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Archiv "Manuelle Therapie: Gründlich" (12.05.1995)

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Ärzte ohne Grenze

Völker in No

Mit einem 11 humanitären Atlas

SPEKTRUM BUCHER

Sterbehilfe

Alibi für soziale Versäumnisse?

Walter Jens, Hans Küng:

Menschenwürdig sterben.

Ein Plädoyer für Selbstver- antwortung, R. Piper Verlag, München, 1995, 220 Seiten, gebunden, 29,80 DM

Unter Berufung auf die im Grundgesetz verbrieften Menschenrechte, speziell auf das Selbstbestimmungsrecht, hat sich gegenüber der Ärzte- schaft ein bis zur Maßlosig- keit gesteigertes Anspruchs- denken entwickelt. Denken wir nur an so kontroverse Forderungen wie: Erschaf- fung oder Vernichtung von Leben an seinem Beginn be- ziehungsweise an Lebenser- haltung um jeden Preis oder an Sterbehilfe — bis hin zum

„Gnadentod" — am Ende des Lebens.

Aus dem schier endlosen Nachdenken und Diskutieren über diese Thematik ist ein Literaturberg entstanden.

Auf seinem Gipfel haben nunmehr zwei Autoren ein Buch dazugelegt, mit einem

„Plädoyer für Selbstverant- wortung" und für „men- schenwürdiges Sterben". Mit dem Literaturwissenschaftler Walter Jens und dem öku- menischen Theologen Hans Küng haben sich zwei Tübin- ger Autoren zusammenge- funden, die seit langem ge- wohnt sind, daß ihre Worte in der Öffentlichkeit und in al- len Medien eine nachhaltige Resonanz erfahren. Das wird mit diesem Buch nicht anders sein, weil die Diskussion zu- sätzlich auch von ärztlicher Seite (Dietrich Niethammer, Direktor der Universitäts- Kinderklinik in Tübingen) und aus der Sicht des Juristen (Albin Eser, Direktor des Max-Planck-Institutes für Völkerrecht in Freiburg i.

Br.) mitgeführt und zugleich bereichert wird.

Das Plädoyer von Jens und Küng kann mit ihren Worten auf folgende Kurz- formel gebracht werden:

„Wir klagen hier die Selbst- verantwortung des Menschen nicht nur für sein Leben, son- dern auch für sein Sterben ein" (Seite 10).

Wer die Literatur zum Thema „Sterben" kennt, weiß, daß dieses Klagebegeh- ren nicht neu ist, sondern seit Jahrzehnten immer wieder vorgetragen wird. Das gilt auch hinsichtlich der Forde- rungen nach mehr Mensch- lichkeit gegenüber Sterben- den. Der ärztliche Leser er- fährt insoweit von Jens und Küng nichts Neues, insbeson- dere was die Diskussion über die Möglichkeiten zur „passi- ven Sterbehilfe" anlangt.

Aber er erkennt Lücken im Plädoyer für die Selbstbe- stimmung beim Sterben in

Experten der . internationalen Hilfsor- ganisation „Arzte ohne Grenzen" be- richten zunächst über die Lage der Menschen in fünf Krisenregionen — in Burundi, Ruanda, Zaire, Haiti und Bosnien. Der zweite Teil des Buches setzt sich mit Erfahrungen aus den Krisen der letzten Jahre auseinander.

Kritisiert werden darin vor allem die Vereinten Nationen, die „keinen Fin- ger gerührt haben, als in Ruanda die Tutsi ausgerottet wurden". Ein „hu- manitärer Atlas" mit mehr als 40 kommentierten Welt- und Regional- karten gibt schließlich einen umfas- senden Überblick über Konflikte, Flüchtlingsdramen, Hungerkatastro- phen und Epidemien (Arzte ohne Grenzen. Völker in Not. Mit einem hu- manitären Atlas, TB Nr. 65, Verlag J.

H. W. Dietz Nachfolger, Bonn, 1995, 223 Seiten, kartoniert, 24,80 DM).

bezug auf die unsichere recht- liche Basis für Ärzte bei Überprüfung der Frage, ob angesichts des Todeswun- sches auch eine uneinge- schränkte Fähigkeit zur Selbstbestimmung vorliegt.

