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Das Buch in der Diskussion

Steffi Robak

Kulturelle Formationen des Lernens.

Zum Lernen deutscher Expatriates in kulturdifferenten Arbeitskontexten in China – die versäumte Weiterbildung Waxmann Verlag, Münster/New York/

München/Berlin 2012, 849 Seiten, 49,90 Euro, ISBN 978-3-8309-2756-3

Philipp Gonon

Weiterbildung fern der Heimat, in der Frem- de, ist kaum Thema in der Weiterbildungs- forschung. Wenn, dann wurden in einigen wenigen, nun schon Jahre zurückliegenden Studien Immigranten aus dem südlichen Europa und ihre organisierte Weiterbildung in den Blick genommen. Im Bereich des in- terkulturellen Lernens ist die Forschungs- lage noch dünner gesät. Dabei handelt es sich in Zeiten der Globalisierung um ein weit verbreitetes Phänomen. Wenn wir als Erwachsene lernen, lernen wir unter ande- rem auch, uns in jeweils sich wandelnde Ar- beitskontexte einzubringen. Insofern prägen Erfahrungen, Deutungen und Prozesse der Aneignung in Auseinandersetzung mit der beruflichen Tätigkeit auch das Lernen in kulturell vertrauter Umgebung; diese sind jedoch komplexer in kulturell ganz anders geprägten Weltgegenden.

Diese Ausgangslage beschäftigt auch Steffi Robak in ihrer Habilitationsschrift mit dem prägnanten Haupttitel „Kulturelle Forma- tionen des Lernens“ und dem etwas vieldeu- tigeren Untertitel „Zum Lernen deutscher Expatriates in kulturdifferenten Arbeitskon- texten in China – die versäumte Weiterbil- dung“. Ihre auf Interviews basierende qua- litative Studie eruiert drei Typen. So bildet der „Expat classico“ den Ausgangs typus mit ursprünglich von einem deutschen Unter- nehmen nach China Entsendeten, von ihr als Typ 2 bezeichnet, der sich vom postmoder- nen Kosmopoliten (Typ 1) und vom Noma- den (Typ 3) unterscheidet. Letzterer tritt in zwei Varianten auf, einmal als Employabili- ty-Nomade, aber auch als kosmopolitischer Nomade.

Die Autorin konzentriert sich in ihrer theoretischen Zurüstung der Untersuchung im Wesentlichen auf zwei Begriffe: Hybridi- tät und Kultur, bzw. Kulturation als krea- tive Herstellung und Formung von Praxis.

Dieser Fokus wird dann auch auf die Perso- nalentwicklung bzw. betriebliche Lernkultur übertragen. Hybridbildungen sind – kurz gefasst – Sinnmuster, die von Subjekten über soziale Praktiken spezifisch kombinato- risch arrangiert werden und aufgrund von Praktiken der Arbeit und (in dieser Studie nicht näher analysierten) Technologien des Selbst zu Subjektkulturen geformt werden.

Die konzeptionellen Ausgangsüberlegun- gen werden sodann mit einer Vielzahl von weiteren im Weiterbildungsdiskurs themati- sierten Begrifflichkeiten kurzgeschlossen, so etwa mit dem Konzept der Deutungsmuster, die neben der Unternehmenskultur auch die Werte und gesellschaftlichen Bedingungen, die Lebensformen, Kultur- und Kommuni- kationsstandards und darüber hinaus auch ästhetische Ausdrucksformen des Gastlan- des einschließen.

Insgesamt 39 deutsche Expatriates in China, allesamt Hochqualifizierte mit Hoch- schulabschluss, die zum Teil in der Folge nochmals befragt wurden (insgesamt fünf), bilden die empirische Basis der qualitativen Studie, ergänzt durch weitere acht Interviews

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mit Personen aus dem Bereich der Personal- entwicklung und des interkulturellen Trai- nings.

Die Autorin entwickelt hierbei ein Aus wertungsraster, das drei Prozess e benen hervorhebt, nämlich die individuelle psycho- dynamische Akkulturation, die Professiona- liserung und Qualifizierung vermittelt über die Arbeit und als dritte Ebene Bildung und Kulturalität in einem umfassenderen Sinne.

