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Die tier- und umweltgerechte Mastschweinehaltung ist das Ziel

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Academic year: 2022

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MES STEC H NIK

Eberhard Hartung, Alexander Hauser, Eva Gal lmann und Angela Stubbe, Hohenheim

Die tier- und umweltgerechte

Mastschweinehaltung ist das Ziel

Konzeption eines Versuchsstalls

Um die Entwicklung, Erprobung und Bewertung von neuen Hal­

tungsverfahren für die Mast­

schweinehaltung durch das Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim effektiver vorantreiben zu können, wurden zusätzliche Ka­

pazitäten für Forschungsarbeiten in diesem Gebiet erforderlich. Das Ziel war daher die Planung und der Bau eines Versuchsstalls, welcher über zwei getrennte, direkt neben­

einander liegende, modular aufge­

baute Stallabteile verfügt. In den Abteilen können unterschiedliche Haltungsverfahren in parallelen Untersuchungen praxisnah hin­

sichtlich ihrer Tier- und Umweltge­

rechtheit sowie des notwendigen Energie- und Arbeitszeitbedarfs miteinander verglichen werden.

D r. Eberhard Hartun g ist wissenschaftlicher Assistent, cand. agr. Alexander Hauser ist D iplo­

mand, Dipl.-l ng. sc. agr. Eva G allmann und Dipl.-lng.

sc. agr. Angela Stubbe sind D oktorandinnen am . Fachgebiet für Verfahrenstechnik in der Tierproduk­

tion und landwirtschaftliches Bauwesen ! Leiter:

Prof. Dr. Thomas Jungbluth), I n stitut für Agrartech­

nik, U niversität Hohenheim, G a rbenstr. 9, 70599 Stuttgart, e-mail: VTP440HA@uni-hohenheim.de

Schlüsselwörter

Versuchsstall, Mastschweine, H a ltungsverfa hren, Tier- und Umweltgerechtheit

Keywords

Experimental swine h ousing, fattening pigs, housing systems, animal welfare, eco-friendliness

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F

konzeptes stand eine Gebäudehülle ür die Realisierung des Versuchsstall­

(lichte Innenhöhe 5 m, nutzbare Grund­

fläche 1 76 m2; 1 0,6 m 1 6,6 m) auf dem Gelände der Versuchsstation für Tierhai tung, Tierzüchtung und Kleintierzucht "Unterer Lindenhof' der Universität Hohenheim zur Verfügung [ 1 ] . Die Längsachse der Gebäu­

dehülle verläuft in Nord-Süd-Richtung und sowohl in südlicher als auch in östlicher Richtung steht das Gebäude weitgehend frei.

Die beiden Längsseiten sind größtenteils mit Windschutznetzen verkleidet (Bild 1).

Konzeption

Als Erstnutzung des Stalls (Sommer 1 998 bis Sommer 1 999) waren ethologische Un­

tersuchungen zur Entwicklung und Erpro­

bung eines Beschäftigungsgerätes für Mast­

schweine vorgesehen [2] . Hierzu waren zwei Stallabteile mit Vollspaltenboden, Flüssig­

fütterung und Zwangslüftung notwendig (Grundmodell, Bild 2 und 3). Nach Ab­

schluss dieser Erstnutzung wird ab Sommer 1 999 der Versuchsstall für Vergleichsunter­

suchungen verschiedener Haltungsverfahren genutzt. Die Konzeption des Versuchsstalls musste daher so angelegt sein, dass die Durchführung exakter Versuche zum Ein­

fluss unterschiedlicher Aufstallungs-, Fütte­

rungs-, Lüftungs- und Entmistungsverfah­

ren auf die Tier- und Umweltgerechtheit so­

wie auf den Energie- und Arbeitszeitbedarf möglich ist. Somit war es notwendig, den Versuchsstall mit zwei voneinander getrenn­

ten Stallabteilen aufzubauen (Kontroll- und Variantenabteil). Die sich aus dem zu erwar­

tenden Publikumsverkehr (Besucher und Versuchsansteller) er­

gebenden hygieni­

schen Risiken waren zu minimieren. Des-

Bild 1: Außenansicht des Versuchsstalles Fig 1: Outside view of the experimental housing

halb wurde eine möglichst gute bauliche Trennung der voraussichtlichen Bereiche mit Publikumsverkehr (Beobachtungs- und Besuchergang, Messraum) von den restli­

chen Bereichen des Stalls angestrebt, ohne jedoch die Arbeit des Stallpersonals zu be­

hindern.

