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Andere standortspezifische Gefährdungen

4 Standorteigenschaften und Gefährdungen

4.2 Standortspezifisches Gefährdungspotenzial

4.2.6 Andere standortspezifische Gefährdungen

4.2.6.1 Blitzschlag

Angaben des Gesuchstellers

Der Gesuchsteller hat im Sicherheitsbericht die potenzielle Gefährdung der Anlage EKKB durch Blitzschlag betrachtet. In Kapitel 3.4.5.8 «Blitze» wird die Blitzdichte für den vorgesehenen Standort analysiert. Die EKKB AG kommt aufgrund der vorhandenen statistischen Daten zum Schluss, dass die Insel Beznau im Mittel alle 5,9 Jahre von einem Blitz getroffen wird. Durch das vorhandene Blitzerfassungssystem werden auch Angaben zur Stromstärke der Blitze erhalten.

Diese Daten werden bei der Erarbeitung des Blitzschutzkonzepts im Rahmen des Gesuchs zur Baubewilligung berücksichtigt.

Die EKKB AG gibt in Kapitel 3.4.8.1 «Vorgehen bei Bau- und Betriebsbewilligung» an, dass die Auslegung der Anlage gegen Blitzschlag (Blitzschutz) im Rahmen dieser Bewilligungsschritte behandelt wird. Mit dem Baubewilligungsgesuch soll ein Blitzschutzkonzept nach den Anforde-rungen der Richtlinie HSK-R-30 [28] eingereicht werden.

In der Zusammenfassung der Standorteigenschaften (Kapitel 3.11) wird vom Antragsteller nochmals darauf hingewiesen, dass die Anlage gegen die Konsequenzen von klimainduzierten Ereignissen wie beispielsweise Blitzschlag ausgelegt wird.

Beurteilungsgrundlagen

Massgebend für die Beurteilung der vorgesehenen Blitzschutzmassnahmen sind Art. 8 Abs. 6 und Anhang 4 Ziff. 2 KEV sowie Art. 5 Abs. 1 Bst. e der Verordnung des UVEK über die Gefähr-dungsannahmen und die Bewertung des Schutzes gegen Störfälle in Kernanlagen [14].

Beurteilung des ENSI

Der Gesuchsteller hat die Blitzaktivität am geplanten Standort untersucht. Die Untersu-chungen zeigen, dass der Standort weniger Blitzeinschläge aufweist als die umliegenden Gebiete und dass bezüglich der Blitzdichte keine besonderen Verhältnisse vorliegen.

Der Gesuchsteller wird mit dem Baubewilligungsgesuch ein Blitzschutzkonzept für das EKKB einreichen. Mit der geplanten Einreichung wird die diesbezügliche Anforderung gemäss Anhang 4 Ziff. 2 KEV erfüllt, welche ein entsprechendes Konzept unter der Rubrik G1 «Auslegungskon-zepte/Auslegungsgrundlagen» implizit verlangt.

4.2.6.2 Explosion

Die potenzielle Gefährdung des EKKB durch Explosion, Feuerball und Fackelbrand wurde im Zusammenhang mit den von Verkehrswegen und Industrieanlagen in der Umgebung des EKKB ausgehenden Gefahren in Kapitel 4.1.2 des vorliegenden Gutachtens betrachtet. Der Gesuch-steller hat dabei die Auswirkungen von Explosionen (BLEVE, Boiling Liquid Expanding Vapour Explosion) als Folge von Transportunfällen auf Strasse und Schiene untersucht. Ebenfalls betrach-tet wurden Gefährdungen, die von der nahe gelegenen Erdgashochdruckleitung, der Druckredu-zier- und Messstation und der Schieberstation ausgehen können. Die Untersuchungen des Gesuchstellers haben gezeigt, dass solche Ereignisse aufgrund der Distanzen von Bahnlinie, Stras-sen und Erdgashochdruckleitung zum EKKB keine relevante Gefährdung für die Anlage darstel-len. Das ENSI stimmt dieser Einschätzung des Gesuchstellers zu.

