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1. Einleitung

2.2 Weniger, älter, aber nur ein wenig bunter – Prognosen zur

Die derzeit vorliegenden Bevölkerungsprognosen für das Untersuchungsgebiet zeigen, dass die sich in der Region abzeichnenden demografischen Entwicklungen, die bereits heu-te für Wirtschaft und Infrastruktur, Zentralitäts- und Attraktivitätskriheu-terien nicht unprob-lematisch sind, in Zukunft weiter verschärfen werden.

Die nachstehenden Ausführungen basieren im Wesentlichen auf den Aussagen des Lan-desamtes IT.NRW.206 Auch die Bertelsmann-Stiftung erstellt seit einigen Jahren Prognosen im „Wegweiser Kommunen“ 207; aktuell beziehen sich die Werte zur demografischen Ent-wicklung auf das Jahr 2030 und basieren auf den Ausgangswerten des Jahres 2012.

Weniger

Wie sich bereits – sieht man von den singulären Ereignissen der Spätaussiedlerzuwande-rung und Flüchtlingszuweisungen ab – seit den 1970er Jahren angedeutet hat, lässt sich unter dem Stichwort »weniger« am besten das künftige demografische Hauptproblem der

203 ARING, JÜRGEN (2013): Mehr Selbstverantwortung vor Ort. Lokale Gestaltungsmöglichkeiten zur Siche-rung der Daseinsvorsorge. In: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Vom demografischen Wandel besonders betroffene Regi-onen. Ein wichtiges Thema im Kontext der Demografiestrategie. Dezembertagung des Arbeitskreises

„Städte und Regionen“ der DGD in Kooperation mit dem BBSR am 6. und 7. Dezember 2012 in Berlin.

BBSR-Online-Publikation, Nr. 02/2013. Bonn. S. 156-159.

204 LEP NRW (2016), S. 36 ff. „Daher ist es erforderlich, die siedlungsräumlichen Entwicklungsbedarfe auf zukunftsfähige Siedlungsbereiche auszurichten, die über ein räumlich gebündeltes Angebot an öffentli-chen und privaten Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen verfügen (zentralörtlich bedeutsame ASB)“ (S. 37).

205 Ähnlich auch BM 4, Z. 291 ff.; BM 5, Z. 315 ff.; BM 6, Z. 224 ff..

206 Kommunalprofile, Online: https://www.it.nrw/kommunalprofile-82197, zuletzt abgerufen 14.05.2019.

207 Online: https://www.wegweiser-kommune.de/, zuletzt abgerufen 12.05.2019.Hinweis:Die Werte der Bertels-mann-Studie beziehen sich auf Kommunen >5.000 Einwohner, daher fehlen Angaben für die Stadt Hallen-berg.

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Region fassen. Nach den Prognosen wird es ab dem Jahr 2020 zu einer – gemessen am Landesdurchschnitt NRW – weiteren deutlichen Schrumpfung der Bevölkerung vor allem im Kreis Höxter und im Hochsauerlandkreis kommen.

Im direkten Vergleich der Prognosen von IT.NRW und Bertelsmann für einzelne Orte wei-chen die Aussagen zwar um bis zu 4 %-Punkte voneinander ab (z. B. Olsberg, Blomberg, Abb. 42). Insgesamt bestätigen aber beide Vorausberechnungen den Trend einer deutli-chen Bevölkerungsabnahme für das gesamte Untersuchungsgebiet. Diese Entwicklung wird sich nach den Prognosen von IT.NRW auch über das Jahr 2030 hinaus bis zum Jahr 2040 fortsetzen, wobei insbesondere für die Stadt Lügde ein weiterer deutlicher Rückgang erwartet wird (Abb. 43).

