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stilum GmbH

Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29

www.stilum.de · info@stilum.de

Wir sehen uns !

Auf der FSB in Köln

Besuchen Sie uns auf der FSB in Köln und überzeugen Sie sich von unseren fantastischen Spielräumen! Sie finden uns in Halle 3.2, Stand C51/B50

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume

FreeLounge

Ausgabe 3/2009 9. Jahrgang 12,00 Euro

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Editorial | 3

Liebe Leserinnen und Leser,

die Recherche für diese Ausgabe hat uns besonders viel Spaß gemacht – denn „Spie- len“ ist das große Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Passend zur großen Leitmesse der Branche, der FSB.

Die Facetten, unter denen wir das Spiel im öffentlichen Freiraum für Sie betrach- ten, sind sehr vielfältig: Wir haben weit in die Vergangenheit zurückgeblickt und den Landschaftsarchitekten Daniel Rimbach, der über die Entwicklungsgeschichte öffentlicher Freiräume für Kinder promoviert hat, um einen Gastbeitrag gebeten.

Heraus gekommen ist dabei gleich eine 4-teilige Serie, die in dieser Ausgabe mit der

„Entdeckung der Kindheit“ in den Jahren bis 1850 startet.

Die Betrachtung der Gegenwart nimmt natürlich den größten Teil des Heftes ein:

Sie fi nden inspirierende Spielideen für den öffentlichen Raum, eine Bestandsauf- nahme über die Freiheit und die Möglichkeiten des Spielens im öffentlichen Raum im Leitartikel, Kunstprojekte wie die kleinen Figuren des Streetart-Künstlers Slin- kachu, einen Überblick über sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten und Beispiele für generationenübergreifende Spielparcours sowie den Gastbeitrag von Holger Hof- mann vom Deutschen Kinderhilfswerk über Jugendprojekte in Bremen. Apropos: Das Deutsche Kinderhilfswerk steht inzwischen 13 Modellkommunen im Rahmen des Projektes „Kinderfreundliche Stadtgestaltung“ zur Seite, lesen Sie, warum sich das Mitmachen lohnt.

Bei der Bestandaufnahme durch die Vielfalt des Spiels im öffentlichen Raum darf der Blick in die Zukunft nicht fehlen: Sie erfahren, wie der Städter heute über GPS spielt und welche Erfahrungen man in Pfronten mit einem der ersten Computer- spielplätze gemacht hat.

Einen Vorgeschmack auf die FSB gibt Ihnen der Marktmonitor, in dem wir wieder Neuheiten vorstellen. Die FreeLounge steckt also wieder einmal voller interessanter Themen für Ihre Praxis - oder Planungsprojekte!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Dr. Anke Münster

FreeLounge auf der FSB – Halle 3.2, S tand A0 11

Neu als Chefredakteurin

Nach fast einem Jahr als Redakteurin ist Dr. Anke Münster seit September Chefredakteurin der FreeLounge. Sie löst Maike Söltl ab, die sich anderen Aufgaben widmet.

Die promovierte Kunsthistorikerin und studierte Journalistin hatte schon immer ein besonderes Faible für Kunst im öffentlichen Freiraum.

Einige Jahre in einer PR-Agenturmit dem Schwerpunkt Öffentlichkeits- arbeit für Kommunen und kultu- relle Organisationen kamen hinzu.

Außerdem Textprojekte für Hersteller der Branche und schließlich die Praxiserfahrungen, die sie mit den eigenen Kindern auf den Spielplätzen der Stadt Köln gesammelt hat. Für dieses Fachmagazin also eine ideale Besetzung. Im November 2008 wurde sie von ihrer langjährigen Kollegin Dagmar Thiemann zur FreeLounge geholt – gemeinsam mit ihrem Kollegen Ludwig Keißner haben beide noch eine Menge mit diesem Fach- magazin vor.

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I n h a l t

TOP THEMA

Spielen? Spielen! 6

Digitalzeitalter auf dem Spielplatz 12

Gemeinsam, nicht getrennt 14

GPS-Jagd mit dem Handy 20

Sinnes-Räume in der Kommune 22

Showcase für Spielplätze 27

Marktmonitor 28

Durch die Bank gut 33

GESELLSCHAFT

Jugend im öffentlichen Raum – Spiellandschaft Bremen

Autor: Holger Hofmann, DKHW 36

Deutsches Kinderhilfswerk unterstützt Kommunen 40 Die Straße ist keine gute Kinderstube 42

Völker – kommt auf diesen Platz! 44

Streitobjekt Kinderspiel 45

Dir Rückkehr der Trimm-Dich-Pfade 50

REPORT

Ein neuer Blick auf das Spielen 54

„Bergbau“ in der Oberpfalz 58

Sanierung statt Neuanschaffung 60

Preiswürdige KiTa-Außenanlage 62

SPIELRAUM

Kinderfreundliche Stadtplanung – Teil 2

Autor: Ruth-Esther Gilmore 64

Öffentliche „Boule“-Plätze 69

Völker – kommt auf diesen Platz!

Autor: Daniel Rimbach 72

STADT & KUNST

Kleine Leute in der großen Stadt 76

Die tote Stadt – Im Moloch der Meditation 79

Keine Bühne aber großes Theater 80

Walk Act 83

Buchtipps 85

STELLENMARKT MESSE

Branchentreffpunkt FSB 88

IBA-Finale 2010 92

BUGA 2009 94

VERBAND

Der BFG startet durch 96

RECHT

Justitia ist nicht taub 98

WETTBEWERB

Kommunen in neuem Licht 102

TIVOLI

Branchen- und Herstellerverzeichnis 104

TERMINKALENDER 109

Herausgeber:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid Telefon: +49 (0) 2689 9591-37

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38 Erscheinungsweise:

vierteljährlich Chefredaktion:

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.) E-Mail: redaktion@free-lounge.de E-Mail: anzeigen@free-lounge.de Anzeigenleitung:

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de DTP, Bildredaktion:

Maike Söltl (verantwortlich) Redaktion:

Lutz Keißner, Dagmar Thiemann Titelfoto:

slinkachu

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Mai 2009

Internet: www.free-lounge.de

www.free-lounge.com

Copyright:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Terminveröffentlichungen kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei unverlangt eingesandten Manuskripten.

Namentlich gekennzeichnete Berichte und Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Quellennachweis:

FB Stadtgrün, Stadt Braunschweig, Frau Schulz- Behrend (S. 9); Markus Gnüchtel und Jens Gabe;

GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitek- ten GbR (S. 18); Jose Manuel Gelpi – fotolia.com (S. 45); Miredi – fotolia.com (S. 50); Jens Weber (S. 56); tom – fotolia.com (S. 61); photocase.

com © Mr Nico (S. 63); cameraw – fotolia.com (S. 70); Werkfoto AFF Architekten, Hans-Christian Schlink, Berlin (S. 86); M. Johannsen– fotolia.com (S. 100); Felix Quittenbaum –fotolia.com (S. 101) Gerichtstand:

Montabaur Druckaufl age:

5.000 Exemplare international Druck:

Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH, Ochsenfurt-Hohestadt

Einzelbezugspreis:

Euro 12,– (inkl. Porto) Jahresabonnement:

(4 Ausgaben) Euro 45,– (inkl. Porto)

IMPRESSUM

FreeLounge

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Abonnement

Tel.: 02689 9591-37 Fax: 02689 9591-38

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Fachmagazin für kommunale Frei-Räume

FreeLounge

Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.

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Foto: Toni Anderfuhren

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Top Thema | 7

Spielen? Spielen!

Ob Spielplätze, Parks, Wälder oder einladende Plätze: Der öffentliche Freiraum ist die perfekte Bühne für kreative Spiele.

Kinder versinken in ihren Fantasiewelten und selbst Teenager vergessen ab und zu, dass sie eigentlich cool sind: Spielen hat magische Kräfte, denn es löst Menschen aus der Zeit. Eine Stunde fühlt sich an wie wenige Minuten. Au- ßerdem verbindet das Spiel Faszination und Bil- dung. Am Anfang des Lebens geschieht das vor allem über sinnliche Erfahrungen, später ent- wickelt sich im Spiel sprachliche Kompetenz, Köperbeherrschung und natürlich Kreativität.

Es gibt eine Vielzahl von wissenschaftlichen Erklärungen, warum Menschen spielen und welcher Zweck damit verbunden ist. Aber es ist eigentlich besonders schön, dass keine Theorie bislang sämtliche Aspekte des Spielens erfassen konnte. Zu vielseitig sind die Ausprägungen, und es bleibt oft eine Frage der Deutung, ob und welcher versteckte Nutzen hinter einem Spiel stehen könnte. Erwerben Kinder zum Bei- spiel durch Rollenspiele die Anpassungsfähig- keit, die sie in ihrem späteren Leben brauchen, oder erleben sie eine Flucht aus ihrer Realität?

Vielleicht stecken diese und noch viel mehr Möglichkeiten je nach Situation im Spiel, auf jeden Fall steht eines fest. Spielen macht Spaß – und das nicht nur Kindern. So soll der Gott Hermes sogar der Erfi nder des Würfels sein.

Erwachsen - aber nicht zu sehr

Vorbei ist die Zeit, dass Erwachsene überwie- gend Zaungäste beim Spiel waren. Geprägt durch den bürgerlichen Arbeitsethos des 19.

