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Archiv "Weihnachtskrippen aus aller Welt: Maria und Josef mit Häuptlingsfedern" (21.12.1998)

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er Ursprung der Weihnachtskrippe liegt im dunkeln.

Starke Anstöße kamen aus den mittelalterlichen Myste- rienspielen des 9. und 10.

Jahrhunderts in England und Deutschland. Später wurde dieser zunächst liturgische Bestandteil des Gottesdien- stes ein selbständiges Weih- nachtsspiel, literarisch oft auch als Krippenspiel be- zeichnet. Zu diesen Krippenspielen zählt auch die Weih- nachtsfeier des heiligen Franz von Assisi im Jahr 1223 im Wald von Grec- cio, wo er das Weihnachtsge- schehen in einem wirklichen Stall mit einer strohgefüllten Futterkrippe und leben- digem Ochsen und Esel schildert; allerdings ohne die heiligen Figuren. So nimmt von dort – mit großer Unter- stützung gerade der Franzis- kaner und der Jesuiten – der Krippenbrauch seine welt- weite Verbreitung auf.

Die Jesuiten sind es, die 1562 in der St.-Clemens-Kir- che zu Prag die erste Kirchen- krippe aufstellen. Staunend stehen die Gläubigen vor der für sie neuartigen Krippe.

Wieder ist es die Prager Jesui- tenkirche, die ein Jahr darauf, 1563, eine noch schönere, noch größere Krippe beher- bergt. Und auch in Deutsch- land sind es die Jesuiten, die den Krippenbrauch einlei- ten. 1601 steht die erste deut- sche Krippe in Altötting. Mit

St. Michael in München folgt 1607 ein weiteres Gotteshaus.

Neben diesen ältesten Zeug- nissen von Kirchenkrippen ist seit 1567 mit der Krippe der Herzogin Constanza von Amalfi die erste Hauskrippe bekannt. Frühere archivali- sche Belege, in denen von

„Krippen“ die Rede ist, sind ungesichert, weil die Bezeich- nung „Krippe“ (und ihre Syn- onyma) vieldeutig verwendet wurden. Ihre Blütezeit er- reicht die Krippe im Barock.

Italien wird führend. Die Goldschmiedebruderschaft in Neapel schafft 1661 eine herrliche Darstellung. 1740 gründet König Karl III. in Capodimonde eine Porzel- lanmanufaktur, in der er selbst Krippen herstellt und dabei figürlich auch die Köni- gin und den ganzen Hofstaat

einbindet. Große Bedeutung finden in der sizilianischen Krippenkunst die Arbeiten von Matera. In Deutschland gehört das Krippenwesen mehr zur Volksfrömmigkeit und zur Volkskunst, wenn- gleich der Barock die kunst- volle Ausschmückung erwei-

tert. Diese barocke Aus- schmückung findet in der Aufklärung ein jähes Ende;

die Extreme wechseln. Die volkstümliche Krippenkunst paßt nicht mehr in das po- litische Konzept der Auf- klärung. Am 4. November 1803 erläßt in Bamberg Graf von Thürheim im Auftrag des „Churfürstlich Fränki- schen Land Commissariats“

im Regierungsblatt für die Kurpfalz-Bayerischen Für- stentümer in Franken ein allgemeines Krippenverbot.

Erst 22 Jahre später, am 22.

Dezember 1825, hebt König Ludwig I. auf Veranlassung des Bamberger Erzbischofs Freiherr von Fraunberg das Krippenverbot auf. Wieder steht unter dem Erlaß im Re- gierungsblatt der Name des Grafen von Thürheim, der 1803 das Krippenverbot ver- hängte. Die Krippe hat dem- nach die Reformation und das in der Zeit der Auf- klärung verhängte Krip- penverbot überlebt.

Heute werden Krip- pen in aller Welt gebaut und zu Weihnachten

aufgestellt: Der Altbayer mit seiner Freude am Theaterspiel baut in seinem Krippenkasten ei- ne Bühnenkrippe.

Der Schwabe und der Tiroler verlegen das Ganze hinein in ihre Berglandschaf- ten, die sie mit Wurzeln und Moos gestalten. Für den Afrikaner haben Maria, Jo- sef und die Hirten schwarze Hautfarbe, während der Me- xikaner in Farben schwelgt.

Der Süddeutsche verlegt das Weihnachtsgeschehen in die Winterlandschaft, Hil- rario Mendivil in Peru schmückt das Heilige Paar mit Häuptlingsfedern. Der Krippenbauer will nicht ein- fach das Geschehen von Bethlehem reproduzieren.

Er setzt sich vielmehr mit dem, was Weihnachten für ihn selbst bedeutet, ausein- ander und gestaltet aus die- ser Meditation heraus seine Krippe. Lothar Obst/Mölln A-3300 (56) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 51–52, 21. Dezember 1998

V A R I A FEUILLETON

Weihnachtskrippen aus aller Welt

Maria und Josef mit Häuptlingsfedern

Die szenische Darstellung des Geschehens von Bethlehem mit Figuren zählt seit Franz von Assisi zu den schönsten Weihnachtsbräuchen.

Krippe der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Mölln Foto: Lothar Obst

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A-3301 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 51–52, 21. Dezember 1998 (57)

V A R I A FEUILLETON

nter den klassischen graphischen Techni- ken gilt die Holz- schneidekunst als die älteste.

