Young Medical Oncologists (YMO) in der AIO
Eigene Ideen entwickeln,
Verantwortung übernehmen
Junge, in der Onkologie tätige Internist*innen sind häufig schon früh in Forschungsprojekte eingebunden. Die interdisziplinäre Arbeits
gruppe Young Medical Oncologists (YMO) der Arbeits gemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft will an der Forschung interessierte junge Onkolog*innen dabei unterstützen.
K
athrin Heinrich, Sprecherin der YMO in der AIO von der Medizini- schen Klinik lll des Klinikums der Universität München, erklärte: „Unser Ziel ist es, junge Onkolog*innen in der wissenschaftlichen Arbeit zu unterstüt- zen und innerhalb der AIO zu vernetzen, damit sie in klinischen Studien aktiv sein und translationale Begleitprojekte be- treuen können.“ Die Arbeitsgruppe mit etwa 80 Mitgliedern bietet jungen Onkolog*innen eine Plattform, um eige- ne Ideen vorzustellen, zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Es ist explizit Ziel der YMO, dass junge Onkolog*innen als Studienleiter (Principal Investigator, PI) Studien durchführen. Solche Projekte bekommen innerhalb der AIO eine eige- ne YMO-Studiennummer (Tab. 1).Vernetzen und Netzwerke knüpfen Die Arbeitsgruppe YMO ist mit der übrigen AIO gut vernetzt. Sie ist im Vor- stand vertreten und seit einigen Jahren auch mit mindestens einem Vertreter in den Leitgruppen der Organ-Arbeits- gruppen der AIO. Dadurch ist mehr Teil- nahme an Studienprojekten möglich, er- klärt Heinrich: Die Organ-Arbeitsgrup- pen und Leitgruppen haben die Verbin- dung zu den Prüfzentren. Oft werden Studien von erfahrenen Onkolog*innen gemeinsam mit YMO entwickelt.
Wichtig für solche wissenschaftlichen Aktivitäten der YMO ist die Vernetzung junger Kolleg*innen aus verschiedenen Häusern mit denselben Fächern und häu- fig auch ähnlichen Herausforderungen.
„Der Austausch untereinander ermöglicht, relativ niederschwellig eine Projektidee vorzustellen und gemeinsam zu diskutie- ren. Idealerweise kommt man mit mehr Ideen heraus als man in die Diskussion hinein gegangen ist“, erzählt Heinrich.
Unterstützt wird der wissenschaftliche Nachwuchs auch durch die AIO-Studien- akademie, die normalerweise vor jeder AIO-Tagung stattfindet. Im Rahmen der Studienakademie berichten erfahrene
Studienleiter u. a. über Hürden beim Auf- setzen oder Durchführen von klinischen Studien. Seit dem Frühjahrskongress 2021 gibt es mit dem Format „YMO meets Max- Eder“ eine Seminar-Reihe, in der Max- Eder-Stipendiaten zudem YMO-Meetings mit eigenen Referenten, die laut Heinrich schon etwas weiter die Karriereleiter her- aufgestiegen sind und beispielsweise erläu- tern, was es für Fördermöglichkeiten gibt.
Mentoren: virtuell – bald auch real Ende 2019 wurde das Mentoren- programm „AIO-MentorUs“ etabliert, das jüngeren Onkolog*innen ein 1:1 Mentoring bietet. Wegen der COVID- 19-Pandemie musste der Kontakt
zwischen Mentor*innen und jungen Onkolog*innen auf Telefon- oder Video-
Studiennummer Studientitel Status
AIO-YMO/HEP-0316 5-Fluorouracil (5-FU), folinic acid and irinotecan (FOLFIRI) versus 5-FU and folinic acid as second-line chemotherapy in patients with biliary tract cancer (IRIBIL): a randomized open-label phase 2 study (IRIBIL)
in Rekrutierung
AIO-YMO/TRK-0319 Thoracic Radiotherapy plus Durvalumab in Elderly - Employing optimized (hypofractionated) radiothera- py to foster durvalumab efficacy (TRADEhypo)
in Rekrutierung
AIO-YMO/TRK-0416 DURvalumab (MEDI4736) in frAil and elder PaTIents
with metastatic Nsclc [DURATION] in Rekrutierung AIO-TRK/YMO-0419 Nivolumab with chemotherapy in pleural meso-
thelioma after surgery (NICITA) in Rekrutierung AIO-YMO/TF-0115 Analyse der epidemiologischen und molekularen
Früherkennung zur Prognosebestimmung für Patien- ten mit Barrett-Ösophagus
in Rekrutierung
AIO-YMO/PAK-0215 Eine multizentrische Registerstudie zur Erfassung klinischer, epidemiologischer und biologischer Parameter beim duktalen Adenokarzinom des Pank- reas (PDAC, PaCaReg)
in Rekrutierung
AIO-YMO/ENC-0216 Multicenter registry for patients with rare malignant
tumors of the thyroid (ThyCa) in Rekrutierung, retro- spektiv 2000–2013, prospektiv ab 2014 Tab. 1: Aktuell rekrutierende Studien der AIO-YMO (Stand Juli 2021)
