• Keine Ergebnisse gefunden

Weine und Fruchtsäfte im Mikroskop

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Weine und Fruchtsäfte im Mikroskop"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Daniel Pulver, Agroscope, Wädenswil daniel.pulver@agroscope.admin.ch

Mit einer optimalen Vergrösserung können im Mikro- skop in vielen Fällen die Ursache und Beschaffenheit von Trübungen erkannt sowie Art und Zustand von Mikroor- ganismen beurteilt werden. Das Instrument sollte im Idealfall mit einer guten Optik, Objektiven mit Vergrös- serungen von 1:40 und 1:100 sowie einer Phasenkon- trasteinrichtung ausgestattet sein. Durch Zentrifugation der Getränkeprobe können die enthaltenen Trubstoffe 50- bis 60-mal aufkonzentriert werden.

Anhand von drei Beispielen soll aufgezeigt werden, wie das Mikroskop zur Beurteilung kritischer Situatio- nen während der Herstellung, aber auch im abgefüllten Produkt beigezogen werden kann.

Alkoholische Gärung

Im frisch gepressten Traubenmost oder in einer Rot- weinmaische findet sich immer eine grosse Zahl an Mi- kroorganismen. Neben verschiedensten Bakterien und Schimmelpilzen ist auch eine Vielfalt von Hefegattungen vorhanden. Gärhefen (Saccharomyces cerevisiae)kom- men zu diesem Zeitpunkt aber nur in sehr geringer Zahl vor und können mikroskopisch noch kaum ausgemacht werden (Abb. 1). Innerhalb dieser Gattung sind zudem die morphologischen Unterschiede gering, sodass die

S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 2 / 1 5

16

1 2 5 J A H R E A G R O S C O P E

Weine und Fruchtsäfte im Mikroskop

Um Fehlentwicklungen bei der Herstellung von Weinen oder Fruchtsäften zu verhindern, werden die Verarbeitungsschritte in regelmässigen Abständen überprüft. Dies geschieht in der Praxis visuell (Farbe, Trübungen), sensorisch (Geruch, Geschmack) und durch Analyse der

qualitätsrelevanten Parameter. Wichtige Informationen über den Zustand von (insbesondere vergorenen) Produkten kann auch die mikroskopische Untersuchung liefern.

Abb. 1: Lebende und tote Hefen (Saccharomyces cerevi- siae),letztere mit Methylenblau angefärbt.

Abb. 2: Hanseniaspora uvarumkann flüchtige Säure bilden.

Daniel Pulver.

einzelnen Stämme mikroskopisch kaum voneinander unterschieden werden können. Im Gegensatz dazu sind (je nach Gesundheitszustand der verarbeiteten Trauben) einige Wildhefen, vor allem Hanseniaspora uvarum(Abb.

2), in Überzahl vorhanden. Sie sind an ihrer typischen

«Zitronenform» leicht zu erkennen. Je nach Häufigkeit dieser Hefetypen muss beispielsweise von einer Mai- schestandzeit abgeraten werden und der Ansatz muss möglichst rasch mit einer Reinzuchthefe geimpft wer- den. Sonst besteht die Gefahr, dass erhöhte Mengen an flüchtiger Säure entstehen.

(2)

zu überprüfen und gegebenenfalls etwas zu erhöhen.

Zudem kann ein Aufrühren der Feinhefe den Beginn des BSA beschleunigen. Die Milchsäurebakterien müssen ei- ne gewisse Zelldichte erreichen, bevor der Äpfelsäure- Abbau analytisch erfasst werden kann. Im Mikroskop sieht man die ersten Bakterien bereits sehr früh. Uner- wünschte Bakterien können relativ einfach von den er- wünschten Oenococcus oeni unterschieden werden.

Fehlentwicklungen können so aufgrund der mikroskopi- schen Beurteilung rechtzeitig erkannt und Gegenmass- nahmen getroffen werden.

Trübungen auf der Flasche

Gelegentlich kommt es auch in abgefüllten Weinen zu Trübungen. Mikroskopisch kann sehr rasch und einfach festgestellt werden, ob es sich dabei um eine mikrobio- logische oder um eine chemisch-physikalische Trübung

handelt. Bei mikrobiologischen Ursachen verändert sich die Qualität des Weins sehr schnell negativ. Hefen sind in der Lage Zuckerreste abzubauen; Bakterien- wachstum führt zu Aromaverlust, schneller Oxidation und unter Umständen zur Bildung biogener Amine etc.