Jahrhunderts hatte das Spiel nach der Kindheit lange Zeit ein schlechtes Image. Glücksspie- le waren verpönt und zu der Auffassung von

„Arbeit als des Bürgers Zier“ passte kein aus- gewogenes Verhältnis von Freizeit und Beruf.

Das hat sich heute ganz radikal verändert. Zum einen wollen die Menschen nicht mehr mit der

früher üblichen Ernsthaftigkeit erwachsen sein, zum anderen suchen sie sich ganz gezielt die Freiräume und den Ausgleich zur Arbeit. Neben dem Wunsch, es sich gut gehen zu lassen, ha- ben Computerspiele diese Entwicklung ebenso beeinfl usst wie die Fitnessbewegung. Der öf- fentliche Raum wird vor allem für das sportli- che Spiel genutzt – mit mehr Disziplinen denn je. Aber es kann heute auch vorkommen, dass man überraschend eine Gruppe kostümierter Menschen im Park oder im Wald trifft, die sich zu einem Live Action Role Playing (LARP) dort getroffen haben. In Kostümen übernehmen die Spieler bestimmte Rollen und stellen sie selbst als Figur dar. Es gibt selten ein Ziel, sondern im Mittelpunkt steht der Spaß. Gespielt wird ohne Zuschauer, in der Regel mit 50 bis 200 Teilneh- mern. Bei großen Events können es auch durch- aus mehrere tausend Menschen sein. Meist

werden bei LARP Fantasy-Themen aufgegriffen.

Diese Art von freiem, darstellendem Spiel ist noch ziemlich neu in der Erwachsenen-Welt.

Lange galt als Kennzeichen, dass man sich nach der Kindheit bei Spielen immer an festen Re- geln orientiert und einen Spielzweck verfolgt – in der Regel, die Mitspieler zu besiegen. Ohne Zweifel kann man sagen, dass der öffentliche Raum auch für Erwachsene an Bedeutung als Spielfeld gewinnt. Gestützt wird dieser Trend durch neue Technologie. Geocaching mit GPS- Peilung hat die Schatzsuche gesellschaftsfähig gemacht und eine beachtlich große Zahl von

Atome spalten ist ein Kinderspiel, verglichen mit einem Kinderspiel.

Albert Einstein

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Menschen mobilisiert. Es gibt zudem mehr und mehr Handyspiele, bei denen die Mitspieler quer durch die Stadt unterwegs sind. Für Kommunen eröffnen sich durch diese Entwicklung neue Möglichkeiten, Menschen zu Veranstaltungen zusammenzubringen und sich gerade für jün- gere Generationen interessant zu machen.

Mehr Raum für Kinder in der Stadt

Wer auf dem Land aufwächst, lebt nach einer neuen Studie zwar gefährlicher als in der Stadt, jedoch bieten sich den Kindern in der Natur vielfältige Spielmöglichkeiten, der Kontakt zu Tieren und viele freie Flächen für raumgrei- fende Spielszenarien. Je nachdem in welchen Quartieren Familien wohnen und wie viel En- gagement die Eltern zeigen können, um in die Natur zu fahren, kann der Bewegungsraum für Stadtkinder sehr eng sein. Umso wichtiger ist es, dass die Kommunen sich für geeignete Spielmöglichkeiten stark machen.

Schulhöfe als Spielhöfe

Die Stadt Nürnberg begegnet ihrem Spielfl ä- chendefi zit erfolgreich mit der Umwandlung von Schulhöfen zu Spielhöfen, die den Kindern auch am Nachmittag und an den Wochenen- den zur Verfügung stehen. Positive Effekte dieser Maßnahmen sind für die Stadt die Flä- cheneinsparung durch Doppelnutzung beste- hender Schulhöfe sowie die Verbesserung des Spiel- und Freizeitangebotes in verdichteten Stadtteilen. Die Erfahrungen in Nürnberg mit der Öffnung von Schulhöfen reichen bis in die

50er Jahre zurück. Seit 1992 wird konsequent an der Umgestaltung von Schulhöfen zu Spiel- höfen gearbeitet, so dass mittlerweile um die 40 Höfe fertiggestellt werden konnten. In ei- nigen Städten wie Kiel wurde dieses Erfolgs- Modell übernommen. Trotzdem stehen auch heute noch selbst in Nürnberg am Anfang der Planung oft Vorbehalte der Schulleitung gegen die Öffnung. Beteiligungsprojekte haben sich bewährt, um im Konsens mit allen Partnern zum Ziel zu kommen. Das Nürnberger Modell ist eine sehr ökonomische Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen interessante Spielfl ächen zu bieten. Die Stadt München setzt nicht auf den Umbau der Schulhöfe, sondern öffnet bei 35 Schulhöfen nach Schulschluss für festgelegte Zeiten die Tore, so dass Kinder und Jugendli- che mehr Platz für Spiel und Sport bekommen.

In vielen Anlagen werden außerdem von der

„Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt“

Spielaktionen angeboten.

Kinderwald

Aber auch jenseits der Schulhöfe lassen sich mit Kreativität neue Spielräume erschließen.

2000 wurde beispielsweise in Hannover ein sieben Hektar großes Gelände im Nordwesten der Stadt offi ziell zum „Kinderwald“ ernannt.

Die Fläche gehört der Landeshauptstadt. In- zwischen werden im „Kinderwald“ zusammen mit dem Förderverein Kinderwald Hannover e.V.

jährlich über 200 Aktionen und Veranstaltun- gen durchgeführt. Es gibt regelmäßige Gruppen, Angebote für Kindergärten und Schulen, aber auch Familienaktionen wie Jahreszeitenfeste.

Leute hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!

Oliver Wendell Holmes

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Top Thema | 9 Spiele, damit du ernst sein kannst. Denn das Spiel ist ein Ausruhen, und die Menschen bedürfen, da sie nicht immer tätig sein können, des Ausruhens.

Aristoteles

Spielinseln in Fußgängerzonen

Ein positiver Trend ist auch die Aufwertung von Fußgänger-Zonen durch Spielinseln. Viele Städte nutzen mittlerweile kleinere Spielele- mente, Wasserläufe oder Klangobjekte, um für Kinder den Aufenthalt in der Stadt attraktiver zu gestalten. In Braunschweig hat man die- se Idee zu einer Spielfährte durch die Stadt ausgebaut, die mit verschiedenen Angeboten spielerisch die Motorik sowie die Sinneswahr- nehmung anspricht. Ins Auge fallen die kleinen farbigen Motive im Bodenbelag, die den Weg zu den Spielgeräten weisen. Till-Eulenspiegel stand als bekannte Braunschweiger Persön- lichkeit mit seiner Narrenkappe Modell für die Pfl asterintarsien. Diese „Spielspuren“ verknüp- fen die Spielstandorte miteinander, machen neugierig auf mehr und weisen den kleinen Fährtensuchern den Weg. Die Spielfährte wur- de so konzipiert, dass es kein Anfang und kein Ende gibt, so dass die Angebote jederzeit erwei- terbar sind. Als jährlich wiederkehrendes Event wird darüber hinaus die ganze Innenstadt von Braunschweig durch Angebote von Vereinen, Verbänden, Gruppen und Organisationen zu einer Spielmeile gestaltet, auf der die Kinder und Jugendliche an einem Tag viele originelle Sport- und Spielmöglichkeiten fi nden.

Moers: Spielplätze, die Spaß machen

Wie eine Stadt kontinuierlich ihr Freiraum- Angebot für Kinder und Jugendliche verbes- sern kann, zeigt das Beispiel von Moers am Niederrhein. In den 90er Jahren war man an einem Punkt angekommen, an dem auf vielen Spielplätzen das Angebot immer geringer wur- de, da alte Geräte vielfach nur noch abgebaut und wenig in den Erhalt oder den Ausbau der

Die Spielplatzoffensive in Moers freut kleine Entdecker ...

Die Spielfährte in der Braunschweiger Innenstadt führt Kinder zu verschiedenen Spielstationen.

Foto: FB Stadtgrün, Stadt BS

... und künftige Schlossherrinnen

Foto: Stadt Moers

Foto: Stadt Moers

Spielplätze investiert wurde. Um jungen Ar- beitslosen einen Weg in das Berufsleben zu ermöglichen, wurde 1996 ein Landesprogramm aufgelegt, das den Umbau und die Erneuerung von 30 Spielplätzen möglich machte. Die städ- tische Jugendpfl egerin Vera Breuer freut sich noch heute über dieses Projekt, denn dadurch wurde in der Stadt das Bewusstsein geweckt, wie notwendig und positiv neue Spielplätze für die Zukunft der Kinder und damit auch der Fa- milien in der Stadt sind. Moers ist mit derzeit knapp 110.000 Einwohnern laut den Prognosen der Bertelsmann Stiftung im durchschnittlichen Maß vom Bevölkerungsrückgang durch den de- mografi schen Wandel betroffen. Bis 2025 ist ein Rückgang um vier Prozent vorhergesagt, in etwa wie bei den ähnlich großen Städten Hildesheim und Koblenz. Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Stadt für junge Menschen sind entsprechend auch hier eine zukunftsweisende Aufgabe. Ausgelöst durch die guten Erfahrun- gen mit dem neu gestalteten Spielraum führte die Stadt eine aufwendige Spielplatzbedarfs-

planung durch, selbstverständlich mit Blick auf die Altersstruktur der Stadtviertel. Als Ergebnis kam heraus, dass 45 Spielplätze saniert oder neu gebaut werden mussten. Seit 2001 wird nun jährlich eine Summe von circa 500.000 Euro zur Verfügung gestellt um nach und nach den Spielraum auf den optimalen Stand zu bringen.

