das Service Level Management [DRH04,HLN01]. Ausgangspunkt dabei sind die von Managementplattformen zur Verf¨ugung gestellten Metriken, die dann sukzessive nach oben verdichtet werden, um daraus die Dienstg¨uteparame-ter zu bestimmen. Ein m¨ogliches Problem hierbei ist, dass aus den zur Verf¨ugung stehenden Metriken unter Umst¨anden keine aus Kundensicht relevanten Dienstg¨ute-parameter ermittelt werden k¨onnen [DR03a].
MPRO3 Top-Down Modellierung
Nach [DRH04,HLN01] stellt die Modellierung der Dienstg¨uteparameter nach dem Top-Down-Prinzip aus heutiger Sicht eher eine Vision dar. Hierbei sind nicht die verf¨ugbaren Metriken der Ausgangspunkt, sondern die Abbildung erfolgt aus Rich-tung der Dienstg¨uteparameter. Hierzu muss allerdings erst die Modellierung des eigentlichen Dienstes durchgef¨uhrt worden sein. Beim Top-Down-Ansatz kann die Modellierung einschließlich der Wahl der Dienstg¨uteparameter aus Kundensicht er-folgen. Allerdings kann dies dazu f¨uhren, dass nicht alle notwendigen Metriken f¨ur die Ermittlung der Dienstg¨uteparameter zur Verf¨ugung stehen [DR03a].
Damit der Modellierungsprozess so effektiv und flexibel wie m¨oglich ist, m¨ussen sowohl die Bottom-Up-Modellierung als auch die Top-Down-Modellierung unterst¨utzt werden.
Anforderungen an die Effektivit ¨at der Modellierung
Bez¨uglich der Effektivit¨at der Modellierung von Dienstg¨utevereinbarungen werden die fol-genden Anforderungen gestellt:
EFF1 Wiederverwendbarkeit
Zur Vereinfachung der Modellierung m¨ussen bereits modellierte Teile als Bausteine f¨ur andere Service Level Agreements verwendet werden k¨onnen. Auf diese Weise kann die Effektivit¨at der Modellierung erh¨oht werden. Weiterhin kann die Korrektheit der Mo-delle erh¨oht werden, da Teile, die sich in der Praxis bew¨ahrt haben, als Ausgangspunkt f¨ur neue Modelle dienen.
EFF2 Langlebigkeit der Modelle
Um den Wert der Modellierung zu erh¨ohen, sollten einmal definierte Modelle zeitlich so langlebig wie m¨oglich sein. Unmittelbare Voraussetzung hierf¨ur ist der Verzicht auf
2.3 Anforderungskatalog f¨ur das Service Level Management
konkrete Konfigurationsinformationen (AnforderungFUN3), da diese sich am h¨aufigs-ten ver¨andern. Von Vorteil ist es, wenn bei der Modellierung auch eine Unabh¨angig-keit von der eingesetzten Managementplattform erreicht werden kann (Anforderung FUN4).
EFF3 Werkzeugunterst¨utzung
Eine geeignete Werkzeugunterst¨utzung ist die Voraussetzung f¨ur eine effektive Model-lierung von Dienstg¨utevereinbarungen.
EFF4 Verwendung von Standardwerkzeugen
Der Einsatz von Standardwerkzeugen f¨ur die Modellierung erleichtert die Umsetzung des Modellierungsprozesses. Es treten wenige Abh¨angigkeiten zu Werkzeugen auf, und die Kosten f¨ur den Modellierungsprozess k¨onnen niedrig gehalten werden, da viele Standardwerkzeuge auch kostenfrei verf¨ugbar sind. Außerdem ist der Einarbeitungs-aufwand f¨ur den Anwender gering.