Abb. 42: Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2030 für Orte im Untersuchungsgebiet, Ausgangswert 2012, Angabe in %, Quellen: IT.NRW (Kommunalprofile Stand 12/2014) und Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser-Kommune 2015

Abb. 43: Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2030 und 2040 für Orte im Untersuchungsgebiet, Ausgangswert 2012, Angabe in %, Quellen: IT.NRW (Kommunalprofile Stand 12/2014 und 9/2015)

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Bei Betrachtung mehrerer Dekaden wird deutlich, dass sich im letzten Viertel des vergan-genen Jahrhunderts die demografischen Werte auf Kreisebene in einem relativ engen Kor-ridor von durchschnittlich -3 % bis +9 % um den Basiswert 1977 bewegt haben. Diese rela-tive Stabilität in der Bevölkerungsentwicklung dürfte letztlich auch zu einer gewissen Ge-lassenheit in den Sichtweisen lokaler und regionaler Entscheidungsträger bis heute geführt haben.208

Allerdings wird ohne das Eintreten erneuter singulärer Ereignisse nach den vorliegenden Prognosen in den kommenden 20 Jahren die quantitative demografische Entwicklung in den Kreisen des Untersuchungsgebietes – anders als im NRW-Landesdurchschnitt – nur noch eine Richtung aufweisen (Abb. 44). Mit einem Bevölkerungsrückgang von bis zu -17 % (Hochsauerlandkreis, Kreis Höxter; Kreis Lippe: -11 %) wird die Bevölkerungsentwicklung darüber hinaus in den Kreisen wesentlich intensiver ausfallen, als dies in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war. Politik, Verwaltung und Wirtschaft müssen sich darauf einstellen, dass sich diese Entwicklung in einem kurzen Zeitraum abspielen und vor allem wesentlich gravierender in ihren Ausschlägen und Auswirkungen sein wird.

Abb. 44: Bevölkerungsentwicklung und Prognose 1977 – 2040 auf Kreisebene, Quelle: IT.NRW (Landesdatenbank, 12491-01 ir, Kommunalprofile 10/2016)

Auf kommunaler Ebene fällt besonders im Kreis Lippe eine Differenzierung in Orte mit zu-nehmender bzw. gleichbleibender und stark rückläufiger Bevölkerung bis 2040 auf. Die Bandbreite beträgt hier -38,5 % (Lügde) und +12,3 % (Leopoldshöhe). Dabei spielt neben der heutigen Altersstruktur der Bevölkerung die Eignung als Wohnstandort für jüngere Familien als Tagespendler zu den beiden regionalen Zentren (Bielefeld, Paderborn) eine wesentliche Rolle. Alle Orte mit einer positiv prognostizierten Bevölkerungsentwicklung (Leopoldshöhe: +12,3 %, Augustdorf: +7,6 %, Schlangen: +5,7 %) liegen weniger als 20-30 km von Bielefeld bzw. Paderborn entfernt. Die Auspendleranteile sind hier deutlich höher als in den peripher gelegenen Orten im Osten des Kreises, die teilweise über 50 km von Bielefeld bzw. Paderborn oder anderen Zentren entfernt liegen und für Tagespendler bei

208 Bereits an anderer Stelle wurde in diesem Zusammenhang auf die Interviews BM 1, Z. 33 ff., BM 4, Z. 26 ff., BM 5, Z. 41 ff. hingewiesen.

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der derzeitigen Struktur des ÖPNV und teilweise fehlenden Schnellstraßen eher unattrak-tiv sind: Lügde (-38,5 %), Barntrup (-27,6 %), Extertal (-27,7 %), Kalletal (-23,6 %), Schieder-Schwalenberg (-22,9 %).

Im Hochsauerlandkreis und ebenso im Kreis Höxter gibt es keine Kommune mit einer posi-tiven Bevölkerungsprognose.

Nimmt man das bislang jeweils in den Kreisen und einzelnen Kommunen erreichte Bevöl-kerungsmaximum zum Ausgang weiterer Betrachtungen, so gestalten sich die Aussichten noch dramatischer. Die Zeitpunkte für die Bevölkerungsmaxima liegen zwischen 1993 und 2004. An dieser Bevölkerungszahl wurden technische, wirtschaftliche und soziale Infra-struktureinrichtungen, Wohnungen, Straßen, Wasser- und Abwasserkanäle, Einkaufsmög-lichkeiten, Arbeitsplätze, Arztpraxen, Krankenhäuser, Schulen etc. erst in jüngerer Vergan-genheit ausgerichtet. Unter Zugrundelegung dieser Werte schrumpft in den kommenden 20 Jahren die Bevölkerung im Hochsauerlandkreis und im Kreis Höxter um ca. 23 % und selbst im Kreis Lippe noch um 15 % (Abb. 45).