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Dabei wird darauf geachtet, dass es Angebote für unterschiedliche Altersstufen gibt, auch mit barrierefreien Zugängen. Außerdem wird jeder Spielplatz individuell mit einer Beteiligung der Anwohner geplant. Auf diese Art und Weise ist es der Stadt gelungen, sehr unterschiedliche und von den Kindern akzeptierte Spielplätze einzurichten. Vera Breuer erzählt, dass ihr Team mittlerweile auch eine Liste mit Spielplatz-Tipps vorbereitet hat: „Wir haben häufi g Eltern am Te- lefon, die ganz begeistert von einem Spielplatz sind und wissen möchten, wo es in der Stadt noch ähnliche Angebote gibt. Das vermitteln wir natürlich gerne.“ Vorbildlich ist in Moers auch die durchaus aufwendige Betreuung der Spielplätze, die bis 22.00 Uhr altersunabhängig genutzt werden dürfen. Konfl ikte mit Jugendli- chen kommen nur selten auf, weil häufi g Mit- arbeiter vor Ort sind, die im Gespräch mit den Jugendlichen bleiben und deshalb auch we- nig Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Ruhezeiten haben. „Manchmal kann man den Eindruck haben, dass die ganz gerne von uns ins Bett gebracht werden“, sagt Vera Breuer la- chend über die abendlichen Rituale, die wichtig sind, damit die Spielplatzanwohner nicht unnö- tig verärgert werden. Sie setzt sich immer dafür ein, durch die Einbeziehung der Jugendlichen, Lösungen zu fi nden, wie beispielsweise auch der Bau einer BMX-Bahn die Spannungen zwi- schen den Fahrern und älteren Parkbesuchern aufl ösen konnte. Moers ist weit fortgeschritten damit, eine bedarfsorientierte Versorgung mit gut gestaltetem Spielraum bieten zu können.

Mit 130 Orten für Kinder und Jugendliche, be- wegt sich die Stadt am Niederrhein ganz weit vorne, wenn man das Angebot mit anderen, ähnlich großen Städten vergleicht.

Spielgelände und Abenteuer-Spielplätze

Neben den klassischen Spielplätzen entstand etwa seit den frühen 70er Jahren eine Anzahl von Abenteuer- und Bau-Spielplätzen, ungefähr zehn Jahre später kamen die ersten Jugendfar- men hinzu, die Stadtkindern den regelmäßigen Umgang mit Tieren ermöglichen. So wichtig, wie die wohnortnahen Spielplätze mit Spielge- räten in den Städten sind, so wichtig sind auch diese Oasen, die den Kindern Erfahrungen er- möglichen, die sie im Alltag oft nicht machen können. Allein in Deutschland gibt es etwa 500 dieser pädagogisch betreuten Spielplätze. Sie sind in der Regel so angelegt, dass Improvisa- tion und Veränderbarkeit möglich sind, an der die Kinder mitbestimmen und mitarbeiten. Mit

Das Spiel ist der Weg der Kinder zur Erkenntnis der Welt, in der sie leben.

Maxim Gorki

Als „Spielträumer“ setzt sich Toni Anderfuhren aus der Schweiz dafür ein, dass die Kinder durch die Natur und die Elemente inspiriert werden.

Foto: Toni Anderfuhren Foto: Toni Anderfuhren

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Top Thema | 11

der Erfahrung aus seiner Arbeit auf Abenteuer- spielplätzen hat sich der Schweizer Toni Ander- fuhren als freiberufl icher Gestalter von kindge- rechten Spielräumen und mit seinen Worten als

„Spielträumer“ selbständig gemacht. Er setzt sich dafür ein, dass die Kinder Raum bekom- men, sich mit den Elementen Luft, Wasser, Erde und Feuer zu beschäftigen und eigene Erfah- rungen zu machen. Wenn er Spielgelände plant, dann ist es für ihn selbstverständlich, Kinder in diesen Prozess intensiv einzubeziehen. „Es ist der falsche Weg, die Kinder zu bitten, ih- ren Lieblingsspielplatz zu zeichnen, denn dann bekommt man Bilder von den Spielplätzen, die Kinder kennen“, erklärt Toni Anderfuhren. „Ich gehe mit den Kindern auf Expedition und lasse sie in einem Gelände spielen. Dann bekommt jeder zum Beispiel Fähnchen, die er an be- stimmte Plätze stecken soll, die ihm beim Spie- len besonders wichtig sind. 10jährige Mädchen möchten vielleicht besonders gerne Tiere dabei haben, kleinere Kinder immer Wasser und älte- re Jungs möchten Erfahrungen mit Feuer sam- meln.“ Anderfuhren erhält so ein Bild, welche Angebote er für Kinder unterschiedlichen Alters berücksichtigen muss. Oft lässt er dann die Kinder ein paar Tage später Modelle von einem Spielgelände bauen, dass ihre Wünsche zeigen soll, und fi ndet darin dann viele Ideen, die er berücksichtigt. Immer gibt es bei Anderfuhren verschiedene Strukturen und Materialien, die Kinder für ihr Spiel nutzen können, zum Beispiel lose Steine wie in einem Steinbruch. Das Gelän- de wird durch Hügel, Höhlen oder Wasserläufe gestaltet. Abhängig von der Situation vor Ort können natürlich auch Spielgeräte wie Schau- keln, Kletternetze, Spielhäuschen oder auch ein Karussell hinzukommen. Dem „Spielträumer“ ist es vor allem wichtig, dass die Kinder beim Spiel Sinneserfahrungen sammeln können und ganz selbstverständlich in Bewegung kommen.

Viele Grenzen – wenig Freiheit

„Wenn ich heute über die Wildnis der Kindheit nachdenke, überrascht mich die unglaubliche Freiheit, die mir meine Eltern gaben, in dieser Wildnis das Abenteuer zu suchen. Unsere Vor- stellung von Kindheit hat seitdem einen sehr tiefergehenden, sehr bedeutsamen Wandel er- lebt. Die Wildnis der Kindheit ist verschwunden, die Zeit des Abenteuers ist vorbei.“ In einem Essay, der im Juni in der Zeitschrift „Die Welt“

erschienen ist, beschäftigt sich der amerikani- sche Autor Michael Chabon mit dem Verlust von Erfahrungen, mit denen die Kinder am An-

fang des 21. Jahrhunderts leben müssen. Kinder können heute tatsächlich nur noch selten von Erwachsenen unbeobachtet spielen, wie das bis vor geschätzt 25 Jahren noch ganz üblich war. Fast jeder aus der Generation der bis 1970 geborenen Kinder kann Geschichten aus sei- ner Kindheit erzählen, die auch bei den Eltern damals den ein oder anderen Adrenalinstoß ausgelöst hätten – aber: sie waren nicht da- bei und wussten nichts davon, dass die Jungs in Tannenwipfeln schaukelten oder die Mädchen nicht etwa auf dem Spielplatz waren, sondern

auf eigene Faust eine kleine Fahrradtour durch ein Waldstück drehten. Völlig unglaublich heu- te, dass sich ein Kind gegen den Besuch im Kin- dergarten entscheiden durfte, um stattdessen im Wald und in den Gärten mit seinen Freunden zu spielen. Durch die heutige Brille betrachtet grenzt es an ein Wunder, dass wir überhaupt das Alter erreicht haben und Kinder bekom- men konnten. Natürlich ist es nicht neu, dass Kindern Abenteuer vorenthalten werden. Wer kann sich nicht daran erinnern, wie Heidi dafür kämpfen musste, dass Klara mit ihr in die Berge fahren durfte. Oder anders gesagt: Sehr behü- tete Kinder gab es immer, aber es war doch eher das Pech Einzelner und kein gesellschaftlicher Konsens. Gründe für die Situation heute gibt es viele: Angst vor Verbrechen gehört ebenso dazu wie das Denken in höchsten Sicherheitskatego- rien oder die Möglichkeit ganz sorgenfrei in vir- tuellen Spielwelten Abenteuer erleben zu kön- nen. Doch innerhalb dieser Grenzen können die Städte und Gemeinden ihren Beitrag dazu leis- ten, dass der gestaltete oder eingeräumte Frei- raum den Kindern möglichst viele Anregungen zum Spiel bietet. Es wäre sogar angemessen, das zur Chefsache zu machen, denn schließlich haben immerhin die Götter selbst das Spiel er- funden – wenn man der griechischen Mytholo-

gie folgt. A.M.

Interessante Informationen über das Spiel als Bestandteil einer gesunden Entwicklung enthält das Heft 03/09 „Spiel und Spielzeug“ der Zeitschrift Frühe Kindheit, die von der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft herausgegeben wird. Spielen als Motor der Persönlichkeits- entwicklung oder als Medium der Konfl iktbewältigung: Viele Themen, die in der FreeLounge nur angerissen werden können sowie Berichte aus der Praxis, kann man durch die Beiträge in dem Heft vertiefen.

„Spiel und Spielzeug“

Zeitschrift: Frühe Kindheit Herausgeber: „Deutsche Liga für das Kind“

Ausgabe 3/2009 Aufl age: 4.000 St.

