• Keine Ergebnisse gefunden

Akzeptanz von BIM in der Bauausführung

Im Dokument BIM in der Bauausführung (Seite 108-113)

RiB iTWO MagiCAD

4. Empirische Untersuchung

4.5. Ergebnisse und Auswertung der Interviews

4.5.9. Akzeptanz von BIM in der Bauausführung

Es ist nun zu betrachten, ob diese zukunftsweisende neue Art der Informationsbe‐

schaffung in der traditionsbehafteten Baubranche Fuß fassen kann. Schließlich  erfordert das Arbeiten mit dem Modell sowohl Fachwissen als auch eine techni‐

sche Grundausstattung auf der Baustelle (vgl. Kapitel 4.3), was mit zusätzlichen  Kosten einhergeht. Zufolge dem Bauleiter des Auftragnehmers ist je Baustelle mit  Mehrkosten von €500 für Laptop, Computermaus und Internetanschluss zu rech‐

nen. Da die Geräte für eine Vielzahl an Baustellen verwendet werden können,  fallen diese zusätzlichen Kosten vergleichsweise gering aus. Des Weiteren ist eine  Schulung des Baustellenführungspersonals nötig, damit die Programme richtig  angewandt werden. Aufgrund des simplen Programmaufbaus kann hier mit einer  Dauer der Einführung von einer halben bis zu einer Stunde gerechnet werden. Die  planende Firma verlangte keine zusätzlichen Kosten für die Einweisung, da als  Profit ein besseres Verständnis für den Polier gegeben und im Zuge dessen weni‐

ger Rücksprachen notwendig waren. Es zeigte sich kein Hemmnis zufolge erhöhter  Kosten durch das BIM. 

Der Dialog mit dem Polier brachte allerdings die Erkenntnis, dass sich körperliche  Arbeit nur schwer mit der filigranen Hardware verbinden lässt. Da kleine Baustel‐

len die Mitarbeit des Poliers erfordern, wurde die Befürchtung laut den Laptop bei  gleichzeitiger Verwendung zu beschädigen und zu verschmutzen. Zwar bietet der  Markt bereits erschütterungs‐ und wasserunempfindliche Geräte an, allerdings  stellt diese Spezialanfertigung eine kostenintensive Investition dar. Vor allem die‐

se Berührungsängste mit dem Laptop minderten die Akzeptanz der Anwendung  eines BIM auf der Baustelle. 

4.5.10. Fazit 

Ein Building Information Model direkt auf der Baustelle kann für das Baustellen‐

führungspersonal durch zahlreiche Funktionen wie automatische Mengenermitt‐

lung und gute Visualisierung hilfreich sein. 

In der folgenden Tabelle wurden die ermittelten Zeitbedarfswerte der REFA‐

Studie über eine Woche aufsummiert (vgl. Kapitel 9.6). Das Hochfahren des Lap‐

tops wurde in der Spalte „Dauer mit BIM“ nicht berücksichtigt, da für diesen Vor‐

gang die Anwesenheit des Poliers nicht erforderlich ist.   

Vorgang 

Anzahl  pro  Woche 

Dauer  konven‐

tionell 

Dauer 

mit BIM  Anmerkungen bzgl. BIM 

Bautagesbericht 

verfassen  5  35 min  35 min 

große Vorteile in Folge  durch  

Digitalisierung (7 min pro  Tag) 

Materialbedarf 

ermitteln  4  24 min  4 min 

Vorbereiten der Betonier‐

abschnitte in den Notizen (1  min) 

Material beschaf‐

fen  4  8 min  8 min 

Unklarheiten werden aus‐

geschlossen 

Änderungen in der 

Planung  1       

wurde aufgrund der Kom‐

plexität nicht mit BIM  durchgeführt 

Störungen, Prob‐

leme, Unklarheiten 

auf der Baustelle     60 min6  20 min7 

(aufsummiert über die ge‐

samte Woche)  Fortschritt kontrol‐

lieren  5  15 min  15 min 

 „Abfallprodukt": 4D‐

Visualisierungen 

Summe     142 min  82 min  57,75% 

Tabelle 2: Ergebnis REFA‐Studie (vgl. Kapitel 9.6) 

