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Digitale Implantatabformung - Eine Übersicht

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Academic year: 2022

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ZUSAMMENFASSUNG

Intraoral-Scanner finden immer öfter Anwen- dung im zahnärztlichen Alltag. Neben der digita- len Abformung von präparierten Zähnen lassen sich damit auch Implantate intraoral scannen.

Die vorliegende Arbeit gibt eine Übersicht der

verschiedenen Möglichkeiten intraoraler, digi- taler Implantatabformungen. Ebenso werden Möglichkeiten und Grenzen des Vorgehens unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstandes beleuchtet.

Bild oben: Virtuelles Abutmentdesign nach digitaler Implantatabformung

Schlüsselwörter Intraoral-Scanner,

digitale Implantatabformung, Lava™ C.O.S.,

CEREC,

BellaTek™Encode®

Dominik Mahl Fabienne Glenz Carlo P. Marinello

Klinik für Rekonstruktive Zahn- medizin und Myoarthropathien, Universitätskliniken

für Zahnmedizin, Basel

KORRESPONDENZ

OA Dr. med. dent. Dominik Mahl Klinik für Rekonstruktive Zahn- medizin und Myoarthropathien Universitätskliniken

für Zahnmedizin Hebelstrasse 3 CH-4056 Basel Tel. +41 061 267 26 36 E-Mail:

dominik.mahl@unibas.ch

Digitale Implantatabformung

Eine Übersicht

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Einleitung

Intraoral-Scanner finden in der Praxis vermehrt Anwendung. In immer schnellerem Rhythmus werden neue, verbesserte Geräte angeboten. Digitale Arbeitsweisen scheinen verstärkt Einzug in das dentale Geschehen des Zahnarztes zu halten. Die bei den Zahntechnikern schon seit längerer Zeit zu beobachtende Ent- wicklung, dass Rekonstruktionen mittels CAD/CAM-Unter- stützung (z. B. Scanning von Modellen, digitale Herstellung von Keramikrestaurationen) gefertigt werden, kann mittlerweile auch vermehrt beim Zahnarzt (chairside) festgestellt werden.

Durch den Einsatz von intraoralen Scannern stehen dem res- taurativ tätigen Zahnarzt künftig zahlreiche neue Wege (work- flow) zur Fertigung von Rekonstruktionen zur Verfügung (a Fasbinder 2010).

Seit einiger Zeit wird über den Einsatz und Erfolg von Intrao- ral-Scannern wie dem CEREC-System von Sirona (Mörmann &

Bindl 2002, b Fasbinder 2010, Santos et al. 2013) oder dem Lava™ C.O.S. von 3M Espe (Jäger & Vögtlin 2012, van der Meer et al. 2012) bei präparierten Zähnen berichtet. Intraorale digi- tale Implantatabformungen mittels Chairside-Scanning sind jedoch noch wenig bekannt (Engelschalk 2011). Dies erstaunt, da gerade in der Implantologie häufig konfektionierte, vorfabri- zierte Teile zum Einsatz kommen, die in der Regel leichter scan- bar sein sollten als individuell präparierte Zähne (Nayyar et al.

2013).

Allgemeines

Die Rekonstruktive Zahnmedizin durchlebt im Moment eine digitale Evolution. Intraorale Scanner und die dazu gehörenden CAD/CAM-Fertigungstechniken sind hierbei zentral. Dies ist weiter nicht verwunderlich. In der Industrie kann ohne com- puterunterstützende Hilfe nicht mehr kosteneffizient und qua- litätskontrolliert produziert werden. Dadurch ergeben sich reproduzierbare und äusserst präzise Fertigungstechniken. Die Zahnmedizin hinkt dieser Entwicklung insofern hinterher, als dass die Einführung der ersten digitalen Abformung mit dem CEREC-System von Sirona schon bald 30 Jahre zurückliegt ( Mörmann & Brandestini 1987).

Der zahnärztliche Einsatz von Intraoral-Scannern bildet das fehlende Puzzleteil in der digitalen, CAD/CAM-unterstützten rekonstruktiven Zahnmedizin. Angebote, Entwicklungen und digitalisierte Abfolgen laufen deshalb auf Hochtouren.