Erscheinungsweise:

6 Mal jährlich

Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennen lernen als im Gespräch in einem Jahr.

Platon

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Gülal aus Köln-Stammheim hüpft mit Marco aus Dortmund um die Wette. Der Spielstand, den beide mit ihrer iCard abrufen, zeigt, dass Gülal knapp vor dem Dortmunder liegt. Ausge- tragen wird das SmartUs-Steps-Spiel jeweils auf iGrid, dem interaktiven Hüpffeld der ersten beiden deutschen SmartUs-Spielplätze des fi n- nischen Herstellers Lappset. Bei diesem Ansatz wird eine internationale Vernetzung der Spiel- plätze möglich gemacht. Die Firma Kompan aus Dänemark hingegen hat mit der Produktreihe ICON Spielgeräte auf den Markt gebracht, bei denen die Wettkämpfe innerhalb der Kinder auf dem Platz ausgetragen werden. Die Geräte sind mit berührungssensiblen blinkenden „Buzzern“

ausgestattet, die durch Drauftippen Spiele und Spielstände weitergeben, sodass die Kinder Mannschaften bilden und gegeneinander spie- len können.

SmartUs macht internationale Wettkämpfe möglich

Der Hersteller des Kölner SmartUs-Spielplatzes verbindet traditionelle Spielgeräte mit Com- putertechnologie und vernetzt seine Spiel- plätze untereinander, sodass internationale

Digitalzeitalter

auf dem Spielplatz

Kinder leben in einer digitalen Welt – sie verstehen Computeranwendungen intuitiv und haben Spaß daran. So ist es nur logisch, dass digitale Technolo- gien auch auf Spielplätzen Einzug gehalten haben. Zwei skandinavische Her- steller haben die ersten dieser Spielplätze in Deutschland installiert. Sie gehen mit unterschiedlichen Ansätzen an das Thema ran.

Wettkämpfe gespielt werden können. Gülal und Marco können zum Beispiel mit Kindern in Finnland, in den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Norwegen, Spanien, England, Frank- reich oder Italien um die höchste Punktzahl wetteifern. Lappset beschreibt das Konzept die- ser High-Tech-Spielfelder so: „SmartUs eröffnet vielfältige Möglichkeiten zu spielerischer Aktivi- tät und spaßorientiertem Lernen, indem moder- ne Technologie mit Spielgeräten verbunden und die Spielumgebung vernetzt wird. Das Netz von SmartUs-Umgebungen bildet die Basis für neu- artige Aktivspiele, Spielturniere, verschiedenste Lernerfahrungen und Internetspiele. SmartUs motiviert zum Laufen, Hüpfen und Begreifen, zu lustigen Wettkämpfen und zu gemeinsamen Erfolgserlebnissen. Gleichzeitig etabliert Smar- tUs eine neue Aktivspielplatzkultur, die sich das Interesse junger Menschen an Technologie und neuen Medien zunutze macht.“

Die GAG Immobilien AG spendierte im letzten Jahr in Köln den 130.000-Euro teuren Compu- terspielplatz in einer Wohnsiedlung. Der Inves- tor kommt damit seiner sozialen Verantwortung als Kölns größter Vermieter mit rund 42.000 Wohnungen und 100.000 Mietern nach. Damit

Foto: Kompan

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Top Thema | 13

sich Kinder- und Jugendliche in ihrem Wohn- umfeld wohlfühlen, investiert die Gesellschaft jährlich rund 1,3 Mio. Euro in neue Spielplätze, Bolzplätze und Außenanlagen bzw. deren Un- terhaltung. Insgesamt standen 2008 den GAG- Mieter-Kindern in rund 6.000 Häuser- und Wohnanlagen 540 Spielplätze zur Verfügung.

Die Investoren erklären: „Wir freuen uns, dass wir jetzt den zahlreichen Kindern in der GAG- Siedlung in Stammheim Kölns ersten High- Tech-Spielplatz zur Verfügung stellen können.

Auf dem SmartUs-Spielplatz können Kinder an Computertechnik herangeführt werden, aber eben nicht in den eigenen vier Wänden im stil- len Kämmerlein, sondern draußen.“

Der ICON-Planetenspielplatz bringt Kinder in Aktion

Auch im Allgäuer Pfronten spielt man digital – was man übrigens per Livewebcam auf www.

pfronten.de sehen kann. Hier wurde im Juni der

„Planetenspielplatz“ eröffnet. Sein Name leitet sich an dem futuristischen Design des Geräte- typs „Space“ ab, das an ferne Galaxien erinnert.

Der Hersteller Kompan aus Dänemark hat mit der Produktreihe ICON eine ganz neue Interpre- tation von Spielgeräten auf den Markt gebracht.

Wir berichteten bereits in Ausgabe 1-2009 da- rüber. Die Geräte sind mit so genannten „Buz- zern“ ausgestattet, die durch Berührung Spiele und Spielstände weitergeben, sodass die Kinder Mannschaften bilden und gegeneinander spie- len können. Es geht um Zeit, die auf Knopfdruck gemessen wird, und um Mannschaften, die gebildet werden und gegeneinander antreten können – also um genau die Art von Spielen, die Kindern vertraut sind. In Pfronten werden derzeit erste Erfahrungen gesammelt – teils er-

staunliche: So ist die Altersstruktur der Nutzer jünger als angedacht. Während hauptsächlich Jugendliche erwartet wurden, fasziniert das Gerät sehr viele Kinder im Grundschulalter. Die Kinder verstehen die Geräte ohne Anleitung. Al- lerdings wurde für die Erwachsenen die Spiel- anleitung auf ein Informationsschild gedruckt.

Anfänglich bestanden Bedenken vonseiten der Nachbarn, dass von dem im Wohngebiet liegen- den Spielplatz zu hoher Lärm ausgehen würde.

In der Praxis gibt es allerdings noch keine Be- anstandungen. Die Anlage ist jetzt täglich von 07:30 bis 20:00 Uhr online. Die ursprüngliche

„offl ine Mittagsruhe“ 12:00 bis 14:00 Uhr hat Pfronten zurückgenommen. Und was den durch- schnittlichen Computeranwender vielleicht am meisten erstaunt: Seit der Inbetriebnahme am 17. Juni 2009 sind bis August, dem Zeitpunkt unserer Recherche, keine technischen Probleme aufgetreten. Natürlich war auch dieser Spiel- platz nicht billig – aber weil die Verweildau- er der Kinder an diesem Gerät viel länger als an üblichen Spielgeräten ist, steigt der Spiel- wert der ganzen Anlage: Kommunen können schon bei der Planung im Vergleich zu einer herkömmlichen Anlage ein Spielgerät weniger einplanen. Die Gemeinde Pfronten ist zufrieden und der Viertklässler Julian auch: „Ich komme oft hierher - wenn ich könnte, jeden Tag. Der Spielplatz ist mal was ganz Neues und ist voll abwechslungsreich. Auch meine Freunde fi nden es hier toll zum Spielen.“

Dass diese ersten deutschen „Computerspiel- plätze“ – ob Pfronten oder Köln – so gut ange- nommen werden, zeigt: Die Zukunft der deut- schen Spielplatze ist digital. Und derzeit kommt diese Zukunft aus dem hohen Norden. D.T.

Links

» www.lappset.de

» www.smartus.com

» www.kompan.de

» www.pfronten.de

„Der neue Spielplatz ist echt cool, so was hat weit und breit niemand. Ich komme gerne hierher mit meinen Freunden. Die Buzzer und vielen Lichter machen viel Spaß.“

Simon, 10 Jahre, Nutzer des Planetenspielplatzes in Pfronten Große SmartUs-Spiellandschaft von Lappset, in der Mitte die iStation als zentrale Einheit und die Hüpffl äche iGrid.

Der Planetenspielplatz wurde im Juni in Pfronten eröffnet: Spielgerät „Space“ aus der ICON-Serie von Kompan.

Foto: Kompan Foto: Lappset

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Der Park der Generationen in Langenhagen bei Hannover wurde im April eröffnet, doch Horst Mägel (72) ist aus seiner Rolle als Ideengeber und Koordinator noch nicht entlassen. Durch seine Arbeit im Seniorenbeirat, einschließlich der Gewinnung von Sponsoren und der Wer- bung für die gute Idee hat er viel dazu beige- tragen, dass im Stadtpark von Langenhagen auf 16.000 Quadratmetern ein Generationen- park nach dem Entwurf von Lohaus Carl Land- schaftsarchitektur entstanden ist. Die Stadt hat insgesamt 500.000 Euro investiert, um einen zuvor wenig genutzten, etwas verwilderten Be- reich des Parks durch attraktive Angebote für Menschen zwischen eins und hundert interes- sant zu gestalten. Nun häufen sich bei Horst

Mägel die Termine, an denen er Interessenten aus verschiedenen Kommunen das Konzept und die erfolgreiche Umsetzung vorstellt. Bei vielen Senioren auch aus angrenzenden Seniorenhei- men ist der Bewegungspark besonders beliebt.

Acht Fitnessgeräte der Firma Playfi t sind ent- lang eines sich schlängelnden Wegs aufgestellt und laden zum Training ein. Außerdem gibt es eine Boulebahn, zwei Schachtische sowie ein Großfi guren-Schach. Jugendliche können sich auf einem Bolzplatz austoben, der etwas abgetrennt von diesem Areal angelegt wurde.