Abb. 45: Bevölkerungsentwicklung 2020-2040 in den Kreisen des Untersuchungsgebietes u. NRW gesamt, Angabe in % vom Bevölkerungsmaximum (Jahr s. Legende),

Quelle: IT.NRW (Landesdatenbank, 12491-01 ir, Kommunalprofile 12/2014, 10/2016)

Einzelne Kommunen des Untersuchungsgebietes weichen unter diesem Blickwinkel noch weit deutlicher von den Werten auf Kreisebene ab (Abb. 46). Treten die Prognosen ein, so wird – gemessen am jeweiligen Bevölkerungsmaximum – innerhalb von etwas mehr als einer Generation die Bevölkerung in Marsberg und Beverungen um ein Drittel schrumpfen (-33,6 %, -30,1 %) und sich in Lügde beinahe halbieren (-48,8 %). Vergleichbar sind derarti-ge Schrumpfungstendenzen mit besonders betroffenen Gebieten in Ostdeutschland (z. B.

Suhl 1995-2017: -35 %).

Auch die übrigen Orte sind bei einer Betrachtung, die vom Bevölkerungsmaximum aus-geht, mit durchschnittlich -25 % deutlicher betroffen, als es die offiziellen Prognosen der-zeit suggerieren. Die Auswirkungen dieser Schrumpfungsprozesse werden auf dem

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beitsmarkt ebenso wie in der Auslastung von Schulen und Kindergärten u. ä. Einrichtungen zu spüren sein, sie werden die Immobilienpreise genauso betreffen, wie sie das Ortser-scheinungsbild verändern werden.

Abb. 46: Bevölkerungsentwicklung vom Maximalwert je Ort (Jahr s. Ortsangabe) bis 2040, alle Orte im Untersuchungsgebiet, Angabe in %, Quelle IT.NRW (Landesdatenbank, 12491-01 ir, Kommunal-profil 10/2016)

Älter

Der Geburtenrückgang setzte im Untersuchungsgebiet – wie beschrieben – bereits Mitte der 1960er Jahre ein. Die Geburtenrate blieb, abgesehen von den 1990er Jahren, mit zu-nehmender Tendenz unterhalb der Sterberate. Diese Tatsache ist in Verbindung mit dem Alterungsprozess der quantitativ starken Altersgruppen aus den 1950er und 1960er Jahren wesentlich für die Höhe des heutigen Durchschnittsalters. Lag das Durchschnittsalter in NRW 1990 noch bei 39,7 Jahren, so stieg dieser Wert bis 2008 auf 42,6 Jahre. Prognosti-ziert wird für 2025 ein Alter von 46,1 und für 2050 von 49,8 Jahren (MGFFI 2009: 12).209 In einigen Kommunen des Untersuchungsgebietes wird nach den Prognosen der Bertels-mann-Stiftung210 der letztgenannte Wert bereits 20 Jahre früher im Jahr 2030 überschrit-ten:

Kommunen 2015 2030 Kommunen 2015 2030 Kommunen 2015 2030 Medebach 44,3 47,9 Warburg 44,3 48,2 Lügde 45,4 49,9 Olsberg 44,2 47,7 Borgentreich 43,1 49,2 Blomberg 44,1 47,7 Brilon 44,4 48,4 Beverungen 46,2 50,0 Barntrup 44,0 46,2 Marsberg 45,9 49,9 Höxter 45,6 48,8

Übersicht Durchschnittsalter 2015 und 2030, Quelle: Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser-Kommune Hinweis: Kommunen <5.000 E. (hier: Hallenberg) wurden nicht erfasst.