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Praxis konkret
Praxis konkret Weiterbildung für junge Onkologen
konferenz beschränkt bleiben. Mit der Möglichkeit eines Workshops zum Thema Mentoring als Präsenzveranstal- tung soll das Mentorenprogramm weiter
Fahrt aufnehmen, hofft Heinrich:
„Wenn man sich wieder gemeinsam trifft, kann man doch ein ganz anderes Verhältnis zueinander aufbauen.“
Diskutieren: bald wieder mit Präsenz Seit Frühjahr 2020 fanden alle Treffen der Arbeitsgruppe YMO virtuell statt. Mit
virtuellen Veranstaltungen hätten die Mit- glieder zwar gelernt, auf diese Weise miteinander zu diskutieren. Aber Heinrich beobachtet, dass es für junge Onkolog*innen schwieriger ist teilzuneh- men, weil sie häufig parallel in den Klinik- betrieb eingebunden sind. Besser ist es ih- rer Erfahrung nach, wenn die Kolleg*innen wirklich aus dem Alltag heraus sind. Des- halb hofft sie auf ein persönliches YMO- Treffen im Vorfeld des AIO-Kongresses im November 2021. Friederike Klein Mehr zur Reihe: „Weiterbildung für junge Onkologen“
— Die WilsedeSchule für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin
— nächste Ausgabe: junge DGHO und Juniorakademie https://www.springermedizin.de/
weiterbildungfuerjungeonkologen/19156614
© chatchaisurakram / Getty Images / iStock
Nachgefragt
Young Medical Oncologist der AIO werden
Im Gespräch mit Dr. Kathrin Heinrich erklärt sie die Idee hinter der Arbeitsgruppe und wie sie selbst damals aufgenommen wurde.
?Wer kann an der interdisziplinären Arbeitsgruppe YMO in der AIO teilneh- men?
Dr. Kathrin Heinrich: Prinzipiell kann jeder junge Onkologe mitmachen. Wir halten das bewusst offen. Wir sind der Meinung, dass sich auch jemand beteiligen können soll, der wissenschaftlich noch nicht sehr aktiv ist, aber Lust darauf hat und sich für Onkologie interessiert. Willkommen sind nicht nur junge Ärzt*innen in der Weiter
bildung zum internistischen Hämatoonko
logen, sondern auch Kolleg*innen aus an
deren internistischen Fachgebieten, die onkologisch sehr interessiert sind. Die YMO ist eine relativ zwanglose Arbeits
gruppe, wo wirklich jeder mitmachen kann und am Ende – finde ich – immer spannen
de Ideen und Projekte entstehen.
?Gibt es eine Altersgrenze?
Heinrich: Bei Gründung der YMO wurde eine Altersgrenze von 40 Jahren festgelegt.
Diese Altersgrenze kann aufgeweicht werden, wenn jemand aus bestimmten Gründen lange nicht forschend aktiv war, beispielsweise weil er in Elternzeit war.
?Wie sind Sie selbst zur Arbeitsgruppe YMO gekommen?
Heinrich: Ich habe 2018 hier in der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am LMU Klinikum angefangen und bin relativ schnell in die Arbeitsgruppe von Prof.
Heinemann eingetreten. Die Kolleg*innen aus der Arbeitsgruppe haben mich mit auf den AIOHerbstkongress 2018 und zur YMOSitzung am Vorabend des Kongres
ses genommen. Ich fand das gleich eine spannende Plattform.
? Warum sind sie als Sprecherin bei den YMO in der AIO aktiv?
Heinrich: Ich möchte etwas für die Förde
rung des Nachwuchses tun, weil ich selber sehe, wie wichtig das ist. In unserer Arbeitsgruppe bekommt der Nachwuchs bei der Ausarbeitung eigener wissen
schaftlicher Ideen viel Unterstützung. Aber das ist beileibe nicht überall so. Es gibt viele motivierte Leute, die aktiv werden möchten, aber an den gegebenen Struktu
ren scheitern. Außerdem bin ich in der Arbeitsgruppe Frauen und Familienförde
rung aktiv, weil ich glaube, dass junge Onkolog*innen Unterstützung benötigen, um klinische Ausbildung, wissenschaftli
ches Arbeiten und Familiengründung be
wältigen zu können, die ja alle in den gleichen Lebensabschnitt fallen. Da kann
man sicher noch Vieles besser machen. Das war ebenfalls ein Grund mich zu bewer
ben, als ein neues YMOSprecherTeam gewählt wurde.
!Herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Friederike Klein
„In unserer Arbeitsgruppe bekommt jeder bei der Ausarbeitung eigener wissenschaftlicher Ideen Unterstützung, sodass viele spannende Projekte entstehen.“
© privat
Dr. Kathrin Heinrich
Sprecherin der Young Medical Onco
logist (YMO) in der AIO, Medizinische Klinik lll, LMU Klinikum, München
Im Fokus Onkologie 2021; 24 (4) 73
Praxis konkret Weiterbildung für junge Onkologen