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Archiv "Sportmedizinische Aspekte des Golfsports" (14.09.2001)

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A2356 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 37½½½½14. September 2001

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eltweit gehört Golf zu den be- liebtesten Sportarten. Auch in Deutschland entwickelt sich Golf zunehmend zum Breitensport. So hat sich seit 1987 die Zahl der Golfspieler auf derzeit circa 350 000 verdreifacht.

Das Golfspielen wird vielfach als eine Sportart angesehen, für die keine beson- deren körperlichen Voraussetzungen er- forderlich sind, da die Belastung als eher gering eingeschätzt wird. Der Golfsport wird auch in nächster Zeit weiter expan- dieren. Daher ergibt sich ein zunehmen- der Informationsbedarf bei Ärzten, Trai- nern (Pros), Spielern und Patienten (7).

Leistungsphysiologische Grundlagen

Bei einer Golfrunde werden 18 Löcher gespielt und hierbei circa 100 bis 200 Schwünge, einschließlich Probeschwün- ge, durchgeführt. Zwischen den einzel- nen Schlägen bewegt sich der Spieler zu Fuß fort. Allerdings kann auch ein spezi- elles Gefährt (Buggy) benutzt werden.

Die Golftasche mit den Schlägern, die circa 10 bis 15 kg wiegt, wird nur noch selten getragen, sondern auf einer spezi- ellen Karre (Caddywagen) gezogen. Ins-

gesamt werden während einer Golfrun- de circa 8 bis 10 km während 4 bis 6 h zurückgelegt. Die Sauerstoffaufnahme steigt während einer Runde in Abhän- gigkeit vom Geländeprofil um das zwei- bis vierfache auf circa 0,8 bis 1,2 l/min an (9, 35, 41), was einer Inanspruchnahme von circa 40 bis 60 Prozent der maxima- len Sauerstoffaufnahme entspricht. Da- mit liegt die aerobe Beanspruchung im Grenzbereich der Trainingsreizschwelle von mindestens 50 Prozent der maxima- len Sauerstoffaufnahme beziehungswei- se 65 Prozent der maximalen Herzfre- quenz bei untrainierten Personen (1, 12).

Die Ausdauerleistungsfähigkeit (aerobe Kapazität) von Golfspielern unterschei- det sich deshalb kaum von Untrainierten (6, 16). Die Lactatkonzentrationen blei- ben unverändert niedrig oder steigen nur gering bei stärkerer Belastung in hügeli- gem Gelände an (9, 39, 41). Der aus dem Sauerstoffverbrauch errechnete Ener- gieumsatz beträgt circa 4 bis 5 kcal/min.

Dies entspricht einem Energiever- brauch von circa 1 000 bis 1 500 kcal bei

einer Runde von 18 Löchern (9, 18, 28, 41). Hierbei werden, im Gegensatz zum Tennis, vorzugsweise Fette verbrannt (9, 16), was präventivmedizinisch bedeut- sam ist. Bei älteren Golfspielern konnte gezeigt werden, dass bei dreimal wöchentlichem Golfspielen Triglyceride und LDL-Cholesterin nach einem Jahr gesenkt waren (30). Der präventive Ef- fekt von körperlicher Aktivität wird we- sentlich vom Energieverbrauch bei do- minant aerober Stoffwechselbeanspru- chung mit Aktivierung der Lipolyse be- stimmt. Eine signifikante Senkung des Koronarrisikos kann bereits durch einen wöchentlichen Energiemehrverbrauch von 2 000 kcal erreicht werden. Bei zwei Golfrunden/Woche werden damit die Anforderungen an eine gesundheitsför- dernde Belastung erfüllt (1, 41).