Funktionsbeschreibung und Austattung Wie Bild 2 zeigt, sind senkrecht zum Vor­

raum zwei in ihren Abmessungen identische Abteile kammartig angeordnet. Beide Abtei­

le bieten zusammen Platz für maximal 1 20 Mastschweine und werden von einer modu­

laren, aus Holzelementen aufgebauten In­

nenhülle umgeben. Der flexible und modu­

lare Aufbau ist eine Grundvoraussetzlmg, wenn unterschiedliche Haltungsverfahren realisiert werden sollen. Die vorgefertigten Holzelemente (Rastermaß 1 ,25 m) sind auf den Wänden des Flüssigmistlagers festgedü­

belt und können jederzeit bearbeitet, ausge­

tauscht oder herausgenommen werden. Eine

an freitragenden Balken abgehängte Sicht­

decke aus beidseitig beschichteten Wärme­

dämmplatten ergänzt die flexible Konstruk­

tion der Innenhülle. Die rationierte Flüssig­

fütterung erfolgt an Einzelquertrögen. Das Anmischen und Zuteilen der Futterrationen findet mit Hilfe einer computergesteuerten Flüssigfütterungsanlage statt, deren All­

mischbehälter sich ebenerdig in der Futter­

zentrale, also unter dem Messraum befindet.

Die Entn1istung erfolgt über den Spaltenbo­

den in das unter den Buchten ebenerdig lie­

gende Flüssigmistlager (Bild 3). Die drei jeweils hintereinanderliegenden Buchten ei­

nes Abteils wurden zu einem Flüssigmistka-

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(2)

T

A

Bild 2: Versuchsstall Grundriss

nal zusammengefasst (Bild 2). Um die Flüs­

sigmistkanäle bei Bedarf mit einer Umspül­

vorrichtung versehen zu können, verfügt je­

der Kanal über einen Zu- undAblauf in Form eines Stauschiebers. Die als Unterdrucklüf­

tung ausgelegte Zwangslüftung erfolgt zu­

luftseitig mit Rieselkanälen, von denen zwei je Abteil parallel zum Kontrollgang mittig über den Buchten angeordnet sind. Abluft­

seitig sind die Abteile mit einer Unterflurab­

saugung ausgestattet. Hierbei ist die Höhe des Flüssigmistlagers so ausgelegt, dass bei Unterflurbetrieb der maximale Flüssigmist­

pegel noch einen Abstand von 30 cm zu den Abluftöffnungen hat [3] . Im Vorraum befin­

den sich eine stationäre Tierwaage, Fütte­

rungs- und Stallklimacomputer sowie die Schaltschränke für die Elektroinstallation.

Die Tierwaage ist im Boden versenkt instal­

liert, um so durch einen niveaugleichen Ein­

und Austrieb das Wiegen der Tiere zu er­

leichtern. Der Messraum ist in einer Höhe von 2,6 m über der Futterzentrale eingerich­

tet und dient der Unterbringung verschiede­

ner Computer, Mess- und Aufzeichnungs­

geräte sowie der Videoanlage. Der Mess­

raum ist mit einem vom Stall separaten Eingang versehen, um den hygienischen An­

forderungen nach einer räumlichen Tren­

nung von Besucherverkehr und Stallperso­

nal gerecht zu werden. Dies gilt ebenso für den Beobachtungs- und Besuchergang, der einen guten Einblick in den Tierbereich ge­

währleistet und für eine ungestörte Direkt­

beobachtung der Mastschweine bei ethologi­

schen Untersuchungen zwingend notwendig ist. Eine kontinuierlich arbeitende PC-ge­

stützte Datenerfassungsanlage dient zur Er­

fassung von Stallklimaparametern, Konzen­

trationen und Emissionen von Geruch, Staub, NH3, CH4, C02 und N20, buchtenbe­

zogenen Futter- und Wasserverbräuchen so­

wie Elektroenergiebedarf für Fütterung, Lüftung und Beleuchtung. Die Datenerfas­

sungsanlage ist flexibel und erweiterbar kon-

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Maßparameter I measurinq points

1/;. Zuluft / lnlet air:

Gaskonzentration I gas concentration Geruchskonzentration I odour concentration Luftfeuchte u_ -temperatur I air humidity and temperature 111. Abluft / exhaust alr:

Gaskonzentration I gas concenlration Geruchskonzentration I odour concentration Staubkonzentration I dusl concentratlon

Luftfeuchte u -lemperatur I air humidity and Iamperature Volumenstrom I air flow rate

Energieverbrauch I power consumption

Abtelle I compartments GaskonzenlraUon I gas concentration Geruchskonzentration I odour concenlfalion Staubkonzentration I dust concentration

Luftfeuchte u_ -temperatur I air humidity and temperalure Wasserverbrauch I water consumption

