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Anforderungen an die Pilot-Mining-Tests

5 Pilot-Mining-Test

5.3 Anforderungen an die Pilot-Mining-Tests

5.3.1 Verordnungen und Empfehlungen der Internationalen Meeresbodenbehörde (IMB)

Mit dem Pilot-Mining-Test möchte die IMB folgende Ziele realisieren:

 Abschätzung der Technologie- und Umweltrisiken

 Gewinnung von konkreten Erkenntnissen für die Erarbeitung von Genehmigungsauflagen bei den Abbaulizenzen

 Förderung der Entwicklung von möglichst umweltschonenden Technologien

Neben den Erkenntnissen über die Einwirkungen auf die marine Umwelt und den technischen Erkenntnissen möchte die IMB auch weitere Erkenntnisse im Hinblick auf die Erhebung von Abgaben und Steuern, die Aufstellung von Regularien zu Haftung und Versicherung sowie die Anforderungen an gegebenenfalls zu gründende Haftungs-fonds gewinnen.

Die Erfassung der Einwirkungen des Tiefseebergbaus auf die marine Umwelt ist ein sehr wesentlicher Bestandteil eines Pilot-Mining-Tests.

Hierzu hat die IMB gefordert, dass vorlaufend, begleitend und nach-laufend zu den Pilot-Mining-Tests ein umfangreiches

Umwelt-monitoring im Testgebiet und in einem Referenzgebiet durchzuführen ist. Damit soll eine vertiefte Wissensbasis zu den möglichen Umwelt-einwirkungen entstehen und der spätere Vergleich zwischen Testge-biet und ReferenzgeTestge-biet soll die Umweltfolgewirkung besser ein-schätzbar machen. Weiterhin ist eine umfangreiche Umweltverträg-lichkeitsprüfung (Environmental Impact Assessment) Teil der Planung und Grundlage für die Genehmigung des jeweiligen Pilot-Ming-Tests.

Die IMB hat noch nicht alle Fragen zur Durchführung der Pilot-Mining-Tests geklärt und in Form von Verordnungen festgelegt. Beispielswei-se ist ungeklärt:

 Wie wird der durchgeführte Pilot-Mining-Test bewertet?

Wird dies allein durch die IMB selbst durchgeführt oder werden zusätzlich externen Organe oder wissenschaftliche Gutachter ein-gesetzt?

 In welchem Umfang sind die Planung, die technischen Details, die Messergebnisse und weiteren Erkenntnisse eines Pilot-Mining-Tests gegenüber der IMB zu dokumentieren?

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5.3.2 Beurteilung der Umweltwirkung durch Monitoring Um die Auswirkungen und eventuelle Langzeitfolgen eines potenziel-len Manganknolpotenziel-lenabbaus für die marine Umwelt abschätzen zu kön-nen, muss der Pilot-Mining-Test durch ein Umwelt-Monitoring beglei-tet werden. Kleinskalige Experimente wie jene im frühen DISCOL-Projekt (siehe Abschnitt 5.2.3) und Untersuchungen im gegenwärti-gen JPI-Oceans-Projekt können mit ihren Erkenntnissen nur bedingt auf die durch den Abbau zu erwartenden großskaligen Eingriffe über-tragen werden.

Biologische und geochemische Effekte sowie Einwirkungen auf die marine Umwelt können in 3 Zonen auftreten (siehe auch Abbildung 5-10):

 Der Kollektor-Umgebung am Meeresboden

 Der benthischen Trübewolke (verursacht durch den Kollektor)

 Der Trübewolke in der Wassersäule

(verursacht durch Rückleitungen vom Schiff)

Abbildung 5-10: Umwelteinwirkungen eines Pilot-Mining-Tests (in 3 Zonen)

Folgende Umweltwirkungen können von dem Pilot-Mining-Test ausgehen:

Kollektor:

Die Fortbewegung, Kraft und aktives Arbeiten des Kollektors am Meeresboden können sessile, aber auch mobile Fauna direkt töten.

Des Weiteren können Licht und Geräusche, verursacht durch den Kollektor, Organismen in dem sonst dunklen und ruhigen Lebensraum verstören oder vertreiben. Da vorwiegend Hartsubstrat, in Form von Knollen, entfernt wird, würde außerdem den dort lebenden sessilen Organismen ihre Lebensgrundlage entzogen werden. Veränderungen des Artenreichtums und der Artenverbreitung wären eine zu erwar-tende Folge. Mobile Spezies könnten möglicherweise in ungestörte Referenzgebiete ausweichen und dort weiterleben.