Kardiologische Aspekte

Messungen der Herzfrequenz wäh- rend des Golfspielens zeigen einen Anstieg auf durchschnittlich 80 bis 120 Schläge pro Minute. Im Einzelfall können jedoch deutlich höhere Werte, insbesondere bei Anfängern oder un- ter Wettkampfbedingungen, erreicht

Sportmedizinische

Aspekte des Golfsports

Zusammenfassung

Mit der wachsenden Beliebtheit des Golfspie- lens nehmen auch medizinische Probleme dieser Sportart zu. Die Herz-Kreislauf-Beanspruchung ist beim Golfsport im Allgemeinen gering bis moderat. Sie wird im Wesentlichen bestimmt vom allgemeinen Trainingszustand, den äuße- ren Bedingungen (klimatische Verhältnisse, Geländebeschaffenheit) und der psychischen Belastung. Das Stütz- und Bewegungssystem wird dagegen durch die spezielle Bewegung beim Golfschwung, besonders bei fehlerhafter Technik und zu hohen Trainingsumfängen, häu- fig kritisch belastet. Circa 40 Prozent der Frei- zeitgolfer leiden zumindest zeitweise unter Be- schwerden, vor allem im Bereich des Rückens, der Hand– und Ellenbogengelenke. Die Behand- lung sollte neben der Empfehlung eines golfspe- zifischen Ausgleichs- und Fitnesstrainings auch eine Analyse und gegebenenfalls Modifikation

des Golfschwungs beinhalten. Golf ist insge- samt betrachtet eine Sportart, die aufgrund der körperlichen Mehraktivität und des moderaten und dosierbaren Beanspruchungsprofils auch unter präventivmedizinischen Gesichtspunkten empfohlen werden kann.

Schlüsselwörter: Golf-Energieumsatz, kardia- les Risiko, Verletzung, Überlastungsschaden

Summary

Medical Aspects of Golf

Golf has become more and more popular. This implies that physicians have to manage an in- creasing number of golf specific medical prob- lems. With respect to the cardiovascular system golf has a moderate intensity. Modulating fac- tors are personal fitness, enviromental condi- tions, and psychological stress. However, mus-

cles, bones, and joints underlie a specific strain which may be dramatically increased due to an insufficient golf technique. Approximately 40 per cent of recreational golf players suffer from orthopedical problems like back, hand or elbow injuries and/or pain occasionally. Thus, medical attendance towards golf players should include golf specific complementary exercise, an accurate analysis of the golf tech- nique, and if necessary a reasonable modifica- tion of the latter. In conclusion, golf is an event which offers additional physical activity with a variety of physiopsychologic tasks at moderate exercise intensity. Contributing to the specific conditions of medical attendance and conse- quences, golf may be recommended as a mode of exercise with a beneficial impact on preven- tive medical aspects.

Key words: golf-energy uptake, cardiac risk, in- jury

1Landesinstitut für Sportmedizin (Leiter: Dr. med. Folker Boldt), Berlin

2Institut für Sportwissenschaft, Abteilung Sportmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Roland Wolff) der Humboldt- Universität zu Berlin

Folker Boldt

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Roland Wolff

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werden (16, 26, 41). Während die sym- pathikoadrenerge Aktivierung bei ei- ner Trainingsrunde im Mittel nur ge- ring erhöht ist (9, 16), kann es unter Wettkampfbedingungen jedoch zu ei- ner deutlichen Stressreaktion, gemes- sen am Anstieg des Cortisols, kom- men (26).

Nichtinvasive Blutdruckmessungen mit der Manschettenmethode nach Riva-Rocci während des Golfspiels wurden nur vereinzelt zwischen den einzelnen Schlägen durchgeführt. Sie zeigen einen geringen bis mittleren Anstieg des systolischen Blutdrucks (35). Für die Beurteilung des Blut- drucks während des Schwungs wä- ren invasive Messungen erforderlich.

Es muss angenommen werden, dass der Blutdruck hierbei, insbesondere bei Pressschlägen, deutlicher ansteigt, was für Patienten mit Gefäßschä- den ein erhöhtes Risiko darstellen kann. Auch unter Wettkampfbedin- gungen muss mit höheren Werten ge- rechnet werden, was insbesondere bei der Beratung von Koronarkranken oder Hypertonikern beachtet werden sollte.

