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Archiv "Medizintextilien: Von Stent bis Hirnhautersatz" (22.01.2010)

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A 96 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 3

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22. Januar 2010

E

inen eigenwilligen Beweis für die Hightechtextilien liefert der Innovationsträger „Char- ly“. Das Skelett im Glaskasten mit inzwischen 27 angehefteten tech- notextilen Entwicklungen weist im Forschungskuratorium Textil e.V.

in Berlin auf mögliche Einsatz - felder hin, die teilweise heute schon realisiert sind (www.textil forschung.de). Darunter Knorpel - implantate zur Modellierung neuer Ohrmuscheln, Halte- schrauben und -plat- ten, die sich nach dem Heilungsprozess voll- ständig im Körper auf- lösen, oder ein textiler Hirnhautersatz.

Technische Textilien zeichnen sich nicht nur durch ihren Innovati- onsgehalt aus, sie wer- den auch am Markt im- mer wichtiger. Maß- geblichen Anteil daran hat das Anwendungs- segment Healthcare:

Medizintextilien mit Hightechfunktionen sind bei der Behandlung im Krankenhaus, in der

Rehabilitation und der Fürsorge gefragt. In der Biomedizintechnik entstehen in interdisziplinärer Zu- sammenarbeit immer mehr Bioma- terialien und Medizinprodukte auf Polymerbasis, etwa für Implantate.

Ein Beispiel dafür sind Stents zur Gefäßerweiterung oder kettenge- wirkte Gefäßschläuche aus Poly- ester, mit denen Chirurgen kranke Blutgefäße ersetzen. Ebenso wer- den „Smart Tex tiles“ in naher Zu- kunft als „intelligente“ Kleidungs- stücke dienen und mit integrierter Sensorik den Gesundheitszustand ihrer Träger überwachen.

17 Forschungseinrichtungen Ein Großteil der Anregungen für solche Neuentwicklungen kommt aus den 17 Textilforschungsinstitu- ten in Nordrhein-Westfalen, Baden- Württemberg, Mitteldeutschland und Bremen. Sie und eine steigen- de Zahl von Mittelständlern haben seit 1990 mehr als 6 000 Textilpa- tente angemeldet. Für marktfähige textile Medizinprodukte geforscht und entwickelt wird quer durch die Republik: Zum Beispiel gehen sämtliche an „Charly“ demonstrier- ten Anwendungsmöglichkeiten auf Lösungen aus dem Institut für Tex- til- und Verfahrenstechnik Denken- dorf (ITV) zurück.

Auch das Institut für Textil - technik der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule Aachen

macht auf diesem Gebiet immer wie- der Schlagzeilen. Gemeinsam mit der Universität Tampere (Finnland) wur- den erst kürzlich hochporöse textile Strukturen geschaffen, eine Art Ge- rüst für die Züchtung körpereigener Gefäßprothesen aus patienteneigenen Zellen. Im wirtschaftsnahen TITV Greiz, Institut für Spezialtextilien und flexible Materialien in Thürin- gen, wird unter anderem an der Inte- gration von Mess- und Stimulations- funktionen in Textilien gearbeitet.

Im Ergebnis können Vitalparameter erfasst oder über Elektrostimulation Muskeln gezielt aufgebaut werden.

In den international renommier- ten Hohenstein-Instituten bei Stutt- gart ist es Forschern gelungen, Stammzellen auf textilen Träger- schichten wachsen zu lassen – ein Schritt hin zu der sich selbst rege- nerierenden Herzklappe. Für eine

„therapeutisch aktive Wundauflage mit Drug-Delivery-Funktion“ aus demselben Haus wurde erst im Ok- tober 2009 ein Team um den Bio - logen Gregor Hohn mit dem Inno- vationspreis „textil+mode 2009“

ausgezeichnet. Die Innovation setzt kontrolliert Wirkstoffe zur Heilung chronischer Wunden frei.

„In der Medizin werden Textilien besonders vielfältig eingesetzt und mit vielen innovativen Funktionen ausgestattet“, erklärt Dr. Michael Doser, Stellvertretender Direktor und Leiter Entwicklung Biomedi- MEDIZINTEXTILIEN

Von Stent bis Hirnhautersatz

Technische Textilien, darunter neue Materialien für die Humanmedizin und

Gesundheitserhaltung, machen fast die Hälfte des Umsatzvolumens der deutschen Textilbranche aus.

Therapeutisch aktive Fasern für Wundauflagen

von morgen Fotos: Hohenstein

Skelett „Charly“ mit 27 textilmedizinalen Anwen- dungsmöglichkeiten

Foto: ITV

T E C H N I K

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22. Januar 2010 A 97 zin des ITV. „Anwendung finden

sie als Medizintextilien nicht nur im stationären Bereich, sondern auch in der Diagnostik und Therapie.