Möglichkeiten der digitalen Abformung

Die Digitalisierung von zahntechnischen Abläufen, beginnend mit der Abformung, beinhaltet unendlich viele neue Möglich- keiten. Intraoralscanner können nicht nur zur Herstellung von Abformungen herangezogen werden, sondern könnten auch der Patientenneuaufnahme, der Erstellung des dentalen und parodontalen Status usw. dienen. Diese Informationen kom- plementieren dann die digitale Akte, in der auch Fotos, Rönt- genbilder und weitere Unterlagen in digitaler Form enthalten sind.

Muss zu einem späteren Zeitpunkt ein Zahn rekonstruktiv versorgt werden, bietet die angelegte Datenbank eine gute Grundlage: im Idealfall durch Aktivieren und Kopieren der früheren Kronenform und einer nur partiellen digitalen Abfor- mung des präparierten Zahnes oder des Implantates. Am Moni- tor lässt sich gleichzeitig in vergrösserter Form über prüfen, ob alle Richtlinien eingehalten wurden, oder ob noch Verbesse- rungsbedarf besteht. Virtuelle Artikulatoren ermög lichen die Okklusionskontrolle, und die anschliessende CAD/CAM-Kette

produziert das gewünschte Werkstück stets in gleichem Quali- tätsstandard.

Limitationen der digitalen Abformung

Dass die oben beschriebenen Szenarien momentan noch nicht ganz praxiswirksam sind, zeigen permanent notwendige Up- dates der verschiedenen Geräte-Softwares. Produkte können wieder zurückgenommen oder deren Vertrieb gar komplett ein- gestellt werden. In solchen Fällen wirkt der Kunde gleichzeitig als Käufer, Tester und Verbesserer. Die konventionelle Abfor- mung mit Elastomeren bleibt hier Massstab und Goldstandard.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das Weichgewebsmanage- ment. Kann mit herkömmlichen modernen Abformmassen das Emergence-Profile adäquat abgebildet werden, stellt sich dies digital komplizierter dar. Da die meisten Intraoralscanner auf dem Prinzip der optischen Triangulation beruhen, können nur Oberflächen gescannt werden, welche direkt vom Lichtstrahl erfasst werden. Untersichgehende Bereiche, enge und lang aus- laufende Approximalräume oder intrasulkuläre Präparationen sind durch den Strahlengang schlecht zu erreichen. Ebenso wird durch die Grösse des Kamerakopfes im posterioren oralen Bereich die Kameraführung eingeschränkt. Bei Implantatabfor- mungen verhält es sich ähnlich: Intraoral lassen sich meist nur Situationen ohne besondere Gingivaausformung scannen. Dies liegt daran, dass nur konfektionierte, kreisrunde Gingivaformer bzw. Scanbodies verfügbar sind. Eine Gingivamodellation kann nur durch Verdrängung des Gewebes erzielt werden, wenn das fertige individuelle Abutment eingesetzt wird. Eine gezielte Weichteilkonditionierung durch ein Provisorium lässt sich praktisch nicht übertragen, da der Scanbody diese Informatio- nen nicht enthält. Im ästhetischen Bereich ist deshalb die Indi- kation einer digitalen Implantatabformung mit einem Scanbody mit Vorsicht zu stellen.

Ein klinisch hervorzuhebender Vorteil beim Arbeiten mit einem Intraoralscanner ist die Notwendigkeit einer eindeutigen Pfeilerzahnpräparation und das Vorhandensein von gesunden biologischen Verhältnissen. Somit fordert und fördert die An- wendung von intraoralen digitalen Systemen eine sorgfältige und saubere klinische Tätigkeit des rekonstruktiv tätigen Zahnarztes.

