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Inwiefern beeinflussen sich gegenseitig die phonetischen Systeme der zwei Sprachen beim erwachsenen bilingualen Sprecher? Bilingualismus

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Academic year: 2021

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Bilingualismus

Inwiefern beeinflussen sich

gegenseitig die phonetischen Systeme der zwei Sprachen beim erwachsenen

(2)

Gliederung

1. Definition Bilingualismus

2. Unterscheidung Bilingualismus im weiteren und im engeren Sinne

3. Zur Kontroverse: zwei getrennte Lautsysteme oder ein integriertes System

4. Gegenseitige Beeinflussung der beiden phonetischen Systeme beim bilingualen Sprecher

- 1.Studie: Flege, Schirru, MacKay (2003)

(3)

Definition Bilingualismus

Bilingualismus oder Zweisprachigkeit ist die Fähigkeit eines Sprechers oder einer

Sprachgemeinschaft, zwei oder mehr Sprachen auf annähernd gleichem

Sprachniveau zu sprechen

(4)

Bilingualismus im weiteren und im engeren Sinne

Im weiteren Sinne, ist ein zweisprachiger Mensch jemand, der grammatische und kommunikative

Fähigkeiten in zwei Sprachen besitzt;

aktiv und/oder passiv

Im engeren Sinne wird das Wort

Bilingualismus oft nur für solche

Menschen verwendet, die muttersprachliche Kompetenz in zwei Sprachen aufweisen

(5)

Vorüberlegung

Besitzen bilinguale Sprecher zwei getrennte

Lautsysteme und werden diese kognitiv auf eine unterschiedliche Art und Weise gespeichert?

Gibt es nur ein System für beide Sprachen?

(6)

Zur Kontroverse: ein Sprachsystem oder zwei unabhängige Sprachsysteme

In der Zweisprachigkeitsforschung bestehen entgegengesetzte Standpunkte darüber, ob das bilinguale Kind bereits zu Beginn des

Spracherwerbs zwei Systeme getrennt verarbeiten

kann oder ob es eher in der anfänglichen Periode der Sprachentwicklung über ein einziges, fusioniertes

Sprachsystem und eine Art Mischsprache aus Elementen der beiden Sprachen verfügt

(7)

In der klinischen Literatur wird von bilingualen Sprechern mit einer neurologisch bedingten

Sprachstörung berichtet (z.B. Aphasie), welche selektiv entweder die Muttersprache oder die Zweitsprache betraf

Es wurden außerdem seltene Fälle beschrieben, bei denen eine Hirnschädigung die Muttersprache

eines Menschen auslöschte, die Zweitsprache aber nicht betroffen war

(8)

Schlussfolgerung aus diesen Befunden: Erst- und Zweitsprache sind nicht als ein einheitliches

System im Gehirn repräsentiert

Experimentelle Studien mit funktionell – bildgebenden Methoden unterstützten diese Annahme

(9)

es wurden Kinder untersucht, die ihre

Zweitsprache entweder in ihrer Kindheit oder

deutlich später (frühes Erwachsenenalter) erlernt hatten

Durchführung: im MR-Tomographen mussten die Probanden eine Sprachproduktionsaufgabe

durchführen; sie sollten sich im Geiste erzählen, was sie am vorherigen Tag erlebt hatten

(10)

Ergebnisse: im Bereich des Broca-Areals unterschied sich

eine spät erlernte Zweitsprache von der Muttersprache

Bei Probanden, die ihre Zweitsprache während der

Kindheit erlernten, wurden vergleichbare Hirnregionen bei der Sprachproduktion verwendet

Aber: in der Umgebung des Wernecke –Areals zeigte sich keine vergleichbare Differenzierung

(11)

Weitere Arbeiten zur Sprachproduktion bei

bilingualen Sprechern konnten jedoch nicht die Ergebnisse der ersten Studie stützen

In den nachfolgenden Studien wurden keine

Unterschiede in der Sprachorganisation zwischen Erst- und Zweitsprache beobachtet

(12)

Swadesh schlug diesbezüglich 1941 vor, dass bilinguale Sprecher nur ein System besitzen genauso wie die monolingualen Sprecher

Auch Wissenschaftler aus Singapur haben herausgefunden, dass bei Menschen, die flüssig Englisch und Mandarin sprechen, beide Sprachen anscheinend in denselben Teilen des Gehirns

gespeichert werden

(13)

Wie beeinflussen sich aber die phonetischen Systeme der zwei Sprachen beim erwachsenen

bilingualen Sprecher?