Textile Implantate (wie Herniennet- ze, Gefäßprothesen) werden vom Körper besonders gut angenom- men, weil die mechanischen Eigen- schaften der textilen Fasern gut an die Fasern im Gewebe angepasst werden können.“

Kooperation mit Defiziten Dem herausragenden Stellenwert des Gesundheitssektors trägt das Forschungskuratorium Textil mit einem seiner Leitthemen Rech- nung, mit denen die Prämissen für die Zukunftsfähigkeit formuliert werden: „Im Verbund mit der Medi-

zintechnik, der Biotechnologie, der Pharmakologie und den Pflege- dienstleistungen können Textilien bezüglich Effizienz und Innovation einen hervorragenden Beitrag leis- ten und die Leistungsfähigkeit des

Gesundheitswesens unter Berück- sichtigung beherrschbarer Kosten potenzieren.“

Die übergreifende Kooperation zwischen den Wissenschaften ist in der textilen Forschung längst selbstverständlich. Bei den Kon- takten zur Praxis sieht Dr. Klaus Jansen, Geschäftsführer des For- schungskuratoriums Textil, jedoch noch Defizite. Aus seiner Sicht müssten sich Textilforscher und Mediziner noch mehr austau- schen. Nur so könnten die „Tex - tiler“ zukunftsweisende Entwick- lungen für die Gesundheits- und Medizinbranche bedürfnisgenau

mitgestalten. ■

Norbert Hüls, E-Mail: kontakt@norbert- huels.de

BEINPROTHESEN

Langzeittest zu Belastungen

Mehr als 150 000 Menschen in Deutschland leben mit einer Bein- prothese. Wie Oberschenkelampu- tierte in ihrem Alltag mit dem Kunstbein agieren, war bislang weitgehend unbekannt. Jetzt haben Wissenschaftler vom Innovations- zentrum Technologien für Gesund- heit und Ernährung (IGE) der Tech- nischen Universität Berlin in Ko- operation mit Entwicklern der Otto Bock Health Care GmbH ein Mess- system entwickelt, das es ermög- licht, über einen langen Zeitraum hinweg alle Bewegungen, die der Amputierte in seinem Alltag mit der Prothese ausführt, zu erfassen und auszuwerten.

Vor 30 Jahren wurde zum letzten Mal bei Kurzbelastungstests die Beanspruchung von Prothesen un- tersucht. Die damaligen Testergeb- nisse waren Grundlage für eine Pro- thesennorm, die bis heute gültig ist.

Mit den Daten der aktuellen Unter- suchung wollen die Forscher unter anderem eine solide realistische Datengrundlage für eine Überarbei- tung der Norm liefern.

15 Probanden bekamen ein Jahr lang einen circa handtel- lergroßen Messblock in ihr künstliches Bein eingebaut. In dem quadratischen Metallge- häuse sind sogenannte Deh- nungsstreifen mit Metallgit- tern an verschiedenen Positio- nen platziert. Die Metallgitter verformen sich bei unter- schiedlicher Belastung ver- schieden stark, wobei ein messbarer elektrischer Wider- stand entsteht. Diese Daten werden auf einer Speicherkar- te gesammelt, die die Forscher am Computer auswerten können.

Bei dem Langzeittest wurde un- ter anderem geprüft, in welchem Maß die Prothese tatsächlich be- lastet wird: Wie lange läuft der Proband am Tag? Wie häufig steigt er Treppen, kniet, sitzt er oder fährt Fahrrad? Wie wird die Prothe- se bei den verschiedenen Aktionen belastet? Um die Daten, die die Untersuchten regelmäßig auf ihren Speicherkarten bei den Wissen- schaftlern ablieferten, genau zuord-

nen zu können, haben die Probanden mit den Mess- adaptern zuvor auf einem Testparcours alle Bewegungs- muster durchlaufen.

Schon jetzt steht fest, dass die Probanden wesentlich mehr Schritte gehen als ange- nommen. Zehn der Testperso- nen sind zudem mit einem C-Leg versorgt, einer Prothe- se mit Hightechkniegelenk, die rund 20 000 Euro kostet.

Untersucht wurde auch, ob sich diese Testpersonen mehr oder weniger bewegen als Nichtamputierte. Der Test soll auch einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Patienten liefern, denn um das teure Hightechbein zu erhalten, müssen die nach einem Unfall ohnehin traumatisierten Pa- tienten häufig lange Kämpfe mit den Krankenkassen ausfechten.

Das Projekt wird mit 500 000 Euro von der Otto Bock GmbH

gefördert. EB

Informationen: Dipl.-Ing. Simone Oehler, Technische Universität Berlin, Fakultät V Verkehr und Maschinensysteme, Institut für Konstruktion, Mikro- und Medizintechnik, Fachgebiet Medizin- technik, E-Mail: simone.oehler@tu-berlin.de, Internet: www.medtech.tu-berlin.de Das Messsystem

ist in die Prothese integriert.

Foto: TU Berlin/FG Medizintechnik

Gas freisetzende Textilien, etwa für die Zahnmedizin

T E C H N I K

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