Kleinere Kinder haben auf dem neu errichteten Spielplatz ihren Spaß. Horst Mägel kommt ins Schwärmen, wenn man ihn nach der Akzeptanz der Angebote bei den Senioren fragt, die sich nach sechs Monaten schon gut beurteilen lässt:

„Alle unsere Erwartungen haben sich übertrof-

mehr als 40 Menschen an den Fitness-Geräten trainieren, am Wochenende sicher noch mehr.

Morgens ganz früh kommt immer eine Gruppe Nordic Walker, regelmäßig sehe ich auch Be- hindertengruppen. Und es sind längst nicht nur ältere Menschen, die unsere Geräte nutzen.“

Zusätzliche Angebote haben mit dazu beige- tragen, dass der Park ein stark frequentierter Ort geworden ist. So gibt es jede Woche eine kostenlose Stunde Qigong, an der durchschnitt- lich mehr als 50 Menschen teilnehmen. Hinzu kommen immer wieder Veranstaltungen für die unterschiedlichen Altersgruppen.

Bevorzugen Senioren wirklich abgetrennte Bereiche?

Das Konzept in Langenhagen setzt auf dif- ferenzierte Angebote, die Schaffung von Ak- tions- und Ruhezonen, aber gleichzeitig auf einen gemeinsamen Raum für alle Generatio- nen. Der Bewegungspark ist offen gestaltet, auf dem Weg sind Bänke aufgestellt, damit weniger rüstige Senioren nicht ausgegrenzt werden und von den Trainierenden Ruhepausen eingelegt werden können. Die bislang einzige Studie über die Nutzung von Fitnessparcours „Genderdiffe- renzierte Untersuchungen zur Freifl ächennut- zung älterer Menschen“, die von der FH Wies- baden Anfang des Jahres vorgestellt wurde, war zu dem Ergebnis gekommen, dass eben genau eine solche Art der Aufstellung von Geräten zu einer eher schlechten Nutzung führt. Laut der Studie empfi ehlt sich das Anlegen eines Fit- nessparcours in einem abgegrenzten Teil eines Parks, ohne Bänke, denn die befragten Senioren gaben an, am liebsten ohne Zuschauer zu trai- nieren. Horst Mägel kann dies aus seiner Erfah- rung und den täglichen Besuchen im Park nicht bestätigen. „Der Bewegungspark lädt auch dazu ein, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Und das gelingt. Vielleicht kommen manche lieber morgens, wenn der Park noch

Gemeinsam, nicht getrennt

Sogenannte Senioren-Spiel- plätze sind im Trend. Aber nach Ansicht vieler Planer darf das medienwirksame Aufstellen einiger Geräte keine Freiraum-Konzepte ersetzen, bei denen durch Integration die Lebensqua- lität für Jung und Alt in den Städten gestärkt wird.

„Senioren-Spielplätze sind das genaue Gegenteil von dem, was unserer Erfahrung und Ansicht nach sinnvoll ist. Wichtig ist der Dialog und die Begegnung der Generationen.“

Marita Gerwin, Fachstelle Zukunft Alter, Arnsberg

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Top Thema | 15 Bewegung und Entspannung verbindet

Ähnliche Erfahrungen hat man auch im Gene- rationenpark Wiley in Neu-Ulm gemacht, der im Rahmen der Landesgartenschau 2008 auf 18,5 Hektar angelegt worden war. Ganz expli- zit hatten sich die Planer hier gegen separate, altersspezifi sche Spiel- und Sportangebote und für das nutzungsoffene Modell eines Generati- onenparks entschieden. Christian Loderer, freier Landschaftsarchitekt und Mitbüroinhaber von Plancontext in Berlin, sieht auch im Rückblick auf die Gartenschau sowie die jetzige Nut- zung des Parks diesen Ansatz bestätigt. „Der Park sollte Angebote für Gymnastik, Spiel und Sport für Menschen aller Altersstufen bieten.

Es wurden fl ießende Übergänge geschaffen, so dass sich Jung und Alt miteinander an der frischen Luft betätigen und erholen können.

Schon während der Gartenschau wurden bei- spielsweise die aufgestellten Fitnessgeräte der Firma Playfi t am „Sportlertreff“ im Zentrum der Sportfelder sowohl von Senioren als auch von den Sportlern zum Aufwärmen oder Stretching genutzt.“ Seiner Erfahrung nach hängt die Ak- zeptanz der Geräte auch sehr stark von den dort zu leistenden Übungen ab. Sehr gut kommen im Generationenpark Wiley die Geräte an, die zum klassischen Repertoire der Fitness-Studios gehören und sich an den natürlichen Bewe- gungen wie dem Laufen orientieren. Dagegen wurden Geräte, die die Koordination schulen sollen, zwar ausprobiert, aber weniger inten- siv genutzt. Christian Loderer hält abgetrennte Fitness-Parcours für Senioren für den falschen Weg. „Wir haben in Berlin während der Pla- nungen zur Landesgartenschau in Neu-Ulm die Möglichkeit genutzt und immer mal wieder ei- nen Blick in ein so abgetrenntes Areal geworfen.

Wir hatten nicht den Eindruck, dass dieses An- gebot wirklich Akzeptanz fi ndet.“ Er vergleicht die unterschiedlichen Einschätzungen über die bestmögliche Aufstellung von Fitnessparcours für die Generation 60+ mit der Gretchenfrage, ob ältere Menschen lieber in „Senioren-Super- märkten“ einkaufen. „Manche Menschen schät- zen solche Angebote, insbesondere die jugend- lichen Älteren meiden dagegen alle Kontakte zu Orten, die explizit für Senioren sind.“

Ein nachhaltiger Gewinn für Neu-Ulm

Verschiedene Aspekte sorgen aus Sicht von Wal- traud Oßwald dafür, dass der Generationenpark Wiley über alle Altersgrenzen hinweg so gut angenommen wurde. Sie bemüht sich als Leite- rin des Freundeskreises der Landesgartenschau

Foto: Lichtschwärmer, BerlinFoto: Lichtschwärmer, Berlin

Der Generationenpark Wiley wurde anlässlich der Landesgartenschau in Neu-Ulm 2008 angelegt.

Foto: Lichtschwärmer, Berlin

Die modern gestaltete Möblierung lädt zu entspannenden Pausen ein.

Der Wasserspielplatz hat sich im vergangenen Sommer zu einem Publikumsmagnet entwickelt.

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perimenteller Wohnungs- und Städtebau wur- de (ExWoSt). Unter der Regie der Stiftung Bau- haus Dessau sowie der Stadt wurden Prozesse angestoßen, um durch die Aufwertung und Er- neuerung des Parks auch die Entwicklung der Wohnviertel am Parkrand zu stabilisieren. Die Freiraumplanung mit Sicherheitskonzept ging im Anschluss an einen landschaftsarchitekto- nischen Ideenwettbewerb an das Büro Lohrer Hochrein Landschaftsarchitekten. Informatio- nen zu dem sehr interessanten Projekt fi nden sich auf der Website des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, Raumplanung (www.bbsr.bund.

de). Seit 2008 läuft die Phase der Umsetzung, den Park im Bewusstsein der Dessauer zurück ins Zentrum zu rücken.

Differenzierte Angebote für alle

In dem Kontext „Mehrgenerationenpark“ inter- essiert vor allem das aufwendige Beteiligungs- verfahren, mit dem alle Nutzergruppen in die Planung und die Umsetzung einbezogen wur- den. Elisabeth Cremer von der Stiftung Bau- haus Dessau erzählt anschaulich, wie sich bei den Parkwerkstätten in der Phase der Planung alte Strukturen der Opposition zwischen Jung und Alt aufzulösen begannen. Während viele Senioren sich beispielsweise für ein Fahrradver- bot im Park aussprachen, führten die Kindern als Wunsch an, mit ihren Großeltern im Park Fahrrad fahren zu können. Der Planungsprozess legte so neue Werte offen, die bei den Anwoh- nern und Nutzern zu einem Umdenken führte.

Ganz konsequent wurden dann bei der Gestal- tung des Masterplans, der sich im Moment in der Phase der Umsetzung befi ndet, alle unter-

Foto: Langenhagen Foto: Langenhagen

mit vielen Mitstreitern darum, dass möglichst zahlreiche Angebote eine nachhaltige Wirkung für die Stadt haben und ist entsprechend häufi g vor Ort. Die gute Erreichbarkeit des Parks sieht sie als Grundvoraussetzung. Positiv bewertet sie auch den Effekt, der sich für die Frequentie- rung des Parks daraus ergibt, dass sich Fahrrad- fahrern eine angenehm zu fahrende Nord-Süd- Achse erschlossen hat. Die Weiträumigkeit lade insbesondere auch die älteren Generationen dazu ein, sich durch Spaziergänge in schöner Natur fi t zu halten. In der Regionalpresse wur- de in diesem Sommer der Wasserspielplatz als Highlight vorgestellt, das aufgrund der groß- fl ächigen Liegewiesen längst nicht nur Famili- en mit Kindern in den Generationenpark lockt.

Das Konzept geht also ganz offensichtlich auf, obwohl den Neu-Ulmern bislang nur begrenzte zusätzliche Freizeitangebote in Form von Ver- anstaltungen und Kursen zur Verfügung ste- hen. Waltraud Oßwald kann sich deshalb auch vorstellen, dass beispielsweise die Fitnessgeräte noch mehr Zuspruch fi nden würden, wenn sich eine örtliche Krankenkasse oder ein Sportverein bereit erklären würden, dort ein spezielles Trai- ning anzubieten.

