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Die deutschen Museen und die deutsche Gegenwartskunst

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Academic year: 2022

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M A X S A U E R L A N D T

D I E D E U T S C H E N M U S E E N U N D D I E D E U T S C H E G E G E N W A R T S K U N S T

Aus einem Vortrag auf der Tagung des Deutschen Museums«

Bundes in Danzig, Oktober 1929, der soeben mit zwei anderen Aufsätzen Sauerlandts in einer Broschüre bei Martin Riegel, Harn*

bürg, erschienen ist. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und Verlegers wurden nachstehend die für den Aufgabenkreis unserer Zeitschrift wichtigsten Gedanken im Auszug abgedruckt.

B EI der Überle gung, wie die deutschen Museen sich zu der deutschen Gegenwartskunst verhalten sollen, muß vorangeschickt werden, daß damit vorzugsweise die Kunst gemeint ist, die um den Formausdruck unserer Zeit ringt, jedoch noch nicht allgemeine Anerkennung gefunden hat.

Also nicht die Kunst Liebermanns, Slevogts, Kolbes, de Fioris, wohl aber die der Brückekünstler und derer, die auf sie ge*

folgt sind. Die Grundlage der Überlegung bildet weiter die Überzeugung, daß die Museen und damit ihre Leiter die unmittelbaren Rechts* und Pflichtnachfolger der älteren kunstfördernden Kulturmächte sind. Die Museen nehmen nach dieser Auffassung neben ihren anderen, etwa ihren wissenschaftlichen Aufgaben, für die künstlerische Repräsen*

tation heute etwa die Stelle von Zunft* und Rathäusern, Kirchen, fürstlichen Schlössern, fürstlichen und Privatsamm*

lungen ein. Sie werden in ihrer neuen, kulturellen und sozialen Funktion, die in der Zukunft zweifellos an Bedeutung immer mehr zunehmen wird, nur dann richtig verstanden, wenn sie grundsätzlich als Gemeinbesitz, gewissermaßen als veröffent*

lichter Privatbesitz jedes einzelnen Staatsbürgers betrachtet werden. Jeder Einzelne muß von dem Gefühl durchdrungen sein, daß er in dem Museum nichts anderes als die ihm selbst gehörenden, nur der Allgemeinheit zugänglich gemachten Kunstwerke vor Augen hat, ebenso wie er die öffentlichen Sportplätze, Parkanlagen und Blumengärten schon als ihm selbst gehörig zu betrachten gelernt hat. Immer war die Pflege 4

Originalveröffentlichung in: Museum der Gegenwart, 1 (1930/31), S. 4-16

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M A R E E S A N K A U F DES MUSEUMS

UM 1870 I N H A L L E

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der Gegenwartskunst in d e m bezeichneten Sinne eine m i t öffentlichen M i t t e l n ganz naiv geübte u n d d a r u m auch gar nicht weiter diskutierte Selbstverständlichkeit. Jeder ältere Stil hat sich m i t u n d an der u n m i t t e l b a r e n T e i l n a h m e , viel*

leicht niemals der A l l g e m e i n h e i t , wohl aber i m m e r der be*

s t i m m e n d e n K u l t u r m ä c h t e entwickelt. D a s großartige Aus*

m a ß dieser k o l l e k t i v e n oder öffentlichen Kunstpflege in der V e r g a n g e n h e i t ist zweifellos ein wesentlicher G r u n d f ü r die künstlerische Blüte früherer E p o c h e n u n d für das nie unter*

brochene S t r ö m e n der E n t w i c k l u n g . D a ß es sich dabei stets wirklich i m größten A u s m a ß e u m die V e r w e n d u n g kollektiver oder öffentlicher M i t t e l handelte, k o m m t uns nur d a r u m nicht so deutlich z u m Bewußtsein, weil wir die F o r m der S a m m l u n g mittelalterlicher B a u f o n d s vergessen haben u n d weil die staatsrechtliche U n t e r s c h e i d u n g v o n Personal* u n d Staats*

etat erst ganz spät d u r c h g e f ü h r t w o r d e n ist.