Aufgrund der nur geringen bis mitt- leren kardialen Beanspruchung, die ei- ner ergometrischen Leistung von 50 bis 70 Watt (circa 1 Watt/kg Körperge- wicht) entspricht, kann Golfspielen auch Koronarkranken empfohlen wer- den (4, 39). Bedeutsame Rhythmus- störungen traten beim Golfspielen, auch im Vergleich zu anderen Sportar- ten, nicht oder nur vereinzelt auf (4, 16, 39). Diese waren allerdings dann, wie in einer Studie bei zehn Koronarpatienten gezeigt werden konnte, im vorausge- gangenen Belastungs-EKG auf dem Fahrradergometer nicht immer nach- weisbar (4). Bei gefährdeten Patienten sollte deshalb ein Langzeit-EKG auch während des Golfspiels durchgeführt werden. Wenn auch die kardiale Bean- spruchung insgesamt als gering einzu- schätzen ist, können doch bei stärker profiliertem Gelände, bei Hitze oder schlechtem Trainingszustand deutlich intensivere Beanspruchungen auftre- ten, die dann auch eine potenzielle Ge- fährdung darstellen. In einer retrospek- tiven Studie über kardiale Todesfälle bei Freizeitsportlern in Rhode Island waren in 23 Prozent Golfer betroffen.

Hierbei handelte es sich jedoch um Spieler im fortgeschrittenen Alter mit nachgewiesener koronarer Herzkrank- heit (33). Deshalb gilt auch für Golfer jenseits des 35. Lebensjahres die Emp- fehlung, sich vor Aufnahme der sportli- chen Aktivität einer eingehenden sportärztlichen Untersuchung zu unter- ziehen.

Beanspruchung des Stütz- und Bewegungssystems

Leistungsbestimmender Faktor für ei- nen guten Golfschwung ist die Koordi- nation, weniger die Kraft. Beim Rück- schwung werden die Schulter, die Hüf- ten, die Kniegelenke und die Wirbel- säule rotiert. Probleme können an der Lendenwirbelsäule und am Handge- lenk entstehen. Der Abschwung mit dem Treffmoment komprimiert das rechte Handgelenk beim Rechtshän- der. Das rechte Kniegelenk wird valgi- sierend belastet. Nach dem Ballkon- takt wird im Durchschwung besonders die Lendenwirbelsäule beansprucht (24, 34 ). Der Golfschwung bewirkt ein komplexes Belastungsmuster der Wirbelsäule. Nach Hosea und Mitar- beitern (13) treten Scherkräfte in Größenordnungen von 596 N bei Amateuren und 329 N bei professio- nellen Spielern auf, Kompressions- kräfte liegen beim Achtfachen des Körpergewichts (19).

Das Ende des Durchschwungs, be- sonders bei ausgeprägtem Finish, ist mit einer Hyperlordosierung verbun- den. Beim Putten wird die Rücken-/

Streckmuskulatur statisch bean- sprucht. Sie neigt bei ungenügender Ausbildung zur Verkürzung und zum Hartspann, was häufig ebenfalls Ursa- che von Beschwerden ist. Der Golf- schwung erfordert eine hohe synchro- ne Aktivität im Bereich der Rotatoren- manschette. Rechtshändige Golfspieler klagen eher über Probleme im Bereich der Rotatorenmanschette der linken Schulter (32, 37). Stover und Mitar- beiter (37) schätzten die unterschied- liche Belastung der Hüften beim Golf ab: Der bekannte Golfspieler Jack Nicklaus wurde kürzlich mit einer Hüftprothese (an der „Führungshüf- te“) versorgt (19).

Spezifische Verletzungen

Sportartspezifische Verletzungen beim Golf sind relativ selten (43). Sie ent- stehen durch Unachtsamkeit beim Schwung (Schlägerverletzung) oder durch Ballverletzung (Platzwunden, Augenverletzungen), bei Fehlschlägen sowie beim Schlag in den Boden. Aku- te Muskelverletzungen (Muskelzerrun- gen, Muskelrisse) und Verstauchungen betreffen vor allem die Rücken- streckmuskulatur, Schultergürtel (bei

„Luftschlägen“) und Arme (Ellenbo- gen, Handgelenke). Auch Distorsio- nen des Sprunggelenks können auftre- ten (3, 11, 19, 22, 24, 25, 27, 29, 36, 42, 45).

Eher außergewöhnlich sind Verlet- zungen, die durch eine „unsachge- mäße“ Nutzung des elektrischen Golf- karrens hervorgerufen werden (31) so- wie Wirbelkörperkompressionsfraktu- ren beim Golf, die bei älteren Frauen (58, 63, 66 Jahre) mit Osteoporose be- schrieben wurden (8). Ferner können Frakturen am Haken des Os hamatum auftreten (24, 38).

