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Archiv "Praxiskredit: Die Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit" (20.04.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 16

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20. April 2012 [94]

B E R U F

PRAXISKREDIT

Die Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit

Die Finanzkrise mit ihren zum Teil katastrophalen Auswirkungen auf Arztpraxen rückt ein Problem in den Mittelpunkt von Bankgesprächen, das in den vergangenen Jahren fast schon in Vergessenheit zu geraten schien: die Kapitaldienstfähigkeit.

D

ie Zahlen, die ihm von sei- nem Kundenberater bei der Hausbank präsentiert wurden, be- legten es schwarz auf weiß: Karl- Heinz M., Praxisinhaber aus Bonn, hat im Verlauf des vergangenen Jahres offenbar mehr ausgegeben als eingenommen. Die Folge: Seine Kapitaldienstfähigkeit, also die Fä- higkeit, seine Zins- und Tilgungs- leistungen problemlos aus seinen Einnahmen zu finanzieren, befindet sich an einem kritischen Punkt. Oh- ne strukturelle Verbesserungen in seinem Ausgabeverhalten, so laute- te die eindeutige Botschaft des Bankmitarbeiters, sehe das Kredit- institut keine Möglichkeit, der von M. beantragten Kreditverlängerung eines Praxisdarlehens zuzustim- men. Im Gegenteil: Sollte er hier keine Konsolidierung herbeiführen, müsste er „vor dem Hintergrund der aktuell veränderten Kreditvergabe- politik“ seiner Hausbank mit einer zusätzlichen Kürzung seines Kon- tokorrentkredits auf dem Praxis- konto rechnen.

Dezente Hinweise überhört

M. hat die bisherigen, allerdings eher dezenten Hinweise seines Kun- denberaters offenbar nicht sehr ernst genommen. Sonst wäre ihm nämlich aufgefallen, dass er be- reits während des vergangenen Jahres einen Teil seiner Praxisaus- gaben über den Kontokorrentkre- dit finanzierte und diesen im Jah- resverlauf von ursprünglich ge- nehmigten 20 000 Euro auf nun- mehr fast 40 000 Euro erhöhte. Da seine Bank dies trotz erwähnter Hinweise aber mitverantwortete, ging er stets davon aus, dass diese hoffentlich nur vorübergehende Liquiditätsschwäche keine Aus-

wirkungen auf das Verhalten sei- nes Kreditgebers haben würde.

Darüber hinaus tröstete er sich mit dem Gedanken, dass die Bank an den Kontoüberziehungen ja selbst kräftig mitverdiente, so dass er an ein klärendes Gespräch mit seinem Kundenberater nicht dachte. Daher ging die Initiative zu diesem Ge- spräch von der Bank aus, in dessen Verlauf M. mit dem bei Bankinsti- tuten üblichen Formular konfron- tiert wurde: Darin wird nicht nur die Ausgabe- und Einnahmeseite der beiden letzten Jahre gegen- übergestellt, sondern auch eine Bankprognose für die Kapital- dienstfähigkeit des Arztes im lau- fenden und im nächsten Jahr ab - gegeben. Die darin enthaltenen Zahlen wurden von der Bank auf der Basis der von M. und seinem Steuerberater regelmäßig einge- reichten Unterlagen, wie den re - gelmäßigen betriebswirtschaftli- chen Auswertungen und den Ein- kommensteuerbescheiden, ermittelt.

Nicht eindeutig zuzuordnende Aus- zahlungen wurden von der Bank als Privatentnahmen angesehen.

Genau an dieser Position scheiden sich die Geister: Während M. bis-

her die Überzeugung vertrat, dass seine Privatentnahmen seinem tat- sächlichen Lebensstil entsprechen, beurteilt seine Bank deren Höhe als eindeutig überdurchschnittlich, so dass aus Sicht des Kreditgebers hier ein wesentlicher Grund für die Verschlechterung der Kapital- dienstfähigkeit von M. liegt. Der Bankmitarbeiter musste sich von M. aber auch Kritik anhören: Im- merhin, argumentierte M., habe die Bank die schrittweise Erhö- hung des Kontokorrentkredits zu- gelassen, ohne klar und deutlich auf die besorgniserregende Ent- wicklung hinzuweisen. M. ging vor diesem Hintergrund eben von einer nach wie vor akzeptablen Situation aus.

Sparpotenziale realisieren

Im Ergebnis kamen beide Seiten überein, dass M. gemeinsam mit seinem Steuerberater innerhalb ei- nes Zeitraums von zwei Wochen Sparpotenziale vor allem bei seinen Privatausgaben ermitteln und zeit- nah realisieren sollte. Auf der ande- ren Seite wird die Bank prüfen, ob sie die sehr ehrgeizigen Tilgungsra- ten der von M. ebenfalls aufgenom- menen weiteren Praxisdarlehen auf ein vertretbares Maß kürzt. Diese Maßnahme würde M. einen jähr - lichen Liquiditätsgewinn von im- merhin circa 7 000 Euro bringen.

Dar über hinaus ist die Bank bei entsprechender Umsetzung des vor- zulegenden Konzepts von M. bereit, das in wenigen Monaten zu verlän- gernde Darlehen bereits heute zu verbesserten Konditionen zu verlän- gern, was zu einer weiteren Verbes- serung seiner Kapitaldienstfähigkeit

führen wird.

Michael Vetter

Der Praxisinhaber sollte mehrmals jährlich selbst seine Kapitaldienstfähigkeit ermitteln. Bank und Steuerbera- ter können die dazu erforderlichen Daten mitteilen.

Der Arzt sollt umgehend reagieren, wenn sich Liquidi- tätsprobleme andeuten. Falls erforderlich, ist dazu kurzfristig das Gespräch mit der Bank zu suchen.

Eine erhöhte Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits ist zu vermeiden. Sinnvoller ist es, die Optionen eines möglichen meist weitaus preiswerteren Darlehens mit dem Bankberater durchzuspielen.

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