D e r , wie^ Fritz W i e h e r t m i t Recht einmal sagt, ,,an W a h n s i n n g r e n z e n d e " Historismus des 19. Jahrhunderts absorbiert noch jetzt das Kunstinteresse u n d d a m i t die für künstlerische Z w e c k e verfügbaren M i t t e l u n d Kräfte über jedes vernünftige M a ß hinaus zugunsten der Kunst der Vergangenheit. W a s soll m a n z. B. dazu sagen, daß jetzt für die A u f s t e l l u n g der assy*

rischen B a u k e r a m i k i m deutschen M u s e u m in Berlin A u f t r a g für Ergänzungsstücke in echtem Material, in glasierter Kera*

m i k; in e i n e m U m f a n g e v o n 100 q m gegeben ist! W a n n ist während der letzten Jahrzehnte eine W a n d f l ä c h e v o n dieser G r ö ß e e i n e m jüngeren Künstler zur V e r f ü g u n g gestellt, wo doch so viele nach W ä n d e n schreien, u m ihre wertvollsten Kräfte auswirken z u k ö n n e n ?

O h n e einsichtige Pflege, ohne die tragende u n d „ L e b e n z e u g e n d e " T e i l n a h m e der M i t l e b e n d e n , die nach Erich Heckeis schönem W o r t e „allein das Vorgestellte z u m Kunst*

werk m a c h t " , hat sich bisher kein künstlerischer Stil ent*

wickelt u n d wird auch die deutsche Gegenwartskunst sich

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MAREES ANKAUF DES MUSEUMS

UM i88f IN H A L L E

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nicht entwickeln können. Es ist viel darüber debattiert worden, ob die Museen überhaupt die Aufgabe hätten, die Kunst der Gegenwart, d. h. die Kunst der um ihre Geltung ringenden jungen Generation zu pflegen. Ich möchte ein paar Äuße*

rungen anführen. A m Schlüsse seines Führers durch die Berliner Nationalgalerie schreibt Karl Schejfler, wirklich Karl SchefFler, allerdings im Jahre 1912: Die Museen sollten die Nation zum vorwärtsschauenden Willen erziehen. „Heute wirken sie gar zu oft das Gegenteil. Sie stellen stumm die Be*

hauptung auf: seht, so groß war die Vergangenheit; keine Zukunft wird solche Höhe jemals wieder erreichen! Das ist beinahe Verrat am eigenen Volk". Und weiter: ,,Je mehr ein Museum wie die NationahGalerie diesem edlen Zukunfts*

willen dient, je mehr dieses Nationalinstitut sich frei macht von der Untüchtigkeit, dem Vorurteil und den Sonder*

interessen, die sich von allen Seiten herzudrängen, je bewußter es über seine Pforte schreibt: ,Dem Lebendigen', um so mehr wird es zu einer Stätte fortschreitender Kultur, zu einer Pflanz*

schule des Talents und zum Kunstforum der heranwachsenden Jugend werden." Dieses schöne Pathos hat SchefFler freilich nicht gehindert, vier Jahre später schulmeisterlich zu erklären, das Abendmahl Noldes gehöre als „eine durchaus embryo*

nische Gestaltung, deren positive Werte nicht genügen", nicht in ein Museum.

Ich kann die Aufgabe des Museums - von allen esoterischen und wissenschaftlichen Aufgaben sehe ich dabei natürlich ganz ab - noch heute nicht anders formulieren, als vor 18 Jahren: sie sind bestimmt, den Geschmack und das Urteil der Allgemeinheit zuführen, nicht ihm zu folgen, gar auf mittlerer Linie. Wohlgemerkt: auch in der festen Behauptung des um verändert beharrenden Wertes der nach oberflächlichem und kurzatmigem Urteil durch neue Werke „überholten" Kunst einer älteren Generation oder Stilschicht. Werte, die „entglei;

ten" können, durften nie als Werte gelten und nicht die wie ein

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PAULA MODERSOHN 1902

ANKAUF DES MUSEUMS IN H A L L E

Strohfeuer verflackernde Begeisterung des Augenblicks, som dern die Dauer der starken Empfindung, das unbeirrbare Festhalten an dem einmal als wertvoll Erkannten ist es, was uns so dringend not tut in unsrer Welt der schwankenden Be*

griffe. Wer darauf verzichtet, die Kunst der Gegenwart zu

verstehen und ihr nach dem Maße seiner Kräfte zur Verwirk*

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lichung zu helfen, schaltet sich selbst freiwillig als handelnden Faktor aus einer wesentlichen Fläche des geistigen Lebens aus und begibt sich damit des Rechtes zur Führung.