209 MGFFI (Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW) (Hrsg.) (2009):

Der demografische Wandel in NRW. Daten und Fakten. Düsseldorf.

210 Online: https://www.wegweiser-kommune.de/, zuletzt abgerufen 14.05.2019.

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Wie sich dieser Alterungsprozess bis heute entwickelt hat und fortsetzen wird, kann mit dem Billeter-Maß belegt werden, mit dem – ausgehend von einer zum Betrachtungszeit-punkt aktuellen Altersstruktur – eine Prognose über die Alterung der Bevölkerung darge-stellt wird. Dieser Index setzt „die noch nicht oder nicht mehr reproduktionsfähige Bevöl-kerung ins Verhältnis zur reproduktionsfähigen“ (Reiche 2007: 87)211; konkret werden die unter 15-Jährigen, die über 50-Jährigen und die dazwischen liegende mittlere Altersgruppe betrachtet. Das Ergebnis für die Orte des Untersuchungsgebietes zeigt einerseits, dass die Werte bereits seit 1975 negativ sind, d. h., dass die Bevölkerung langfristig altert. Anderer-seits ist erkennbar, dass dieser Prozess sich seit den 2000er Jahren stärker als im Landes-durchschnitt NRW beschleunigt (Abb. 47, 1-3).

211 REICHE, ANNEMARIE (2007): Westfalens Bevölkerung – eine alternde Gesellschaft. In: Heineberg, Heinz (Hrsg.): Westfalen regional. Siedlung und Landschaft in Westfalen, Bd. 35 (Geographische Kommission für Westfalen). Münster.

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Abb. 47, 1-3: Darstellung des Billeter-Maßes, Zeitraum 1975-2015, alle Orte des Untersuchungsgebietes, Quelle: IT.NRW (Kommunales Bildungsmonitoring)

Reiche (2007: 87) gibt für Westfalen im Jahr 2003 einen Billeter-Durchschnittswert von -0,41 an; das Untersuchungsgebiet wich hiervon mit -0,43 nur geringfügig ab. Im Jahr 2015 weist jedoch bereits die Hälfte der Orte einen Indexwert von unter -0,8 auf, darunter drei Orte mit einem Wert unter -0,9, zu denen auch zwei Mittelstädte gehören (Marsberg -0,95 und Höxter -0,91); negativer »Spitzenreiter« ist Beverungen mit einem Indexwert von -1,0.

Im Vergleich der Jahre 2014 und 2040 wird der Anteil der >65-80-Jährigen von 15 % auf 25

% steigen und sich der Anteil der Hochbetagten über 80 Jahre von 6 % auf über 11 % an der Gesamtbevölkerung im Untersuchungsgebiet fast verdoppeln. In allen übrigen Alters-gruppen nimmt die Bevölkerung ab (Abb. 48).

Abb. 48: Entwicklung einzelner Altersklassen 2014 – 2040, alle Orte des Untersuchungsgebietes , Angabe in %, Quelle: IT.NRW (Gemeindemodellrechnung 12422-9k09)

Oszillierte die Sterberate in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich von 10-12 Gestorbe-nen je 1.000 Einwohner in allen Orten des Untersuchungsgebietes, so wird die

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schnittliche Sterberate durch die große Alterskohorte der geburtenstarken Nachkriegs-jahrgänge 2030 bereits bei über 13,2 Sterbefällen je 1.000 Einwohner liegen. Die Gebur-tenrate lag dagegen in der weitgehend durch Außenwirkungen unbeeinflussten Dekade 2002-2012 bei ca. acht Geburten je 1.000 Einwohner. Auch dies bedeutet, dass die Bevöl-kerung des Untersuchungsgebietes »aus eigener Kraft«, d. h. ohne Zuzug von außerhalb der engeren Region stark altern wird.

