- Einleitung
- Zu wichtigen Produkten der chemischen Rüstung
- Zur Beseitigung der chemischen Kampfstoffe und "explosiven Altlasten"
- auf dem Territorium der DDR
- Zur Problematik der industriellen Altlasten
- Explosivstoffproduktion und Schadstoffausbreitung
- Zur Toxikologie von Nitroaromaten aus Rüstungsaltlasten - Zur Analytik von Explosivstoffen
- Schluß - Literatur Einleitung
Jahrzehnte nach Ende des 2. Weltkrieges wird das Problem der Rüstungsaltlasten zu einer gesundheitspolitischen und wissenschaftlichen Herausforderung. Diese Problematik hat ihre Ursachen in der Rüstungsproduktion des ehemaligen Deutschen Reiches.
Die Bedeutung der chemischen Industrie für die Rüstung wird durch die Produktionskapazität für Sprengstoff deutlich.
1936 25 000 t 1943 240 000 t 1945 380 000 t
Unter Einbeziehung ziviler Sprengstoffe und so genannter Sprengstoffstreckmittel käme man zu einer potentiellen Verdopplung der verfügbaren Sprengstoffmenge. Die Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf den Krieg fand in 9 000 bis 18 000 für die Wehrmacht tätigen Betrieben statt. Dem Sektor der Pulver-, Sprengstoff-, Kampf- und Nebelstofferzeugung sind mehr als 300 Betriebe zuzuordnen. Mindestens 50 dieser Betriebe bzw. intensive Kontaktstellen mit Produkten dieses Sektors liegen auf dem Territorium der DDR. In den Jahren des Krieges schwankte die Produktionskapazität dieses Rüstungssektors bedingt durch ständige Erweiterungsarbeiten und durch das Arbeitskräftedefizit. Deshalb ist auch mit diesem Industriezweig das Schicksal vieler Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge tragisch verbunden. In den Standorten dieses Industriezweiges ist allgemein festzustellen, daß sie zum einen dort angesiedelt sind, wo die industrielle Besiedlung ohnehin gut entwickelt ist, und zum anderen in solchen meist landwirtschaftlich genutzten Regionen, die dem extremen Wasserbedarf der Pulver- und Sprengstoffherstellung gerecht werden. Entsprechend den territorialen Umständen ist die Gefährdung die von den Rüstungsaltlasten der chemischen Industrie ausgeht, differenziert zu bewerten.
Schluß
Auf Grund der Vielzahl der Standorte stellt der Sektor Rüstungsaltlasten ein wichtiges Teilgebiet der Altlastenproblematik dar, wobei die Schwierigkeiten schon bei der Standortaufklärung beginnen. da alle mit ehemaligen Rüstungsbetrieben zusammenhängenden Vorgänge als geheime Reichssache behandelt wurden. Wenn nach schwieriger und aufwendiger Auswertung des spärlich vorhandenen Archivmaterials eine Standortaufklärung gelungen ist und nun das Marburger Untersuchungsprogramm auf den Standort angewendet werden kann, zeigen die Erfahrungen aus Hessen und Niedersachsen, daß das Gefahrenpotential für die jeweiligen Standortgegebenheiten in Einzeluntersuchungen immer wieder neu zu
ermitteln ist. Aus den bisher bekannten Untersuchungen von Rüstungsaltlasten geht hervor, daß durch diese Schadstoffe für Trink- und Oberflächenwasser die größte Gefährdung besteht. Durch diese Wässer sind die Fragen der Schadstoffausbreitung und der Toxikologie, insbesondere die Aufnahme geringer Mengen über lange Zeiträume, miteinander verknüpft. Wenn man diese Fragen lösen will, wächst ein Forschungsbedarf, der über die Entwicklung von Methoden der Erkundung und Analytik hinaus in Sanierungskonzepten und -maßnahmen mündet.