Beschwerden durch Überlastung

Über Beschwerden als Folge chroni- scher Überlastung klagen mehr als 40 Prozent der Golfer (34, 45). Betroffen sind vor allem Wirbelsäule, Ellenbo- gengelenk und Hand sowie Schulter, seltener das Kniegelenk, wobei sich die häufigste Lokalisation in Abhän- gigkeit von der Erfahrung (Technik, Alter und Geschlecht) leicht modifi- ziert (24).

Männer klagen häufiger über Be- schwerden als Frauen und Anfänger wiederum häufiger als fortgeschritte- ne Golfspieler. Beim professionellen Golfer sind meist Handgelenk und Schulter betroffen, Ursache der Über- lastung ist die häufig wiederholte gleichförmige Bewegung. Der Frei- zeitsportler „schädigt“ sich eher durch falsche Technik. Bei älteren Golf- spielern treten häufig Überlastungs- beschwerden im Bereich der linken Hand auf. Ursache sind die wieder- holte Extension und Radialabduk- tion des Handgelenks beim Golf- schwung (23).

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Rücken

Die Rumpfdrehung beim Golf- schwung, die anhaltende Vorneigung beim längeren Üben von kurzen Schlägen und die extreme Hyper- lordosierung der Lendenwirbelsäule am Schwungende bei Distanzschlägen können auch bei jüngeren Sportlern zu Schmerzen im Rückenbereich führen. Von den Bandscheiben wer- den vor allem Torsion und Hyperex- tension schlecht toleriert – insbeson- dere bei unzureichender muskulärer Führung.

Bei jüngeren Spielern finden sich Tendopathien im Bereich der Rücken- muskulatur (43). Als präventive Maß- nahme wird die ausgewogene Kräfti- gung der gesamten Rumpfmuskulatur empfohlen, zumal bei Golfspielern starke muskuläre Dysbalancen in den Lateralflexoren und Rotatoren des Rumpfes nachgewiesen wurden (40).

Bei Rückenbeschwerden sollte die Drehbewegung verkürzt und eine Hy- perlordosierung am Ende des Dreh- schwungs (Finish) vermieden werden.

Schwere Wirbelsäulenveränderungen und Instabilitätsprobleme (zum Bei- spiel symptomatische Spondylolisthe- sis) stellen eine Kontraindikation zum Golfsport dar (5) beziehungsweise erfordern eine vorherige intensive sportorthopädische Beratung.

Golf bei Protrusionen oder Prolaps der Bandscheiben

Bandscheibenprolaps oder Bandschei- benprotrusion beziehungsweise Zu- stand nach Nukleotomie stellen kei- ne generelle Kontraindikation dar.

Asymptomatische Bandscheibenvor- fälle, also Bandscheibenschäden ohne klinische Manifestation, sind als Zu- fallsbefunde bei so genannten „Band- scheibengesunden“ in bis zu 25 Pro- zent der Fälle objektiviert worden (21).

Bei bis zu sechs Prozent handelt es sich um sequestrierte Vorfälle – zahl- reiche Golfspieler haben also einen Vorfall, ohne davon zu wissen. Als Kontraindikation für das Golfspiel ist der akute Vorfall mit entsprechender Schmerz- beziehungsweise neurologi- scher Symptomatik anzusehen.

Extremitäten

Die Diagnose „Golferellenbogen“ be- schreibt eine Insertionstendopathie des Musculus pronator teres und der Hand- sowie Fingerbeuger, die am Epicondylus humeri ulnaris ansetzen.

Ursache der Beschwerden ist der zu feste, verkrampfte Griff des Golf- schlägers mit der rechten Hand sowie der forcierte Übergang der rechten

Hand aus einer Mittelstellung in die Pronation im Treffmoment des Balls (43, 44). Vor allem ältere Spieler mit einer falschen Technik sind betroffen.

Spieler, die den linken Ellenbogen beim Rückschwung stark gebeugt hal- ten, führen eine verstärkte Streckbe- wegung beim Abschlag durch, was zu einer vermehrten Belastung der Ex- tensoren des Unterarms und einer In- sertionstendopathie am radialen Epi- condylus führen kann (24). Abhilfe schaffen hier eine verbesserte Tech- nik, ein veränderter Schlägergriff und

eventuell eine kurzzeitige medika- mentöse Therapie.