Justi kommt zu der gewiß richtigen Forderung, daß der Staat sich nicht zum Richter über Kunstabsichten zu setzen, sondern diese als Tatsachen anzuerkennen und aus dem Schaffen der Richtungen das beste Erreichbare auszuwählen habe, um es dem Volk vor Augen zu stellen, und noch einmal heißt es in der 1918 als Handschrift gedruckten Schrift „Die National*

galerie und die moderne Kunst": ,,Es gilt nicht, Richtungen zu beurteilen, sondern das Beste innerhalb der Richtungen zu erkennen." Sehr beachtenswert scheint mir endlich das jüngste Vorgehen Amerikas. Eben jetzt ist in New York unter der Leitung von Mr. H. Barr, der im vorigen Jahre aus diesem Anlaß zum Studium der Gegenwartskunst Europa bereist hat, ein Museum begründet gerade für die Kunst, von der hier die Rede ist und die bei uns im allgemeinen noch nicht als museumswürdig betrachtet wird.

Ich weiß, der erste Einwand lautet: Kunsturteile über die Kunst der Gegenwart sind unbeweisbar. Richtig. Aber sind Urteile über die Kunst der Vergangenheit denn beweisbar und gar keiner Schwankung mehr unterworfen? Es genügt die Frage zu stellen.

Die Vertretung der Gegenwartskunst in unseren Museen erscheint mir als eine innere Notwendigkeit nicht nur um ihrer selbst und der Künstler willen, sondern auch mit Rück*

sieht auf die richtige Beurteilung der Kunst der Vergangen*

heit. Ich vermag einen grundsätzlichen Unterschied zwischen alter und neuer Kunst überhaupt nicht anzuerkennen; wie das Heute erst aus dem Gestern als sein Zielpunkt sich ganz erklärt, so erklärt sich auch die Kunst der Vergangenheit erst aus der Kunst, die heute entsteht. Was nützen am Ende alle die in den Museen aufgehäuften Schätze an Kunstwerken der Vergangenheit, wenn sie nicht mit dazu helfen, das Gefühl

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FEININGER ANKAUF DES MUSEUMS

1916 IN H A L L E

für den Charakter und den eigenen Wert der künstlerischen Schöpfungen unserer Zeit produktiv zu machen, wenn sie nicht die innere Sicherheit des Gefühls zu verleihen ver*

mögen, wie dort, so auch hier Gut und Böse, Echt und Um echt, Original und Reproduktion - im eigentlichen und im geistigen Sinne, d. h. selbstgefundene und akademisch<abge*

leitete Form — zu unterscheiden?

Und wo liegt denn die Grenze zwischen alt und neu? Wann

wird das Urteil über einen Künstler oder über ein Kunstwerk

so stabil, daß spätere Erschütterungen unmöglich erschein

nen? Im Augenblick des Todes des Künstlers, zehn, zwanzig,

dreißig Jahre später? Wenn ich vor 30 Jahren über Liebermann,

Corinth, Trübner und Slevogt, ja über Max Beckmann richtig

urteilen konnte, warum sollte ich dann vor 13- oder 17 Jahren

nicht über Nolde, Schmidt*Rottluff, Kirchner, Heckel richtig

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urteilen, warum soll ich dann heute nicht über D i x und Klee,

über Wolff und Haizmann, über Mareks und Schlemmer richtig urteilen können''

Ich glaube, für die Bewertung gegenwärtiger Kunst bietet sich sogar ein kritisches Hilfsmittel erster Ordnung, das für die Beurteilung aller Vergangenheitskunst fehlt. Kunst ist Menschenwerk, ästhetische Charakterleistung und Zeitver*

körperung. Daraus folgt, daß ein Urteil über den Wert der Gegenwartskunst noch eher möglich sein muß, als über Kunst der Vergangenheit, weil wir hier unser Urteil über das Kunstwerk an dem Erlebnis des schaffenden Künstlers selbst und an unserem eigenen Gegenwarts* und Lebensgefühl nachprüfen können.

Doch es gibt noch einen zweiten, vielleicht noch gefähr*

licheren Einwand gegen die Pflege der Gegenwartskunst in den Museen, weil dieser Einwand sich grundsätzlich gegen einen wesentlichen, ja, gegen den wesentlichsten Sinn jedes neuen Schaffens selbst richtet.

Es ist der Einwand, es sei eine probate Wahrheit, daß es einer neuen Sprache gar nicht bedürfe, um etwas Neues zu sagen.

Das klingt überzeugend und ist doch nicht richtig und gilt nicht einmal für Dichtung und Literatur. Mindestens eine neue Form der Sprache war immer erforderlich, um etwas Neues zu sagen.