4.2.6.3 Externe Brände

Angaben des Gesuchstellers

Der Gesuchsteller weist darauf hin, dass die Gefährdung des EKKB durch externe Brände und Waldbrand mit der Auslegung der Anlage gegen Flugzeugabsturz und insbesondere gegen des-sen Folgeeinwirkung «Treibstoffbrand» abgedeckt ist. In Kapitel 3.3.4.3.3 des Sicherheitsberichts untersucht die EKKB AG die Möglichkeit eines lokalen Waldbrands als Folge eines Fackelbrands im Waldgebiet. Für eine Spontanzündung von Holz ist eine Wärmestrahlung von 36 kW/m2 not-wendig. Bei einem Fackelbrand der in der Nähe des EKKB gelegenen Erdgashochdruckleitung (28 Zoll/70 bar) ist eine Spontananzündung von Holz bis zu einer Distanz von 82 m möglich. Durch die vorhandenen redundanten Zugangsmöglichkeiten ist der Zugang zum Werk auch im Falle eines Waldbrands sichergestellt. Der Gesuchsteller führt zudem an, dass eine unkontrollierte Ausbreitung eines Waldbrands im Unterwald aufgrund der einfachen Zugänglichkeit für Löschein-sätze praktisch ausgeschlossen werden kann.

Beurteilungsgrundlagen

Gefährdungsspezifikationen sind gemäss Art. 24 KEV in Verbindung mit Art. 8 KEV erst im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens zu erstellen. Die hierzu bereits vorliegenden Unterlagen des Gesuchstellers werden sinngemäss beurteilt.

Die Anforderungen an den Schutz von Kernanlagen gegen externe Brände sind in Art. 8 KEV und in der Verordnung des UVEK über die Gefährdungsannahmen und die Bewertung des Schutzes gegen Störfälle in Kernanlagen [14] verankert.

Die Bestimmung der UVEK-Verordnung [14] wird bezüglich Häufigkeitsbestimmung in der Richtlinie ENSI A05 [23] weiter konkretisiert. Gemäss Kapitel 4.6 dieser Richtlinie ist die Gefähr-dung durch externen Brand zu analysieren und – sofern relevant – deren Häufigkeit zu berechnen.

Als weitere Beurteilungsgrundlage wurde der IAEA Safety Guide NS-G-3.1 «External Human Induced Events in Site Evaluation for Nuclear Power Plant Design» herangezogen [37].

Beurteilung des ENSI

Gemäss dem IAEA Safety Guide [37] soll ein Umkreis von 1 bis 2 km um einen KKW-Standort auf mögliche Brandlasten untersucht werden. Am geplanten Standort EKKB ist eine solche Brand-last mit dem nahe gelegenen Wald vorhanden.

Zwischen Kernkraftwerksareal und angrenzendem Wald befindet sich der Oberwasserkanal, und der Mindestabstand des Waldes vom Kraftwerksareal beträgt ca. 75 m. Das ENSI beurteilt deshalb mit der geforderten Auslegung gegen Treibstoffbrand als Folge eines Flugzeugabsturzes in das Kraftwerksareal die Sicherheit des EKKB auch im Falle eines nahen Waldbrands als grund-sätzlich gewährleistet. Bei der Auslegung der Lüftungsanlagen des EKKB muss jedoch sicherge-stellt werden, dass die Zuluftfilter nicht durch Rauchgase und -partikel beeinträchtigt werden.

Zuluftfilteranlagen sollen so konzipiert sein, dass die Luftversorgung in sicherheitsrelevanten Anlageteilen genügend lange aufrecht erhalten werden kann. Das ENSI wird die geeignete Aus-legung solcher Anlagen im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens überprüfen.

Die Zugangsmöglichkeiten zum Werksgelände von zwei Seiten her werden grundsätzlich als ausreichend erachtet, um die Erreichbarkeit für Einsatzkräfte und Personal auch bei einem Wald-brand sicherzustellen. Ein Ausfall der externen Stromversorgung infolge eines WaldWald-brands wird durch eine entsprechende Auslegung der Anlage beherrscht (vgl. auch die diesbezüglichen Anga-ben in Kapitel 4.1.7 des vorliegenden Gutachtens).

Für die Gefährdung durch externe Brände hat der Gesuchsteller noch keine Häufigkeit bestimmt. Gemäss Art. 24 KEV sind die Häufigkeiten erst im Rahmen des Baubewilligungsverfah-rens zu untersuchen.

Das ENSI kommt insgesamt zum Schluss, dass die Auswirkungen externer Brände durch Aus-legungsmassnahmen beherrscht werden können und dass die Standorteignung durch diese Gefährdung nicht in Frage gestellt ist.

4.2.6.4 Verstopfung von Flusswasserfassungen

Angaben des Gesuchstellers

Im Zusammenhang mit den hydrologischen Gegebenheiten am Standort EKKB hat der Gesuch-steller in Kapitel 3.5.10 des Sicherheitsberichts unter anderem auch die Gefährdung des EKKB durch Verstopfung der Flusswasserfassungen untersucht.