Zurück ins Zentrum der Stadt

Langenhagen und Neu-Ulm sind zwei Beispiele, wie mit ganz unterschiedlichem Aufwand in- teressante Angebote neu eingerichtet werden können. Ganz anders war die Ausgangssituati- on für den Stadtpark in Dessau, der zu einem sozialen Brennpunkt geworden war. Der Wen- depunkt wurde herbeigeführt, indem er zum Modellvorhaben im Forschungsprogramm Ex-

Viele Freizeitangebote zeichnen den Park der Generationen in Langenhagen aus. Der Bewegungspark bietet einen Pfad mit Fitnessgeräten.

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Top Thema | 17

schiedlichen Gruppen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen berücksichtigt. Ein wichtiger Teil des Konzeptes ist, auch zukünftig die Grup- pen durch Parkpatenschaften mit ins Boot zu nehmen. Die Organisatoren wurden dabei von dem weitreichenden Engagement der Dessauer überrascht. Für jedes neue Angebot gibt es Bür- ger oder Institutionen, die sich für den Erhalt einsetzen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass so- wohl durch die Aufteilung des Parks mit seinen neuen Angeboten sowie durch die soziokul- turellen Maßnahmen zugleich auf den Dialog der Generationen und Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Herkunft, aber auch auf ein differenziertes Angebot gesetzt wurde. Wie sieht es in Dessau mit Angeboten für ältere Menschen aus? Ein wichtiger Impuls für deren Einbindung ging von dem Aufruf aus, für eine Ausstellung Bilder und Erinnerungen von früher zusammenzutragen. Das öffnete die Menschen für den Neuanfang. Im Beteiligungsverfahren kam dann unter anderem der Wunsch nach altergemäßen Fitness-Angeboten. Ein Pfad der Bewegung mit Geräten von Giro Vitale wurde angelegt, der zwar offen gestaltet ist, der sich aber in einem ruhigeren Teil des Parks befi n- det, in einiger Entfernung zu den Sportplätzen.

Es ging darum, das Konfl iktpotential zwischen Jugendlichen und älteren Menschen gering zu halten. Der Spielplatz für kleinere Kinder be- fi ndet sich dagegen ganz in der Nähe, da es zwischen diesen Gruppen weniger Vorbehalte gibt. Der Pfad der Bewegung richtet sich nicht explizit an Senioren, wurde aber auf die formu- lierten Bedürfnisse ausgerichtet. Bei Ortstermi- nen zeigten sich die befragten Senioren zufrie- den mit dem Standort, der das Training zwar in einsehbaren Bereichen, aber nicht auf dem Präsentierteller stattfi nden lässt. Aktuell lässt sich beobachten, dass der Pfad recht gut ange- nommen wird. Aber auch in Dessau erhofft man

sich die Zusammenarbeit mit einer Kranken- kasse oder anderen Institution, um noch mehr Menschen zur Nutzung der Geräte zu bewegen.

Es gibt bereits verschiedene Kursangebote von Tai Chi bis hin zu Zeichenkursen, die auch von der älteren Generation rege genutzt werden.

Mittlerweile wurde sogar einen Parkmanager eingestellt, der für die Koordination aller Events im Park zuständig ist. Denn entsprechend der Philosophie fi nden für alle Nutzergruppen auch Veranstaltungen statt, und es entstehen immer neue Ideen, wie der Park seinen Platz im Zent- rum auch im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt einnehmen kann.

Keine Senioren-Spielplätze in Arnsberg

Es gibt sicher nicht viele Städte in Deutschland, die sich so intensiv auf die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur durch den demogra- fi schen Wandel vorbereiten, wie das in Arns- berg der Fall ist. Die Einbindung der Fachstelle

„Zukunft Alter“ in alle Prozesse der Stadt- und Freiraumentwicklung ist in Arnsberg längst schon ein Selbstverständnis. Die dort zustän-

Foto: GTL

Geräte von Giro Vitale kommen im Stadtpark Dessau zum Einsatz.

Foto: Dessau

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dige Marita Gerwin er- zählt, dass es vor einiger Zeit im Seniorenbeirat den Vorschlag gab, in der Stadt auch einen Senio- ren-Spielplatz zu errich- ten. Ganz schnell kamen aber alle Teilnehmer zu dem Entschluss, dass ein solch abgrenzendes Projekt nicht zu der Phi- losophie der Stadt passt.

In Arnsberg wird Wert auf die Kommunikation, den Dialog und die Begegnung der Generatio- nen gelegt. Dazu werden sowohl im Freiraum als auch in der sonstigen Planung vielfältige Projekte und Konzepte initiiert. In diesen Pro- zessen sind alle Generationen angesprochen und beteiligt. Konkrete Bedürfnisse der älteren Generationen werden genauso wie die Belange der jüngeren Menschen berücksichtigt. Das zeigt sich aktuell auch bei der Planung und Realisati- on des Soleparks im Stadtteil Hüsten. Durch Zu- fall war dort eine Thermalsole entdeckt worden, die jetzt sowohl für das Freizeitbad „Nass“ als auch unter der Idee „Thermalsole für alle“ nach dem Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros GTL, Düsseldorf, in einem öffentlichen Park den industriell geprägten Ortsteil aufwerten soll. Ein Gradierwerk wird dafür sorgen, dass herabrieselnde Sole das Einatmen salzhaltiger Luft möglich macht. Das hat positive Effekte für die Atemwege, insbesondere für Asthma- tiker und Allergiker – schon hier werden die Generationen sich begegnen, denn neben alten

von Erkrankungen der Atemwege betroffen. Der Park wird dann angefangen von Sole-Sprudlern bis hin zu einer beleuchteten Finnbahn für ein sicheres und gesundes Joggen auch nach Ein- bruch der Dunkelheit viele Angebote für alle Altersgruppen bieten. Erwogen wird auch die Aufstellung von einigen Trainingsgeräten, um für ältere Menschen ein ausgewogenes Ver- hältnis zwischen Ruhe- und Aktionsbereichen zu schaffen. Auch wenn der Park derzeit noch in der Bauphase ist, steht für die Organisato- ren in der Stadt fest, dass der neue Freiraum durch differenzierte Kursangebote zusätzlich belebt werden soll. Auch während der Baupha- se werden die unterschiedlichen Nutzergruppen einbezogen. Marita Gerwin berichtet von einem Probesitzen der neuen Bänke durch eine Gruppe von Senioren, denn Sitzhöhe und Sitzkomfort sind für ältere Menschen ein wichtiges Kriteri- um bei der Nutzung.

Wie wird das Leben im öffentlichen Raum aus- sehen, wenn die Babyboomer das Seniorenalter erreicht haben? Wird sich der Trend fortsetzen, dass die Nutzung öffentlicher Freiräume durch Fitness- und Freizeitaktivitäten eine immer wichtigere Rolle spielt, auch wenn es weniger junge und viel mehr alte Menschen gibt? Wie bei allen Zukunftsszenarien ist die Antwort nicht leicht zu fi nden. Doch alle heutigen An- sätze können schon Hinweise liefern. Wichtig ist, bei den neuen Mehrgenerationen-Park- anlagen künftig genau auf die Akzeptanz zu schauen und das Nutzungsverhalten im Detail zu analysieren. Es stellt sich die Frage, ob das heute schon in ausreichender Form getan wird.

A.M.

Foto: GTLFoto: GTL

Derzeit wird das Gradierwerk gebaut, über das schon bald die Sole herab- rieseln wird.

In Arnsberg entsteht angrenzend an das Freizeitbad Nass ein öffentlich zugänglicher Solepark.

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Top Thema | 19

Design muss

nicht teuer

sein!

original MAD

E IN G E R MANY

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Die Spielregeln sind einfach. Ein Spieler ist als

„X“ auf der Flucht. Innerhalb eines Radius von 1 km, müssen drei bis vier Mitspieler („Runner“) den fl üchtenden X fangen, indem sie sich ihm auf mindestens 50 Meter nähern. Der Flüchti- ge muss dies 25 Minuten lang verhindern. Er bekommt dafür einen Vorsprung und sieht auf seinem Handydisplay stets die aktuellen Positi- onen, Entfernungen und Bewegungsrichtungen seiner Gegenspieler. Diese hingegen können ihn nur alle sechs Minuten orten, ebenfalls über ihre Mobiltelefone.

Untereinander können die Spieler chatten, Be- wegungsrichtungen koordinieren und den Alarm auslösen - das Zeichen, dass sie X dicht auf den Fersen sind und Unterstützung benötigen.

Auf einen elektronischen Stadtplan müssen sie dabei verzichten. Auf diese Weise werden die Spieler in die Situation versetzt, das Geschehen auf dem Handydisplay mit ihrem Wissen über die Umgebung in Einklang bringen. Besonders

GPS-Jagd mit dem Handy

Wenn man an die Jugendlichen von heute denkt und den Begriff Spiel hinzunimmt, wird man meistens beim Computerspiel landen.