Das Merk würdige dabei ist nur, daß dieses selbstherrliche Schaffen einer neuen Form richtig verstanden das Bestehen einer inneren Tradition und Folgerichtigkeit trotz aller schein*

baren Gegensätzlichkeit nicht ausschließt. W i r sehen heute sehr deutlich den inneren Entwicklungszug, die geistige Tra*

dition der Formentwicklung von Chodowiecki über Schadow und Menzel zu Liebermann. Die Träger dieser Tradition selbst haben sie nicht gesehen: Schadow meinte „die Griffo*

nagen oder Kritzeleien eines gewissen Menzel seien des

großen Königs unwürdig" - Menzel selbst hat sich leidem

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LISSITZKY ANKAUF DES MUSEUMS

1920 IN H A L L E

schaftlich als Autodidakten bezeichnet und einen Sammler impressionistischer Gemälde gefragt: „Haben Sie wirklich Geld für das Zeug gegeben?" Fünfzig Jahre später erklärt Liebermann Noldes Malerei für Dreck. Ich sehe seit einem Jahrzehnt in Nolde und den Brückekünstlern bei aller Gegen*

sätzlichkeit des Ausdrucks und der Form die legitimen Nach*

folger der Impressionisten, ich finde, daß es Aquarelle von Otto Dix gibt, die wieder Aquarellen Noldes bisweilen zum Ver*

wechseln gleichen, und ich bin überzeugt davon, daß das sehr bald als selbstverständlich erscheinen und in allen Hand*

büchern der Kunstgeschichte stehen wird, trotz allen Wider*

Spruchs der Nächstbeteiligten auf beiden Seiten.

Haben aber die um ihre neue Kunstform ringenden Künstler die Hilfe der Museen wirklich so dringend nötig? Sie haben sie heute doppelt und dreifach nötig. Wir wissen alle, wie sich der Kunsthandel und die Tendenz des privaten Kunst*

sammelns entwickelt hat, daß die Kunstwerke heute in einem Maße, wie nie zuvor, die Rolle eines Wertpapieres spielen,

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daß eigentlich nur noch sicher und mit Gewinn wiederver*

käufliche Kunstwerke gekauft werden. Das ist eine der Folgen der privat* und weltwirtschaftlichen, leider aber auch der sozialen und geistigen Entwicklung, die eine neue, selbst oft genug noch traditionslose Gesellschaftsschicht empor*

getragen hat.

Unter diesen Umständen haben wir wirklich allen Anlaß, uns auf unsere Pflicht den lebenden Künstlern gegenüber zu besinnen. Wir müssen wissen, daß wir einen großen Teil der Verantwortung für das Schicksal der deutschen Gegen*

wartskunst tragen, die ja auch einmal Kunst der Vergangenheit werden soll.

Wir sollten vor allem bedenken, daß Kaufen von Werken lebender Künstler die produktivste, ja die einzige wirklich produktive Art der Verwendung öffentlicher Mittel ist, weil oft nur durch den Ankauf eines Werkes erst die materielle Möglichkeit der Entstehung weiterer Werke gegeben ist.

Selbst Rembrandt hätte ja seine Spätwerke nicht malen können, wenn die Amsterdamer ihn vorher hätten verhungern lassen.

Darum ist es auch frivol, einen um seine Existenz kämpfenden Künstler unter Anerkennung seiner Leistung und seiner Qualität als ,,Pionier" auf den Ankauf späterer Werke zu vertrösten mit der Begründung, daß die gewiß noch besser sein würden, als das, was er jetzt mache.

Noch eines ist gewiß für die heutige Situation der Museen dem Publikum gegenüber beherzigenswert. Dadurch, daß der noch umstrittenen, gerade der umstrittenen Gegenwarts*

kunst Raum im Museum geschaffen wird, \ ird ihm die er*

wünschte und durchaus berechtigte, ja, die lebensnotwendige Aktualität mitgeteilt, die Voraussetzung lebendiger geistiger Einwirkung ist und die dann auch den breiten historischen Unterbau der Sammlung in die Tiefe durchdringen wird.

Das Museum bedarf, um lebendig zu bleiben, der zündenden Sprengkraft einer neuen Idee.