Wer wie Jens und Küng die Selbstverantwortung des Sterbenden sogar bis zur akti- ven Sterbehilfe einklagt (Tö- tung auf Verlangen), der kann nicht auch noch wie selbstverständlich den Arzt allein mit der Rolle des „Er- lösers" belasten. Ganz abge- sehen davon, daß eine ernst- hafte Auseinandersetzung mit den für die Ärzteschaft gültigen Richtlinien der Bundesärztekammer für die ärztliche Sterbebegleitung (Deutsches Ärzteblatt 37/1993) fehlt, zumindest was die Unzulässigkeit einer ge- zielten aktiven Lebensver- kürzung betrifft, auch wenn der Patient es verlangt. Be- merkenswert ist ferner, daß dem Leser ebenso eindeutig gegen eine gezielte Lebens- verkürzung gerichtete Ent- schließungen mehrerer Deut- scher Ärztetage und vor al- lem auch die Deklaration des Weltärztebundes vorenthal- ten werden (!).

Was die von Jens und Küng für die Ärzteschaft er- wogene Rollenverteilung schon in naher Zukunft be- deutet, wenn die Zahl alter Menschen stetig zunimmt, die eine „künstliche Lebens- verlängerung nicht als Wohl- tat, sondern als Last empfin- det" (Seite 43), bedarf keiner weiteren Erläuterung. Inso- weit weist der Jurist Eser in seinem Buchbeitrag auch zu Recht auf die Gefahr eines

„Dammbruch-Effektes" hin, wenn „beim Tötungstabu ge- wisse Ausnahmen gemacht werden" (Seite 173), und

„daß die Zulassung der Eu- thanasie leicht zu einem Alibi für tieferliegende soziale Ver- säumnisse werden könnte"

(Seite 175). Auch der Pädia- ter Niethammer steht der ak- tiven Sterbehilfe ablehnend gegenüber, und seine Schlußworte lauten: „Das Verlassenwerden durch alle, auch durch den Arzt, ist das

menschenunwürdigste am Sterben. Die Tötung auf Ver- langen ist aber dafür keine Alternative" (Seite 142).

Dem kann ich nur noch mein Schlußwort zu diesem Buch anfügen: Die Ärzte- schaft sollte dieses Buch ken- nen und die Wünsche für ein

„menschenwürdiges Ster- ben" beherzigen, sich aber auch der Gefahr bewußt sein, daß sie bei einer von Jens und Küng provozierten Legalisie- rung der aktiven Sterbehilfe erneut zum Spielball der Ge- setzgebung wird, so wie be- reits nach der Liberalisierung des Paragraphen 218!

Hans-Joachim Wagner, Homburg/Saar

Manuelle Therapie

Gründlich

Alf Arno Brokmeier: Ma- nuelle Therapie, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1995, XIV, 278 Seiten, 197 Abbil- dungen, 13 Tabellen, karto- niert, 36 DM

Mit beispielhafter Gründ- lichkeit werden in diesem Buch die vielfältigen Zusam- menhänge, die zum tieferen Verständnis der Manuellen Therapie notwendig sind, im Detail aufgezeigt.

Als Praxisanleitung ist Brokmeiers Grundlagenbuch nichtgeeignet. Es beschäftigt sich hauptsächlich mit der be- gleitenden Theorie und ver- zichtet auf eine ausführliche Darstellung der einzelnen manualtherapeutischen Tech- niken. Besonders ausführlich wird die Biomechanik des Skelettsystems behandelt.

Mit Hilfe zahlreicher Abbil- dungen werden diffizile Zu- sammenhänge verständlich und übersichtlich dargestellt.

Dieses Werk stellt in sei- ner stofflichen Breite nicht nur eine wertvolle Hilfe in der Ausbildung zum Ma- nualtherapeuten dar. Es ist darüber hinaus auch ein empfehlenswertes Nach- schlagewerk für Ärzte.

Jowa Bacher, Bergisch Gladbach A-1350 (12) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 19, 12. Mai 1995

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