Gut vorbereiteter Boden als «Versicherung» gegen Extrembedingungen In dieser Situation ist ein gut- es Reben-Management sehr wichtig. Dies beginnt bei den Bodenvorbereitungen von Junganlagen, wenn nicht schon bei der Auswahl des Standorts, des Erziehungssy- stems, der Unterstützungsan- lage und dem Typ der Bewäs- serungsanlage. Gut vorberei- teter Boden ermöglicht die Bildung eines ausladenden und tiefen Wurzelsystems mit feinen Haarwurzeln. Das ist eine Art Versicherung für die Pflanze, extreme Bedingun- gen besser überstehen zu können. Gesunde Reben wa- ren denn auch in dieser Vege- tationsperiode in der Lage, Blätter zu bilden, die für die Zuckereinlagerung und den Schutz gegen Sonnenstrahlen während der Reifeperiode be- nötigt wurden. In vielen Reb- bergen gab es aber Probleme, mit diesen Bedingungen fer- tig zu werden. Unter Stress leidende Stöcke verloren die Blätter, wodurch die Trauben dem prallen Sonnenlicht aus- gesetzt wurden.
Säurekorrekur nötig Die Klimavoraussetzungen führten rasch zu sehr hohem Zuckergehalt der Trauben und der eigentlich optimale Erntezeitpunkt trat sehr schnell und früh ein. Die überstürzte Reifeentwicklung Weniger Niederschlag,
höhere Temperaturen Das südafrikanische Weinjahr 2004/2005 hat in den drei Win- termonaten der südlichen Halbkugel – Juni, Juli und Au- gust – mit spärlichen Nieder- schlägen angefangen. In der Weinregion um Kapstadt, dem Westkap, fällt die Hauptnieder- schlagsmenge während des Winters. Die Wasserspeicher müssen in dieser Zeit gefüllt werden. Regen und Tempera- tur sind entscheidende Fakto- ren im Weinbau. Nach den Wetterdaten, die ich finden konnte, nahm aber die jährli- che Niederschlagsmenge in den letzten vier Jahren ständig ab. Dafür legte die Temperatur während der Wachstumsperi- ode zu. Sie lag in der vergange- nen Saison 1.5 °C höher als der langjährige Durchschnitt. Da- durch wurden viele Reben ge- stresst. Die Temperaturen la- gen häufig zwischen 30 und 40 °C.
führte dazu, dass die Kellerei- en in kürzester Zeit riesige Mengen von Trauben hätten verarbeiten sollen. Soweit dies ihre Infrastruktur zuliess, versuchten sie des Segens Herr zu werden. Oft konnten die Trauben aber erst im Zu- stand der Überreife geerntet werden, was zum Schrump- fen der Beeren führte. Die Erntemenge war 12% tiefer als letztes Jahr. Der Stress, dem die Pflanzen ausgesetzt wa- ren, führte zudem zu hohen pH-Werten und Farbverlust.
Dies bedingt eine Korrektur des pH-Werts durch Ansäuern auf pH 3.5.
UTA auch in Südafrika Ertrag und Qualität werden signifikant beeinflusst durch das Wassermanagement. Aber nicht nur Wassermangel führt zu Stresssituationen bei den Reben. Es können durch zu viel Wasser, Kälte, zu starke Sonnenbestrahlung, Nährstoff- mangel oder Schädlinge Situa- tionen entstehen, die schwa- che Reben nicht bewältigen können. Ein Symptom solcher Situationen ist der in den letz- ten Jahren auch in Südafrika vermehrt auftretende untypi- sche Alterungston (UTA). In Südafrika ist Wasser ein rares Element, mit dem sorgsam um- gegangen werden muss. Bei uns denkt im Moment nie- mand an Wassermangel, aber, wie 2003 zeigte, kann sich dies durchaus rasch ändern.
THEODORTEMPERLI, FAW Überreife Trauben.
Weingut Lourensford in Südafrika.
Neues aus Südafrikas Weingebieten
Nach meinem Arbeitsaufent- halt im März 2004 am Niet- voorbij-Weininstitut (siehe SZOW 18/04) war ich dieses Jahr um die gleiche Zeit er- neut in Südafrika. Zwar be- suchte ich das Land diesmal als Tourist, konnte es aber natürlich nicht lassen, auch wieder einen Blick auf das weitere Schicksal der Weinin- dustrie am Kap der guten Hoffnung zu werfen. Hier meine aktuellen Eindrücke, die ich mit der ehemaligen
«Winemakerin» von Nietvoor- bij, Adele Louw, die jetzt im Weingut Lourensford arbei- tet, vertiefen konnte.