Voraussetzungen

Scanbodies

Das Ziel jeder Implantatabformung ist es, die Implantatposition präzis auf ein Meistermodell zu übertragen und periimplantäre Strukturen sowie die Mukosa wahrheitsgetreu abzubilden (Bhakta et al. 2011). Hierzu wird bei der konventionellen Im- plantatabformung der Abformpfosten in der ausgehärteten Abformmasse positioniert (offene Abformung). Dieser Schritt entfällt bei der digitalen Abformung. Anstelle der Abformpfos- ten werden im Mund sog. Scanbodies eingesetzt. Diese sind digitalisierbar und geben wie konventionelle Implantatabform- pfosten die Position des Implantates wieder. Hierfür bietet der Implantathersteller Biomet 3i ein patentiertes scanbares Hea- lingabutment (passend nur für 3i-Implantate) an. Dieses Titan- Healingabutment enthält an der Oberfläche Einkerbungen und Vertiefungen, welche beim Scanprozess Informationen über Implantatposition, Plattformdurchmesser, Sechskantausrich- tung und Verbindungstyp geben (Abb. 2).

Sirona hat Scanbodies für alle gängigen Implantate ent wickelt.

Ein solcher TiBase-Scanbody wird auf das Implantat aufge- schraubt und ein zum Set gehörender, scanbarer Kunststoff- aufsatz aufgesteckt. Der Aufsatz gibt, analog dem BellaTek™

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Encode®- Abutment, Informationen über das Implantat (Art, Position). Dieses System war ursprünglich für den Laborgebrauch zur Herstellung von Implantatsuprastrukturen gedacht, findet jetzt aber ebenfalls intraoralen Gebrauch (Abb. 2).

Workflow

Prinzipiell kann bei der digitalen Abformung auch zwischen den verschieden Systemen nach «Workflow» unterschieden werden:

Systeme, die nur der eigentlichen Abformung beim Zahnarzt dienen (z. B. Lava™ C.O.S.), können von jenen unterschieden werden, welche eine Fräs-/Schleifeinheit integriert haben (z. B.

CEREC). So muss der Anwender eines Lava™-C.O.S.-Scanners stets im geschlossenen Systemkreislauf der Firma 3M Espe blei- ben und mittels Lava-Workflow die Rekonstruktion herstellen lassen. Jedoch ist für diesen Zahnarzt nach der digitalen Abfor- mung kein weiterer Arbeitsaufwand nötig, da die Herstellung des Zahnersatzes durch den Zahntechniker in Kooperation mit 3M Espe/Lava fertiggestellt wird.

Bei Systemen, welche eine integrierte Fräs-/Schleifeinheit besitzen (CEREC AC mit inLab MC XL), kann der Zahnarzt bei Bedarf und Interesse selbst die Rekonstruktion herstellen und die Arbeit des Fräszentrums und des Zahntechnikers über- nehmen. Doch falls er diesen Mehraufwand nicht betreiben möchte, besteht ebenfalls die Option, mithilfe der CEREC Connect- Software und dem Sirona Connect Portal die digitalen Daten zum Zahntechniker zu übermitteln. Nach Integration in das inLab- System wird vom Labor im CEREC-Workflow der Zahn ersatz hergestellt.

Offene und geschlossene Systeme

Die in diesem Text vorgestellten Intraoralscanner gehören zu den geschlossenen Systemen. Das bedeutet, dass der Anwender stets in einem geschlossenen Arbeitskreislauf arbeitet. Die intraoral generierten Daten (STL-files) werden vom Intraoral- scanner per Schnittstelle zu einem speziell vorgegebenen fir- meneigenen Portal per Internet gesendet und von dort je nach Arbeitsablauf weiter in der Produktionskette des Werkstücks eingespeist. Die Daten sind für den Zahnarzt also nicht frei zugänglich und frei versendbar, um an einen Drittanbieter (z. B. ein anderes Fräszentrum) zu senden.

Im Gegensatz hierzu gibt es auch Intraoralscanner, welche ein sogenanntes offenes System anbieten (z. B. 3 Shape Scanner).

Das heisst, dass die aufgenommenen Daten nicht einem streng definierten Arbeitsablauf unterliegen, sondern per offener Schnittstelle jedem freischaffenden Zahntechniker, Fräszentrum etc. gesendet werden können, welche die Möglichkeit haben, in einer digitalen Fertigungskette (CAD/CAM) zu arbeiten.

Ist der Vorteil des einen Systems der Nachteil des anderen?

