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Archiv "USA, KANADA: Impfungen: Staatlich behindert" (23.11.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

VEREINIGTE STAATEN

Klapperschlange im Briefkasten

Eine ähnliche Entwicklung wie das Heidelberger „Sozialistische Pa- tientenkollektiv" scheint eine Re- habilitationsgruppe für Drogenab- hängige zu nehmen, die unter dem Namen „Synanon" seit einigen Jahren in Kalifornien besteht: Aus der Sozialarbeit entwickelt sich kriminelle Aktivität. Der letzte Fall war, wie die amerikanische Zeit- schrift „Time" berichtet, ein An- schlag auf das Leben des Rechts- anwaltes Morantz, der einen Pro- zeß gegen die Gruppe gewonnen hatte. Als er eines Morgens in den Briefkasten seines Hauses griff, verspürte er einen heftigen Schmerz; als er die Hand zurück- zog, hing an seinem Daumen eine Klapperschlange. Der Anwalt hatte Glück; er konnte rechtzeitig be- handelt werden und erlitt keinen weiteren Schaden. Besonders raf- finiert war dieser Anschlag deswe- gen, weil der Klapperschlange die Klappern herausoperiert waren, so daß die übliche Warnung vor ei- nem Biß entfiel. Zwei Mitglieder der Rehabilitationsgruppe, darun- ter der Sohn eines bekannten eng- lischen Jazzbandleaders, wurden im Zusammenhang mit diesem An- schlag von der Polizei von Los An- geles festgenommen.

Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, daß es offenbar innerhalb der Gruppe Listen von Gegnern gibt, und man kennt eine Reihe von Äußerungen und Aktivitäten, die sich in ziemlich gewaltsamer Weise gegen mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten rich- ten. Der Chefredakteur der Zeit- schrift „Time" selbst ist in New York von Mitgliedern der Gruppe bedroht worden, nachdem Ende 1977 ein Artikel über Synanon er- schienen war. Ein kalifornischer Jurist, der mit seiner Synanon an- gehörenden Frau in einem Rechts- streit lag, wurde überfallen und mißhandelt. Mitarbeiter und sogar Direktoren einer der großen ameri-

kanischen Fernsehgesellschaften sind nicht nur mit Schadenser- satzprozessen überzogen worden, sondern wurden ebenfalls be- droht.

Die Synanon-Gruppe hatte in ihrer besten Zeit 1700 Mitglieder; es sol- len jetzt nur noch 900 sein. Dafür besitzt sie inzwischen ein Vermö- gen von ungefähr 30 Millionen Dollar, hat, was sie öffentlich be- kanntgegeben hat, für 63 000 Dol- lar Waffen und Munition für „den eigenen Schutz" gekauft und eine Truppe ausgebildet, die nach dem Stil der Kommandoeinheiten der amerikanischen Armee ausgebil- det wird. bt

USA, KANADA

Impfungen:

Staatlich behindert

Die American Medical Association hat Sorgen: Die Vorräte an ver- schiedenen Impfstoffen in den USA werden, wie die AMA in ihrer Wochenzeitung „AMA News" be- richtet, immer geringer, und es be- steht bereits die Gefahr, daß im Falle von Epidemien nicht mehr ausreichend Impfstoff zur Verfü- gung steht. Immer mehr Impfstoff- produzenten ziehen sich aus die- sem Bereich zurück. Zur Zeitgibt es nur noch eine Firma, die Impf- stoffe gegen Masern, Mumps und Röteln herstellt, eine einzige ande- re produziert Polioimpfstoff. Statt früher 13 gibt es nur noch vier Hersteller von Grippeimpfstoff. Die Hersteller begründen ihre Zurück- haltung damit, daß das Impfstoff- geschäft zu riskant geworden sei.

Daran sind nicht nur scharfe Über- wachungsbestimmungen der Re- gierung schuld, sondern insbe- sondere auch das Überhandneh- men von Klagen und Rechtsstrei- tigkeiten wegen angeblicher oder tatsächlicher Impfschäden und Impffolgen. Der durchschnittliche Durchimpfungsgrad der Kinder und Jugendlichen bis zum 14. Le- bensjahr hinsichtlich der Kinder-

und Infektionskrankheiten beträgt in den USA nur noch 65 Prozent.

Das Gesundheitsministerium möchte diesen wieder auf 90 Pro- zent heraufbringen — die Hersteller jedoch sagen, wenn die Gesell- schaft, vertreten durch den Staat, Impfungen als Schutz vor Infek- tionskrankheiten verlangt, dann muß sie auch bereit sein, das Risi- ko mitzutragen.

Ein Gerichtsverfahren im Nach- barland Kanada illustriert die Pro- blematik in überraschender Weise wobei es in diesem Falle eine be- sondere Pointe gibt: Vor Gericht bekämpfen sich zwei staatliche Einrichtungen, so daß auf dem Terminzettel des Gerichts eigent- lich stehen müßte: Steuerzahler gegen Steuerzahler. Die Schwei- negrippeaffäre von 1976, die in den USA zu einer erheblichen Ab- neigung gegen Impfungen über- haupt geführt hat, wirkte sich da- mals auch in Kanada aus. Die ka- nadische Regierung hatte bei der Firma Connaught Laboratories 12 Millionen Einheiten Impfstoff ge- gen die Schweinegrippe bestellt, und Connaught mußte einen gro- ßen Teil seiner sonstigen Arbeiten unterbrechen, um diesen Auftrag erfüllen zu können. Zum Teil gab sie den Auftrag auch an eine briti- sche Firma weiter. Dann trat in den USA der Verdacht auf, daß der Impfstoff Nebenwirkungen haben könnte, und die Impfungen wur- den abrupt gestoppt. Die kanadi- sche Regierung verweigerte die Abnahme und Bezahlung von 2 Millionen noch nicht ausgeliefer- ten Dosen, die aus Großbritannien unterwegs waren. Vorgeschoben wurde die Begründung, daß diese Lieferung nicht den regierungs- amtlichen Standards entspreche, weil der Impfstoff nicht klar durch- sichtig, sondern trübe sei. Die Fir- ma Connaught konterte: Erstens spiele die Trübung überhaupt kei- ne Rolle, und zweitens habe es niemals regierungsamtliche Stan- dards gegeben. Und nun hat sie die Regierung verklagt. Die Firma Connaught aber gehört: der kana- dischen Regierung. ama/bt

2860 Heft 47 vom 23. November 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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