Beliebt sind nach wie vor Jump and Run-Spiele, bei denen Com- putermännchen springend und laufend über einen Parcours gehetzt werden. Nicht gerade bewegungsfördernd für den Spieler. Das ist jetzt anders. Jump and Run gibt es auch bei dem Verfolgungsspiel FastFoot-Challenge. Dabei muss sich der Spieler selbst in Bewegung setzen. Und zwar hurtig. Das Spiel kombiniert die Reize eines Com- puterspieles mit sportlicher Betätigung. Die Stadt wird dabei zum Spielfeld. Von den Spielern wird Strategie, Teamgeist und Schnellig- keit gefordert.

Räuber und Gendarm im 21. Jahrhundert

wichtig ist es dabei, immer auf die Verkehrsre- geln zu achten und sie nicht über das Spielge- schehen zu vergessen.

Das Jagdspiel der Generation Gameboy

Zum Spielen ist zunächst die freie Registrierung auf der Community-Site www.fastfoot.mobi er- forderlich. Dort bekommt jeder Spieler ein Profi l, Zugriff auf Foren und eine Messaging-Funktion, um Mitspieler zu fi nden. Der Download des Pro- gramms für das Handy lässt sich dort ebenfalls durchführen. Haben sich die Spieler gefunden, sind keine weiteren Vorbereitungen nötig. Je- des Terrain kann sofort bespielt werden, sofern Handy- und GPS-Empfang gewährleistet sind.

Jede Umgebung bietet einzigartige Bedingun- gen, wie Verkehrsmittel, Abkürzungen und Ver- stecke, die von den Spielern beliebig genutzt werden können und somit zu einem Teil des Spieles werden. Nach einem Spiel steht auf der Website ein Replay für Google Earth bereit, auf dem die Spieler das Geschehen Revue passieren lassen können. In den Highscore-Listen können sie sich regional und überregional mit anderen vergleichen.

Sein Debut feierte FastFoot-Challenge im Mai auf der Games08, einer Videospiele-Messe in Berlin, wo es auf begeisterte Spieler traf. Als erster Schritt war seit dem 1. Juni 2008 die freie Version verfügbar, bei der keine Spielge- bühren anfallen. Natürlich entstehen Gebühren für die Internet-Verbindung zum Gameserver.

In Vorbereitung befi ndet sich die Pro-Version, die mit zusätzlichen kostenpfl ichtigen Features aufwartet.

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Top Thema | 21

Fotos: urban team

So macht Wissenschaft Spaß

Die Idee, zusammenzubringen was bisher nicht zusammen gehörte, nämlich Sport und Bewe- gung mit Computerspielen zu kombinieren, stammt von ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeitern des Technologie-Zentrums Infor- matik (TZI) der Universität Bremen. Die Aus- gründung urban team GbR 2008 als Spin-Off des Technologiezentrums hat mit „FastFoot- Challenge“ bereits für Furore in der Welt der Videospiele gesorgt. Auf der Basis der MCSP Entwicklungs-Plattform bietet das Unterneh- men verschiedene Produkte und Dienstleistun- gen an. Dazu gehören die Entwicklung und der Vertrieb von Location-Based Games, das Ange- bot von GPS Events und die Durchführung von Projekten zur Entwicklung spezieller Produkte im Bereich der Location-Based Services. Unter- stützt wird das Unternehmen durch das Bun- desministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), sowie das Gründernetzwerk BRIDGE.

Im Februar 2009 hat die Jury des Internatio- nal Mobile Gaming Award 2009 Veranstaltung im Rahmen des Mobile World Congress 2009 in Barcelona FastFoot-Challenge mit dem „Best Real World Game“ Award ausgezeichnet. Damit konnte sich FastFoot-Challenge gegen fünf weitere Finalisten in dieser

Kategorie behaupten.

Die IMG Awards wurden zum f ü n f t e n Mal verge- ben, wobei die Katego- rie „Best Real World Game“ in diesem Jahr neu hin-

zugekommen ist. Im Juni 2009

kürte die Jury der NAVTEQ Global LBS Challenge in Singapore urban team für FastFoot Challenge zum „2nd Runner-Up“.

Live dabei - weltweit

Doch GPS Games sind nicht nur etwas für die Spieler, sondern auch für das Publikum. Mit FastFoot-Challenge LIVE bietet urban team den Spielern nun ein virtuelles Stadion. Auf Basis der Satellitenkarten von Google Earth können Zu- schauer aus der ganzen Welt über das Internet die Spiele live mitverfolgen. Durch den hohen Detailgrad der Darstellung können die Zuschauer

g e n a u die Wege der Spieler erkennen und sich ein Bild ihrer Strategien machen. Da FastFoot-Challenge in weiten Teilen der Welt gespielt werden kann, wird das Publikum mit auf eine Reise an die verschiedensten Spielor- te genommen. „Wir wollen GPS Spiele und GPS Sport als spannende Live-Unterhaltung für Zu- schauer etablieren und den Spielern ein breites Publikum bieten.“, sagt Tom Nicolai von urban team.

Jetzt müsste es nur noch gelingen, den Gedan- ken „FastFoot statt Fastfood“ zu etablieren und schwups wird die Jugend wieder fi t und fl ott.

L.K.

en.

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Die wichtigsten fünf Sinne kennt jeder: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Tatsächlich verschaffen uns noch weitere die Fähigkeit, die Realität über den Körper zu erfassen. Insgesamt spielen neun Sinne eine bedeutende Rolle. Sie werden ergänzt um die Zeitwahrnehmung, die nicht als eigentlicher Sinn gilt, sondern als kog- nitive Leistung aus Sinneseindrücken abgeleitet wird.

1. Sehen, visuelle Wahrnehmung 2. Hören, auditive Wahrnehmung 3. Riechen, olfaktorische Wahrnehmung 4. Schmecken, gustatorische Wahrnehmung 5. Tasten, haptische Wahrnehmung

6. Temperatursinn, Thermorezeption 7. Schmerzempfi ndung, Nozizeption 8. Vestibulärersinn, Gleichgewichtssinn 9. Körperempfi ndung

(oder Tiefensensibilität), Propriozeption In welchem Maß der Mensch auch über die Fähigkeit verfügt, magnetische Felder wahr- zunehmen, ähnlich wie manche Tiere - zum Beispiel Zugvögel - ist noch nicht vollständig geklärt.

Naturerfahrung in Wald und Wiese

In einer Zeit und Kultur, in der die Sinne im- mer weniger trainiert werden, entfremden sich die Menschen von ihrem Körper. Leben fi ndet zunehmend im Kopf statt, in der Fernsehwelt oder vor dem Computer und wird immer weni- ger unmittelbar über den Körper erfahren. Dass die Fähigkeit zur Körperwahrnehmung und die motorischen Fähigkeiten schon bei Kindern er- schreckend nachlassen, ist bekannt, das gilt aber genauso für Erwachsene und Senioren, bei de-

In Zeiten, in denen Leben und Erleben mehr auf Bildschirmen statt in der Realität stattfi ndet, und Bewegung Motor-gesteuert ist, statt motorisch, braucht es Möglichkeiten zur Schulung der verküm- mernden Sinne. Der öffentliche Freiraum lässt sich leicht in einen Sinnes-Raum umwanden. Lesen Sie, was wir in dieser Hinsicht für Sie recherchiert haben.

Sinnes-Räume

in der Kommune

Die Wahrnehmung von Realität über die Sinne des Körpers weicht zunehmend einer virtuellen und damit kognitiv erfahrenen Realität. Die Schaffung von mehr öffentlichen Sinnes-Erfahrungsräumen ist deshalb eine Zukunftsaufgabe für Kommunen.

Sinnesgarten für Demenzkranke: Die klare Struktur der Wege, die alle zum Ausgangspunkt, der Terrasse zurückführen, geben Orientierung.

Foto: Planrat

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Top Thema | 23

nen die Sinne durch Reizüberfl utung oder allein schon altersbedingt nachlassen. Vielerorts wer- den deshalb seit geraumer Zeit Sinnesprojekte und Sinnespfade für alle Altersklassen initiiert:

Einer neusten Naturerlebnispfade eröffnete nach einer Testphase jetzt endgültig Mitte Sep- tember im Naturpark Hoher Vogelsberg in Hes- sen. Verschiedene Themenpfade führen durch das Gebiet: die Naturspur, der Höhenrundweg und der Sinnespfad für Heranwachsende und Erwachsene. In diesem regen mehrere Statio- nen die Sinne an: der Prüfstein zur Besinnung auf sich selbst, der Spielraum mit Balancierge- räten, eine Hörstation und eine Sehstation, der Verzauberwald zum Entschleunigen, die Him- melsliegen zum Entspannen, der Barfußpfad und die Taufsteinhütte. Die Konzeption dieses Sinnespfades ist von dem großen Pionier bei der Errichtung sinnlicher Erfahrungsräume, Hugo Kükelhaus, inspiriert.

Mit allen Sinnen gegen den Wirklichkeitsverlust

Hugo Kükelhaus´ Todestag jährt sich zum 25.