(14)

James E. Flege, Carlo Schirru & Ian R.A. MacKay haben das Zusammenspiel der beiden phonetischen Teilsysteme, nämlich das angeborene und das der Zweitsprache

untersucht

Untersuchung mit bilingualen Sprechern der Sprachen Englisch und Italienisch

Ziel: wollten herausfinden, ob die Vokale, die ein

bilingualer Sprecher in seiner Zweitsprache produziert, unterschiedlich sind zu den Vokalen, die von

monolingualen Muttersprachlern produziert wurden

(15)

Probanden:

italienische Muttersprachler, die nach Kanada im Alter zwischen 2 & 30 Jahren ausgewandert sind

Alle leben in Kanada in englischsprechenden Vierteln (Ottawa, Ontario)

Wurden in 4 Gruppen eingeteilt

- „early bilinguals“ (im Alter zw. 2-13 ausgewandert) - „late bilinguals“ (im Alter zw. 15-26 ausgewandert) - „low L1 use“ (zwischen 1% und 13%)

- „high L1 use“ (zwischen 25% und 85%)

(16)

Methode:

Vpn bekamen /CVd/ Wörter über Lautsprecher vorgespielt, die die untenstehenden Vokale

enthielten und mussten diese anschließend wiederholen

(17)

Diese Wörter wurden von einem weiblichen und einem männlichen englischen Muttersprachler produziert und dann digitalisiert

Die digitalisierten Wörter wurden in

randomisierter Reihenfolge per Lautsprecher englischen Muttersprachlern (monolingual) präsentiert

(18)

Die Hörer sollten die Vokale beurteilen

Sie konnten dazu 4 verschiedene Button auf einem Computer drücken

- (1) wrong vowel - (2) distorted

- (3) acceptable - (4) good

Die ersten 10 Übungsstimuli zu Beginn jedes Blocks wurden nicht analysiert

(19)

Ergebnisse:

L2 Sprache besser bei denjenigen Sprechern, die sehr früh ihre Zweitsprache erworben haben

bilinguale Sprecher, die ihre Zweitsprache sehr früh erworben haben (early bilinguals),

artikulierten die englischen Vokale sorgfältiger, als diejenigen, die ihre Zweitsprache erst sehr spät

erworben haben (late bilinguals)

(20)

Fortsetzung Ergebnisse:

Bilinguale Sprecher, die ihre Muttersprache nur noch sehr selten benutzen (low L1 use bilinguals) produzierten die englischen Vokale viel deutlicher, als diejenigen, die ihre Muttersprache noch sehr

häufig verwenden (high L1 use bilinguals)

Dass die phonetischen Teilsysteme von L1 und L2 miteinander interagieren konnten auch Flege,

Schirru und MacKay bestätigen

(21)

Fortsetzung Ergebnisse

(22)

Das Lernen einer Zweitsprache beeinflusst also die Produktion der Muttersprache z.B. wenn das

muttersprachliche Segment einer Sprache in ähnlicher Art

& Weise produziert wird, wie das Segment der Zweitsprache

Hillenbrand(1984) und Flege(1987) untersuchten z.B.

hoch erfahrene englische Spätlerner und fanden heraus, dass diese die Plosive ihrer französischen Muttersprache mit VOT-Werten produzierten, die genau zwischen ihrer Erst-und Zweitsprache lagen

(23)

Flege und Eefting (1987) untersuchten späte und frühe englisch Lerner, deren Muttersprache spanisch bzw. niederländisch war

Sie fanden heraus, dass diese Sprecher VOT´s von Plosiven in ihrer Muttersprache kürzer produzierten als monolinguale