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W i r mü ß t e n , m e i n e ich, versuchen, z u einer A r t v o n Einheits*

f r o n t z u k o m m e n , es m ü ß t e aus der Z u s a m m e n a r b e i t aller deutschen M u s e e n unter gegenseitiger K o n t r o l l e zugleich ein wirklich eindrucksvolles u n d objektives B i l d der gesamten deutschen künstlerischen Gegenwartsleistung entstehen.

D a s wäre v o n ganz u n b e r e c h e n b a r e m W e r t e auch für die W e l t b e u r t e i l u n g u n d W e l t g e l t u n g der deutschen Kunst, f ü r die das A u s l a n d sich, wie ich aus vielfältiger persönlicher E r f a h r u n g weiß, sehr viel lebhafter interessiert, als die M e h r * zahl v o n uns vielleicht weiß, lebhafter jedenfalls, als einzelne der deutschen Kollegen selbst.

D u r c h Ausstellungen allein ist eine solche V e r s t ä n d i g u n g nicht zu erzielen, ja, sie werden oft eher verwirrend als klärend wirken. Diese V e r s t ä n d i g u n g k a n n sogar aufs schwerste gefährdet werden, w e n n etwa bei A u s s t e l l u n g e n deutscher Kunst i m A u s l a n d e , wie es leider geschehen ist u n d n o c h geschieht, absichtlich u n d wissentlich u n t e r d r ü c k t wird, was vielleicht d e m A u s l a n d n o c h f r e m d , u n b e q u e m u n d u m verständlich ist - u n d d a m i t d e m verantwortlichen A r r a n g e u r der Ausstellung U n b e q u e m l i c h k e i t bringen k a n n - t r o t z d e m es Charakterausdruck unseres deutschen W e s e n s ist.

Es ist k a u m nötig, h i n z u z u f ü g e n , daß dieses ganze Eintreten der M u s e e n für die Gegenwartskunst v o n d e m höchsten Ver<

antwortungsgefühl getragen sein m u ß , v o n d e m Bewußtsein, daß jeder m i t d e m Künstler, für d e n er eintritt, d e n eigenen N a m e n , die eigene Ehre u n d Berufsgeltung verpfändet, daß es sich i m m e r nur d a r u m handeln kann, das W e r t v o l l s t e z u stützen, u n d daß wir uns ^.iifs strengste davor h ü t e n müssen, etwa die A l ­ lüren des M ä z e n s a u f Kosten der A l l g e m e i n h e i t a n z u n e h m e n . W i r müssen uns dessen bewußt sein, daß jede A u f w e n d u n g ,

die einem geringen künstlerischen Intellekt oder d e m b l o ß e n T a l e n t zuliebe geschieht, u n d sei die S u m m e n o c h so ge*

ring, damit d e m G e n i e entzogen wird. H i e r wie in k e i n e m anderen Falle sollte nicht der niedrige Preis, i m m e r n u r die

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U b e r z e u g u n g v o n d e m inneren W e r t des einzelnen W e r k e s d e n Ausschlag geben. D i e V e r a n t w o r t u n g , die wir tragen, ist gleich schwer, gleichgültig, ob ein D i n g 20 oder 20000 M a r k kostet, gleichgültig auch, ob das G e l d aus d e m ordentlichen A n k a u f s e t a t des M u s e u m s , aus S c h e n k u n g e n oder Stiftungen s t a m m t . N o c h e i n m a l : Es h a n d e l t sich d a r u m , aus d e m e i n m a l gege*

b e n e n u n d a n z u e r k e n n e n d e n Schaffen der Gegenwart das innerhalb dieser Schicht qualitätvollste auszuwählen in d e m G l a u b e n an d e n W e r t u n d die Ewigkeitsgeltung auch dieser Z e i t , in der wir leben u n d für die z u w i r k e n uns v e r g ö n n t ist. Dieser Z e i t , die wir nicht - i m m e r n u r z u r ü c k b l i c k e n d — als eine E p o c h e der Katastrophen, s o n d e r n - vorausblickend - endlich als eine E p o c h e des A u f b a u s u n d der E r n e u e r u n g be*

greifen sollten. D i e schöpferischen Kräfte sind da, in deren M a c h t es gelegen ist, die „ K a t a s t r o p h e " in geistesgeschicht*

liehe E v o l u t i o n z u wandeln, u n d die schöpferischen M e n s c h e n f o r m e n das Schicksal u n d das B i l d der Z e i t .

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VAN GOGH 1882

GESCHENK AN DEN VEREIN

„FREUNDE DER N A T I O N A D G A L E R I E "

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