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Anatomische Darstellung der Eulencaeca

5 DISKUSSION

5.1 Diskussion der Einzeluntersuchungen und Teilergeb-nisse

5.1.1 Anatomische Darstellung der Eulencaeca

5.1.1.1 Methodik

Für die vorliegende Arbeit wurden ausschließlich Proben von aufgefundenen Eulen verwendet, welche so schwer verletzt oder erkrankt waren, dass eine Wiederauswilderung der Tiere nicht mehr möglich gewesen wäre. Aus Tierschutzerwägungen war es daher unbedingt notwendig, diese Wildvögel von den Schmerzen und Leiden zu erlösen, welchen sie durch ein Weiterleben unweigerlich ausgesetzt gewesen wären. So wurden bei 31 der 44 Eulen, die im Rahmen der Arbeit euthanasiert werden mussten, teilweise multiple oder gelenksnahe Frakturen oder Trümmerfrakturen diagnostiziert. Die Euthanasie erfolgte nach der Empfehlung von KUMMERFELD (2003b), unter tiefer Ketamin-Narkose mittels intravenöser Gabe von T61. Dabei handelt es sich um eine Methode, die sich in der Klinik für Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover schon vielfach bewährt hatte.

Für die sich anschließende Sektion erschien es notwendig, ein Verfahren zu wählen, welches einerseits standardisierbar war und andererseits einen schnellen Zugang zu den Blinddärmen zuließ, ohne vorher Anteile des Verdauungstraktes, größere Blutgefäße oder die Gallenblase zu verletzen. Dies hätte die Begutachtung und Fotografie der Organe in situ eingeschränkt und die darauf folgende Probenentnahme verzögert.

5.1.1.2 Anatomie der Eulenblinddärme

Im Rahmen der Sektionen wurde die Lage der Blinddärme im Bezug zu den anderen Bauchhöhlenorganen, sowie den anderen Darmanteilen beschrieben und fotografisch dargestellt.

Auf den Fotos wird deutlich, dass die voluminösen Caeca einen relativ großen

Duodenalschleife fast den gesamten Anteil des Eingeweidebauchfellsacks, der in der rechten Körperhälfte liegt. Es kommt im Tierreich äußerst selten vor, dass rein atavistischen Merkmalen Raum und Energie zur Verfügung gestellt werden, die sonst auch der Optimierung lebenswichtiger Funktionen dienen könnten. Der Befund gibt viel eher einen Hinweis darauf, dass auch bei den carnivoren Eulen die Blinddärme eine wichtige biologische Funktion innehaben müssen.

Die Abbildungen der einzelnen Caeca zeigen, dass sich die Ergebnisse dieser Untersuchung mit der bereits von MAUMUS (1902) vorgenommenen Unterteilung der Blinddärme in eine enge Basis caeci, ein voluminöses Corpus caeci und eine mehr oder weniger spitz zulaufende Apex caeci deckt.

Die Darstellung des Darmkonvoluts in situ kann bei Operationen von Eulen im Bereich der Bauchhöhle sowie in der Bild gebenden Diagnostik als anatomische Grundlage dienen. Bei Kontrastmittelaufnahmen des Verdauungstraktes (z. B. mit Bariumsulfat) ist es unerlässlich, die normalen Größen- und Lageverhältnisse der Darmanteile zu kennen. Nur so können pathologische Veränderungen, Darmverlagerungen oder krankhafte Erweiterungen richtig diagnostiziert werden.

Es ist beispielsweise beim Waldkauz der Normalzustand, dass die Blinddarmspitzen die caudale Begrenzung der Beckenhöhle erreichen und dort teilweise sogar wieder nach cranial umschlagen. Bei der Schleiereule hingegen müsste bei einem solchen Befund von einer Vergrößerung dieser Darmanteile ausgegangen werden.

Des Weiteren sind bei Röntgenaufnahmen der Bauchhöhle, bei denen zur besseren Differenzierung anderer Bauchhöhlenorgane, wie der Leber und der Gonaden, ein Kontrastmittel in den Magen-Darmtrakt (per os) eingegeben wird, Lage und Ausdehnung der Blinddärme der Eulen ebenfalls zu beachten. Mit Kontrastmittel angefüllte Caeca könnten zu unerwünschten Überlagerungen und so zur Abdeckung der zu untersuchenden Bauchhöhlenorgane führen.

5.1.2 Längenverhältnisse am Eulendarm

5.1.2.1 Methodik

Die Entnahme und Vermessung des Magen-Darmtrakts musste rasch erfolgen, um die Proben für die histologischen Untersuchungen möglichst zeitnah in die Fixierlösungen geben zu können. Nur so können autolytische Prozesse

weitestgehend verhindert werden. Daher wurde, als relativ einfaches, aber schnelles Verfahren, das Vermessen des Darmtraktes mittels eines Lineals durchgeführt (kleinste Maßeinheit: 1 mm). Auf Grund der unmittelbar nach der Resektion des Darmkonvoluts einsetzenden Kontraktionen wurden Messungen mit kleineren Maßeinheiten als 1 mm als nicht sinnvoll erachtet.

Die Skalenqualität einer Längenmessung und die Feststellung homogener Varianzen ließen für die statistische Auswertung der Ergebnisse die Anwendung des varianzanalytischen Verfahrens T-Test für abhängige Stichproben zu.

Ausgewertet wurde in wie weit empirisch erhobene Mittelwertsunterschiede statistisch signifikant sind. Da die Längen der untersuchten Darmabschnitte innerhalb des selben Tieres gemessen und verglichen wurden, handelt es sich um abhängige Stichproben.

5.1.2.2 Längenverhältnisse am Eulendarm

Der Anteil der Blinddärme an der Gesamtlänge des Darmtraktes der Eulen ist mit etwa 20 % auffallend groß. Dies deutet darauf hin, dass ihnen im Rahmen der Verdauung eine wichtige Rolle zukommt.

Die Untersuchungsergebnisse bestätigen die Einteilung von McLELLAND (1989), der Eulen der Gruppe der Vogelarten mit langen Caeca zuordnet. Er hat die Länge der Blinddärme für seine Einteilung auf das Körpergewicht bezogen. Bei den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Eulen konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht der einzelnen Tiere und der Länge ihrer Blinddärme festgestellt werden. Eine mögliche Ursache dafür könnte der sehr unterschiedliche Ernährungszustand der Tiere zum Zeitpunkt ihrer Euthanasie gewesen sein.

Einige Tiere waren zwar schwer verletzt, aber gut genährt und bemuskelt. Dies waren in der Regel die Eulen, die mit noch frischen Verletzungen aufgefunden worden waren. Andere dagegen, die ältere Verletzungen oder chronische Erkrankungen aufwiesen, zeigten zum Zeitpunkt der Euthanasie einen äußerst schlechten Ernährungszustand und waren teilweise auch stark dehydriert, so dass selbst große Tiere ein vergleichsweise geringes Gewicht aufweisen konnten.

McLELLAND (1989) weist außerdem darauf hin, dass bei Vogelarten mit zwei Caeca in der Regel der rechte Blinddarm länger ist als der linke. Für die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Waldkäuze, Waldohreule, Steinkäuze und Uhus konnte diese Aussage bestätigt werden. Im Gegensatz dazu ist bei der

nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Befund und der zoosystematischen Familienzugehörigkeit der untersuchten Eulenarten gibt. Die Schleiereulen sind Vertreter der Tytonidae, wohingegen die anderen untersuchten Arten zu den Strigidae zählen.