Diese Altersgruppenverteilung wird die Kommunen vor besondere Herausforderungen stellen, vor allem wenn es um altersgerechte Wohnkonzepte, Nahversorgung, Mobilität, Teilhabe am sozialen Leben oder medizinische Versorgung geht. Die hier nur stichwortartig skizzierten Schwierigkeiten werden in ähnlicher Weise alle Kommunen des Untersu-chungsgebietes betreffen, wobei vor allem in drei Kommunen des UntersuUntersu-chungsgebietes die Werte stark vom Durchschnitt abweichen und ein intensives Nachdenken über Lö-sungsansätze erforderlich machen: So wird angesichts der heutigen Altersstruktur für den Anteil der Senioren und Hochbetagten in Olsberg (+81 %), Borgentreich (+77 %) und Blom-berg (+131 %) ein deutlich überproportionaler Anstieg prognostiziert (Abb. 49, 1-3).

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Abb. 49, 1-3: Entwicklung der Bevölkerung nach Altersklassen 2014-2040, alle Orte des Untersuchungsgebietes nach Kreisen, Angabe in %, Quelle: IT.NRW (Gemeinde-

modellrechnung 12422-9k09)

… aber nur ein wenig »bunter«

Der Anteil ausländischer Mitbürger an der Gesamtbevölkerung betrug in NRW in den Jah-ren 2007-2012 durchschnittlich ca. 10-11 %. Im Untersuchungsgebiet wurde dieser Anteil im gleichen Zeitraum mit 4,1 % deutlich unterschritten. Dabei ist jedoch zu berücksichti-gen, dass nicht nur die Volkszählung 1985, sondern auch der Zensus 2011 in einigen Kom-munen des Untersuchungsgebietes zu deutlichen Korrekturen bei den Werten aus den Fortschreibungen führte, wie in den nachstehenden Grafiken durch »Sprünge« deutlich zum Ausdruck kommt (Abb. 50, 1-3). Durch die aktuellen Zuweisungen von Geflüchteten und Asylbewerbern in den Jahren seit 2014 stiegen die Werte zwar an, doch lagen sie 2015 mit durchschnittlich 6,15 % Ausländeranteil noch immer deutlich unter dem Landesdurch-schnitt von NRW. 82 % der nichtdeutschen Bevölkerung im Untersuchungsgebiet kam 2012 aus dem europäischen Ausland (inkl. Türkei), s. Übersicht Nichtdeutcher in den Krei-sen des Untersuchungsgebietes 2012 nach ausgewählten Herkunftsländern.

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Abb. 50, 1-3: Entwicklung der Ausländeranteile an der Bevölkerung 1977-2015, alle Orte des Unter- suchungsgebietes nach Kreisen212, Angabe in %, Quelle: IT.NRW (Bevölkerungsstand 12491-01 ir)

Übersicht Nichtdeutsche in den Kreisen des Untersuchungsgebietes 2012 nach ausgewählten Her-kunftsländern bzw. Kontinenten, Angaben absolut und in %, Quelle: IT.NRW (Ausländerstatistik der Kreise 12521-02iz)

212 Die hohen Ausländeranteile für Blomberg bis Mitte der 1980er Jahre resultieren aus der Einrichtung einer niederländischen Garnison. Der Anstieg des Ausländeranteils ab 2014 in Borgentreich geht auf die dortige Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge zurück, wo alleine 2014/2015 über 8.700 Asylbewerber aufge-nommen wurden, von denen später 8.100 anderen Orten zugewiesen wurden. Ähnliches gilt für Brilon.

Angaben 2012 HSK Kreis Höxter Kreis Lippe NRW Angaben 2012 HSK Kreis Höxter Kreis Lippe NRW

