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2. Methodisches Vorgehen

2.3 Datenerhebung und -auswertung

2.3.2 Analyse der Bedürfnisse und Probleme im Verlauf – Qualitative Inhaltsanalyse

und die sich daraus entwickelnden Bedürfnisse und Probleme von Patienten mit Lungenkrebs über den Verlauf von 12-14 Monaten zu analysieren. Dafür erwies sich die Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse (QI) nach Mayring als geeignet. Bei der QI wurde das Material anhand von Analyseschritten und -regeln systematisch nach Inhalten überprüft und zusammengefasst.(60-64) Die QI verfolgt – unabhängig vom Forschungsgegenstand – die methodisch kontrollierte Textauswahl anhand der in-haltsanalytischen Basis: Einordnung in ein Kommunikationsmodell, Regelgeleitetheit, Arbeiten mit Kategorien und Gütekriterien. Wesentlicher Bestandteil ist, das Analyse-ziel bereits zu Beginn festzulegen. Anschließend wird das Material anhand eines konkreten Ablaufmodells schrittweise zerlegt und daraufhin werden die Analyseas-pekte in genau begründete Kategorien gefasst. Auf diese Weise kann letztlich eine Interkoderreliabilität, d.h. eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit gewährleistet wer-den.(60-64)

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Fragestellungen der Analyse / Theoriegeleitete Differenzierung

Angenommen wird, dass das Material Aussagen über die versorgungsbezogenen Bedürfnisse und Probleme von Menschen mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Sta-dium enthält. Die hier angewandte Inhaltsanalyse verfolgte das Ziel, Aussagen über emotionale und kognitive Zusammenhänge sowie über Handlungshintergründe der Interviewten treffen zu können. Dadurch wurden Bedürfnisse und Probleme in Bezug auf eine fortgeschrittene Lungenkrebserkrankung verständlich gemacht.(60)

Die Interviewpassagen wurden somit allgemein auf folgende Fragestellung hinsicht-lich des Krankheitserlaufs analysiert:

 Welche Bedürfnisse und Bedarfe haben Menschen mit fortgeschrittenem Lun-genkrebs im Krankheitsverlauf?

 Wie verändern sich diese Bedürfnisse und Bedarfe im Krankheitsverlauf?

 Welche Probleme haben Menschen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs im Krankheitsverlauf?

 Wie verändern sich diese Probleme im Krankheitserlauf?

Mit der QI nach Mayring wurde in dieser Studie bei der Baselineerhebung t0 erneut begonnen, um die Interviews t0-t3 im Sinne der Methodenreinheit unter den erarbeite-ten Fragestellungen zu betracherarbeite-ten. Erst als die Analyse der Serieninterviews mit der QI bei einem Patienten abgeschlossen war, wurden diese in Bezug auf die Fragestel-lung zu Bedürfnisveränderungen untersucht. In Anbetracht der zu erwartenden Aus-fallquote der Patienten, wurde für die hier angewandte QI nach Mayring nur die Inter-views der Teilnehmer herangezogen, bei denen mindestens zwei Erhebungen (t0-t1) stattgefunden haben. Nur so konnte die Darstellung eines Verlaufs gewährleistet werden. Interviews, bei denen nur die Baselineerhebung stattgefunden hat, wurden in diesen Analyseprozess nicht einbezogen.

Ablaufmodell - Induktive Kategorienbildung

Mayring bietet drei Verfahren als Analysetechniken an: die der Zusammenfassung, der Explikation und der Strukturierung. In dieser Studie wurde die zusammenfassen-de Inhaltsanalyse gewählt, da in Form von induktiver Kategorienbildung, schrittweise aus dem Material die Kategorien in einem Verallgemeinerungsprozess abgeleitet werden konnten.(61) Bei dieser induktiven Vorgehensweise werden die Aussagen der Patienten gegenstandsnah abgebildet, indem die Kategorien durch

Paraphrasie-rung gebildet werden. Im Analyseprozess wurden die Interviews im Rahmen eines Reduktionsprozesses auf die wesentlichen Inhalte beschränkt.