Bei einem offenen System liegt der Vorteil klar darin, dass der Zahnarzt frei wählen kann, mit welchen Partnern er in der Fer- tigungskette zusammenarbeiten möchte. Unter Umständen können das gleich mehrere sein, was im weiteren Arbeitsablauf zu Komplikationen führen kann. Die Datenkommunikation erfolgt immer per Schnittstelle. Daten werden übers Internet in Portale oder Clouds geladen (upload) und vom Nächsten in der Fertigungskette wieder heruntergeladen (download).

Je mehr also in einem Arbeitsablauf von verschiedenen Schnitt stellen zwischen verschiedenen Systemen interagiert wird, um so grösser kann die Gefahr sein, dass bei der Ferti- gung der Rekonstruktion Probleme auftauchen (Passung, Präzision etc.).

Bei der Anwendung eines geschlossenen Systems kann dies häufig besser kontrolliert werden, da die einzelnen Zwischen- schritte aufeinander abgestimmt sind oder zumindest durch den immer gleich ablaufenden Workflow mit der Zeit gut auf- einander adaptiert werden.

Dass jedoch selbst in geschlossenen Systemen Komplikatio- nen auftreten können, zeigt, wie komplex diese Thematik eigent lich ist und es daher kein «Richtig oder Falsch» bei der Wahl eines Systems gibt. Es ist vielmehr vom Anwender abhän- gig, mit welchen Partnern er in seiner Fertigungskette arbeiten möchte.

Digitale Implantatabformung – Beispiele

Im Folgenden werden digitale Implantatabformungen mit dem Lava™-C.O.S.-System (3M Espe, Abb. 1), dem CEREC-AC-Sys- tem (mit der Laborschleifeinheit inLab MC XL, Abb. 1) sowie dem BellaTek™Encode®- (Biomet 3i, Abb. 2) und dem TiBase- System (Sirona, Abb. 2) in einer Kurzfassung vorgestellt.

Abb. 1 Lava™-C.O.S.-Intraoral-Scanner und CEREC AC/inLab MC XL Einheit

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Vorgehen beim Lava™-C.O.S.- und BellaTek™Encode

®

-System

Abbildung 3 gibt einen Überblick über den im folgenden Text beschriebenen Arbeitsablauf (Workflow).

Mit der Lava™-C.O.S.-Kamera scannt der Zahnarzt – nach Puderung mit Titanoxid-Pulver – das BellaTek™Encode®- Abutment und die benachbarten Zähne (Abb. 4, 5). Ebenfalls werden der entsprechende Gegenkieferabschnitt und die intermaxilläre Beziehung aufgenommen und mittels «3D in Motion»- Software auf dem Monitor chairside abgebildet.

Das digitale Kamerasystem des Lava™-C.O.S.-Scanners besteht aus 192 blauen LEDs, 22 Kameralinsen und 3 CCD-Sensoren, welche 20 Bilder pro Sekunde erfassen. Die Bildgebung erfolgt nach dem Prinzip des «Wave front-Sampling» als 3-D-Video- auf nahme, dessen Technologie 2006 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt wurde. Dabei wird ein Objekt gleichzeitig von mehreren Kameras aus verschiedenen Perspek- tiven durch Positionsänderung des Handstücks während der Videoaufnahme aufgenommen. Die Software ermittelt die auf- genommenen Bildpunkte und kann durch die Geometrie, Lage

Abb. 3 Workflow des Lava™-C.O.S.- und des BellaTek™Encode®-Systems Abb. 2 BellaTek™Encode® Gingivaformer und TiBase Scanbody von Sirona

Abb. 4 Ausgangssituation und gepudertes BellaTek™Encode® Healingabutment intraoral

Abb. 5 Digital erfasste Daten der klinischen Situation und der intermaxillären Beziehung

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und Anordnung der Kameras und des jeweiligen Abstandes zum auf genommenen Objekt seine ursprüngliche Lage im Raum durch ein komplexes Berechnungsverfahren bestimmen und ein 3-D- Bild des Objektes erzeugen.

Diese digital erfassten Daten werden primär dem Server von 3M Espe übermittelt. Dort findet eine Daten-Interpolation statt.