Der früheste ostasiatische Holzschnitt, der aus einer von Wang Chieh gedruckten Buchrolle des „Diamant- Sûtra“ stammt, wird auf das Jahr 868 n. Chr. datiert. In Mitteleuropa sind frühe Bei- spiele aus der Zeit um 1400 erhalten. Die Geschichte des Holzschnitts ist eng mit der des Buchdrucks verbunden, der durch die damit einset- zende Verbreitung des Pa- piers eine Vervielfältigung von Bild und Schrift in großen Mengen erst ermög- lichte. Im Buchdruck wurde der Holzschnitt bevorzugt, da er als Hochdrucktechnik mit den Lettern in einem Vor- gang gedruckt werden konn- te. Doch obwohl der Buch- druck einen raschen Auf- schwung nahm, waren Bü- cher um 1500 noch keine Massenprodukte, sondern Werke von hohem Niveau und großem Anspruch. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wurde der Holzschnitt dann durch die Tiefdrucktechni- ken (namentlich den Kupfer- stich) fast ganz aus der Buch- illustration verdrängt.

In Deutschland wurden in der Frühzeit der Holzschnei- dekunst einfache Formen be- vorzugt. Doch im 15. Jahr- hundert entwickelte sich der Holzschnitt von dieser einfa- chen Schablonen- und Stem- pelkunst zu einem wichtigen Medium der großen Meister.

Dies war nicht zuletzt dem Schaffen Albrecht Dürers zu verdanken, der von 1471 bis 1528 in Nürnberg lebte. Eini- ge seiner bekanntesten Holz- schnitte weisen so komplexe Strukturen und Formen auf,

daß man heute vermutet, Dü- rer selbst hätte lediglich die Entwürfe auf den Holzstock gezeichnet, die Schneidear- beit hingegen einem Speziali- sten überlassen. Denn Fehler beim Schneiden konnten, wenn überhaupt, nur mit großem Aufwand korrigiert werden.

In der Folgezeit wurde ei- ne Arbeitsteilung zwischen Entwerfer und Formen- schneider allgemein üblich und ermöglichte eine Perfek- tion des Linienschnitts, die auch Kreuzschraffuren und sehr kleine Formate zuließ.

So hat beispielsweise Tizian, der dem Holzschnitt Mitte des 16. Jahrhunderts in Vene- dig starke Impulse gab, kei- nes seiner großen Werke

selbst geschnitten. Mit dem Verlust seiner Vormachtstel- lung im Buchdruck verlor der Holzschnitt an Bedeutung und gelangte erst im 19. und 20. Jahrhundert wieder zu neuer Blüte; viele große Künstler, wie Paul Gauguin, Edvard Munch, Ernst Lud- wig Kirchner und Franz Marc, bedienten sich dieser Tech- nik. Auch in der heutigen Zeit stellt der Holzschnitt ei- ne besondere Heraus- forderung für junge Künstler dar. Denn so- wohl zeichnerisches Ta- lent als auch handwerk- liches Geschick sind erforderlich und aus- schlaggebend für die Wirkung und den Wert jedes Exemplars. Der

Kontrast zwischen den rei- nen Schwarz-weiß-Tönen macht den besonderen Reiz des klassischen Holzdruckes aus. Halbtöne und Grauwer- te für weiche Übergänge gibt es nicht. Daher hängt der Ausdruckswert eines Holz- schnittes ganz entscheidend von der Gesamtkomposition der positiven und negativen Bildteile ab.

In diese lange Tradition des Holzdruckes reiht sich eine Gruppe junger Künstle- rinnen und Künstler ein, die bereits zum fünften Mal zum Jahreswechsel einen Kalen- der mit 13 Original-Holz- drucken in limitierter Aufla- ge herausgibt. Alle beherr- schen sowohl die Holz- schneide- wie die Zeichen- kunst und tragen ein oder mehrere Blätter zum Kalen- der bei, der dadurch ein in- teressantes Spektrum ver- schiedener Stil- und Aus- drucksformen aufweist.

Während die vier früheren Ausgaben den Themen „Fa- belwesen“, „Märchen und Sagen“, „Einheimische Tie- re“ und „Seltene Tiere“ ge- widmet waren, heißt das Leitmotiv des gerade er- schienenen Holzschnittka- lenders 1999 „Blumen“.

Trotz des integrierten Ka- lendariums besitzt jedes Blatt für sich auch eine ausge- prägte zeitlose Komponente, so daß sich die Bilder – zu mehreren nebeneinander- gehängt – für einen freundli- chen und beruhigenden Blick- fang in jedem Wartezimmer bestens eignen. Da das in- zwischen bewährte Format von Jahr zu Jahr beibe- halten wird, können die Holz- schnitte jeweils ganz nach Belieben monatlich oder jährlich ausgetauscht wer- den. Dr. Susanne Schöning

Holzschnitte

Eine zeitlose Kunst

Der Kontrast zwischen den reinen Schwarz-weiß-Tönen macht den besonderen Reiz des klassischen Holzdruckes aus.

Holzschnittkalender „Blumen 1999“:

Original Holzschnitte in limitierter und numerierter Auflage, Anzahl: 285 Stück, Ringbindung, Größe 34,5 x 23,5 cm, Ko- sten 30 DM zuzüglich 4 DM Versand- kosten. Bezug: Werkstatt am Küppel, Sparbrod 9, 36129 Gersfeld, Telefon 0 66 54/79 99.

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