Tabelle 8: Unnötige/unsinnige Desinfektionsmaßnahmen
• Raumdesinfektion (Vernebeln oder Verdampfen von Formaldehyd zum Beispiel nach Todesfällen, septischen Operationen und Virus- infektionen)
• Sprühdesinfektion (Flächen, Oberflächen zum Beispiel von Bettge- stellen, Matratzen, Kopfkissen, Infusionsständer)
• routinemäßige Flächendesinfektion zum Beispiel von Siphons, Bodenabläufen und Toilettensitzen
• routinemäßige Wischdesinfektion von Fußböden, Wänden und Decken in nicht infektionsrelevanten Patientenbereichen
• chemische Desinfektion zum Beispiel von Reinigungsutensilien (besser: physikalisch-thermische Desinfektion)
• chemische Desinfektion von zum Beispiel Narkose-, Beatmungsge- räten und Inkubatoren in der Formaldehyddesinfektionskammer (zum Beispiel Aseptor®)
• Luftdesinfektion mit UV-Lampen (zum Beispiel in der OP-Abteilung)
• Desinfektions- und Klebematten, Plastiküberschuhe
gungen oder gar gesundheitsgefähr- dende Einflüsse auf Patient und Per- sonal sowie unnötige Materialschä- den vermieden werden. Unnötige bzw. unsinnige Desinfektionsmaß- nahmen sind in Tabelle 8 zusam- mengestellt. Eine Schlußdesinfek- tion durch Versprühen eines Desin- fektionsmittels in Räumen sollte heute nicht mehr durchgeführt wer- den, weil sie von unsicherer Wir- kung ist, sie sollte durch eine norma- le Scheuer-Wischdesinfektion der Flächen ersetzt werden. Nach oben offene horizontale Flächen, wie zum Beispiel der Fußboden, sind proble- matischer, weil sie jedwede sedi- mentierende Materie auffangen. Zu fordern ist die regelmäßige Entfer- nung sedimentierten Staubes. Ob dies durch Reinigungs- oder Desin- fektionsmaßnahmen geschehen soll, ist für die meisten Krankenhausbe- reiche eher Glaubenssache als schlüssig begründbare Forderung:
ein nur gereinigter oder desinfizier- ter Fußboden verkeimt nach kurzer Zeit ebenso wie ein desinfizierter Fußboden. Dies würde Desinfek- tionsmaßnahmen in sehr kurzen Ab- ständen erforderlich machen, wollte man die zunächst erreichte Keimar- mut aufrecht erhalten. Da Patienten aber selten direkten Kontakt mit dem Fußboden haben, so daß eine infektionsauslösende Keimübertra- gung sehr selten sein dürfte, ist diese Keimarmut gar nicht nötig.
Schlußfolgerungen
Den Krankenkassen kommt ei- ne wichtige Rolle bei der Bekämp- fung von Krankenhausinfektionen zu, indem sie die Bemühungen der Krankenhaushygieniker durch Fi- nanzierung von Hygienefachschwe- stern/-pflegern unterstützen kön- nen. Es gibt keinen Zweifel mehr, daß Krankenhausinfektionskontrol- le ohne ärztliches und pflegerisches Hygienefachpersonal nicht mehr möglich ist, und es gibt auch keinen Zweifel, daß die Senkung von Kran- kenhausinfektionen zu erheblichen Kosteneinsparungen führt.
Obwohl in der Bundesrepublik Deutschland vor allem durch die In- itiative des Bundesgesundheitsamtes und der Krankenhaushygieniker im letzten Jahrzehnt erhebliche Fort- schritte erzielt wurden, besteht im Vergleich zu andern Ländern immer noch ein sehr großer Nachholbedarf.
Die Mehrzahl der Krankenhäuser verfügt noch nicht über Hygiene- fachpersonal. In Deutschland ist so- gar der erste und bisher einzige Uni- versitäts-Lehrstuhl für Kranken- haushygiene in Hamburg nicht mehr besetzt worden.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med Franz Daschner Leiter der Klinikhygiene Universitätsklinikum Hugstetter Straße 55 7800 Freiburg im Breisgau
Western Blot optimieren
Der Western-Blot-Test ist ge- genwärtig die sensitivste und ‚spezi- fischste Analyse zur HIV-Serumdia- gnose, die allgemein benutzt wird.
Die Wertigkeit des Western- Blot-Tests hängt in großem Maß vom Einsatz optimaler Reagenzien und Verfahren ab. Der Western- Blot-Test sollte mindestens das An- tikörperprofil von p17, p24, p31, gp41, p51, p55, p66 und gp120/
gp160 demonstrieren, wobei eine stark positive Kontrollserumprobe verwandt werden sollte.
Der Western Blot sollte nur in Laboratorien durchgeführt werden, die durch zahlreiche Testläufe, Ein- satz adäquater Kontrollen und Teil- nahme an regelmäßigen externen Qualitätskontrollen adäquates Wis- sen demonstrieren.
Die wesentlichen Genprodukte von diagnostischer Bedeutung durch den Western-Blot-Test sind p24 (gag), p31 (pol) und gp41 sowie gp 120/gp160 (env). Eine Kombination von p24 oder p31 und gp41 oder gp 120/gp160 mit oder ohne HIV-spezi- fische Banden sollte als positiv be- trachtet werden. Unbestimmte Er- gebnisse sollten durch weitere La- bortests und klinische Beobachtung geklärt werden. Es besteht gegen- wärtig ein großer Bedarf an Stan- dardkontrollproben und rigoroseren externen Qualitätskontrollen und Trainingsprogrammen.
Die Konsensusgruppe kommt zu dem Schluß, daß der Western- Blot-Test eine sensitive und spezifi- sche Methode zur HIV-Serumdia- gnose ist, diese Methode jedoch in hohem Maße vom Einsatz optimaler Reagenzien und Verfahren sowie technischer Kenntnis abhängig ist.
Die größte Anstrengung muß jetzt auf die notwendige Standardisierung dieser kritischen serologischen Ana- lyse verwandt werden. Jhn
Lundberg, George, D.: Serological Dia- gnosis of Human Immunodeficiency Virus Infection by Western Blot Testing, JAMA
I (1988) 674-679
Dr. James R. Carlson, Dept. of Pathol- ogy, School of Medicine, MS-1A, Uni- versity of California, Davis, CA 95616, U. S. A.
Dt. Ärztebl. 86, Heft 6, 9. Februar 1989 (55) A-327