Die Durchführung der induktiven Kategorienbildung

Das Material wurde mit den oben genannten Fragestellungen zu den Bedürfnissen und Problemen intensiv durchgearbeitet und selektiert. Die Fragen unterstützten da-bei, Textsegmente zu finden, die auf Bedürfnisse und Probleme der Patienten hin-wiesen. Die Begriffsbestimmung zu Bedürfnis (siehe Kapitel 1.6) stellte hierbei ein Kriterium dar, um die Bedürfnisse der Interviewteilnehmer identifizieren zu können.

Demzufolge wurde nach dem subjektiv-individuellen Anspruch bzw. dem erlebten Mangel- oder Belastungszustand des Patienten mit einer Lungenkrebserkrankung gesucht. Sobald ein Interviewbestandteil identifiziert wurde, fand die erste Benen-nung der Kategorien möglichst nah an der gegebenen Formulierung des Interview-ten, in Form einer Paraphrase, statt. Die fokussierten inhaltstragenden Textbestand-teile wurden so grammatikalisch auf das Wesentliche gekürzt und auf eine einheitli-che Spraeinheitli-chebene gebracht. Im nächsten Schritt wurden die Paraphrasen auf eine vordefinierte Abstraktionsebene generalisiert, indem die zusammengekürzten Aus-sagen verallgemeinert wurden, worin sich jedoch die Paraphrasen inhaltlich weiterhin wiederfanden. Paraphrasen, die das Abstraktionsniveau bereits erfüllten oder darü-ber hinausgingen, blieben bestehen. Im Rahmen einer ersten Reduktion wurden die Paraphrasen der Patienten belassen, die als inhaltsreich im Hinblick auf die Bedürf-nisse bei einer Lungenkrebserkrankung angesehen wurden, alle anderen Paraphra-sen wurden bei dieser zusammenfasParaphra-senden Analysetechnik gestrichen. In einer zweiten Reduktionsphase wurden Paraphrasen mit ähnlichem Inhalt gebündelt und kategorisch einer Aussage mit höherem Abstraktionsniveau zugeordnet.(60)

Eine Überprüfung der Kategorien erfolgte bei einer Neuerstellung eines Kategorien-systems nach circa 10-15% des durchgearbeiteten Materials durch die Doktorandin.

Textpassagen und die dazugehörigen Kategorien wurden dabei im Sinne des Analy-seziels – Bedürfnisse und Probleme von Patienten mit Lungenkrebs zu identifizieren –, des Selektionskriteriums und des Abstraktionsniveaus hinterfragt und teilweise neu analysiert. Auch wurden zur weiteren Überprüfung der gebildeten Kategoriensysteme diese stichprobenartig nach den oben genannten Kriterien in der multidisziplinären Arbeitsgruppe in der Forschungswerkstatt diskutiert. War diese Revision des Materi-als abgeschlossen, wurden die restlichen Textpassagen nach dem oben benannten

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Prozess analysiert und somit das Kategoriensystem weiter verdichtet. Unterstützt wurde die Auswertung hier wiederum durch das Softwaresystem MAXQDA wie dies bereits in Kapitel 2.3.1 beschrieben wurde.

Für jeden Studienteilnehmer und für jede Erhebungsphase wurden neue Kategorien-systeme erstellt, um die jeweiligen Bedürfnisse und Probleme innerhalb eines Krank-heitsverlaufs sowohl individuell, als auch zwischen den Personen unterscheiden zu können. Die fertig erstellten Kategoriensysteme der einzelnen Erhebungszeitpunkte wurden in einem letzten Schritt patientenübergreifend auf Überschneidungen hin-sichtlich Bedürfnisse und Probleme bei Lungenkrebs inhaltlich analysiert. Dabei wur-den die sich ähnelnwur-den Veränderungen der Bedürfnisse und Probleme der Teilneh-mer einander zugeordnet, abstrahiert und quantitativ nach Häufigkeiten zu Hauptka-tegorien zusammengefasst. Somit konnten die Daten dann zu einem patientenüber-greifenden Kategoriensystem generalisiert werden. Die voneinander getrennte Erstel-lung der Kategoriensysteme diente zugleich einem späteren Analyseschritt, der unter Kapitel 2.3.3 bei Typenbildung beschrieben ist.