Sprecher

Dieser Befund ließ sich auch an Hand von Vokalen nachweisen

Flege (1987) fand heraus, dass erfahrene französische

Muttersprachler, die Englisch lernten, ihr französisches /u/ mit einem höheren 2. Formanten produzierten, als französische

monolinguale Sprecher

(24)

Der Erwerb neuer phonetischer Kategorien kann auch die Produktion und Perzeption bereits bestehender

phonetischer Kategorien beeinflussen

Anisfeld et al. und Anisfeld und Gordon (1971) haben herausgefunden, dass nur eine kleine Menge an

Zweitspracherfahrung ausreicht, um die Prozesse der Erstsprache zu verändern

Weiterhin fanden Winkler et al. (1999) heraus, dass späte Lerner die Phoneme der Zweitsprache in einer Art&Weise bearbeiten, die der der Muttersprachler ähnelt

(25)

Winkler et al. schlugen außerdem vor, dass die

kortikalen Gedächtnisrepräsentationen für Klänge in der spät erworbenen Sprache ähnlich verarbeitet werden, wie die der muttersprachlichen

Gedächtnisrepräsentationen

Es scheint also, dass bilinguale Sprecher in der Lage sind einige Aspekte einer Sprache so zu

lernen, wie sie es auch bei der Erstsprache machen

 dies funktioniert aber nur im Kindesalter

(26)

Studie von Susan G. Guion

Bezüglich dessen hat auch Susan G. Guion von der

University of Oregon (USA) eine Untersuchung durchgeführt

Fragestellung: Welchen Effekt hat das Lernen von Vokalen der Zweitsprache auf die Produktion der muttersprachlichen Vokale?

Hypothesen:

-frühe Lerner werden voraussichtlich leichter neue

Vokalkategorien für die Zweitsprache bilden können, als späte Lerner

(27)

- Der Erwerb neuer Vokalsysteme in der Zweitsprache löst eine Neuorganisierung des Vokalsystems aus, um die

perzeptuelle Distinctiveness (Unterscheidbarkeit)

zwischen den Erst- und Zweitsprachensystem zu erhöhen

(28)

Methode:

- eine weibliche Quichua-Muttersprachlerin wurde

aufgezeichnet und las verschiedene Quichua Wörter vor

- eine weibliche spanische Muttersprachlerin wurde

aufgezeichnet und las verschiedene spanische Wörter vor

(29)

Versuchspersonen:

- 20 Quichua-Spanisch bilinguale Sprecher und 5 spanische Muttersprachler (monolinguale Sprecher)

- 5 der 20 Quichua-Spanisch Bilinguals haben die Sprachen zeitgleich erworben und alle anderen im Alter von 5-25 Jahren

- Teilnehmer wurden eingeteilt in: frühe, mittlere und späte bilinguale Sprecher (unterschieden sich also im Alter des

(30)

Ablauf:

- Teilnehmer mussten zuerst biografische Fragen beantworten

- Anschließend wurden den Teilnehmern die Wörter vorgespielt und sie mussten jeweils die Quichua bzw.

spanischen Wörter wiederholen

- Die bilingualen spanischen Vokale wurden anschließend verglichen mit den Vokalen der spanisch- monolingualen Sprecher, um zu ermitteln, ob bilinguale Sprecher die

Vokale ähnlich produzieren wie die Muttersprachler

(31)

Ergebnisse:

- Das Alter des Spracherwerbs beeinflusst die

Fähigkeit Vokale in der Zweitsprache zu lernen

Die Resultate der akustischen Analyse zeigten, dass umso früher man einer zweiten Sprache

ausgesetzt ist, umso besser ist die Chance, die Vokale der Zweitsprache in einer

muttersprachlichen Art & Weise zu produzieren

(32)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Quellen:

1. Flege, J.E., Schirru, C., MacKay, I.R.A. (2003) Interaction between the native and second language phonetic subsystems Speech Communication 40, 4:467- 492. flegespecom2003.pdf

2. Guion,S. (2003) The vowel systems of Quichua-Spanish bilinguals: Age of acquisition effects on the mutual influence of the first and second languages“, Phonetica 60, 2:98-128. guionphonetica2003.pdf

3. http://de.wikipedia.org/wiki/Bilingualismus (Zugriff am 24.04.07)

Referenzen

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