Am prägnantesten werden die Typen von

„Expats“ in Kurzportraits verdichtet. Hier wird vom „Hineingleiten“ des in der Regel jüngeren postmodernen Kosmopoliten ge- sprochen, der auf allen Ebenen Lernprozes- se wahrnimmt und als unternehmerisches Kreativsubjekt mit sinisierender Tönung transferierbare Qualifikationen und Wis- sensüberschüsse generiert und sich vor dem Hintergrund kultureller Differenz bildet.

Der Expat classico hingegen bringt gerin- geres kulturelles Vorwissen mit und arbei- tet viel, denn darauf konzentriert sich sein Lernen, das auf fachliche Expertise im Ar- beitsprozess baut. Die Nomaden hingegen sind auf Durchreise, China ist nicht End- station. Eine Variation des Employ ability- Nomaden arrangiert sich in einer parallelen Welt, fokussiert ebenso selbst aktivierend die Erfüllung der Arbeitsaufgabe, bei Dis- tanz zu kulturellem Lernen. Anders hinge- gen die kosmopolitischen Nomaden, die China als Lern- und Bildungsraum auf- fassen und flexibel Lernformen aktivieren, indem sie Arbeits-, Weiterbildungs- und Le- benszusammenhänge individuell gestalten, ein breites Deutungswissen entwickeln und sich hiermit auch kulturell hybridisieren.

In den Folgerungen am Schluss des Bu- ches werden einzelne Themenbereiche wie Akkulturation als Fähigkeit zur Konstruk- tion eines kulturellen Zwischensraums, transnationales Personalmanagement und weitere Aspekte rekapituliert und den jewei- ligen Typen zugeordnet. Hier zeigen sich ge- wisse Inkonsistenzen oder fehlende Trenn- schärfen, inwiefern nämlich diese Aspekte sich klar einem Typus zuordnen lassen. Ge- rade die Nähe des kosmopolitischen Noma-

den zum postmodernen Kosmopoliten liegt auf der Hand. Ebenso zu hinterfragen wäre, ob die konzeptionelle Ausrichtung auf das unternehmerische Kreativsubjekt als analy- tische Grundlage ausreicht, um die Varianz der eruierten Phänomene zu fassen, zumal ja postbürokratische Arbeitspraktiken und entgrenzte „Flatrate-Arbeit“ durchaus im- mer noch auch in deutschen Unternehmen mit traditionelleren Arbeitsformen koexis- tieren. Die im Untertitel angemahnte „ver- säumte Weiterbildung“ bezieht sich dem- gemäß dann eher auf Angebote von Seiten der Unternehmen, dürfte aber, folgt man der Analyse, für Kosmopoliten kein Hindernis sein, selbstorganisiert eine wohl passendere Gelegenheitsstruktur zu finden.

Insgesamt handelt es sich um eine an- spruchsvolle und anregende Studie, die der Leserin und dem Leser allerdings auch eini- ges an Geduld abfordert, wenn man bedenkt, dass die Entfaltung der Vielzahl theoriegelei- teter Konzeptvorlagen und der empirischen Vorgehensweise 290 Seiten, die eigentliche Präsentation der empirischen Ergebnisse und ihre Einbettung weitere gut 400 Seiten umfasst, ehe eine immerhin auch gut 60-sei- tige Zusammenfassung diese Schrift abrun- det. Da verliert man – trotz klar entfalteter Struktur und nachvollziehbarer und plau- sibler Deutung der Ergebnisse – gerne den Überblick; so erging es offenbar auch dem Lektorat; es finden sich Redundanzen und nicht im Literaturverzeichnis aufgeführte Verweise. Eine Kürzung hätte der Argumen- tation keinen Abbruch getan und hätte die Ergebnisse der Studie noch stärker profiliert.

Wolfgang Jütte

Transnationale Netzwerktexturen von Per- sonen, Organisationen und Unternehmen sind in den letzten Jahren verstärkt zum Gegenstand der Sozialwissenschaften ge- worden. Zahlreiche Studien sensibilisieren für den Umstand, dass wir nicht in „natio- nalen Containern“ leben. Intensive grenz- überschreitende Sozialbeziehungen weisen

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dabei zwei große Personengruppen auf: die

Migranten und die Eliten. Ausgangspunkt dieser Studie bilden die transnationalen Arbeits-, Lebens- und Lernpraktiken der Expatriates, die einen Arbeitsaufenthalt in China verfolgen. Wenngleich diese Facette der Arbeitsmigration schon länger zum Ge- genstand praktischer Überlegungen von Per- sonalentwicklern geworden ist, fehlt bisher eine bildungswissenschaftliche und erwach- senenpädagogische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Allein hier erschließt sich bereits der Verdienst der Arbeit. Der ge- wählte Blick versteht sich dabei durchaus als interdisziplinär, wie die nachdrückliche Ein- nahme kulturtheoretischer Positionen zeigt.