Die Beschwerden bei der so ge- nannten „Golfschulter“ werden durch entzündliche Veränderungen der lan- gen Bizepssehne hervorgerufen (43).

Das stereotype wiederholte Üben des Golfschwungs zwingt die Supraspina- tussehne bei der Elevation des Arms immer wieder in die Enge zwischen Schulterdach und Humeruskopf, was degenerative Veränderun- gen provozieren kann (Im- pingementsyndrom). Das Durchschwingen des Golf- schlägers führt zu hohen Pressdrücken im Schulter- eckgelenk und kann hier ebenfalls Schäden hervorru- fen (22, 43). Bei therapie- resistenten Beschwerden können lokale Injektionen beziehungsweise eine verän- derte Technik (verkürzter Golfschwung) hilfreich sein.

Innenband und Innen- meniskus des Kniegelenks sind in der Endphase des Golfschwungs einem erhöh- tem Valgus- und Außenrota- tionsstress ausgesetzt, was bei älteren Golfspielern zu einer Ligamentopathie und Meniskopathie führen kann (11, 42, 43).

Ermüdungsbrüche

Auch Stressfrakturen als Folge chronischer Überla- stung werden an unter- schiedlicher Lokalisation beschrieben: Rippen (20), Ulna (17), Sternum (2), Ti- bia (10); sie sind jedoch eher selten.

Die „Behandlung“ besteht im Wesent- lichen in einer Reduzierung der Bela- stung.

Golf mit Endoprothesen

Golfspielen ist auch mit Hüftendo- prothesen möglich, wenn die postope- rative Rehabilitation abgeschlossen ist, das Gelenk wieder ausreichend be- weglich ist und muskulär geführt so- wie stabilisiert werden kann (unauf- fälliges Gangbild). Eine zementfreie M E D I Z I N

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linke Hand und Handgelenk

8–20%

linke Schulter 7–20%

untere Rückenpartie 24–52%

linkes Knie 7–10%

linker Ellenbogen 8–30%

Abbildung: Lokalisation und Häufigkeit von Überlastungs- schäden und Verletzungen beim Golf (modifiziert nach [3, 25, 34])

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Prothese muss stabil in den Knochen integriert sein.

Wann mit dem Golfspiel begonnen werden kann, sollte mit dem behan- delnden Orthopäden abgesprochen werden. Beim Gehen auf Rasen sind keine besonderen Belastungen der Hüfte zu erwarten. Problematisch könnten beim Abschlag Drehmomente werden, die die Verankerung der Pro- these belasten – insbesondere, wenn die Hüfte nicht ausreichend muskulär stabilisiert werden kann. Daher sollte die Drehbewegung beim Schwung ver- kürzt und eine ausgeprägte Rechts- /Linksbewegung mit starker Belastung des linken Hüftgelenks (beim Rechts- händer) vermieden werden. Auch eine Kniegelenkprothese stellt keine Kon- traindikation gegen das Golfspielen dar (5, 11, 22).

Prävention

Wirksamen Schutz vor Verletzungen bietet die Beachtung der Golfetikette (43). Präventive Maßnahmen sind fer- ner das Erlernen einer guten Technik, ein allmähliches und gezieltes Auf- bautraining, Aufwärmen, begleitende beziehungsweise vorbereitende Mus- kelkräftigung, Gymnastik sowie Stret- ching.

Insbesondere zur Vermeidung von Rückenbeschwerden wird ein kräftiges Muskelkorsett empfohlen. Durch Mo- difizierung des Golfschwungs (kürze- rer Schwung, Vermeiden eines Finish mit deutlicher Hyperlordosierung der Wirbelsäule) und ein ergänzendes Fitnesstraining kann die Belastung des Stütz- und Bewegungssystems deutlich reduziert werden.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2001; 98: A 2356–2360 [Heft 37]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Folker Boldt

Landesinstitut für Sportmedizin Berlin Clayallee 225 C

14195 Berlin

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A2360 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 37½½½½14. September 2001