Als potenziellen Grund für eine Verstopfung nennt er biologische Ursachen, beispielsweise einen Bewuchs durch Muscheln in Rohrleitungen und Kanälen oder die Ansammlung grosser Mengen von Wasserpflanzen oder Schwemmholz nach einem starken Sturm. Daneben werden noch weitere Ursachen erwähnt, welche zu einer Beeinträchtigung der Flusswasserfassung füh-ren können, beispielsweise Niedrigwasser, Überflutung und Vereisung. Eine Vereisung der Was-serabläufe auf dem Anlagengelände könnte zu einer Überflutung von Teilen der Insel führen.

Durch die Verstopfung einer Wasserfassung könnten folgende Ereignisse ausgelöst werden:

•   Ausfall oder Beeinträchtigung der externen Kühlwasserzufuhr;

•   Überflutung von Anlagenräumen;

•   Verlust der externen Stromversorgung, resultierend aus einer Überflutung des Areals und  insbesondere der Blocktransformatoren.

Bezüglich der Überflutung als Folge einer Vereisung von Wasserabläufen führt der Gesuchstel-ler aus, dass dieser Fall bereits durch das Ereignis «Externe Überflutung» abgedeckt ist. Der Ver-lust der externen Stromversorgung wurde in Kapitel 3.8 des EKKB-Sicherheitsberichts behandelt.

Als Folge der oben erwähnten Gefährdungen werden gemäss der EKKB AG die sicherheits-technisch relevanten Bauten und Ausrüstungen der Anlage so ausgelegt, dass die Anlage beim postulierten Eintreten dieser Ereignisse in einen sicheren Zustand gebracht wird, unter Einhaltung aller Schutzziele und Limiten. Die entsprechenden Nachweise sowie detaillierte Angaben zur Auslegung werden im Gesuch zur Baubewilligung erbracht, wie in Anhang 4 KEV gefordert.

Beurteilungsgrundlagen

Gefährdungsspezifikationen sind gemäss Art. 24 KEV in Verbindung mit Art. 8 KEV erst im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens zu erstellen. Die hierzu bereits vorliegenden Unterlagen des Gesuchstellers werden sinngemäss beurteilt.

Die Anforderungen an den Schutz von Kernanlagen gegen Beeinträchtigung oder Unterbruch der externen Kühlwasserzufuhr sind in Art. 8 KEV verankert. Gemäss Kapitel 4.6 der Richtlinie ENSI-A05 [23] ist diese Gefährdung zu analysieren und – sofern relevant – deren Häufigkeit zu berechnen.

Beurteilung des ENSI

Der Gesuchsteller betrachtet die wesentlichen Ursachen, welche zum Verstopfen der Fluss-wasserfassungen führen können. Die beschriebenen Auswirkungen sind geeignet, die dung «Verstopfung der Wasserfassungen» zu charakterisieren. Die EKKB AG hat für diese Gefähr-dung auf Stufe Rahmenbewilligungsverfahren noch keine Häufigkeit bestimmt. Gemäss den

Anforderungen der KEV sind solche Untersuchungen erst im Rahmen des Baubewilligungsverfah-rens zu erbringen.

Das ENSI ist der Auffassung, dass die Gefährdung «Verstopfen der Wasserfassungen» im Wesentlichen von der konkreten Auslegung der zu bauenden Anlage abhängig ist. Deshalb wird im Zusammenhang mit dem Rahmenbewilligungsgesuch die Aussage des Gesuchstellers, wonach die Anlage gegen einen Ausfall der externen Kühlwasserzufuhr ausgelegt wird, als ausreichend betrachtet. Das ENSI hält in diesem Zusammenhang fest, dass Vorkehrungen gegen den Ausfall der externen Kühlwasserzufuhr bereits bei den bestehenden Kernkraftwerken getroffen wurden und dass die Beherrschung dieser Gefährdung dem Stand der Technik entspricht.

Die Festlegung der konkreten Auslegung sowie Massnahmen zur Verhinderung von Verstop-fungen von Flusswasserfassungen sind Gegenstand des Baubewilligungsverfahrens.

4.2.6.5 Vereisung von Komponenten

Angaben des Gesuchstellers

Der Gesuchsteller hat die Vereisungsgefahr von luftbeaufschlagten Komponenten und Freilei-tungen im EKKB-Sicherheitsbericht untersucht. In Kapitel 2.4.4.3 (Tabelle 2.4-2) weist er unter anderem auf die Ereignisse «Vereisung von luftführenden Komponenten und Systemen» und

«Vereisung von Stromkabeln (Freileitungen)» hin, die als Folge von rauen Winterbedingungen auftreten können.

