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Die neue Walldorf-Schule05.01.2013

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SAP

Die neue Walldorf-Schule

05.01.2013 · SAP hat sich zu einer der wertvollsten Firmen Deutschlands entwickelt. Jetzt will die IT-Firma zum Weltstar werden. Mit superschnellen Datenbanken mischt sie bei „Big Data“ mit. Geht die Wette nicht auf, könnte SAP zum Übernahmekandidaten werden.

Von HENDRIK ANKENBRAND

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ew York schläft nie? Da müssen schon deutsche Programmierer kommen, um aufzuräumen mit diesem Mythos. Auf drei Uhr nachts haben die Leute des Walldorfer Softwarehauses SAP ihre Computersimulation für die Insel Manhattan eingestellt. Jeden Block, jedes Haus haben sie auf den Bildschirm gezaubert, den Energieverbrauch von 700.000 Haushalten eingetippt, fünfminütig aktualisiert.

Milliarden Daten, der Höhe nach in Farben sortiert: Gelb steht für wenig

Stromverbrauch, Rot für viel. Und nachts, da kann Sinatra singen, was er will, ist New York gelb.

Die Lichter sind aus, die Discos dicht. Alles schläft, einer rechnet: der SAP-Computer.

Um sieben Uhr lässt er in der Simulation die Upper Westside erröten. Föhn und Frühstücksfernsehen laufen. 9 Uhr: Rot am Rockefeller Center. In den Büros gehen die Lichter wieder an. Eine Stadt erwacht.

Die Datenbank, die ihren Pulsschlag aufzeichnet, heißt Hana, schnellste Analysesoftware der Welt und letzter Schrei im Produktregal von SAP. Die Softwaretechnik kommt ohne Festplatte aus und reißt nüchterne Entwickler zu Liebesschwüren hin: Ist die „schöne Lady“ doch imstande, einer Weltmetropole in

„Echtzeit“ vor Augen zu führen, in welchem Stadtteil und zu welcher Stunde sie den Bürgern die Energiezufuhr drosseln darf - ein Fünftel an Strom und Gas ließe sich so sparen, jubelt der Däne Jim Hagemann Snabe, neben dem Amerikaner Bill McDermott Co-Chef von SAP: „Hana löst Probleme, die früher unlösbar waren.“

Tausendmal gehört, nie kapiert

Wirtschaftskrisen etwa: In Banken berechnet die Technik aus Deutschland die Risiken von Milliardenorders nicht mehr in Tagen, sondern Sekunden: „Hana kann dazu beitragen, die nächste Finanzkrise zu verhindern.“

Oho! Walldorf rettet die Wall Street, so klingt der neue Sound im 15.000- Einwohner-Nest, gelegen im schönen Rhein-Neckar-Kreis, genauso bieder wie die

© GETTY IMAGES Big Data, über alles und jeden gibt es Daten. Und nicht nur SAP will damit Geschäfte machen

SAP: Die neue Walldorf-Schule - Unternehmen - FAZ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/sap-die-neue-walldor...

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letzten 40 Jahre SAP: R/1, R/2, R/3 hießen deren Verkaufsschlager in der

Vergangenheit, keinesfalls so „sexy“, wie es nun in Walldorf über die „neue SAP“ tönt.

Google, Facebook, Apple - das ist jetzt die neue Liga. Und Hana, von SAP-Gründer und Milliardär Hasso Plattner in dessen Potsdamer Forschungsinstitut mit Studenten ausgetüftelter Datenturbo, soll die Welt verführen, mit Rasanz eine Schneise schlagen durch jene Berge an digitaler Information, die unser Leben verändern sollen, Thema selbst auf Dinnerpartys unter dem Stichwort „Big Data“.

Tausendmal gehört, nie kapiert - Big Data, das Schlagwort vom großen Datenhaufen, Ergebnis der digitalen Vermessung von allem und jedem auf der Welt, ist als Begriff so wirr wie seine Natur. Jede Adressabfrage im Internet fällt unter das Modewort, genauso wie jeder Eintrag bei Facebook. Bürger erhoffen sich von im Netz abrufbaren Daten über Bauvorhaben und Müllabfuhr mehr Transparenz, Regierungen von den Daten ihrer Untertanen mehr Kontrolle, Unternehmen von Bergen an Kundendaten das große Geschäft. Das „Öl des 21. Jahrhunderts“ sei der Datenhaufen, hofft die Wirtschaft: Je mehr bekannt ist über Konsum und Bonität von Kunden, desto höher der Umsatz.

Ob durch Big Data wirklich das Wachstum der Weltwirtschaft steigt, weiß indes keiner.

Bei einem großen Schuhhersteller ergab die große Big-Data-Analyse der Kunden jüngst folgende Erkenntnis: Im Sommer kaufen die Leute Sandalen, im Winter Stiefel.