Es besteht dringender Handlungsbedarf. Möglicherwei- se ist der Wein durch eine erneute Filtration und einen zusätzlichen Einbrand noch zu retten. Nicht-mikrobio- logische Trübungen wie Ausscheidungen von Eiweiss (Abb. 6), Gerbstoffen oder Kristalle haben kaum einen Einfluss auf die Qualität des Weins. Es sind «nur» Schön- heitsfehler und der Produzent kann entscheiden, ob er den Wein so verkaufen oder ihn noch einmal filtrieren will.

Kontrollen drängen sich auf!

Durch routinemässige mikroskopische Kontrollen ist es möglich, die mikrobiologischen Vorgänge bei der Wein- und Fruchtsaftherstellung zu überwachen und Fehlent- wicklungen rechtzeitig zu erkennen. In Ergänzung zu analytischen und sensorischen Untersuchungen ist die Mikroskopie eine schnelle und einfache Methode, um sich einen Überblick über die Beschaffenheit von Trub- stoffen und den Zustand und die Art der vorkommenden

Mikroorganismen zu verschaffen.

S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 2 / 1 5 17

1 2 5 J A H R E A G R O S C O P E

Bei schleppender oder stockender Gärung kann mi- kroskopisch, eventuell unterstützt durch eine Methy- lenblaufärbung, das Verhältnis von aktiven zu abgestor- benen Hefen ermittelt werden (Abb. 1). Der Befund ist eine Entscheidungshilfe für das weitere Vorgehen: Ent- weder versucht man, noch aktive Hefezellen durch ge- eignete Massnahmen zu reaktivieren, oder man führt mit einem frischen Hefeansatz die Gärung zu Ende.

Biologischer Säureabbau

Ein Rotwein zeigt im November noch keine Anzeichen ei- nes beginnenden biologischen Säureabbaus (BSA). Mi- kroskopisch sind jedoch bereits einige wenigeOenococ- cus oeni(Abb. 3) Bakterien erkennbar. Sie sind in gutem Zustand. Unerwünschte Milchsäurebakterien (Pedio- kokken oder Lactobacillen, Abb. 4 u. 5) sind keine zu se- hen. Dem Produzenten wird empfohlen, die Temperatur

Abb. 3: Oenococcus oeni.

Abb. 4: Pediokokken.

Abb. 5: Lactobacillen.

Abb. 6: Eiweisstrübung.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Eine Qualifikation über die Regionen ist nicht mehr nötig und als Qualifikationskriterium gilt lediglich, dass Rohstoffe aus der Schweiz verarbeitet werden.. Alle

Aber es gibt sie: diejenigen unter uns, die eine tiefe Abneigung gegen bestimmte Min- derheiten haben und das immer wieder zei- gen; diejenigen, die aus ihrer gruppenbe-

Diese Fettsäure-Ethylester (FSEE) bilden Kolloide, welche eine nicht unbedeutende Auswirkung auf Trübungen im Destillat haben können.. Zudem mindern langkettige FSEE (C12-C18)

Versuchsbedingungen Insgesamt wurden 138 Rinder von sechs reinen Rassen - Angus (AN; 75% AN-Blut), Simmental (SI), Charolais (CH; Doppellen- der ausgeschlossen), Limousin

• Diamantpartikelelektrode: HTHP-Verfahren (High Temperature, High Pressure) Hierfür werden Industriediamanten, die bei sehr hohem Druck (ca. Diamant ist bei diesen

Mithilfe eines Brettes, einer Schnur und eines Nagels konstruieren die Schüler einen einfachen Zirkel, mit dem man Kreise mit beliebig großem Radius ziehen kann. Maria Linsmann:

Die Physiker widersprechen den Chemikern hierin nicht, auch sie stellen sich die Atome einer Molekel nicht ineinander, sondern nebeneinander gelagert vor.. Andere

nsbefondere hat fich unter den Schwierigkeiten des Anfangs Seftionschef (fpäter Minifter) Graf Dincenz Latour als erleuchteter Kunft- und Fortfchrittsfreund bewährt. Die