Europa 14.378 3.742 14.930 1.525.626 Europa 87,4 77,6 78,3 81,2

dav. Türkei 3392 2.119 5.743 529.575 dav. Türkei 23,6 56,6 38,5 34,7

dav. Polen 1.351 368 1.135 150.034 dav. Polen 9,4 9,8 7,6 9,8

dav. Italien 1.843 264 734 122.929 dav. Italien 12,8 7,1 4,9 8,1

dav. Portugal 1.686 110 209 36.089 dav. Portugal 11,7 2,9 1,4 2,4

Afrika 319 202 462 92.411 Afrika 1,9 4,2 2,4 4,9

Amerika 181 92 354 35.587 Amerika 1,1 1,9 1,9 1,9

Asien 1.444 750 3.005 208.681 Asien 8,8 15,6 15,8 11,1

dav. Kasachstan 206 94 244 11.435 dav. Kasachstan 14,3 12,5 8,1 5,5

dav. Syrien 154 66 612 12.717 dav. Syrien 10,7 8,8 20,4 6,1

sonstige 132 36 318 15.682 sonstige 0,8 0,7 1,7 0,8

SUMME abs. 16.454 4.822 19.069 1.877.987 SUMME in % 100,0 100,0 100,0 100,0

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Die statistischen Übersichten in den Kommunalprofilen des Landes NRW sind auch unter Berücksichtigung der Anpassungen durch den Zensus 2011 nicht widerspruchsfrei. Ver-gleicht man z. B. die dortigen Angaben zur Zahl der ausländischen Einwohner und ver-sucht, diese durch die Jahreseinzelwerte von Geburten und Sterbefällen, Zu- und Fortzü-gen zu rekonstruieren, so ergeben sich Unschärfen und Widersprüche. Dennoch sind die Ergebnisse für die Kommunen des Untersuchungsgebietes in ihrer Tendenz eindeutig:

➢ In der nichtdeutschen Bevölkerung fällt im Zeitraum 2001-2014 der Saldo aus Gebur-ten- und Sterbefällen im Gegensatz zu deutschen Bevölkerung zwar positiv aus. Doch ist er mit absolut +289 Personen viel zu gering, um den natürlichen Schrumpfungspro-zess in der deutschen Bevölkerung (-8.329 Personen) aufzuhalten.

➢ Für das Wanderungsverhalten gilt ähnliches. Für alle Kommunen im Untersuchungs-gebiet betrug der Wanderungssaldo im Zeitraum 2001-2013 bei der nichtdeutschen Bevölkerung lediglich +943 Personen. Unter Berücksichtigung der Wanderungsgewin-ne durch Flüchtlinge 2014 erhöht sich dieser Wert auf 2.113 PersoWanderungsgewin-nen, wobei der dauerhafte Verbleib zumindest eines Teils dieser Gruppe in der Region jedoch fraglich ist. Im gleichen Zeitraum 2001-2013 war der Wanderungssaldo der deutschen Bevöl-kerung mit -11.702 Personen um ein Vielfaches negativer (2011-2014: -12.279 Perso-nen).

Übersicht Bevölkerungsentwicklung (natürlich und Wanderung) nach deutscher und nicht- deutscher Bevölkerung 2001-2014, alle Orte des Untersuchungsgebietes (Borgentreich 2001-2013), Angabe je 1.000 Einwohner (Mittelwert 2001-2014) je Jahr,

Quelle: IT.NRW (Kommunalprofile) Angaben je

1.000 E.

getrennt nach Bev.gruppen (Dt., Nichtdt.)

Deutsche Nichtdt. Deutsche Nichtdt.

Hallenberg -4,09 2,07 -3,80 33,82

Medebach -2,89 4,08 -4,85 38,40

Olsberg -2,55 5,09 -5,30 10,72

Brilon -3,07 4,10 -2,51 17,94

Marsberg -4,00 1,24 -5,13 9,42

Warburg -3,49 2,00 -0,76 25,51

Borgentreich -3,38 2,63 -1,46 25,18

Beverungen -4,45 0,81 -7,29 15,81

Höxter -3,51 1,80 -4,42 17,48

Lügde -4,35 2,32 -8,47 -19,02

Blomberg -0,78 1,31 -8,51 -2,46

Barntrup -2,86 4,49 -6,67 -5,62

natürliche Bevölke-rungsentwicklung pro

Jahr im Zeitraum 2001-2014

Wanderungssalden pro Jahr im Zeitraum

2001-2014

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2.3 Wanderungsverhalten als wesentliche Ursache für Schrumpfung