Das Phänomen der Vereisung wird anhand der Umgebungsbedingungen untersucht, und es wird statistisch fundiert in Kapitel 3.4.5.2 belegt, wonach vorab in den Monaten Oktober bis April mit einer erhöhten Vereisungsgefahr mit einer zeitlichen Häufigkeit von bis zu 13 % zu rechnen ist.

Der Gesuchsteller kommt zum Schluss, dass die Tal-Lage in Beznau eine relativ hohe Häufigkeit von Zeitperioden mit potenzieller Vereisungsgefahr zur Folge hat. Bei Komponenten oder Bauten, die nicht mechanisch belüftet werden (z.B. Freileitungen), ist für das Entstehen von Vereisungen ein gleichzeitiges Auftreten von Wind notwendig, was eine niedrigere Häufigkeit bedeutet.

Die EKKB AG beabsichtigt, das Vereisungspotenzial bei der Auslegung von luftbeaufschlagten Komponenten zu berücksichtigen. In Kapitel 3.4.5.12 wird die diesbezügliche Auslegung von Lüftungssystemen, Kühlzellen bzw. Kühltürmen sowie von Dach- und anderen Wasserabläufen explizit angesprochen. Kapitel 3.4.6 führt ergänzend die Vereisung von Stromkabeln (Freilei-tungen) auf. In Kapitel 3.4.7 und 3.11 bekräftigt der Gesuchsteller die Absicht einer entspre-chenden Auslegung, wobei die diesbezüglichen Nachweise beim Gesuch zur Baubewilligung erbracht werden.

Beurteilungsgrundlagen

Gefährdungsspezifikationen sind gemäss Art. 24 KEV in Verbindung mit Art. 8 KEV erst im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens zu erstellen. Die hierzu bereits vorliegenden Unterlagen des Gesuchstellers werden sinngemäss beurteilt.

Massgebend für die Beurteilung sind die allgemeinen Grundlagen in Art. 7 KEV (Anforde-rungen an die nukleare Sicherheit), in Art. 8 KEV (Anforde(Anforde-rungen an den Schutz gegen Störfälle), in Art. 10 KEV (Grundsätze für die Auslegung von Kernkraftwerken), in Art. 23 KEV (Gesuchsun-terlagen für die Rahmenbewilligung) sowie in Art. 24 KEV (Gesuchsun(Gesuchsun-terlagen für die Baubewil-ligung).

Speziell zu den Gefährdungsannahmen bei extremen Wetterbedingungen sind Anforde-rungen in Art. 5 Abs. 1 Bst. d der Verordnung des UVEK über die Gefährdungsannahmen und die Bewertung des Schutzes gegen Störfälle in Kernanlagen [14] enthalten.

Beurteilung des ENSI

Der Gesuchsteller hat die Vereisungsgefahr von luftbeaufschlagten Komponenten und Freilei-tungen eingehend betrachtet. Er hat eine auf statistischen Grundlagen basierende Abschätzung der regionalen Umgebungsbedingungen vorgenommen und Rückschlüsse auf die lokalen Ver-hältnisse auf der Insel Beznau gezogen. Der aus diesen Daten für die Anlage EKKB abgeleitete Bedarf zur Realisierung von Massnahmen im Hinblick auf die erhöhte Vereisungsgefahr im Zeit-raum Spätherbst bis Frühlingsbeginn ist aus Sicht des ENSI nachvollziehbar.

Die EKKB AG plant als Konsequenz der Untersuchungen, das Potenzial der Vereisungsgefahr bei der Auslegung von Luft führenden Komponenten im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens zu berücksichtigen. Damit sind die diesbezüglichen gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich des Detaillierungsgrads der Angaben im Sicherheitsbericht auf Stufe Rahmenbewilligungsgesuch erfüllt.

Der Ausfall der externen Stromversorgung als Folge einer Vereisung von Starkstromfreilei-tungen des Höchstspannungsnetzes ist in der Schweiz aufgrund der konservativen Auslegung beim Leitungsbau wie auch aufgrund der starken Vernetzung in der regionalen Stromverteilung sehr unwahrscheinlich. Ein solcher Ausfall kann zudem durch eine geeignete Anlagenauslegung (Möglichkeit des Lastabwurfs auf Eigenbedarf, interne Notstromversorgung) beherrscht werden.