„Die neue Wahrheit heißt Schnelligkeit“

Ob Hype oder nicht - in Potsdam und Walldorf hat man früh verstanden, was in jedem Fall die Daten wert sind: Dauert nämlich deren Auswertung zu lange, sind sie gar nichts mehr wert. Das ist die Chance von SAP. 20 Millionen Kunden hat der japanische Elektronikriese Yodobashi, vier Millionen sind registriert mit Name, Alter, Markenliebe und Beruf. Eine Woche brauchten die Japaner ohne SAP, um auszurechnen, bei welchem Kunden für welches Produkt sich ein Rabatt lohnt - mit dem Datenturbo der Deutschen wirbt es sich nun in Echtzeit: „Bing“ singt das Handy beim Betreten der Yodobashi-Filiale und die Angebote poppen auf dem Hosentaschenbildschirm auf:

Letzte Woche einen Flatscreen mitgenommen - darf es heute ein Blueray-Player sein?

20 Prozent Rabatt gibt’s ebenso darauf wie einen Kleinkredit zur Finanzierung: ist der Kunde doch König, zudem Beamter und damit bester Bonität.

Big Data, die Gelddruckmaschine: Alle wollen davon profitieren. SAP setzt auf Schnelligkeit. Der Markt jedenfalls ist überzeugt: SAPs Datentechnik sei ein

„Gamechanger“, sagt Analyst Andreas Wolf von M.M. Warburg, und zwar mit einem Produkt, das unser aller Leben besser macht. In der Berliner Charité zittert bei der Chefarztvisite neuerdings die Entourage nicht mehr vor den bohrenden Fragen des Professors zum Krankheitsverlauf. Denn in Sekunden spuckt die Datenbank Hana per iPad vom Krankenbett Therapieerfolge und Wirksamkeit von Medikamenten aus, vom Patienten im Zimmer und von ähnlich Erkrankten aus ganz Europa, deren Werte in europäische Datenbanken gespeist werden. Vor allem die detaillierte Analyse von Krebstumoren - ein Riesenberg an Daten - lässt sich somit sekundenschnell abrufen und schenkt dem Krebskranken Zeit, hoffen Mediziner.

Zeit ist Leben, Zeit ist Geld. „Unsere Branche erlebt einen Moment der Wahrheit“, sagt SAP-Chef Jim Hagemann Snabe, „die neue Wahrheit heißt Schnelligkeit.“ Eineinhalb

© F.A.Z.

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© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2013 Alle Rechte vorbehalten.

Jahre betrage der Vorsprung Walldorfs gegenüber der amerikanischen Konkurrenz wie Oracle, glaubt Analyst Wolf. „Nicht schlecht“ sei SAP, knurrt SAP-Wettbewerber James Goodnight, Chef des SAS Institute, weltgrößtes nichtbörsennotiertes Softwarehaus. Um fünfzig Prozent hat der Kurs der Aktie in einem Jahr zugelegt, die Börse hat die Firma, deren Produkte kaum einer versteht, zum fast wertvollsten Unternehmen Deutschlands gemacht.

Deutschland als Brachland

Glaubt man’s? Bei Autos sind wir spitze, Maschinen können wir, aber IT-Innovationen?

Da galt Deutschland als Brachland. Immer schon mit einer Ausnahme: SAP. Und die geben nun Gas: Bis 2015 soll der Umsatz um ein Viertel auf 20 Milliarden Euro steigen, eine Milliarde Menschen sollen dann SAP-Software benutzen, mittelfristig sind gar 50 Milliarden Geräte jedweder Bauart ausgemacht.

Geht die Wette von Chef Snabe nicht auf, dass die Unternehmen gerade jetzt Software kaufen, wird der Kurs purzeln, was SAP zum Übernahmekandidaten machen könnte.

Doch davon will Snabe nichts wissen: „Intern“ könne man die Ziele „auch

ambitionierter“ angehen, was heißen mag: Die 20-Milliarden-Marke knackt SAP schon 2014. Das wird jedoch nicht klappen ohne den chinesischen Hunger auf SAP-Produkte.

Das Riesenreich zählt allein 14000 kleine und mittlere Unternehmen.

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Aktienanalyse: Rosige Aussichten für SAP

Ein gigantischer Markt auch für die Cloud, SAPs zweites hoffnungsvolles Geschäftsfeld, das die nächsten zwei Jahre jedoch wohl noch Verlust einfährt: In der Datenwolke wird Software künftig per Internet gemietet statt physisch gekauft. Dumm nur, dass in China bisher die Cloud allein von chinesischen Firmen betrieben werden darf. Die Partei hat gerne alle digitalen Informationen unter Kontrolle.

In diesem Jahr erwartet Snabe von den Chinesen „eine Lösung“ - und sieht SAP in der Folge vor einem Wachstumsschub, der den Konzern in andere Absatzsphären katapultieren würde: „Eine Million potentieller SAP-Kunden“ hat Snabe unter Chinas Unternehmen ausgemacht. Das wären fünf Mal so viele, wie SAP heute weltweit hat.

Größer denken: So klingt sie eben, die neue Walldorf-Schule.

Quelle: F.A.S.

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