Von da ab werden die Daten parallel einmal dem Fräszentrum von Biomet 3i zum Design und der Herstellung des individuel- len Implantatabutments gesendet und zum anderen dem per- sönlichen zahntechnischen Labor zur Herstellung der Implan- tatkrone (Abb. 6). Das Abutment-Fräszentrum (Biomet 3i) und der Zahntechniker stehen miteinander in virtueller Kommuni- kation. Sobald Zahntechniker und Zahnarzt mit dem Abut-

mentdesign einverstanden sind, wird es aus Titan oder Zirco- niumdioxid gefräst.

Der Zahntechniker kann anhand des übermittelten 3-D- Datensatzes des Abutments mit der Herstellung der gewünsch- ten Krone beginnen. Hierfür erstellt er mit der Lava-Software ein Gerüst-Design (CAD), welches vom Lava-Fräszentrum aus dem gewünschten Material gefräst wird (CAM) (Abb. 7).

Theoretisch wäre eine rein modelllose Werkstückherstellung bei Verwendung von monolithischen Kronen denkbar. Für die individuelle Verblendung liefert 3M Espe jedoch stereolitho- graphisch hergestellte Kunststoffmodelle, die dem Zahntech- niker ein Aufpassen der verblendeten Kronen ermöglichen (Abb. 8).

Abb. 6 Abutment Design und Herstellung von Biomet 3i

Abb. 7 Gerüstdesign des Zahntechnikers mittels Lava-Software

Abb. 8 Kunststoffmodell und Anpassung der individuell verblendeten Implantatkrone

Abb. 9 Klinische und radiologische Abutmenteinprobe

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Abb. 10 Definitives klinisches und radiologisches Endresultat nach Zementierung

Abb. 11 Workflow beim CEREC AC/inLab MC XL System, Sirona

Abb. 12 Ausgangssituation und intraoral präpariertes Procera Estethic Abutment #8

Abb. 14 Definitive Rekonstruktion

Abb. 13 Kopieren des Zahns 13 als Konstruktionsbasis für Zahn 23, Margin-Lining und Blockauswahl

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Das individuelle Implantatabutment (gefräst von Biomet 3i) und die vom Zahntechniker verblendete Implantatkrone ( Gerüst gefräst von Lava™) stehen dem Zahnarzt nun zur Inkorporation bereit (Abb. 9, 10).

Vorgehen beim CEREC AC/inLab MC XL mit konfektioniertem Abutment

Abbildung 11 gibt einen allgemeinen Überblick über den Workflow mit CEREC AC/inLab MC XL. Der Zahnarzt kann die Arbeits kette vollständig alleine durchführen oder die Herstellung des Werkstückes nach dem Intraoral-Scan per CEREC Connect an ein entsprechendes Labor delegieren.

Die einfachste Art, digital Implantate abzuformen, besteht darin, ein konfektioniertes Abutment wie einen präparierten Zahn direkt intraoral zu scannen.

Im folgenden Beispiel wurde dies als kostengünstige und rationelle Therapie bei einer 92-jährigen Patientin durchgeführt.

Zahn 23 musste nach Fraktur extrahiert und durch ein Implantat ersetzt werden. Nach der Einheilphase wurde ein Procera Esthe- tic Abutment #8 (NobelBiocare®) aufgeschraubt, dem Weichteil- verlauf folgend präpariert und mit der CEREC Bluecam gescannt (Abb. 12). Als Vorlage diente der kontralaterale Zahn 13, welcher durch die CEREC AC Software kopiert, gespiegelt und an Stelle von Zahn 23 projeziert wurde. Es folgte die digitale Bestimmung

der Präparationsgrenze (Margin-Lining) und die Blockauswahl der Rekonstruktion (Abb. 13). Die definitive, monolithische und bemalte Lithiumdisilikatkeramik-Krone auf dem individuali- sierten Zirconiumdioxid-Abutment wurde anschliessend adhäsiv eingesetzt (Abb. 14).