Ihren Anspruch „kulturelle Formationen des Lernens“ zu erschließen, löst die Studie in sehr differenzierter Weise ein.

Der ursprünglich angestrebte For- schungsansatz unternehmensbezogener Fall- studien konnte aufgrund der Schwierigkei- ten des Feldzugangs nicht verfolgt werden;

daher wurden die Interviewpartner über das Online-Netzwerk Xing gewonnen. Obwohl fast doppelt soviele Interviews geführt wur- den, flossen in die Auswertung immerhin noch 33 Interviews mit 28 Personen ein. Die Studie folgt einer abduktiven Forschungs- logik und im Mittelpunkt des Auswertungs- verfahrens steht die empirische Typen- bildung.

Wenngleich das Buch sich einer schnel- len Lektüre entzieht, da die zentralen Ergeb- nisse nicht unmittelbar „in die Augen sprin- gen“, sondern vom Leser im Mitvollzug herausgearbeitet werden müssen, erweist sich die in der qualitativen Studie vorgenom- mene Typenbildung als bedeutender „Struk- turanker“. Hier werden der „postmoderne Kosmopolit“ (Typ 1), der „Expat Classico“

(Typ 2) und der „Nomade“ (Typ 3), dieser in seinen Unterformen „Employability“ und

„Kosmopolitischer Nomade“, unterschie- den. Die Charakterisierungen der jeweiligen Typen sind facetten- und erkenntnisreich.

Die leicht programmatisch klingende Fi- gur der „versäumten Weiterbildung“ nimmt einen eher nachgeordneten Aspekt ein: sie

verweist darauf, dass die Expatriates auf sich selbst gestellt sind; ihnen werden kaum Weiterbildungszugänge eröffnet. Implizite und informelle Lernformen kompensieren hier institutionelle Defizite.

Wenn man über den Wert einer klassi- schen Habilitationsschrift im Sinne einer umfassenden Monografie diskutiert, könnte für ihre Verteidigung die vorliegende Studie durchaus als ein gelungenes Beispiel ange- führt werden. In Zeiten, in denen im akade- mischen Bereich der Anzahl der Veröffentli- chungen eine besondere Bedeutung zukommt und es in der Konsequenz darum geht, die

„smallest publishable units“ (SPU) in peer- reviewed Fachzeitschriften unterzubringen, bildet diese differenzierte und an Einzelas- pekten manchmal überbordende Arbeit ei- nen fast trotzigen Kontrapunkt. Sie wird in diesem thematischen Feld noch länger einen Referenzpunkt bilden und Anregungen für weitere Forschungsarbeiten geben.

Auf der Rezeptionsseite werden verein- zelt kritische Punkte von Qualifikations- arbeiten hervorgehoben, wie sprachliche Besonderheiten (wer kennt beispielsweise keine Geschichten über Fußnoten, die sich über eine ganz Seite hinziehen). Auch diese Arbeit weist einige dieser Ungewöhnlichkei- ten auf: wenngleich auf Fußnoten gänzlich verzichtet wurde, gibt es überdurchschnitt- lich viele kurze Absätze, manchmal nur ei- nen Satz umfassend.

Auch nach der Lektüre fällt es schwer, sich zur Strukturiertheit der Arbeit zu äu- ßern. Zweifelsohne ist die Arbeit sehr struk- turiert, dennoch fiel die Orientierung kei- neswegs leicht. Vermutlich liegt dies in der Komplexität der Anlage, in der Fülle der zur Diskussion gestellten Aspekte und in der theoretischen Vielfalt begründet. Selbst die 110 Abbildungen verbleiben im eng gesetz- ten Schriftbild eher im Hintergrund.

Für Leser/innen, die forschend im wei- ten Feld der transnationalen Lebenswelten unterwegs sind, ist das Buch mit Gewinn zu lesen; nicht zuletzt weil es den „state of the art“ abbildet. Wer konzeptionell und gestalterisch im Bereich der Personalent-

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wicklung unterwegs ist, wird vermutlich eher einen punktuellen Zugang finden.