Mal in diesem Jahr. Aber seine Gedanken sind noch sehr lebendig, man stößt fast überall auf sie, wo es um Sinneserfahrungen geht. Mit sei- nen Objekten und Erfahrungsfeldern wollte er den Gefahren eines „Wirklichkeitsverlustes“ in einer immer virtuelleren Welt vorbeugen – und dass schon in den 60er Jahren, als der Fernseher als Massenmedium Einzug in die durchschnitt- liche bundesdeutsche Familie hielt. Was würde Hugo Kükelhaus wohl denken, wenn er sähe, wie die heutigen „Digital Natives“, Kinder einer Generation, die sich ein Leben ohne PC, Inter- net und virtuelle Welten nicht vorstellen kön- nen, leben? Wissen sie, wie ihr Körper vibriert, wenn sie im Summstein Töne erzeugen? Ken- nen sie die Wasserbilder, die entstehen, wenn man eine Strömungsscheibe bewegt? Gerade heute ist es noch wichtiger als zu seiner Zeit, Heranwachsende an Naturphänomene und die Gesetzmäßigkeit der sinnlich erlebbaren Reali- tät heran zu führen. Somit ist Hugo Kükelhaus heute aktueller denn je. Nicht nur für Kinder und Jugendliche.

Spielstationen zur Entfaltung der Sinne

Zu seinen Lebzeiten arbeitete Hugo Kükelhaus mit dem Spielgerätehersteller Richter zusam- men und entwickelte Spielstationen mit seinem Schüler Wolfram Graubner. Die Rechte für die- se Sinnesobjekte liegen heute bei der Richter Spielgeräte GmbH, die seine Impulse lebendig

Die Graubner-Spielstationen, mit denen Richter Spielgeräte die Arbeit von Hugo Kükelhaus lebendig hält, bieten viele sinn- liche Erfahrungen.

Duft erleben.

Klang erfahren.

Der Drehstein macht die Verbin- dung von Kraft und Zeit spürbar.

Er lässt sich in kurzer Zeit mit viel Kraft bewegen oder ganz langsam mit dem kleinen Finger.

Foto: Richter Spielgeräte

Foto: Richter Spielgeräte Foto: Richter Spielgeräte

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le dieser Objekte entdecken. Auch auf dieser Webseite zitiert man Kükelhaus: „Erfahren hat eben mit Fahren zu tun. Hier liegt die Hürde.

Wir sind seit Jahrhunderten darin geübt, die Erfahrung durch die Kenntnis zu ersetzen. Und leben in einer Ersatzwelt. In der nichts ande- res ersetzt wird als das Leben selbst, eben: die Erfahrung.“ Das „Erfahrungsfeld“ des Schlosses bietet Besuchern einen „Feldweg“ zur Entde- ckung, Erkundung, zum spielerischen Umgang mit all den Erscheinungen, die Himmel und Erde zusammenhalten: optische Täuschungen, Schwingungsphänomene, Dunkelraum, Klang- und Tasterlebnisse, Naturerfahrung. Zu den beeindruckensten Erfahrungen gehören sicher die Klangsteine: Bearbeiteter schwarzer Granit, dem man mit den eigenen Händen und Wasser meditative Klänge entlocken kann. Der Salzbur- ger Hannes Fessmann entwickelt solche Steine:

„Wasser ist notwendig, um den Stein spielen zu können. Wasser legt sich wie ein Film über den Stein und nimmt ihm seine Härte. Wasser weicht die Hände, die Finger auf und gibt ihnen Geschmeidigkeit. Somit sind die Voraussetzun- gen gegeben, ohne jeglichen Kraftaufwand den Klang aus der Materie Stein zu entwickeln. Der Klang des Steins enthält das Gedächtnis der Erde.“ Sein Vater, Prof. Klaus Fessmann, bereist derzeit mit dem Ensemble Klangstein die Re- publik und konzertiert mit verschiedenen dieser Klangsteine überwiegend in Kirchen oder auch in Konzerthäusern wie der Philharmonie Essen.

Einige dieser Konzerte, wie ein Projekt mit Mar- Hannes Fessmann entwickelt die Klangsteine, die sich nicht nur konzertant bespielen lassen,

sondern auch für musikalische Sinneserfahrungen im öffentlichen Raum eignen. Ein Kräutertisch regt die Besucher des Sinnes- gartens zu gemeinsamer Tätigkeit an und weckt den olfaktorischen Sinn.

Foto: planrat

hält. So fi ndet man die auf den Ideen von Kü- kelhaus basierenden Sinnesgeräte von Wolfram Graubner inzwischen in Kindergärten, auf öf- fentlichen Plätzen, bei Bundes- und Landesgar- tenschauen und sogar im Londoner Kensington Garden. Ganz im Sinne von Hugo Kükelhaus ge- staltet sind die öffentlichen „Erfahrungsfelder der Sinne“, etwa in Nürnberg auf der Wöhrder Wiese oder auf Schloss Freudenberg bei Wies- baden, die mit ihrer Vielzahl an Stationen zu einem erlebnisreichen Ausfl ug einladen. Ab- nehmer der Spielstationen sind weltweit unter anderem naturwissenschaftliche Museen und insbesonders auch Senioreneinrichtungen. „Wir arbeiten für alle Menschen von 3 bis 99.“, heißt es im Hause Richter. „Auch für Senioren sind unsere Geräte ideal, um zusammen mit Jünge- ren wieder Neugier zu entwickeln und Spaß an neuen Erfahrungen zu haben.“ Die Produktplat- te der Graubner Spielstationen umfasst knapp 50 Objekte mit unterschiedlichsten Erfahrungs- möglichkeiten: so zum Beispiel Zeiterfassung (z.

B. Dreizeitenpendel), Strömungserfahrung (z. B.

Strömungsscheibe, Virbelaschalen), Lichterfah- rung (z. B. Prismen, begehbares Kaleidoskop), Klangerfahrung (z. B. Glocken, Gongs, Steinhar- fe, Summsteine, Klangobjekte), Riecherfahrung (Duftorgel), Raumerfahrung (z. B. Balancierge- räte, Schaukeln).

Zukunftsmusik: Klangsteine

Im so genannten „Erfahrungsfeld“ von Schloss Freudenberg in Wiesbaden lassen sich vie-

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Top Thema | 25

kus Stockhausen, wurden schon im Fernsehen übertragen. Steinklang ist noch Zukunftsmusik für den öffentlichen Außenraum, noch leise und selten, aber schon deutlich hörbar: Ein erster Fessmann-Klangstein wurde jüngst in einem Erlebnispfad mit 30 Stationen rund um das Element Wasser, dem „Hexenwasser“ auf dem Hochsöll in Südtirol, aufgestellt. Denkbar wä- ren auch kommunale Plätze wie U-Bahnhöfe, Unterführungen oder ähnliches mit guter Re- sonanz, an denen Klangsteine und fl ießendes Wasser dauerhaft vor Ort wären, so dass sich Menschen zum Musizieren treffen könnten. Der Straßengitarrist gesellt sich dann zum Stein- klängler und vielleicht kommt noch ein Sänger dazu – die Installation würde zum gemeinsa- men improvisierten Spiel, wie man es in den Fessmannschen Workshops unter anderen auf Schloss Freudenberg lernt, einladen.

Ein Garten gegen das Vergessen

Weiter führt die sinnliche Betrachtung des öf- fentlichen Freiraums vom Schloss zum Garten:

Sinnesgärten fi nden sich in immer mehr Kom- munen und Gemeinden. Diese werden allein durch die demografi sche Entwicklung künftig weiter an Bedeutung gewinnen, da Gärten von je her gerne von älteren Menschen aufgesucht werden. Natürlich ist jeder Garten auf seine Weise ein Sinneserlebnis, wobei spezielle „Gär- ten für die Sinne“ oder auch „Sinnesgärten“

bestimmte Aspekte aufweisen, die zu berück- sichtigen sind. Dagmar Hoffmann, Landschafts-

planerin mit Ihrem Büro PlanRat Kassel, rea- lisierte einen Sinnesgarten für Menschen mit Demenz für das St.Johannisstift Paderborn. In diesem Fall ist der Zuschnitt des Gartens zwar krankheitsbezogen, im Ergebnis „funktioniert“

der Garten aber über alle Generationen hinweg.

Die Landschaftsplanerin erklärt den konzep- tionellen Ansatz: „Mit der Demenz schwindet Schritt für Schritt die Fähigkeit, Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern. Gleichzei- tig gehen immer mehr Erinnerungen und Erfah- rungen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind, verloren. Der Gedächtnisverlust löst eine zeitliche, räumliche und situative Desorien- tiertheit aus. Dieser Zustand erklärt die vor- herrschenden Angstzustände der Betroffenen.

Es bleiben den Menschen nur noch einzelne Er- innerungen, an die sie sich klammern, um nicht vollständig ihre eigene Persönlichkeit zu verlie- ren. Oft braucht es einen Anstoß von Außen, eine Assoziation, ein Duft, eine Farbe, einen Klang, um Erinnerungen zur Unterstützung der Selbstdefi nition hervorzurufen. Die Gegenwart erleben Menschen mit Demenz zunehmend auf der rein sinnlichen Ebene.“ Für den Außenraum bedeutet dies, so Dagmar Hoffmann, dass die Anlage räumlich umgrenzt und einfach lesbar sein sollte – und doch vielfältig genug, um Im- pulse für individuelle Erinnerungen zu geben.

Alle menschlichen Sinne sollten angesprochen werden, Möglichkeiten zur Bewegung und Be- tätigung gegeben sein. Es wurde beispielsweise ein großer Arbeitstisch entwickelt, in dessen

Mitte September eröffnete der Sinnespfad Naturpark Hoher Vogelsberg in Hessen. Balancieren gehört zum Programm.

Foto: Christina Marx

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