Vorgehen beim CEREC AC/inLab MC XL- und TiBase-System

Im Gegensatz zum BellaTek™Encode®-System, bei dem der eigentliche Gingivaformer zugleich Scanbody ist, wird bei Verwendung der Sirona TiBase ein bestehender Gingivaformer zuerst heraus geschraubt, um die TiBase speziell zur digitalen Abformung (Rauscher 2007) einzubringen (Abb. 15). Nach er- folgtem Scan wird der ursprüngliche Gingivaformer wieder eingeschraubt.

Der Scan der TiBase erfolgt mit dem CEREC AC und der be- währten Bluecam. Diese basiert auf dem Prinzip der Streifen- lichtprojektion bzw. der optischen Triangulation. Auch bei diesem Verfahren muss mit Titanoxid-Pulver gearbeitet werden (Abb. 16). Nach Erfassen aller Scandaten beginnt die digitale Konstruktion der Implantatsuprastruktur mit der CEREC inLab Software. Der klinisch entscheidende Schritt besteht darin, dass zuerst mit der Position und Formgestaltung der Implantatkrone begonnen wird, was im anschliessenden Schritt das entspre-

Abb. 15 Einschrauben der TiBase von Sirona und Einsetzen des Scanbodies

Abb. 16 Scanprozess der TiBase mit der CEREC Bluecam

Abb. 17 Kronen- und Abutmentdesign mittels CEREC inLab-Software

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chende Design des Abutments zur Folge hat (Abb. 17). Dieses Vorgehen ist aus prothetischer Sicht anzustreben.

Im beschriebenen Fall wurden die Implantatkrone aus einem Lithiumdisilikat-Block und das Abutment aus einem Zirconiumdioxid-Block gefräst (c Fasbinder 2010) (Abb. 18, 19).

Während einer Anprobe intraoral können alle benötigten Okklusions- und Kontaktpunkte kontrolliert und ggf. noch korrigiert werden (Abb. 20). Nach Sinterung des Zirconium- dioxid-Abutments wird dieses mit der metallischen TiBase extraoral (z. B. mit Kuraray Panavia™ 21, Panavia™ F 2.0 oder 3M Espe Nimetic™ Cem) verklebt. Die kristallisierte Lithium- disilikat- Keramikkrone steht nun bereit zur intraoralen adhä- siven Zementierung (Abb. 21).

Bemerkenswert ist, dass der beschriebene Workflow ohne Zahntechniker auskommen kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Zahnarzt über eine CEREC-inLab-Einheit sowie über einen Keramikbrennofen mit den entsprechenden Brenn- und Abkühlprogrammen verfügt und Interesse an einer Chair side- Herstellung von Implantatkronen hat.

Vorgehen beim CEREC-AC-System für verschraubte Implantatkronen

Seit Kurzem besteht die Möglichkeit, mittels CEREC-AC- System verschraubte monolithische Implantatkronen herzu- stellen. Hierfür wird der Sirona-Scanbody auf dem implantat- spezifischen Abformpfosten fixiert und mit der CEREC Bluecam

Abb. 20 Intraorale Einprobe vor Sinterung und Verklebung der TiBase mit dem definitiven Zirconiumdioxid-Abutment Abb. 18 Kronenherstellung aus Lithiumdisilikat

Abb. 19 Abutmentherstellung aus Zirconiumdioxid

Abb. 21 Definitives klinisches Endresultat nach Zementierung

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oder der CEREC Omnicam digital erfasst (Abb. 22). Anhand der digitalen Daten wird die Krone in der CEREC-Software virtuell konstruiert und im Anschluss mit der CEREC-Schleifeinheit aus einem unkristallisierten Keramikblock geschliffen (Abb. 23).

Hierbei werden monolithische Lithiumdisilikat-Blöcke der Firma Ivoclar Vivadent verwendet, die einen Kanal mit einer spezifischen Innenkonfiguration für die spätere Verklebung mit dem TiBase-Abutment für die transkoronale Implantatver- schraubung beinhalten (Abb. 23). Im Anschluss an die intraorale Kontrolle wird die Restauration kristallisiert und mit der dafür vorgesehene TiBase extraoral verklebt und ausgearbeitet. Nach intraoraler Verschraubung der monolithischen Lithiumdisilikat-

Implantatkrone kann der Schraubenkanal mit Komposit ver- schlossen werden (Abb. 24).