Energieverbrauch I power consumption Futterverbrauch I feed-lntake tgl, Zunahmen I animal performance e FIUsslamlst!ager I slurry slorage:

GMkOfiZI!Oiralian I oas concentratlon Lufttemperatur I air Iamperature FlDssigmisttemperatur I slurry temperalure pH-Wert I pH-value

Nahrsloffanalyse I nullient analysis Flüssigmistmenge I amount of sluny

Fig 2: Ground plan ofthe experimental housing

z1p1ert, so dass sie an die jeweilige Fra­

gestellung und die damit verbundene Zu­

sammenstellung von Messsensoren ange­

passt werden kann. Die Messparameter und Messorte sind Bild 2 zu entnehmen. Des Weiteren verfügt der Stall über eine 1 6-ka­

nalige Videoanlage für Tierbeobachtungen.

Mögl iche Umbaulösungen

Für die weitere Nutzungsphase des Stalls als variables Stallsystem zur vergleichenden Beurteilung der Auswirkungen verschiede­

ner Haltungssysteme für Mastschweine ab Sommer 1 999 war es notwendig, eines der beiden Abteile als Variantenabteil vorzuse­

hen. Bereits bei der Planung des Grundmo­

dells wurde hierfür das nördliche Abteil fest­

gelegt, da es bei Umbaumaßnahmen besser zugänglich ist und die Futterzentrale und Messkammer im Bereich des Kontrollabteils angeordnet sind (Bild 2). Darüber hinaus wurden alle Bauteile, die den Zugang zum Variantenabteil über die beiden nördlichen Öffnungen beeinträchtigen (Verladerampe und Vorraum sowie der Beobachtungs- und Besuchergang), so geplant und gebaut, dass sie einen schnellen und einfachen Ab- und Wiederaufbau gestatten. Einzig die Flüssig­

mistkanäle wurden in ihrem Aufbau als un­

veränderbar bestimmt, um im Falle eines späte- ren Rückbaus des Vari­

antenabteils zum Voll­

oder Teilspaltenboden-

Bild 3: Versuchsstall Schnitt Fig 3: Profile of the experi­

mental housing

abteil oder eines Umbaus, der funktionsfähi­

ge Flüssigmistkanäle voraussetzt, diese nicht neu bauen zu müssen. Zusätzlich kann durch das Belassen der Flüssigmistkanäle in ihrem Aufbau jederzeit auf eine Unterflurab­

saugung der Abluft zurückgegriffen werden.

Nachfolgend werden die im Variantenabteil konzeptionell möglichen Umbaulösungen des Aufstallungs-, Fütterungs-, Entmi­

stungs- und Lüftungssystems aufgeführt:

Aufstallung: Voll- und Teilspaltenboden, Tiefstreu, Schrägboden, Aufstallungen mit getrennten Klimabereichen

Fütterung: Trocken-, Flüssig- und Sensor­

fütterung sowie Breifutterautomaten

Entmistung: Fest- und Flüssigmist

Lüftung: Unterdruck, Zwangslüftung mit Ober- oder Unterflurabsaugung sowie va­

riabler Zuluft- und Abluftflihrung, Schachtlüftung, Querlüftung Offen-Front­

Stall [ 1 ]

Fazit

Nach dem ersten Betriebsjahr haben sich Konzeption und Funktion des Versuchstalls bewährt. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass mit der vorhandenen Ausstattung unter­

schiedliche Haltungsverfahren in praxisna­

hen parallelen Versuchen auf ihre Tier- und Umweltgerechtheit detailliert bewertet wer­

den können. In der bevorstehenden Umbau­

phase kann sich der modulare Aufbau der Abteile hinsichtlich seiner Praxistauglich­

keit noch beweisen.

Literatur

[1] Hauser, A. : Konzeption und Planung eines Versuchsstalls für Mastschweine. D iplomarbeit, Hohenheim, 1 999

[2] Stubbe, A., J Troxler, J. Beck und T Jungbluth:

Beschäftig ungstechnik für Mastschweine in intensiven Haltun gssystemen im Vergleich.

Tagungsband Bau, Technik und Umwelt i n der l a ndwirtschaftlichen Nutztierhaltung, TU München-Weihenstephan, 1 999, S. 285 - 290 [3] Hartung, E., M Keck und W Büscher. Ammoniak­

FreisetzunQ bei Ober- und U nterflurabsaugung.

Deutsche G eflügelwirtschaft und Schweinepro­

duktion (OGS), 46 ( 1 994), H. 7, S. 25 - 27

SchnittA:A cross sec\ion A:A

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Referenzen

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