 

6 Erfahrungswert von Baustelle ähnlicher Größe 

7 Summe an Telefonaten zwischen Polier und Bauleitung wegen Unklarheiten 

Es ist zu erkennen, dass das BIM auf der Baustelle einen zeitlichen Vorteil gegen‐

über einer konventionellen Baustelle bringt, da sich ausgewählte Vorgänge durch  ein Building Information Modell optimieren lassen. Es ergab sich in Summe eine  Reduktion der Dauer auf rund 60% für die aufgeschlüsselten Vorgänge, wenn ein  Building Information Model zum Einsatz kommt. In der REFA‐Studie wurden aller‐

dings nur die Abläufe direkt auf der Baustelle betrachtet. Weitere Folgewirkungen  eines BIM wie eine optimierte Nachkalkulation seitens der Baufirma und die Ab‐

rechnung seitens des Bauherrn wurden hierbei nicht betrachtet. Tatsächlich kann  vor allem in diesen Bereichen davon profitiert werden, da das Building Informati‐

on Model durch die kontinuierliche Erfassung der Daten auf der Baustelle eine  gute Grundlage für alle weiteren Berechnungen bietet. 

Bereits kleine Projekte wie „Wohnen im Grünen“ profitieren von der kontinuierli‐

chen Erfassung der Informationen, große komplexe Projekte lassen sich erst durch  ein Building Information Model voll begreifen. Farbfilter helfen zur Aufbereitung  der Datenmenge, wodurch in Folge einfache Kontrollen (z.B.: Soll‐Termin vor Ist‐

Termin, Einhaltung Kostenziel) für Bauwerke in jeder Größenordnung möglich  sind. So kann ohne zeitlichen Versatz auf die konkreten Probleme (z.B.: Verzug)  eingegangen werden. 

   

5. Baufortschrittsdokumentation im BIM („BIM‐BauDoku“) 

Ein Building Information Model birgt in der Phase der Bauausführung das große  Potenzial der Erfassung von baustellenrelevanten Daten, welche z.B. für die Do‐

kumentation oder für die Nachkalkulation genutzt werden können. Die Übertra‐

gung der Daten aus den Bautagesberichten in das BIM stellt ohne die Zuhilfenah‐

me einer speziellen Software einen zusätzlichen Arbeitsprozess dar. In diesem  Kapitel wird eine alternative Methode angedacht, wie die Datenerfassung auf der  Baustelle automatisiert und kontinuierlich in das Building Information Model  übertragen werden kann. Dadurch sollen sämtliche Vorteile eines BIM in der Pha‐

se der Bauausführung genutzt werden können, ohne ein zeitliches Defizit in Kauf  nehmen zu müssen. 

5.1. Idee 

Die automatisierte Integration ablaufrelevanter Informationen in ein Building  Information Model soll auf Basis der Bautagesberichte erfolgen. Diese täglich er‐

stellten Berichte enthalten bereits die kontinuierliche Dokumentation des Bau‐

fortschritts. In Kapitel 4.5.8.1 wurden unterschiedliche Ansätze angedacht, wie ein  Bautagesbericht digitalisiert und mit dem Building Information Model verknüpft  werden kann. Es wurde auch beispielhaft ein Software‐Programm vorgestellt,  welches die Digitalisierung der Bautagesberichte erlaubt. Allerdings sind die auf  dem Markt vorhandenen digitalen Bautagebücher reine Textdokumente. Für die  Verknüpfung mit dem BIM ist der Bauteil‐Bezug der Information jedoch unab‐

dingbar, denn nur so können die ablaufrelevanten Daten je Element ausgewertet  werden. Daher muss eine neue Software konzipiert werden, die sogenannte „BIM‐

BauDoku“, welche den gestellten Anforderungen genügt. Als Basis‐Programm  wird der Modell‐Viewer „Ceapoint“ verwendet, welcher im Zuge dieser Masterar‐

beit bereits vorgestellt wurde (vgl. Kapitel 2.3.3) und auf der Baustelle „Wohnen  im Grünen“ Anwendung fand.  

 

Im Dokument BIM in der Bauausführung (Seite 108-113)