Vorgehen beim CEREC-AC- und BellaTek™Encode

®

-System

Die Möglichkeit, mit dem CEREC-System ein BellaTek™

Encode®- Abutment zu scannen, befindet sich gerade in der Pilotphase. Hierfür wird das Abutment, der Gegenkiefer und die inter maxilläre Beziehung nach Puderung mit der CEREC AC Bluecam gescannt (Abb. 25). Die gewonnenen digitalen Daten werden per Internet in das Fräszentrum von Biomet 3i über- mittelt und dienen dem Design und der Herstellung des indivi-

Abb. 25 CEREC/BellaTek™Encode® Scan Abb. 22 CEREC-Scan des Sirona-Scankörpers

Abb. 23 Virtuelle Konstruktion und Herstellung der Implantatkrone

Abb. 24 Definitive, monolithische Lithiumdisilikat-Implantatkrone (verschraubt)

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duellen Abutments aus Titan oder Zirconia, ganz ohne Modell (Abb. 26). Im jetzigen Zeitpunkt muss das Abutment nach der Fertig stellung intraoral eingeschraubt und nochmals mit der CEREC Bluecam gescannt werden (Abb. 27), um die definitive Suprakonstruktion mit der CEREC-Einheit herstellen zu kön- nen (Abb. 28, 29, 30). Dieser zusätzliche Schritt soll in Zukunft durch eine direkte Datenübermittlung des individuell-design- ten digitalen Abutments vom Fräszentrum zur CEREC-Einheit des Zahnarztes bzw. Zahntechnikers entfallen, so dass dieser parallel mit der Konstruktion der Implantatkrone beginnen kann.

Fazit

Es ist vom aktuellen Zeitpunkt unbestreitbar, dass digitale Technologien immer stärker Einzug in den zahnärztlichen All- tag erlangen und neue Möglichkeiten gewähren (Lee & Gallucci 2013). Intraorale Scanner werden immer weiter an Bedeutung gewinnen, und es stellt sich die Frage, wann die konventionelle Abformung abgelöst wird.

Momentane Schwierigkeiten, welche meist auf die unter- schiedlichen Schnittstellen verschiedener Geräte- und Soft- wareanbieter zurückzuführen sind, werden künftig sicher vermehrt behoben werden. Leichter zu erlernende und intui-

Abb. 26 Virtueller Abutmentvorschlag

des Fräszentrums Abb. 27 Erneuter Scan der angefertigten, individuell gefrästen Abutments

Abb. 28 Gerüstdesign CEREC/BellaTek™Encode®

Abb. 29 Gerüst und definitiv verblendete Implantatbrücke

Abb. 30 Definitive Versorgung intraoral

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tivere digitale Arbeitsabläufe werden die Anwendung von Intraoral- Scannern zusätzlich fördern.

Physikalische Grenzen des optischen intraoralen Scannens können durch verbesserte Berechnungen der gerätespezifischen Verarbeitungsprogramme optimiert werden, und eine vermut- lich immer ausgereiftere Technik wird entstehen.

Dass diese Entwicklungen stattfinden werden ist gewiss, in welchem Tempo, bleibt abzuwarten.

Danksagung

Für die Unterstützung bei den zahlreichen Fotodokumentatio- nen gilt ein ganz besonderer Dank den Assistierenden der Kli- nik für Rekonstruktive Zahnmedizin und Myoarthropathien, Universitätszahnkliniken für Zahnmedizin, Basel.

Abstract

Mahl D, Glenz F, Marinello C P: Digital implant impression taking – an overview (in German). SWISS DENTAL JOURNAL 124:

165–175 (2014)

In dentist’s daily practice, intraoral scanning systems are in- creased. Besides scanning of prepared teeth, also implants could be scanned intraorally. This clinical report describes the step- by-step techniques to scan digitally intraoral implants with two intraoral scanners (Lava™ C.O.S., 3M Espe and the CEREC AC connected with inLab MC XL, Sirona) for generating implant suprastructures without the use of impression materials, dental stone or implant impression copings. Different workflows, possibilities and limits by scanning dental implants are demon- strated.

Literatur

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