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Bei einem Knollenabbau wäre allerdings nicht nur die Makrofauna betroffen, sondern auch Mikroorganismen, welche vorwiegend in den oberen Sedimentschichten leben. Erfahrungen durch Projekte wie

„MIDAS“, „JPI-Oceans“ oder „DISCOL“ haben gezeigt, dass die Anzahl der Organismen und Spezies in einem Störungsgebiet deutlich gerin-ger sind als in unbeeinflussten Gebieten. Außerdem wurden veränder-te Anveränder-teile der Arveränder-ten beobachveränder-tet sowie eine geringere mikrobiologische Aktivität.

Benthische Trübewolke:

Die benthische Trübewolke, weitestgehend verursacht durch die Bewegungen des Kollektors am Boden, führt zu einer erhöhten Sedi-mentationsrate; somit könnten Organismen begraben und z.B. deren Filterorgane verstopft werden. Weitere mögliche Folgen der Aufwirbe-lung des Sediments am Meeresboden könnten zu einer erhöhten Frei-setzung von Spurenmetallen, zur Reduzierung des Sauerstoffs oder auch zur Freisetzung von Nährstoffen im bodennahen Wasser führen.

Trübewolke verursacht durch die Rückleitung vom Schiff:

Die zu erwartenden Trübewolke, welche durch

Sediment-Rückleitungen vom Schiff ausgelöst wird, sorgt unter anderem für eine erhöhte Partikelkonzentration in der Wassersäule, welche zur Verstopfung von Kiemen und anderen Organen von lebenden Orga-nismen in der Wassersäule führen kann. Auch hier können potenziell toxische Spurenmetalle freigesetzt werden, welche durch Plankton oder durch andere Organismen aufgenommen werden könnten und sich somit in der Nahrungskette anreichern würden. Freigesetzte Nährstoffe könnten wiederum zu einer erhöhten Primärproduktion in der Wassersäule führen.

Zu beobachtende Parameter

Um die biologischen und geochemischen Veränderungen des Ökosys-tems während und nach einem Manganknollenabbau erfassen zu können, ist ein Monitoring folgender Parameter in der Wassersäule, im Oberflächensediment und im Porenwasser unabdingbar:

 Zahl und Art der Fauna

(auch Video und Foto Aufnahmen der Makro-Fauna)

 Messung von Geräusch- und Lichteffekten

 Sinkrate und Verteilung von Partikeln in der Wassersäule

 Konzentrationen und Veränderungen von Spurenmetallen und Nährstoffen

 Sauerstoff- und pH-Veränderung

 Veränderung des Porenraums im Sediment

Hierfür ist der Einsatz eines Landers mit Sensoren für Sauerstoff und pH für Messungen über längere Zeiträume im Sediment und der Wassersäule denkbar. Zusätzlich müssen Sensoren zur Messung von Partikeln, Nährstoffen und bestimmten Spurenmetallen in der

Wassersäule entwickelt werden. Außerdem müssen vor, während und

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nach einem PMT Sedimentproben für physikalische, geochemische und (mikro-)biologische Untersuchungen genommen werden, da 90%

der Sediment-Organismen in den obersten 10 cm leben. Benthische Kammern für Messungen von biologischen und chemischen Stoff-umsetzungen (z.B. der Sauerstoffverbrauch) sollten während eines PMTs zum Einsatz kommen.

Ein Pilot-Mining-Test, zusammen mit einem begleitendem Umwelt Monitoring vor, während und nach dem PMT, ist dringend notwendig, um aussagekräftige Rückschlüsse über langfristige und großflächige Effekte eines potenziellen Manganknollenabbaus für das marine Öko-system gewinnen zu können. Gleichzeitig bietet er die Chance, insbe-sondere über das Umwelt-Monitoring Einfluss auf die Festlegung von Richt- und Grenzwerten für einen zukünftigen Abbau zu nehmen und hier einen hohen Standard sicherzustellen. Auch für die weitere Ent-wicklung von Abbautechnik sind die Ergebnisse eines PMT wichtig, um eine maximal umweltschonende Technik zu etablieren. Ebenso kann ein PMT für die deutsche Industrie die Möglichkeit eröffnen, in der Entwicklung von Sensorik-, Mess- und Probenahmetechnik führend tätig zu werden, ebenso wie im Bereich von Datenerfassung, -übertragung, -verarbeitung und -darstellung.