Hier lassen sich Schlüsse zur Bedeutung kultureller Prägungen für Lernkontexte ziehen und zahlreiche Hinweise für eine transnational orientierte Personalentwick- lung entdecken.

Ekkehard Nuissl

Es war nicht der bemerkenswerte Umfang des Buches (849 Seiten!), der die REPORT – Herausgeber bewog, das Buch „Kulturelle Formationen des Lernens“ von Steffi Robak zum Buch in der Diskussion auszuersehen.

Es war das bislang noch wenig in den Blick genommene Thema, das im Untertitel deut- lich benannt ist: „Zum Lernen deutscher Expatriates in kulturdifferenten Arbeitskon- texten in China“, gleich noch verbunden mit einer (abschließenden?) Bewertung: „die versäumte Weiterbildung“.

Es handelt sich um eine kultur- und so- zialwissenschaftliche Arbeit, aber auch – die Autorin vertritt die Wissenschaft von der Erwachsenenbildung – eine (ich darf diesen Begriff hier einmal gebrauchen) „lernwissen- schaftliche“ Arbeit. Vielleicht ist sie deshalb auch so umfangreich: Die Bezüge zu unter- schiedlichsten Disziplinen und theoretischen Ansätzen, welche die Autorin herstellt, sind mannigfach und breit gefächert. Zu breit, möchte man manchmal meinen.

Hinter den vielen Fragen, welche die Au- torin in ihrem Text immer wieder und fort- laufend neu stellt (eine interessante rhetori- sche Figur!), steht die einfache Frage danach, was und wie Menschen lernen, die sich fern von ihrer Herkunftskultur in einem anderen sozialen und kulturellen Kontext bewegen – und behaupten müssen. Die zunehmende Bedeutung dieser Frage liegt auf der Hand:

Globalität und Mobilität sind zur alltäg- lichen Realität in vielen Bereichen geworden, und nicht durchweg hat dies bereits Eingang in deren wissenschaftliche Durchdringung gefunden. Für die Erwachsenenbildung in Deutschland gilt dies in jedem Fall.

Es ist eine gute Entscheidung der Autorin, sich ihrer zentralen Frage – vor allem auch aufgrund einer noch wenig entwickelten For- schungslage – mit Fallstudien zu nähern. Die Fallstudien beginnen bereits bei der Auswahl der Kulturdifferenz; Deutschland und China sind als Prototypen asiatischer und europäi- scher Kultur in hohem Maße verschieden, haben aber andererseits auch einige erkenn- bare Bezüge wie etwa die der Export-Wirt- schaft. Auch die Einengung dieses Falles auf den Arbeitskontext überzeugt: Er allein stellt den verbindlichen Kontext her, in dem sich Menschen mit dem Anderen ernsthaft und folgenreich auseinandersetzen müssen.

Innerhalb dieses gesetzten Rahmens beschäftigt sich die Autorin mit „Fällen“, mit einzelnen Erwachsenen, die sich in Chi- na aufhalten, dort leben. Sie befragt diese (mit einem sich entwickelnden Fragenraster im „Abduktionsmodus“) zu Handlungs- spielräumen, Zusammenarbeit, Lernbedar- fen, Wissensanforderungen u.a. mit einem schließlich sechsseitigen Interviewleitfaden (vgl. S. 266ff.) und dimensioniert die Be- fragungsergebnisse auf drei Prozessebenen (Lernvoraussetzungen, Lernformen und individuelle Bildungszugänge) und bezieht diese auf drei Lerndimensionen: Arbeits- praktiken, Kulturstandards und Deutungs- muster, die ausführlich erläutert werden (S. 271ff.). Die etwa dreißig (Telefon-) Inter views wurden transkribiert und ausge- wertet. Die „unterschiedlichen kulturellen Ausformungen (Vergleichsdimensionen) bil- den die Grundlage für die Typenbildung“

(S. 285). Das Ergebnis sind drei Haupt- typen: die „Postmodernen Kosmopoliten“

(S. 291ff.), die „klassischen Expatriates“ (in der Sprache der Autorin „Expat Classico“, S. 446ff.) sowie die „Nomaden“, die sich in zwei Untergruppen („Employability-No- made“ und „Kosmopolitischer Nomade“, S. 597ff.) wiederfinden.