Die Gesamtmortalität sowie die kardio- vaskuläre Morbidität und Mortalität sind bei älteren Menschen mit kleinen abdo- minalen Aortenaneurysmen, unabhän- gig von Alter, Geschlecht, anderen kar- diovaskulären Erkrankungen, Risiko- faktoren und dem Ausmaß an Athero- sklerose, erhöht. In einer Studienkohor- te der amerikanischen „Cardiovascular Health Study“ von 4 734 Probanden über 65 Jahren betrug die Aneurysmapräva- lenz nach sonographischem Screening 8,8 Prozent (infrarenaler Aortendurch- messer ab 3 cm oder Verhältnis von infrarenalem zu suprarenalem Durch- messer ab 1,2). 87,7 Prozent der Aneurysmen wiesen einen Durchmesser von weniger als 3,5 cm auf. Die Autoren stellten nach Ablauf von 4,5 Jahren für Aneurysmapatienten eine deutlich er- höhte Gesamtmortalitätsrate von 65,1 auf 1 000 Personen pro Jahr gegenüber einer Rate von 32,8 für nicht betroffene Probanden fest. Die kardiovaskuläre Mortalität betrug 34,3 gegenüber 13,8 und die Morbidität 47,3 gegenüber 31,0

auf 1 000 Personen pro Jahr. Bezogen auf die Aneurysmagröße war bei Frauen ab einem Aneurysmadurchmesser von 3,0 cm und bei Männern ab einem Aneurys- madurchmesser von 3,5 cm die Morta- lität signifikant erhöht. Die gängige Pra- xis, Aneurysmen erst ab einem Durch- messer von 5 cm zu operieren, scheint in Anbetracht dieser Studienergebnisse durchaus gerechtfertigt. Lediglich bei Frauen sollte in Einzelfällen die Indikati- on neu überdacht werden. Neben der sorgfältigen Kontrolle des Größen- wachstums bei kleinen Aneurysmen soll- ten jedoch diese Patienten besonders auf kardiovaskuläre Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten hingewiesen werden, schließen die Autoren. goa Newman A B et al.: Cardiovascular disease and mortality in older adults with small abdominal aortic aneurysms detec- ted by ultrasonography: The Cardiovascular Health Study.

Ann Intern Med 2001; 134: 182–190.

Anne B. Newman, Division of Geriatric Medicine, Universi- ty of Pittsburgh School of Medicine, 3520 Fifth Avenue, Sui- te 300, Pittsburgh, PA 15213, USA.

Mortalität bei kleinen abdominalen Aortenaneurysmen

Keimzelltumoren des Hodens sind eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen von Männern unter 35 Jahren. Eine Hei- lung mittels Chemotherapie ist möglich, jedoch besteht noch Uneinigkeit über das optimale Chemotherapieschema. In einer kontrollierten Studie aus Australi- en und Neuseeland wurden zwei derzeit etablierte Chemotherapieregime für die Behandlung der Keimzelltumoren un- tersucht, die jeweils auf einer Kom- bination von Cisplatin, Etoposid und Bleomycin basieren. Verglichen wurde das hauptsächlich in den USA eingesetz- te Protokoll der Universität Indiana mit dem in Europa und den Common- wealth-Ländern eingesetzte Protokoll einer europäischen Multicenterstudie der EOTRC. Es konnten 166 Patienten in die Studie eingeschlossen werden.

Nach einer ersten Zwischenauswertung musste die Studie vorzeitig abgebrochen

werden, da das Protokoll der Indiana Universität zu signifikant besseren Überlebensraten führte. Hier verstar- ben im Beobachtungszeitraum nur 3 von 83 Patienten an ihrem Tumorleiden, während dies in der zweiten Studien- gruppe bei 13 von 83 Patienten der Fall war. Die Mortalität durch die Medikati- on war hingegen in beiden Gruppen gleich (je 2 von 83). Das bessere Ab- schneiden des Protokolls der Indiana- University wird von den Autoren der Untersuchung auf die höhere Dosisin- tensität von Bleomycin und Etoposid in diesem Schema zurückgeführt. acc Toner GC et al.: Comparison of two standard chemothera- py regimens for good-prognosis germ-cell tumours: a ran- domised trial. Lancet 2001; 357: 739–745.

Dr. Toner, Medical Oncology Unit, Peter Maccallum Cancer Institute, St Andrew’s Place, East Melbourne, Victoria 3002, Australien.

Chemotherapie beim Keimzelltumor:

Standard nicht gleich Standard

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