Die einzelnen Typen werden umfänglich anhand einzelner Fälle, die ihnen zugeord- net sind und zu ihrer Konstitution beige- tragen haben, erläutert; die Prozess- und Lerndimensionen bilden dabei das Präsen-

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tations- und Auswertungsraster. Die Typen

unterscheiden sich durch ihren Zugang zum Gastland, ihr Interesse an fremden Kultu- ren, ihre Lernstrategien, ihre Beziehung zur Arbeit und Zusammenarbeit, ihre Perspek- tiven. Die Employability-Nomaden etwa betrachten ihre Anwesenheit in China als Notwendigkeit aber auch als bedrückend, während die postmodernen Kosmopoliten vorbereitet und offen in den neuen Kontext eintreten. Entsprechend unterscheiden sich auch die Lernverfahren und die Lernergeb- nisse der Typen.

Eine zentrale Rolle in der vorliegenden Arbeit spielt der Begriff „Hybridisierung“, entstanden in der Debatte um die Folgen und Vorgänge von Kolonialisierung. Es geht um Distanz- und Fremdheitsverständnis, um Dominanz und Identität, um das Zulassen von Gegensätzlichem und dessen Akzep- tanz. Dies ist natürlich mit Sozialisations- und Lernprozessen unterschiedlichster Art verbunden, mit Deutungen und Arbeits- praktiken. Davon ist im Buch an vielen Stel- len und auf unterschiedliche Weise die Rede, so bei der Beschreibung der Typenbildung (S. 282ff.), bei der Vorstellung der Fälle und Typen und bei den Resümees, eine Art Hybri disierung auch als Präsentationsform.

Es fällt daher schwer zu sagen, ob dieser Ansatz für die gestellte Frage wirklich einen

„added value“ der Beantwortung bildet.

Dies liegt wohl auch daran, dass die Typen eher kultur- und sozialwissenschaftlich als

„lernwissenschaftlich“ dimensioniert sind, das drückt sich schon in ihrer Benennung aus. Es sind eben keine „Lerntypen“, die ge- bildet wurden.

Die recht verwirrende Verschränkung unterschiedlichster Fragen, Ebenen, Dimen- sionen, Prozesse und Strukturen im Buch (und in der Ableitung und Beschreibung der Typen) findet sich auch im (äußerst knapp gehaltenen!) Abschnitt zur angewandten Methode, der letztlich mehr Fragen offen lässt als beantwortet (möglicherweise wurde er für die Veröffentlichung dieser Habilita- tionsschrift gekürzt). Die Auswahl der Be- fragten, der Ablauf der Interviews, die Re-

geln der Transkription, die Analyseschritte der Interviews bleiben eher kursorisch er- wähnt, sodass ein grüblerischer Gedanke des Lesers der Frage nachgeht, wie solch weitreichende Analysen und Auswertungen auf der Basis von nur eineinhalbstündigen Telefoninterviews vorgenommen werden können.

Noch ein Wort zur Sprache: Sie chan- giert zwischen (oft) syntaktischer Simpli- zität und lexikalischer Komplexität, will sagen: hochabstrakte Begriffe, nicht immer definiert, in kurzen Sätzen: „Der Merkmals- raum bildet eine spezifische kulturelle For- mation an Merkmalen aus, die zu einem bestimmten Arbeitsverhalten und zu be- stimmten Lernformen führen. Die Reduk- tion des Merkmalsraums auf ein Struktur- schema bildet den Kern der vorliegenden Typenbildung“, heißt es auf S. 283.

Wie auch immer: Es ist ein mutiges und innovatives Werk, auch wenn es den Leser (und wohl auch die Leserin) richtig fordert.

Oder vielleicht deshalb. Den Lernprozessen von Menschen, ob organisiert oder infor- mell, in globalisierten Kontexten nachzuge- hen ist ein wichtiger und vorwärtsweisender Ansatz, er hat hier interessante Ergebnisse erbracht, und die Arbeit von Steffi Robak hat einen Teppich ausgebreitet für zukünf- tige Forschungen dazu, auf dem hoffentlich viele Bildungswissenschaftler folgen werden.

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Heinz Eder, von 1970 bis 1993 Ordinarius und Direktor des Instituts für Veterinär-Physiologie an der Justus-Liebig-Uni- versität in Gießen, hat mit dem im Jahre 2003 in